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Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität Zweigbibliothek Wissenschaftsgeschichte

Adresse. Ziegelstraße 5/9, 10117 Berlin [Karte]
Telefon. (030) 28 43 17 71
Bibliothekssigel. <11/55>
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine Wissenschaftsgeschichte, Geschichte der Medizin und Veterinärmedizin, Geschichte der naturwissenschaftlichen Disziplinen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 9-16.30 Uhr, Dienstag und Mittwoch 9-18 Uhr, Freitag 9-16 Uhr. - Leihverkehr: DLV über ZUB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Lesegerät für Mikroformen. Hinweise für anreisende Benutzer. S-Bahnhof Oranienburger Straße, U-Bahnverbindung (Linie U 6) bis Oranienburger Tor; vom Bahnhof Friedrichstraße: Straßenbahnverbindung (Linie 1 oder 13) bis Haltestelle Oranienburger Straße; Busverbindung (Linie 157) bis Haltestelle Tucholskystraße. Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 1. April 1930 wurde unter Prof. Paul Diepgen das Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften gegründet, das zugleich der universitären Lehre dienen sollte. Finanziell großzügig ausgestattet, wies die Bibliothek zehn Jahre später einen Bestand von 80.000 Bdn und ca. 50.000 Sonderdrucken auf. In ihrem Grundbestand setzte sie sich aus mehreren großen Büchersammlungen zusammen. Am Beginn stand der Erwerb der wertvollen Bibliothek von George Meyer (1860-1923) mit einer einzigartigen Sammlung seuchenpolizeilicher Vorschriften, Arzneitaxen, Medizinalverordnungen, Schriften über Unfall- und Rettungswesen sowie anderer Quellen zur Medizingeschichte. Der Bestand ist an seinem Exlibris erkennbar.

1.2 Die Bestände des von Julius Ruska (1867-1949) 1927 gegründeten Instituts für Geschichte der Naturwissenschaften wurden Ende 1931 mit dem neuen Institut vereinigt. Grundstock dieses Bestandes waren die 1922 von Ruska für das Heidelberger Institut gestifteten Bücher, die er 1927 an das Berliner Institut überwiesen hatte. Den dritten bedeutenden Zuwachs erfuhr die Bibliothek durch den medizinhistorisch wertvollsten Teil der 1867 von Dr. August Wilhelm Andreae gegründeten Königlichen Medizinal-Bibliothek zu Magdeburg. Neben einer fast vollständigen Sammlung der Lehrbücher des 17. und 18. Jhs befand sich darin eine umfangreiche Dissertationensammlung des 17. bis 19. Jhs mit ca. 32.000 Titeln. Ergänzend zu diesem Bestand gelangten Teile der Bibliothek des Königlichen Medizinal-Kollegiums zu Stettin an das Institut.

1.3 Nach dem Tod von Prof. Max Wellmann (1863-1933) erhielt die Bibliothek eine vollständige Büchersammlung zur antiken Medizin. Schließlich erfuhr sie 1937 eine umfangreiche Vermehrung durch die Schenkung der Bibliothek der Medizinisch-Pharmazeutischen Privatgesellschaft in Stralsund. Gegründet am 25. Februar 1773, war diese Bibliothek bei der Übergabe auf etwa 40.000 Bde angewachsen. Ihr besonderer Wert lag in den vollständigen Zeitschriftenreihen des 19. Jhs.

1.4 Im Juni 1944 wurde die Bibliothek auf Schloß Elvershagen bei Stargardt in Pommern ausgelagert. Trotz großer Verluste - vor allem ist der Bestand Max Wellmanns nicht mehr vorhanden - hat doch ein wertvoller historischer Bestand überlebt. Nach einer Übersicht vom Jahre 1959 wurden ca. 27.000 Bde angegeben, davon 7300 Bde Zeitschriften. Dazu kamen 16.500 Sonderdrucke und 13.000 medizinische Dissertationen aus dem 17. bis 19. Jh sowie eine größere Sammlung von Porträts, Diapositiven, mehreren hundert Dokumenten zur Medizingeschichte und etlichen orientalischen Hss. Seit 1960 wird eine Charité-Bibliographie erarbeitet, die heute ca. 13.600 Titelnachweise enthält.

1.5 Im Jahre 1973 wurde im Zuge der Hochschulreform die Institutsbibliothek der Leitung der Zentralen Universitätsbibliothek unterstellt. Gleichzeitig übernahm und betreute die Zweigbibliothek Wissenschaftsgeschichte die Bereichsbibliothek Wissenschaftstheorie bis zu deren Abwicklung 1991. Ein Drittel dieses Bestandes blieb in der Zweigbibliothek, die übrigen Bestände wurden an andere Zweigbibliotheken, u. a. an die Mathematik und Wirtschaftswissenschaften abgegeben. Seit den siebziger Jahren erhält die Bibliothek außerdem die für die aktuelle Arbeit als veraltet ausgesonderten Bestände der medizinischen Institutsbibliotheken. Im Jahre 1992 erfolgte der Umzug in die neuen Räume, wobei 90 Prozent des Buchbestandes in Freihandaufstellung zugänglich ist.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Bestand umfaßt etwa 58.500 Bde Monographien und Zeitschriften sowie Sondersammlungen. Die Auszählung am Gruppenstandortkatalog ergab einen historischen Bestand von 10.007 Titeln. Davon sind 4 Inkunabeln; 214 Titel stammen aus dem 16. Jh, 357 aus dem 17. Jh, 2023 aus dem 18. Jh und 7409 aus dem 19. Jh.

2.2 In deutscher Sprache sind 7862 Titel vorhanden, ferner 1252 in Latein, 565 in Französisch, 159 in Englisch, 85 in Italienisch, 45 in Griechisch, 11 in Russisch, 6 in Dänisch, je 4 in Niederländisch und Spanisch, 3 in Polnisch und einer in Ungarisch.

Systematische Übersicht

2.3 Der Zeitschriftenbestand enthält 339 historische Titel, davon 2 aus dem 17. Jh und 78 aus dem 18. Jh. Etwa 60 Prozent sind medizinische Zeitschriften, 18 Prozent naturwissenschaftliche und die übrigen allgemeinen Inhalts. Zu nennen sind folgende, vorwiegend medizinische Zeitschriften: Acta Eruditorum (1682-1746), Medizinische National-Zeitung für Deutschland (1798-1838), Magazin zur Vervollkommnung der theoretischen und practischen Heilkunde (1799-1801; hrsg. von Andreas Röschlaub), Magazin für Aerzte (1775-1798), Medicinisches Journal (1785-1800; hrsg. von Ernst Gottfried Baldinger), Journal der practischen Heilkunde (1795-1837; hrsg. von Christoph Wilhelm von Hufeland), Neue Jahrbuecher der teutschen Medicin und Chirurgie (1819-1829), Der Arzt (1760-1769) und Der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften Abhandlungen der Naturlehre, Haushaltungskunst und Mechanik (1732-1784).

2.4 In den verschiedenen Gruppen gehören 603 Titel zur Geschichte, Soziologie und Kulturgeschichte, 267 zur Philosophie, 240 Titel zur Geschichte der Universitäten und 41 Titel zur Geschichte von Akademien und Gesellschaften; 48 Titel sind Biographien. Die große Gruppe Medizingeschichte enthält 5016 Titel, die sich verteilen auf Gesamtdarstellungen, Geschichte einzelner medizinischer Bereiche, Lokalgeschichte, Biographien sowie zahlreiche Quellenwerke. Im Bereich Naturwissenschaften sind 3442 Titel vorhanden, vor allem Quellenwerke zur Chemie, Biologie und Physik, Werke zur Geschichte dieser Disziplinen sowie zur Astronomie, Geographie und Technik. Biographisches Material ist in reichem Umfang vorhanden. An Titeln seien genannt: Adam Lonicer, Kreuterbuch (1564), Johann Dryander, Artzney-Spiegel (1564), Leonhart Fuchs, New Kreuterbuch (1543), Hieronymus Bock, Neu Kräuterbuch (1595) sowie Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica libri septem (1542). Werkausgaben sind vorhanden von Galen (1538), Hippokrates (1595), Gabriello Falloppio (1600), Paracelsus (1616), Ambroise Paré (1607) und Girolamo Cardano (1582). An Inkunabeln sind im Bestand: Bartholomäus Anglicus, Liber de proprietatibus rerum (1492), Guilelmus de Saliceto, Liber ... in scientia medicinali (1490) und Bartholomäus Montagnana, De conservanda sanitate (1497).

Sondersammlungen

2.5 Von ca. 33.000 Sonderdrucken zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften ist ein großer Teil historischer Bestand, z. B. ca. 10.000 Titel zur Physiologie des 18. und 19. Jhs. Außerdem gehören dazu ca. 16.500 Dissertationen, davon ca. 13.000 medizinische aus dem 17. bis 19. Jh.

2.6 Die Bildersammlung enthält über 2000 Porträts von Medizinern und Naturwissenschaftlern, über 6000 allgemeine medizinische und z. T. auch naturwissenschaftliche Abbildungen sowie über 5000 Diapositive.

2.7 Die Sammlung " Arzt und Kunst" wurde in den Jahren 1963 bis 1971 erworben und von dem Kunsthistoriker Bernhard Jasmand in ihrem Grundbestand zusammengetragen. Die Sammlung enthält Arbeiten von Ärzten, vorwiegend des 20. Jhs, die sich auf verschiedene Weise mit der Kunst beschäftigten, oder von Künstlern, die den Arzt oder die Medizin in ihrem Kunstschaffen berücksichtigten, außerdem 376 Exlibris von Ärzten. Es existiert dafür eine eigene Kartei mit etwa 3600 Nummern. Die Wirkungsgeschichte der Sammlung und vergleichbare Sammlungen im Ausland sind ebenfalls dokumentiert.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; bis 1974 nach PI, ab 1975 nach RAK]

Standortkatalog

Schlagwortkatalog [ab 1950]

3.2 Sonderkataloge

Alphabetische und Systematische Kataloge der Dissertationen und Sonderdrucke

Porträtkatalog

[ca. 26.000 Bildnachweise aus dem Buchbestand]

Charité-Katalog

[Alphabetischer und Systematischer Katalog zur Charité-Geschichte]

Bilderkatalog

[Schlagwortkatalog zur Bildersammlung]

Analytischer Katalog der Zeitschriftenaufsätze

[ z. T. rückwärts bis 1875, mit ca. 230.000 Eintragungen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Gedruckte Quellen Chronik, 1931-1938

4.2 Darstellungen

Geyer, Guido: Die Entstehung der Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaft in Berlin. Berlin 1940 Krüger, Gerhard: Die Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin. Mathematisch-naturwissenschaftliche Reihe 6 (1956/57) Separatdruck Bruchelt, Gabriele: Gründung und Aufbau des Instituts für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften eine archivalische Studie. Diss. Berlin, Humboldt-Universität 1978, S. 46-49 und passim Kasbohm, Adelheid: Im Zentrum Berlins präsent: zur Wiedereröffnung der Zweigbibliothek Wissenschaftsgeschichte. In: Humboldt-Universität 36 (1991/92) Nr. 12, S. 5 Kasbohm, Adelheid: Zweigbibliothek Wissenschaftsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin. In: NTM. Internationale Zeitschrift für Geschichte und Ethik der Naturwissenschaften, Technik und Medizin N. S. [Basel] 1993, Heft 3, S. 185-186 Brocke, Bernhard vom: Wissenschaftsgeschichte als historische Disziplin. Marburg 1993, S. 24-27

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Gläske, Kriemhilde: Die Sammlung " Ärzte und Kunst". In: Beiträge zur Arbeit der Universitätsbibliothek Berlin in Vergangenheit und Gegenwart. Berlin 1980, S. 47-56

Stand: Januar 1995

Adolf Laminski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.