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Wissenschaftliche Fachbibliothek im Justus Perthes Verlag Gotha GmbH

Adresse. Justus-Perthes-Str. 3-5, 99867 Gotha [Karte]
Telefon. (03621) 38 51 61
Telefax. (03621) 38 51 02
Bibliothekssigel. <G 1>

Unterhaltsträger. Justus Perthes Verlag Gotha GmbH
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geographie, Kartographie und angrenzende Wissenschaften. 2. Besonderes Sammelgebiet: Verlagsproduktionen des Perthes-Verlages.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 7.30-14.30 Uhr, Freitag 7.30-13.30 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Vom Hauptbahnhof Gotha Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) in Richtung Zentrum; Straßenbahnverbindung (Linien 1, 2 und 4) bis Haltestelle Orangerie. - A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha. Parkplätze Justus-Perthes-Straße 1.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Verlag wurde 1785 durch den aus Rudolstadt stammenden Buchhändler Johann Georg Justus Perthes (1749-1816) gegründet. Schon bald entwickelte sich das Unternehmen zu einem der bedeutendsten Verlage auf genealogischem und geographisch-kartographischem Gebiet. Perthes hatte, als er 1795 aus der Gothaer Handlungssozietät ausschied, zunächst für 15 Jahre den Verlag des Gothaischen Hofkalenders (1763 als Gothaer Hofkalender zum Nutzen und Vergnügen gegründet) und des noch weiter verbreiteten Almanach de Gotha unter Beibehaltung der Firma Ettinger auf dem Titelblatt fortgeführt. Nach Ablauf der Frist verlängerte er den Vertrag auf weitere 15 Jahre. 1816 stand, nachdem sein Sohn Wilhelm Perthes (1793-1853) den Verlag übernommen hatte, der Name Justus Perthes auf dem Titelblatt. 1825 kam der erste Jahrgang des Genealogischen Taschenbuchs der Gräflichen, 1848 der Freiherrlichen Häuser heraus.

1.2 Den Anstoß zur Publikation geographischer Werke gab die Französische Revolution. 1793 erschien ein Historisch-geographisches Handbuch zur genaueren Kenntniß des gegenwärtigen Kriegsschauplatzes und der an diesem Kriege theilnehmenden Länder von Julius Wilhelm Hamberger. Anton Pigafettas Beschreibung der von Magellan unternommenen ersten Reise um die Welt (1801) enthielt zum ersten Mal bei einem von Perthes verlegten Werk Karten als Informationsmaterial. 1809 veröffentlichte Johann Heinrich Gottlieb Heusinger einen ersten Handatlas über alle bekannte Länder des Erdbodens, der zwar keine weite Verbreitung fand, aber das Interesse des Verlegers auf dieses Spezialgebiet lenkte.

1.3 Im Jahre 1814 begann die Zusammenarbeit mit dem damaligen Legations-Sekretär Adolf Stieler (1775-1836), dessen Handatlas über alle Theile der Erde nach dem neuesten Zustande und über das Weltgebäude (50 Blätter) von 1817 bis 1823 zum ersten Mal bei Perthes erschien und, laufend aktualisiert, zehn Ausgaben erlebte.

1.4 Mit dem Ankauf der Bibliothek und der Kartensammlung Stielers (über deren Umfang nichts bekannt ist) nach dessen Tod durch den Verlagsinhaber Wilhelm Perthes gewann die Verlagsbibliothek als wissenschaftliches Arbeitsinstrument an Bedeutung. Das Jahr 1836 kann deshalb als das eigentliche Gründungsjahr der Bibliothek angesehen werden.

1.5 Der Verlag, der anfangs auch historische und pädagogische Werke verlegt hatte, wandelte sich unter Bernhard Wilhelm Perthes (1821-1857) von der Verlagsbuchhandlung zur " Geographischen Anstalt". Er spezialisierte sich auf Atlanten, Wand- und Handkarten, Kartenbücher, Taschenatlanten und Literatur zur wissenschaftlichen Geographie und Kartographie.

1.6 Von 1838 bis 1848 erschien im Perthes-Verlag der erste von Heinrich Berghaus (1797-1884) erarbeitete thematische Atlas der Erde, der u. a. Karten zur Klimatographie, Geologie, botanischen Geographie und Ethnographie enthielt. Unter der " fördernden Anregung" Alexander von Humboldts (1769-1859) gab Berghaus zunächst als laufende Ergänzung (Heft 1-4, 1850-1852) zum Physikalischen Atlas ein Geographisches Jahrbuch heraus, das ab 1866 als selbständige Reihe erschien (bis Bd 66, 1983).

1.7 Die " Gothaer Kartographenschule" und der " Gothaer Kartenstil" wurden von Hermann Berghaus (1828-1890), Carl Vogel (1828-1897), Hermann Wagner (1840-1929) und besonders von August Petermann (1822-1878) geprägt, der 1854 in die Geographische Anstalt eintrat. Er schuf mit der Herausgabe einer neuen Monatsschrift in Gotha ein " geographisches Zentrum": Am 16. März 1855 erschien das erste Heft der Mittheilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie (ab Jg. 84, 1938 ff. Petermanns Geographische Mitteilungen), die u. a. eine fortlaufende Fachbibliographie und Rezensionen enthielt. Die rezensierten Werke wurden in der Regel Eigentum der Geographischen Anstalt und damit Bestandteil der Bibliothek, die durch Kauf und später durch Tausch systematisch erweitert wurde. Durch die Zeitschrift gelangte neuestes Forschungsmaterial in die Bibliothek, sie ermöglichte dem Verlag, die geographisch-kartographischen Erzeugnisse nach dem modernsten Erkenntnisstand zu gestalten.

1.8 Die aus praktischen Bedürfnissen erwachsende Verlagsbibliothek wurde im Einklang mit den sich ständig wandelnden Anforderungen zu einem perfekten Nachschlageinstrumentarium ausgebaut, Kataloge und Systematik entsprechend funktional gestaltet. Die parallel hierzu aufgebaute Kartensammlung und das Verlagsarchiv dienten dem gleichen Zweck.

1.9 Schon zu Lebzeiten Petermanns war dessen Privatbibliothek, von den anderen Sammlungen räumlich getrennt, in der Geographischen Anstalt aufgestellt gewesen. Nach seinem Tod wurde sie 1878 für 30.000 Mark angekauft und mit den vorhandenen Beständen verschmolzen. Auch über den Umfang dieser sicher beträchtlichen Büchersammlung ist heute nichts Näheres mehr bekannt.

1.10 Im Jahre 1884 wurde eine Neuaufstellung der Bücher vorgenommen. Um diese Zeit entstanden wohl auch der alphabetische Zettelkatalog und der standortgebundene Systematische Katalog. Zehn Jahre später reichte der zur Verfügung stehende Raum nicht mehr aus. 1899 wurde der Neubau Perthesstraße 7 vollendet, dessen dritte Etage die Bibliothek einnahm. 1911 fand ein dritter Erweiterungsbau statt, " um die nunmehr über 100.000 Bde unterbringen zu können". Die Grundrißskizze zeigt die Aufstellungsbereiche der Bibliothek und die enge Verknüpfung zwischen bibliothekarischer und themenkomplexbezogener redaktioneller Arbeit: Der " Bücherei-Hauptsaal" enthielt die Bücher, Zeitschriften und Atlanten für die Erarbeitung der Mitteilungen. Die Publikationen waren nach Erdteilen und Ländern (innerhalb der Gruppen chronologisch) bzw. Sachgruppen aufgestellt. Der " Bücherei-Nebensaal" mit den älteren Zeitschriftenbeständen, den Statistiken und Doppelstücken war ebenfalls nach dem geographischen Prinzip geordnet. Ein kleinerer Raum barg die Bücherei des Hofkalenders und der Genealogischen Taschenbücher. Im " Arbeitssaal" mit der Handbücherei, den Verlagswerken von Justus Perthes und dem " Neuigkeitentisch" befanden sich die Arbeitsplätze der Redaktionen, für auswärtige Benutzer und für das Bibliothekspersonal.

1.11 Im Laufe der Zeit bildete sich eine Magazinaufstellung heraus, die aufgrund der praktischen Anforderungen Besonderheiten aufwies, nach der der Bestand bis heute gewissermaßen grob " katalogisiert" wird: Am Anfang jeder regionalen bzw. sachlichen Gruppe stehen die Konvolute (Kapseln), in denen Sonderdrucke, Zeitungsausschnitte, Broschüren, Kleinschrifttum, Bilder, Briefe usw. aufbewahrt werden. Sie bieten zugleich eine optische Orientierung. Dann folgen die Bücher zum Thema, am Schluß der Gruppe stehen die Zeitschriften, wenn sie nicht regional nach dem Herausgeberland abgestellt worden sind. Gleich zu Anfang wurden Beilagekarten, die in Büchern und Zeitschriften enthalten waren, der Vorlage entnommen und der Kartensammlung zugeführt, gegenseitige Verweisungen stellten den Zusammenhang her. " Unselbständige Karten" wurden zusätzlich gesondert erfaßt. Die separat geführte Kartensammlung gab ihrerseits alte, nicht mehr häufig benutzte Atlanten zur Endaufstellung an die Bibliothek ab.

1.12 Am 1. Mai 1897 trat Hermann Haack (1872-1966) in die Geographische Anstalt ein. Er widmete sich besonders der Schulgeographie (Geographischer Wandatlas, Physikalischer Wandatlas, Historischer Wandatlas), auch wurde er mit der Bearbeitung der 10. Auflage, der Hundertjahrausgabe (Jubiläumsausgabe) von Stielers Handatlas (1920-1925) betraut. Seinem Wirken ist es zu verdanken, daß Bibliothek und Kartensammlung nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten blieben. Nach seinem Tode erhielt die Bibliothek Bücher aus seinem Nachlaß.

1.13 Im Jahre 1953 ging der Verlag in Volkseigentum über und firmierte als VEB Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha. Am 29. Oktober 1955 wurde die Bezeichnung in VEB Hermann Haack, Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha, zeitweilig Gotha/Leipzig, verändert. Die weiterhin den Verlagsaufgaben dienende Bibliothek erlangte durch Größe und Qualität des Bestandes die Bedeutung einer geographischen Fachbibliothek, der bedeutendsten im thüringischen Raum, vor allem nachdem die Bibliothek des Geographischen Instituts der Universität Jena 1968 aufgelöst worden war. Seit 1959 wurde sie hauptamtlich von einem Bibliothekar geleitet. In den sechziger Jahren nahm der mit der Zeitschrift Petermanns Geographische Mitteilungen verbundene Schriftentausch zu. Ein wesentliches Element in der Erwerbung bildeten wieder die Besprechungsexemplare.

1.14 Im März 1992 wurde der Verlag, der in sieben Generationen mit dem Namen Perthes verbunden gewesen wäre, reprivatisiert, um einen Monat später von dem damaligen Besitzer Stefan Justus Perthes an die Ernst Klett Schulbuch Verlag GmbH verkauft zu werden. Ab 1. Januar 1995 wurde die Schulbuch- und Atlasproduktion von Klett mit dem Lehrmittelprogramm (Wandkarten und Folien) von Haack/Gotha und Perthes/Darmstadt in der Verlagsgemeinschaft Klett-Perthes in Gotha vereinigt. Es ist beabsichtigt, Bibliothek, Kartensammlung und Verlagsarchiv in einer Stiftung zusammenzufassen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek enthält über 110.000 Bestandseinheiten. Der anhand des Bandkataloges ausgezählte historische Bestand ergab 32.766 Bde (29,8 Prozent des Gesamtbestandes): 16. Jh 3, 17. Jh 18, 18. Jh 223, 19. Jh 32.522 (99,26 Prozent des historischen Bestandes). Die Kartensammlung enthält heute über 235.000 Karten und Atlanten, sie wurden nicht gesondert erfaßt.

2.2 Hinsichtlich der sprachlichen Zusammensetzung stehen im Buch- und Zeitschriftenbestand (die 9620 Konvolute wurden in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt) die deutschsprachigen Werke mit 43 Prozent an erster Stelle (9943 Titel: 16. Jh einer, 17. Jh 7, 18. Jh 141, 19. Jh 9794). 25 Prozent des Bestandes (5793 Titel: 17. Jh einer, 18. Jh 21, 19. Jh 5771) liegen in englischer und 16,1 Prozent (3733 Titel: 17. Jh 3, 18. Jh 46, 19. Jh 3684) in französischer Sprache vor. Nur 90 Titel sind lateinischsprachig, während 3587 Titel (15,5 Prozent) weiteren Sprachen zugehören, was die Internationalität des Bestandes unterstreicht. Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek, im wesentlichen mit der Herausgabe von Petermanns Geographischen Mitteilungen entstanden und gewachsen, dokumentiert durch Tagebuchaufzeichnungen, Reiseberichte, kartographische Zeugnisse und bildliche Darstellungen zugleich die Entwicklungsgeschichte der Geographie.

2.4 Die Bestandsstruktur nach Sachgruppen (ohne Zeitschriften) ergibt nach der speziell für die Anforderungen des Verlages erarbeiteten Systematik folgendes Bild: Die Gruppe Allgemeines I, die als Untergruppen Atlanten, die Geographie im allgemeinen, Zeitschriften, Lehrbücher, Anleitungen, Geographische Lexika, Methodik, Weltreisen, Mathematische Geographie, Astronomie, Kartographie und Geologie umfaßt, enthält 3334 Bde (11,2 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 9, 18. Jh 63, 19. Jh 3259). Etwa den gleichen Umfang hat die Gruppe Allgemeines II mit 3355 Bdn (11,3 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 15, 19. Jh 3339). In ihr sind die Fachgebiete Meteorologie, Pflanzengeographie, Tiergeographie, Medizinische Geographie, Völkerkunde, Politische Geographie, Wirtschaftsgeographie, Geschichte der Geographie, Biographie, Geographentage/Kongresse, Geographische Vereine, Bibliographie, Wissenschaftliche Hilfsmittel und die Missionsgeographie zu finden.

2.5 Das älteste Werk der Bibliothek ist die Warhaffte und Eygentliche Beschreibung deß Königreichs Congo in Africa von Eduard Lopez (Frankfurt a. M. 1597). Es ist Bestandteil des wegen seiner Kupferstiche berühmten 27teiligen de Bryschen Reisewerkes, von dem noch vier weitere Teile vorhanden sind (Der Orientalischen Indien Eygentlicher Bericht, Teil 2-5, 1598-1601). Als wichtiges Nachschlagewerk ist der Historisch-Politisch-Geographische Atlas der gantzen Welt von Antoine Augustin Bruzen de La Martinière (Leipzig 1744-1750) zu nennen. Hervorzuheben ist unter den Reisebeschreibungen wegen ihrer Illustrationen die Voyage de la Pérouse autour du monde pendant les années 1785-88 (Paris 1797, mit Atlas) von Milet de Mureau, der die Tagebücher des bei der Erdumseglung mit seinen Schiffen verschollenen Kapitäns Jean-François de Galaup Lapérouse (*1741) bearbeitete.

2.6 Die geographischen Sachgruppen beginnen mit Europa I (Europa im allgemeinen, Alpen im allgemeinen, Deutschland), die 2687 Bde enthält (9,1 Prozent; 18. Jh 20, 19. Jh 2667), und Europa II (Österreich-Ungarn, Schweiz, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Großbritannien, Dänemark, Skandinavien) mit 3196 Bdn (10,8 Prozent; 18. Jh 27, 19. Jh 3169). Europa III umfaßt Rußland, Polen, Finnland, die Balkanhalbinsel im allgemeinen, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, Montenegro, die Türkei (europäischer Teil), Griechenland, Italien und die Pyrenäenhalbinsel. Diese Gruppe enthält 2082 Bde (7 Prozent; 18. Jh 20, 19. Jh 2062).

2.7 Es folgen die Sachgruppen Asien I mit Asien im allgemeinen, Kleinasien, Syrien, Arabien, Iran (Afghanistan), Turan (Turkestan), Sibirien, Zentralasien (1759 Bde, 5,9 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 17, 19. Jh 1741) und Asien II mit Ostasien, Japan, Korea, China, Hinterindien, Indien, Indischer Archipel (2209 Bde, 7,4 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 11, 19. Jh 2196).

2.8 Die Sachgruppe Afrika I (Afrika im allgemeinen, Nordostafrika, Ägypten, Oberer Nil, Abessinien, Nord-Afrika im allgemeinen, Libysche Wüste, Tripolis, Algier und Tunis, Marokko, Westafrikanische Inseln, Sahara und Sudan) umfaßt 2117 Bde (7,1 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 7, 19. Jh 2109), Afrika II (Westnigerland, Kongogebiet, Äquatoriales Afrika, Süd-Afrika im allgemeinen, Kapland, Steinbockzone, Ost-Afrika, Ostafrikanische Inseln) enthält 2266 Bde (7,6 Prozent; 17. Jh 2, 18. Jh 11, 19. Jh 2253).

2.9 Nord- und Südamerika stellen sich im Bestandsaufbau ausgewogen dar: zu Amerika I (Amerika im allgemeinen, Nordamerika im allgemeinen, Alaska, Kanada, Vereinigte Staaten) sind 1912 Bde vorhanden (6,5 Prozent; 18. Jh 13, 19. Jh 1899), zu Amerika II mit Mittelamerika, Westindien, Südamerika im allgemeinen, Neu-Granada (Kolumbien, Venezuela), Peru und Bolivien (sowie Ecuador), Chile, Guayana, Brasilien, La-Plata-Staaten (Argentinien, Paraguay, Uruguay) und Patagonien insgesamt 1964 Bde (6,6 Prozent; 18. Jh 5, 19. Jh 1959).

2.10 Die Sachgruppe Australien (Australien im allgemeinen, Australisches Festland, Neu-Seeland, Neu-Guinea, Polynesien/Südsee) zählt 1163 Bde (3,9 Prozent; 18. Jh 4, 19. Jh 1159). Die Literatur über die Ozeane (Ozeane im allgemeinen, Atlantischer Ozean, Indischer Ozean, Großer Ozean, Arktischer Ozean) umfaßt 651 Bde (2,2 Prozent; 19. Jh), die über die Polargebiete (Polares im allgemeinen, Nordpolares im allgemeinen, Arktisches Asien, Arktisches Europa, Island, Grönland, Arktisches Amerika, Antarktische Gebiete) 1007 Bde (3,5 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 10, 19. Jh 994).

2.11 Autoren, die sich um die Geographie und Kartographie verdient gemacht haben, sind sowohl mit ihren Werken (teilweise Widmungsexemplare) als auch mit Briefen, Karten und anderen Dokumenten vertreten, auch Sekundärliteratur zu diesen Personen ist vorhanden. Das trifft z. B. zu für Georg Forster (1754-1794), für den Asienforscher Sven von Hedin (1865-1952), für Alexander von Humboldt (1769-1859), für den Geographen und Kartographen Heinrich Kiepert (1818-1899), den Missionar und Afrikaforscher David Livingstone (1813-1873), den Reisenden und Naturforscher Friedrich Ratzel (1844-1904), den Afrikaforscher Gerhard Friedrich Rohlfs (1831-1896) und für den Afrikareisenden und Journalisten Henry Morton Stanley (eigentl. John Rowlands, 1841-1904). Sondersammlung

Verlagsarchiv

2.12 Bibliothek und Verlagsarchiv ergänzen sich. So befinden sich im Archiv nicht nur Geschäftssachen, sondern auch Zeichnungen, Kartenskizzen und sogar Schiffstagebücher (Bordbücher) sowie jeweils ein Exemplar der Buchproduktion des Verlages (insgesamt über 500 Titel, spätere Auflagen stehen auch in der Bibliothek).

2.13 Die Verlagsproduktion beginnt mit den Merkwürdigkeiten bey der Römischen Königswahl und Kaiserkrönung von Julius Wilhelm Hamberger (1790, neue verm. Aufl. 1791, 3., verb. Ausg. 1792). Die erste im Perthes-Verlag erschienene Karte von Adolf Stieler ist in dem Werk Das Teutsche Reich vor dem Ausbruche der französischen Revolution und nach dem Friedensschlusse zu Lunéville (Bd 1, Gotha 1801) von Carl Ernst Adolf von Hoff enthalten.

2.14 Das Verlagsarchiv beherbergt in zwei eigens dafür angefertigten Schränken ein nahezu vollständiges, etwa 500 Bde zählendes Belegexemplar des " Gotha". Die Reihe beginnt mit dem Vorläufer Gothaischer Genealogischer und Schreib-Calender auf das Jahr 1744, der von Andreas Reyher verlegt wurde. Das Archiv überliefert Nachlässe und Korrespondenzen von Heinrich Berghaus (1797-1884), Heinrich Barth (1821-1865, Afrikaforscher), Eduard Vogel (1829-1856, Afrikaforscher), Adolf Erik Freiherr von Nordenskiöld (1832-1901, Geograph und Polarforscher), Georg Schweinfurth (1836-1925, Afrikaforscher), Emil Pascha (eigentl. Eduard Schnitzer, 1840-1892, Arzt und Forschungsreisender), Hermann von Wissmann (1853-1905, Afrikaforscher), Hermann Haack (1872-1966) und Werner Horn (1903-1978). Sie unterstreichen die enge Verbindung des Verlages mit der geographischen Wissenschaft.

2.15 Die Bibliothek besitzt eine Globen- und Atlantensammlung. Aus letzterer sind hervorzuheben: Gerhard Mercators Tabulae geographicae Cl. Ptolemaei (Köln 1578) aus der Provenienz von Hermann Berghaus und der Atlas sive cosmographicae meditationes de fabrica mundi et fabricati figura (Amsterdam 1630), Johann Blaeus Theatrum orbis terrarum, sive Atlas novus (Amsterdam 1640-1654) und von Nicolas Sanson d'Abbéville der reich ausgestattete, kolorierte Atlas nouveau, contenant toutes les parties du monde (3 Bde, Paris 1696) und der Grand Atlas d'Allemagne en LXXXI feuilles, Dedié à Sa Majesté Joseph II. von Jean Guillaume Abraham Jaeger (Frankfurt a. M. 1789).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, Hochformat 10,5 x 21,0 cm, in Kapseln, hauseigene Regeln in Anlehnung an PI, begonnen von dem Oberlehrer Richard Wendelmuth; Berichtszeit bis April 1964]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, Format 7,5 x 12,5 cm, nach PI, z. T. auf RAK umgestellt; Berichtszeit ab Mai 1964]

Systematischer Katalog

[14 Bde, eigene standortgebundene Systematik; angelegt von dem Oberlehrer Richard Wendelmuth; Gesamtbestand bis zur Gegenwart]

Sachkatalog

[in Zettelform, 7,5 x 12,5 cm, 8 Sachgruppen und 20 Regionalgruppen; innerhalb derer nach dem weiten Schlagwort und innerhalb der Schlagwörter chronologisch; Berichtszeit seit 1964]

Zeitschriftenkatalog

[in Zettelform, über den Gesamtbestand]

Die Bestände sind z. T. im Thüringer Zentralkatalog an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Verlags-Catalog von Justus Perthes in Gotha. Bis Oster-Messe 1843. Gotha 1843 [auch vorhanden für die Jahre: 1845, 1847-1850, 1852, 1854, 1855/56, 1859, 1864, 1868, 1871, 1875, 1876, 1879, 1880, 1883, 1886]

Neuer Geographischer Schul-Verlag von Justus Perthes in Gotha. Ostern 1895. Gotha 1895 [auch vorhanden für die Jahre: 1897, 1900/01. Ein Schulkatalog erschien 1925, 1930, 1931, 1936, 1938, 1941]

Hölscher, Karl: Die Bibliothek und Karten-Sammlung der Geographischen Anstalt von Justus Perthes in Gotha. Gotha 1901 (Sonderdruck anläßlich der zweiten Tagung des Vereins der Deutschen Bibliothekare)

L[anghans, Paul]: Die Bücherei der Geographischen Anstalt in Gotha. In: Dr. A. Petermanns Mitteilungen ... 57 (1911) 2. Halbbd., S. 147 [Grundriß Taf. 21]

Haupt-Katalog von Justus Perthes Geographische Anstalt und Verlagsbuchhandlung Gotha. Gotha 1915 [verzeichnet die Verlagsproduktion] Justus Perthes Hauptkatalog. Gotha 1935 [enthält S. VII-XXXII: Fünf Generationen]

Carlberg, Berthold: J. G. Justus Perthes 200 Jahre. In: Petermanns Geographische Mitteilungen 93 (1949) S. 193-196 Horn, Werner: Die Geschichte der Gothaer Geographischen Anstalt im Spiegel des Schrifttums. In: Petermanns Geographische Mitteilungen 104 (1960) S. 271-287

Küttler, Otto; Preuß, Irmgard: Drucke Gothaer Verleger. 1750-1850. Bestandsverzeichnis [der Landesbibliothek Gotha]. Gotha 1965 (Veröffentlichungen der Landesbibliothek Gotha 10) [S. 88-100 verzeichnen die Nr. 593-707 der Verlagsproduktion von Perthes]

Mickel, Hubertus: Die wissenschaftliche Bibliothek des VEB Hermann Haack. Ihre Entwicklung und ihre Aufgabe für das Verlagsschaffen. Abschluß-Hausarbeit. Leipzig: Fachschule für Bibliothekare an wiss. Bibliotheken 1965 [mschr.]

Suchy, Gottfried: 200 Jahre geographisch-karthographische Arbeiten in Gotha zur Entwicklung des heutigen " VEB Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt Gotha". In: Gothaer Museumsheft [11] 1985, S. 2-11

Suchy, Gottfried: 200 Jahre Gothaer Verlagsschaffen. In: Geographische Berichte 30 (1985) 2 (= 115) S. 105-121

Suchy, Gottfried (Hrsg.): Gothaer Geographen und Kartographen. Gotha 1985 (Geographische Bausteine N. R. 26)

Mickel, Hubertus: Die Erschließung der Kartenbestände für Verlagszwecke am Beispiel des VEB Hermann Haack Gotha. In: Archivierung und Erschließung kartographischer Bestände. Berlin 1986, S. 71-76 (Beiträge aus der Deutschen Staatsbibliothek 2)

Köhler, Franz: Gothaer Wege in Geographie und Kartographie. Gotha 1987

Zur Mühlen, Bernt Ture von: Das geplante " Museum der Erde" in Gotha. In: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel 164 (1997) Nr. 60 vom 29. Juli. Beil.: Aus dem Antiquariat, Nr. 7, S. A372-A375

Stand: Januar 1995

Felicitas Marwinski

Christine Boxberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.