FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home  > Deutschland > Baden-Wuerttemberg A - H > Biberach (Riß)
 Baden-Wuerttemberg I - R Baden-Wuerttemberg S - Z

Bibliothek des Wieland-Archivs

Adresse. Marktplatz 17, 88400 Biberach (Riß) [Karte]
Telefon. (07351) 51-458, 51-307
Bibliothekssigel. <463>

Unterhaltsträger. Stadt Biberach a. d. Riß
Funktion. . Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zur Erforschung und Dokumentation von Leben und Werk Christoph Martin Wielands. Durchführung von Projekten und Ausstellungen in den angegliederten Ausstellungsräumen " Wieland-Schauraum" und " Wieland-Gartenhaus".
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Christoph Martin Wieland; Literatur, Kultur- und Sozialgeschichte des 18. Jhs. 2. Besondere Sammelgebiete: Sophie von LaRoche; Justin Heinrich Knecht; Almanache und Taschenbücher des 18. Jhs; Theatergeschichte des 18. Jhs. Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung, bei neuerer Literatur Sofortausleihe. Freihandaufstellung. Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Kopiergerät in der Stadtbücherei (im Hause).
Gedruckte Informationen. S. u. 4.2. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. Das Wieland-Archiv befindet sich im Gebäude der Stadtbücherei am Marktplatz. Fußweg vom Hauptbahnhof (8 Minuten). A 7 (Ulm-Kempten), Ausfahrt Berkheim; ab Ulm B 30. Tiefgaragen in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 1905 erfolgte die Gründung des Wieland-Museums durch den Biberacher Kunst- und Altertumsverein und durch die Initiative privater Bürger unter der Leitung von Reinhold Schelle (1845-1930). 1907 wurde das Museum im Gebäude des Gartenhauses eröffnet, dessen Obergeschoß Christoph Martin Wieland während seines Aufenthaltes als Kanzleiverwalter in Biberach von 1760 bis 1769 gemietet hatte. Im Bestand des Museums waren 200 Bücher, 30 eigenhändige Briefe des Dichters, rund 70 Bildnisse sowie andere Dokumente und Zeugnisse aus seinem Wirkungskreis. Durch Spenden, Ankäufe und großzügige Schenkungen der Wielandnachkommen Dr. Carl Peucer und Elizabeth Hecht-Peucer wuchsen die Sammlungen, insbesondere die Hss.- und Buchbestände. Kontakte und wissenschaftlicher Austausch wurden mit dem Schiller-Nationalmuseum Marbach und dem Goethe-Schiller-Archiv in Weimar gepflegt.

1.2 Unter der Leitung von Eugen Schelle (1891-1972) erlebte das Museum Anfang der fünfziger Jahre eine Neustrukturierung, indem die finanzielle Unterstützung der Bestandserweiterung vom Land Baden-Württemberg, vom Regierungspräsidium Tübingen, vom Landkreis Biberach, von der Stadt Biberach sowie von verschiedenen Biberacher Firmen übernommen wurde. Von Dr. Hansjörg Schelle wurden in den fünfziger und sechziger Jahren die Ziele der Buchbestandsvermehrung konzipiert und teilweise realisiert. So wurde u. a. die Rekonstruktion von Wielands eigener Bibliothek eine Sammelaufgabe. Der Buchbestand und die graphischen Blätter wurden neu geordnet und katalogisiert. Die Ziele des Bestandsaufbaus wurden erweitert und umfaßten nun sowohl die auf Wieland wirkenden literarischen, philosophischen und theologischen Einflüsse als auch die von Wieland angeregte und beeinflußte Literatur. Diese bildeten die langfristigen Ziele der Bestandsvermehrung neben dem selbstverständlich wichtigsten Sammelschwerpunkt: Hss. des Dichters sowie sämtliche Ausgaben der Werke Wielands. 1958 erhielt das Museum den Nachlaß des Grazer Wieland-Forschers Bernhard Seuffert, und ein Teil der Bibliothek von Julius Steinberger konnte erworben werden.

1.3 Im März 1972 ging das Wieland-Museum in das Eigentum der Stadt Biberach über. Schon in den fünfziger Jahren war der größte Teil des Buchbestandes im Alten Spital untergebracht und Wieland-Archiv genannt worden. Die Stadt Biberach brachte das Wieland-Archiv in der Stadtbücherei in abgetrennten Räumen unter. 1981 wurde der Wieland-Schauraum, gleichfalls in der Stadtbücherei, als literarisches Museum eingerichtet; mit museumspädagogischen Mitteln wird Leben und Werk des Dichters dargestellt. 1985 wurde im Gartenhaus eine Dauerausstellung zum Thema " Gärten in Wielands Welt" eingerichtet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand des Archivs umfaßt 12.573 Bde (ca. 6600 Titel, einschließlich Zeitschriften). Davon umfaßt der historische Bestand 2454 Titel. Die Auszählung erfolgte am Altkatalog und an Bestandsbüchern sowie teilweise am Regal.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Das Archiv besitzt einen Titel aus der Zeit vor 1500. Es sind 22 Drucke von 1501 bis 1600 vorhanden. Das 17. Jh ist mit 38, das 18. Jh mit 1254 und das 19. Jh mit 1139 Titeln vertreten.

2.3 Der historische Buchbestand ist überwiegend deutschsprachig (2022 Titel). 235 Titel sind in französischer Sprache, 129 in lateinischer; der Rest verteilt sich auf 36 Titel in englischer Sprache und 32 sonstige Titel (griechische oder zweisprachige Ausgaben). Vorwiegend finden sich die fremdsprachigen Titel im Sammelschwerpunkt " Wieland-Bibliothek".

Systematische Übersicht

2.4 Archiv und Bibliothek sind auf Forschung und Dokumentation von Leben und Werk Christoph Martin Wielands ausgerichtet. In allen Sammelbereichen, mit Ausnahme der Rekonstruktion der Wieland-Bibliothek, wird versucht, durch Fotokopien und/oder Mikrofilme bzw. Mikrofiches fehlende Werke, Aufsätze und Dissertationen zu ergänzen. Vorhanden sind auch ergänzende Materialien, die für die Forschung und Dokumentation von Wielands Leben und Werk notwendig sind: Hss., Graphiken, eine Objektsammlung sowie eine Reihe von Tonträgern: Kassetten und Schallplatten mit Texten des Dichters, Ton- und Videokassetten mit Rundfunk- und Fernsehsendungen zu Neuerscheinungen Wielandscher Werke, zu Veranstaltungen oder Darstellungen der Einrichtungen.

Wieland-Bibliothek

2.5 Anhand des Verzeichniß der Bibliothek des verewigten Herrn Hofraths Wieland ... (Versteigerungskatalog 1815) wird eine Rekonstruktion der Bibliothek Wielands versucht. Das Verzeichnis listet 3849 Bde auf. Davon sind 1654 Bde bzw. 530 Titel vorhanden. Sie verteilen sich sprachlich wie folgt: 302 Titel in deutscher, 104 in französischer, 76 Titel in lateinischer, 17 in englischer Sprache sowie 9 zweisprachige Titel und 9 sonstige. 5 Titel sind im 16. Jh erschienen, 22 Titel zwischen 1601 und 1700, 385 Titel sind von 1701 bis 1800 erschienen und 105 Titel zwischen 1801 und 1813, dem Todesjahr Wielands.

2.6 Inhaltlich spiegelt diese Sammlung eine Gelehrtenbibliothek des 18. Jhs wider. Sie enthält wichtige Lexika und Wörterbücher der Zeit (Schwan, Campe, Hesychius, Scheller, Bayle). Die klassischen griechischen und römischen Autoren, die Wieland z. T. auch übersetzte, sind vertreten, sowie Geschichts- und topographische Werke (Hume, Rollin), Reiseliteratur und Werke bedeutender Autoren der europäischen Literatur seiner Zeit (Pope, Sterne, Fielding, Voltaire, Rousseau). Den größten Teil bildet die deutsche Literatur des 18. Jhs, wobei die Schöne Literatur überwiegt (Bodmer, Gessner, Goethe, Herder). Vorhanden sind auch Werke aus den Gebieten Naturwissenschaften (Ebert, Buffon), Technologie und Ökonomie (Sickler). Darunter befinden sich seltene und bibliophile Ausgaben. Journale der Zeit wie Selene, Iris, Journal für deutsche Frauen sind (teilweise lückenhaft) vorhanden, ebenso ein Exemplar des ersten Bandes des seltenen The German Museum. 62 Bde stammen aus dem Nachlaß Wielands.

Wielands Werke

2.7 Die Werkausgaben umfassen gesammelte Werke, Teilsammlungen, Auswahlausgaben, Briefsammlungen, Übersetzungen und Einzelwerke. Darunter sind fast alle Erstausgaben, seltene und bibliophile Ausgaben sowie Übersetzungen von Wielands Werken zu finden. Ein vollständiges und ein Teilexemplar des Teutschen Merkurs ist vorhanden sowie Einzelhefte im Originaleinband. Von der " Fürsten-Ausgabe", der Luxus-Gesamtausgabe von 1794, besitzt das Archiv zwei vollständige Exemplare und ein unvollständiges im Original-Einband des Verlags. Unter den Gesamt- und Einzelausgaben befinden sich auch die Raub- und Nachdrucke des 18. Jhs sowie Reprints des 20. Jhs. Von den Werkausgaben sind 336 Titel aus dem 18. Jh, 198 Titel aus dem 19. Jh und 320 Titel aus dem 20. Jh. Im historischen Bestand sind 470 Titel in deutscher, 34 in französischer, 17 in lateinischer, 6 in englischer Sprache und 7 sonstige.

Zeitgenössische Literatur

2.8 Diese Gruppe zählt 1536 Titel in 3415 Bdn. Davon umfaßt der historische Bestand, die größte Gruppe, 933 Titel, vorwiegend aus dem Zeitraum 1700 bis 1900, in deutscher Sprache. Inhaltlich umfaßt er die Werkausgaben und Einzelwerke von zeitgenössischen Autoren Wielands, darunter vielfach Erstausgaben, jedoch auch Nachdrucke des 20. Jhs. Gängige bibliographische und biographische Hilfsmittel (Kayser, Heinsius, Hamberger-Meusel) sowie Lexika (Zedler, Jöcher, Joerdens, Bayle auf deutsch) sind vorhanden. Lückenhafte Reihen von zeitgenössischen Zeitschriften (Deutsches Museum, Neue Bibliothek der Wissenschaften, Allgemeine Deutsche Bibliothek) und Journalen (Journal des Luxus und der Moden, Morgenblatt für gebildete Stände) sowie Jahrbücher verschiedener Gesellschaften (Schiller, Jean Paul, Goethe, Lessing, Shakespeare) gehören zu dieser Sammlung. Sie umfaßt außerdem die Almanach- und Taschenbuch-Sammlung mit ca. 260 Bdn, vorwiegend aus dem Zeitraum zwischen 1750 und 1850, in deutscher wie in französischer Sprache.

Wissenschaftliche Literatur

2.9 Unter den 3415 Bdn Sekundärliteratur sind nur etwa 314 Titel aus dem historischen Buchbestand (Dissertationen und Abhandlungen aus dem 19. Jh). Der restliche Bestand sind Abhandlungen und Dissertationen zu Wieland sowie Literaturgeschichten, Abhandlungen und Untersuchungen zur Literatur und zum Geistes- und Sozialleben des 18. Jhs und zur Wirkungsgeschichte des Dichters aus dem 20. Jh.

ondersammlungen

2.10 Die Sondersammlungen enthalten insgesamt 156 Titel als historischen Bestand. Davon sind 131 Titel in deutscher, 22 in lateinischer und 3 in französischer Sprache.

2.11 Sophie LaRoche Sammlung. Die 44 Titel vor 1900 (31 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh) bestehen aus Einzelausgaben und Briefsammlungen. Sekundärliteratur ist im Bestand der Gruppe Wissenschaftliche Literatur enthalten.

2.12 Theologie und Recht. Aus dem Nachlaß des Urenkels von Wieland, Dr. Carl Peucer (1843-1937), Weimar, eines direkten Nachkommens von Melanchthon, sind 44 Titel vorhanden (15 aus dem 16., 10 aus dem 17., 7 aus dem 18. und 12 aus dem 19. Jh). 21 Titel sind in deutscher, 22 in lateinischer und ein Titel in französischer Sprache, vornehmlich Werke zu Theologie und Recht (einiges von Melanchthon und Caspar Peucer).

2.13 Stadtgeschichte und Theater-Sammlung. Die kleine Sammlung von 144 Titeln, von denen ca. ein Fünftel zum historischen Bestand zählt, bezieht sich auf die Stadtgeschichte Biberachs sowie die Theatergeschichte der Stadt und des 18. Jhs. Weitere 200 Bde zur Stadtgeschichte befinden sich in der Stadtbücherei. In der Theatersammlung sind 3 handschriftliche Einschreibbücher vorhanden, die die Aufführungen der Biberacher Komödiantengesellschaft von 1731 bis 1849 verzeichnen, ferner eine Sammlung von Theaterzetteln zu den Aufführungen der hiesigen und auswärtigen Bühnen zwischen 1858 und 1892.

2.14 Justin Heinrich Knecht-Sammlung. Von den 103 Titeln sind 37 aus dem Zeitraum zwischen 1700 und 1900. Es sind musiktheoretische Werke des Komponisten J. H. Knecht (1752-1817) sowie Partituren und Notensammlungen aus seinem Schaffen, z. T. als Manuskripte.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer (Verfasser-/Titel-)Katalog bis Erscheinungsjahr 1984

[Zettelkatalog nach PI, ab Erscheinungsjahr 1985 nach RAK-WB sowie nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[Zettelkatalog nach eigener Systematik, im Aufbau]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog bis 1972 nach den Sammlungsgebieten Wielands Werke, Zeitgenössische Literatur und Wissenschaftliche Literatur

[nach Hausregeln]

3.3 Sonderkataloge

Verzeichnis der Bibliothek des Hofraths Wieland. 1815 [gedruckt]

Zettelkatalog der Wieland-Bibliothek

[alphabetisch nach Autor/Titel]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Inventar- und Zugangsbücher, Rechnungsbücher, Korrespondenzen, Zeitungsberichte seit 1905. Nicht erschlossen.

4.2 Darstellungen

Wunderlich, Irene: Das Wieland-Museum in Biberach. Biberach [1921] (Sonderabdruck aus Schwäbischer Bund, März 1921)

Wieland in Biberach. Biberach: Wieland-Archiv und Wieland-Schauraum. In: Bernhard Zeller (Hrsg.): " ... in Dichters Lande ..." Literarische Museen und Gedenkstätten in Baden-Württemberg. Marbach a. N. 1981

Radspieler, Hans: Wieland-Museum Biberach an der Riss. 1905-1985. Biberach 1985

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Ausstellungskataloge: Wieland-Schauraum. Hrsg. vom Kulturamt der Stadt Biberach a. d. Riss. Texte: Dr. Heinrich Bock. Biberach [1981]

Christoph Martin Wieland. 1733-1813. Leben und Wirken in Oberschwaben. Katalog und Ausstellung: Hans Radspieler. Weißenhorn 1983

Gärten in Wielands Welt. Bearbeitet von Heinrich Bock und Hans Radspieler. Marbach a. N. 1986 (Marbacher Magazin 40)

Buch- und Handschriftenbestände: Schelle, Hansjörg (Hrsg.): Wieland-Museum. Biberach an der Riss. Erwerbungen vom März 1954 bis zum August 1955. Biberach 1955

ders. (Hrsg.): Rechenschaftsbericht für die Zeit vom 1. Sept. 1955 bis zum 31. August 1957. Biberach 1957

 ders.: Wieland-Museum und Wieland-Archiv. Rechenschaftsbericht 1962-1970. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 14 (1970) S. 573-579 [über die wichtigsten Neuzugänge: Jahresberichte des Wieland-Archivs ab 1973; mschr.; ab 1988 veröffentlicht in den Wieland-Studien]     

Schlegel, Franz: Justin Heinrich Knecht. Ein Biberacher Komponist. Biographie und Werkverzeichnis. Biberach 1980

Stand: Oktober 1988

Viia Ottenbacher


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.