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Bibliothek des Instituts für Volkskunde in Mecklenburg-Vorpommern (Wossidlo-Archiv)

Adresse. Schillerplatz 8, 18055 Rostock [Karte]
Telefon. +49 (0) 381 498 8728
Fax: 0381 4981053
E-Mail: ifvk@philfak.uni-rostock.de
Sekretariat: Angelika Krafzik
Leitung: Dr. Christoph Schmitt
Homepage: http://www.volkskunde.uni-rostock.de

Unterhaltsträger. Land Mecklenburg-Vorpommern
Funktion. Institutsbibliothek (Forschungsbibliothek).
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Volkskunde, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Deutsche Kulturgeschichte und Volkskunde, Mecklenburgica, Materielle Volkskultur, Volksdichtung, Volkssprache.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.
Öffnungszeiten:
Vorlesungszeit
Montag: 10.00 - 13.00 Uhr,
Dienstag: 13.00 -18.00 Uhr,
Mittwoch: 13.00 - 16.00 Uhr,
Donnerstag: 10.00 - 13.00 Uhr,
Freitag: 10.00 - 13.00 Uhr

Vorlesungsfreie Zeit
Montag: 10.00 - 13.00 Uhr,
Dienstag: 13.00 -16.00 Uhr,
Mittwoch: 13.00 - 16.00 Uhr,
Donnerstag: 10.00 - 13.00 Uhr,
Freitag: 10.00 - 13.00 Uhr

Öffnungszeiten des Wossidlo-Archivs nach telefonischer Voranmeldung: Tel.: +49 (0) 381 498 8728

Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 5 Minuten). Kein eigener Parkplatz vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bestände der Institutsbibliothek stellen mit ca. 7000 Bdn die größte volkskundlich-kulturhistorische Spezialbibliothek des Landes Mecklenburg-Vorpommern dar. Den Grundstock und noch heute fast die Hälfte des Bestandes bildet die Bibliothek des volkskundlichen Privatgelehrten Dr. h. c. Richard Wossidlo (1859-1939), der in Waren (Müritz) als Gymnasialprofessor wirkte. Wossidlo war vor allem Sammler sprachlicher Volksüberlieferungen, die alle Bereiche des Volkslebens und der Volkskultur seiner Heimat umfaßten. So ist z. B. das Mecklenburgische Wörterbuch von Richard Wossidlo und Hermann Teuchert (Neumünster und Berlin 1942-1992), das auf seinen Sammlungen basiert, nicht nur als sprachliches, sondern zugleich als volkskundliches Nachschlagewerk angelegt.

1.2 Wossidlo interessierte sich für das damalige Gesamtgebiet der Volkskunde und insbesondere für die Volksdichtung und Volkssprache im deutschen Sprachgebiet und in den Niederlanden. Das spiegelt sich auch in seinen Buchanschaffungen wider. Er war bestrebt, alles nur erreichbare fachspezifische Schrifttum aufzukaufen, um soweit wie möglich von auswärtigen Bibliotheken unabhängig zu sein. In seinen letzten Lebensjahrzehnten schickten ihm deutsche und ausländische Fachkollegen ihre Publikationen als Geschenk zu, so daß die private Gelehrtenbibliothek einen internationalen Zuschnitt gewann.

1.3 Nach Wossidlos Tod wurden seine volkskundliche Manuskriptsammlung und seine Bibliothek nach Schwerin gebracht, wo die von ihm gesammelten Volkskunstgegenstände bereits den Aufbau eines Volkskundemuseums (Bauernmuseum Richard Wossidlo) ermöglicht hatten. Diesem wurde auch die Bibliothek Wossidlos angegliedert. 1958 wurde die Bibliothek um etwa 25 Prozent dezimiert wieder mit dem Wossidlo-Archiv vereinigt, das nach dem Kriege auf Veranlassung des Germanisten Prof. Hermann Teuchert (1880-1972) zunächst an die Rostocker Universität geholt worden war.

1.4 Die im Jahre 1954 als Außenstelle des Instituts für Volkskunde der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin in Rostock gegründete Wossidlo-Forschungsstelle, die das Wossidlo-Archiv übernahm, begann zunächst mit Bücherkäufen für einen Handapparat, da der Bücherfundus Wossidlos, mit Eigentumsstempeln des Schweriner Museums, als verschollen galt. Nach dessen Identifizierung und weitgehender Rückführung an das Wossidlo-Archiv wurde versucht, die Bibliothek in ihrem internationalen Zuschnitt weiter auszubauen. Dies geschah in erster Linie durch Schriftentausch, vor allem durch die Beschaffung der wichtigsten europäischen Fachperiodika.

1.5 Für diesen Tauschverkehr stand ab 1973 das Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte zur Verfügung, das von 1971 bis 1989 in der Rostocker Arbeitsstelle redigiert wurde. 1969 war sie dem neugegründeten Zentralinstitut für Geschichte an der Berliner Akademie der Wissenschaften (Akademie der Wissenschaften der DDR) unterstellt worden, aus dessen Buchzugängen im wesentlichen nur Dubletten in die Rostocker Arbeitsstelle gelangten. Der Kauf von Fachliteratur beschränkte sich auf die DDR. Daher fehlen selbst die Veröffentlichungen der siebziger und achtziger Jahre aus Westdeutschland, aus Österreich und der Schweiz, soweit sie nicht später als Geschenke hinzugekommen sind.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Eine Zählung im Jahre 1988 ergab einen Bibliotheksbestand von 6672 Bdn, und zwar 4503 Bde Monographien und 2169 Bde Zeitschriften. Inzwischen sind die bis Ende 1991 bezogenen Periodika, eine maritim-ethnographische Spezialbibliothek, ein Teil der privaten Handbücherei des langjährigen Leiters der Arbeitsstelle, Prof. Ulrich Bentzien (1934-1987), und mehrere kleinere Buchschenkungen hinzugekommen ( s. u. 2.7). Nicht mitgezählt sind die Bestände der Sonderdrucksammlung.

2.2 Der historische Bestand geht im wesentlichen auf die Bibliothek Wossidlos zurück. Er beträgt mit etwa 1000 Bdn (Monographien und Quellen-Dokumentationen) etwa ein Siebentel des Gesamtbestandes, differiert jedoch in den einzelnen Sachgruppen ( s. u. 2.5-2.6). Der Anteil an fremdsprachigen Monographien und Dokumentationen ( z. B. Sammlungen von Erzählgut) ist gering; dagegen sind seit den sechziger Jahren (mehr oder minder lückenhaft) die wichtigsten Fachperiodika der skandinavischen Länder, Polens, der Tschechoslowakei, Ungarns, Bulgariens usw. in den jeweiligen Landessprachen vorhanden.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek ist als Freihandbibliothek für die im Institut tätigen Forscher und für wissenschaftlich arbeitende Besucher eingerichtet. Forschungsschwerpunkte, an denen sich die Neuanschaffungen der letzten Jahrzehnte orientierten, sind das Volksleben und die Volkskultur im norddeutschen Raum in ihren nationalen und interethnischen Bezügen.

2.4 Die Bestände sind systematisch geordnet: Allgemeines (A); Brauch, Glaube (B); Erzählgut, Märchen, Sage, Schwank (E); Kulturgeschichte (soweit nicht volkskundlich) (F); Maritimes (G); Geschichte (vgl. auch M und F) (H); Kleindichtung und Humor, Witz (K); Niederdeutsche Belletristik (L); Mecklenburgica (M); Volksbuch und Flugblätter (N); Philologie, Literaturwissenschaft (P); Volksschauspiel, Film (Q); Hilfswissenschaften, Randgebiete (R); Sachliche, materielle Volkskunde (S); Landschaftliche Volkskunde, Völkerkunde (T); Volkslied (V); Wossidlo-Schriften (W); Zeitschriften, sonstige Periodika (Z).

2.5 Die Periodika bilden die größte Bestandsgruppe, gefolgt von den Gruppen Mecklenburgica, Erzählgut und Philologie, denen das besondere Augenmerk Wossidlos galt. Hier finden sich auch die meisten Titel aus dem 18. und 19. Jh. So entfallen z. B. in der Gruppe Mecklenburgica von 634 Titeln 138 (22 Prozent) auf den historischen Bestand. Es finden sich hier seltene Schriften aus dem 18. Jh, wie Ernst Johann Friedrich Mantzels Bützowsche Ruhestunden (Bützow 1761-1766), Christian Wilhelm Christlieb Schumachers Gerechtes Verhältniß der Viehzucht zum Ackerbaue (Frankfurt und Leipzig 1763), Johann Carl Dähnerts Plattdeutsches Wörterbuch (Stralsund 1781) oder Die Mecklenburgische Land-Baukunst (Schwerin und Wismar 1796) von Ernst Christian August Behrens.

2.6 Von den deutschsprachigen Sagen-, Märchen- und Schwank-Anthologien, die Wossidlo gezielt sammelte, sind 186 von 516 Titeln (36 Prozent) vor 1900 erschienen. Hier finden sich fast alle bedeutenden landschaftlichen Erzählgutsammlungen im Gefolge der Gebrüder Grimm in Originalausgaben, u. a. Rara wie Niklas Vogts Rheinische Geschichten und Sagen (Frankfurt a. M. 1817) oder die anonym erschienenen Münsterischen Geschichten, Sagen und Legenden (Münster 1825). Dagegen ist in den Sachgruppen Kulturgeschichte, Geschichte, Hilfswissenschaften und Materielle Volkskunde der Anteil des historischen Bestandes unbedeutend.

2.7 Die Privatbibliothek Prof. Bentziens umfaßte vor allem die wichtigste jüngere agrar-ethnographische Fachliteratur Europas, darunter etwa zur Hälfte fremdsprachige Titel. Die maritim-ethnographische Spezialbibliothek besteht vorrangig aus den einschlägigen Periodika des deutsch-skandinavischen Raums (Deutsches Schiffahrtsarchiv, Søfartshistorisk Årbok, Handels- og Søfartsmuseet på Kronborg, Sjöhistorisk Årsbok, Blekingeboken, Unda Maris, Norsk Sjøfartsmuseum, Tijdschrift voor Zeegeschiedenis) und einer Sonderdrucksammlung zum historischen Boots- und Schiffbau. Die Privatbibliothek Prof. Bentziens (durch Exlibris gekennzeichnet) ist in den Gesamtbestand eingearbeitet worden, soweit Titel nicht schon vorhanden waren. Die maritim-ethnographische Bibliothek blieb als Sonderbestand erhalten. Sie enthält keinen historischen Bestand.

3. KATALOGE

  Alphabetischer Katalog [nach PI]

Systematischer Katalog [nach hauseigenen Regeln]

[beide in Zettelform; angelegt 1958]

Katalog der Wossidlo-Bibliothek

[mschr; in Listenform, verzeichnet Kurztitel; Universitätsbibliothek Rostock Sig. MK-806/1]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Zurückführung der Bibliothek an das Wossidlo-Archiv und die folgende Anschaffungspraxis waren von einer gesonderten Korrespondenz begleitet, die weitgehend erhalten ist. Über die tatsächlichen Zugänge zum Grundbestand informieren die seit 1957 kontinuierlich geführten Zugangsbücher.

4.2 Darstellungen

Schulz, Erwin: Richard Wossidlo und seine Bibliothek. In: Mecklenburg. Zeitschrift des Heimatbundes Mecklenburg 34 (1939) S. 32-36

Stand: Juni 1994

Siegfried Neumann

letzte Bearbeitung: März 2008, Dirk Frontzek




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.