FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Zentralbibliothek der Medizin

Adresse. Joseph-Stelzmann-Str. 9, 5000 Köln 41 [Karte]
Telefon. (0221) 478-5600 oder -5685 Telex. 8882214 zbmed
Telefax. (0221) 478-5697
Bibliothekssigel. <38 M>

Unterhaltsträger. Bund und Länder
Funktion. Zentrale medizinische Fachbibliothek für die Bundesrepublik Deutschland, darin integriert die Medizinische Abteilung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.
Sammelgebiete. Humanmedizin mit naturwissenschaftlichen Grundlagenfächern; Gesundheitswesen. Sondersammelgebiete der Deutschen Forschungsgemeinschaft: SSG 4 Medizin; Naturwissenschaftliche Anthropologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenutzung im Lesesaal. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-12 Uhr (kurzfristige Benutzung aller Bücher nach Bestellung und ca. 750 medizinischen Zeitschriften). Zeitschriftenmagazin: Montag bis Freitag 9-16 Uhr (Benutzung aller nicht im Lesesaal aufgestellten Zeitschriften). Ausleihe: Montag bis Freitag 10-16 Uhr (Ortsleihe, nach vorheriger Zulassung). - Leihverkehr: DLV; außerhalb des Leihverkehrs gebührenpflichtiger Direktversand von Büchern an Bibliotheken; an auswärtige Besteller Direktversand gebührenpflichtiger Kopien; Eilbestellung über Telefax (s. o.) und Online über mehrere Hosts. - Informationszentrum: Online-Anfragen bei mehreren Hosts.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. PC mit CD-ROM-Laufwerken, Kopiergeräte, Mikrofiche-Lese- und Dupliziergeräte, Reader-Printer, Mikrofilm-Lesegerät, Mikroverfilmungsstelle, Nutzung der Fotostelle der UuStB Köln.
Gedruckte Informationen. Informationsblätter zur Bibliothek und zu den Benutzungsmöglichkeiten.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung bei Benutzung der historischen Bestände erforderlich. - Straßenbahn- (Linie 7) und Busverbindung (Linie 146) ab Hauptbahnhof bis Haltestelle Lindenburg. Geringe Parkmöglichkeiten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der historische Bestand in der Zentralbibliothek der Medizin wird hauptsächlich durch die Vorgeschichte und die Struktur der Bibliothek bestimmt. In ihr sind vereinigt die Zentralbibliothek der Medizin, die die Aufgaben einer zentralen medizinischen Fachbibliothek für die Bundesrepublik Deutschland wahrnimmt und die von Bund und Ländern gemeinsam gefördert wird, und die Medizinische Abteilung der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, die für die lokale Literaturversorgung, insbesondere der Medizinischen Fakultät, zuständig ist. Gegründet 1969, in ihren Vorgängereinrichtungen bis 1908 zurückreichend, hat die Bibliothek ihre Aufgabe in der Beschaffung und Bereitstellung von wissenschaftlicher Literatur zur Humanmedizin und ihren Grundlagenwissenschaften sowie zur naturwissenschaftlichen Anthropologie und zu weiteren angrenzenden Wissenschaftsbereichen.

1.2 Die Erwerbungstätigkeit ist vorrangig auf die Anschaffung laufender Neuerscheinungen im Buch-, Dissertations- und Zeitschriftenbereich und die Vervollständigung des bestehenden Titelangebots gerichtet. Bis zum Erscheinungsjahr 1900 wird der Bestand auch rückwärtig ergänzt. Der gesamte Buchbestand beläuft sich auf etwa 735.000 Bde; das Zeitschriftenverzeichnis weist etwa 12.000 Titel auf, davon werden über 7000 laufend gehalten. Das Sondersammelgebiet Alte Medizin ist dagegen der Senckenbergischen Bibliothek in Frankfurt/Main anvertraut (s. dort). Es sieht ausschließlich die Ergänzung des historischen Bestands, nicht das Sammeln von Literatur zur Geschichte der Medizin vor, das der Zentralbibliothek der Medizin obliegt.

1.3 Die erste Bibliothek im Kölner Raum, in der medizinisches Schrifttum in größerem Umfang zentral gesammelt und verwaltet wurde, war die Bibliothek der Akademie für praktische Medizin. Sie bestand seit 1904 und wurde 1919 in die Medizinische Fakultät der neugegründeten Universität umgewandelt. Die 1908 geschaffene Bibliothek ermöglichte die abgestimmte Koordinierung der zahlreichen Büchersammlungen auf Klinik- und Institutsebene. Während die in der Kölner Lindenburg befindliche Hauptbibliothek unter einheitlichem Gesichtspunkt durch allgemeine medizinische Literatur, Zeitschriften und Serienwerke erweitert wurde, erfolgte die Vermehrung der verstreuten Einzelbibliotheken im Bereich der Akademie nach den jeweils vorherrschenden fachspezifischen Bedürfnissen. Eine systematische Finanzplanung, der Einsatz von technischen Neuerungen und die besondere Organisationsform der Akademie, die nach dem Kollegialitätsprinzip verfaßt war, galten der Bibliothek als Garant ihrer stetigen Entwicklung. Von 370 Bdn im Jahr 1908 wuchs der jährliche Zugang auf 4850 Bde im Jahre 1913/14. Dabei belief sich der Anschaffungsetat bei Bibliotheksgründung auf 20.000 Mk. bei einer jährlichen Vermehrung um 2500 Mk.

1.4 Verschiedene Schenkungen, bei denen von auswärtigen Universitätsbibliotheken vor allem umfangreiche Dissertationensammlungen nach Köln gelangten, vervollständigten den Bestand. Hervorzuheben sind ferner die Monographiensammlung des Anatomen Wilhelm Waldeyer (1909), der umfangreiche Handapparat des Physiologen Hugo Seemann (1913) und vor allem die historisch bedeutsame Büchersammlung des Kölner Chirurgen Bernhard Bardenheuer, die bis 1933 separat im städtischen Bürgerhospital aufgestellt war und ca. 10.000 Bde umfaßte.

1.5 Dieser Bestand wurde am 1. Januar 1920 in die 1919 neugegründete Universitäts- und Stadtbibliothek Köln eingegliedert und hier bis zur Einrichtung der Zentralbibliothek (1969) verwaltet. Er bildet daher den Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung der medizinischen Sammlung, die zum damaligen Zeitpunkt 31.000 Bde, davon etwa 75 laufende Periodika, umfaßte. Für die später hinzugekommenen Sondersammlungen der medizinischen Teile aus der Bibliothek Wallraf und der Gymnasialbibliothek war im 19. Jh die Entwicklung der Kölner Stadtbibliothek maßgebend (zur Vorgeschichte dieser Bibliotheken, die sich mit Ausnahme des medizinischen Schrifttums heute in der Universitäts- und Stadtbibliothek befinden, s. dort). Der in der Zentralbibliothek der Medizin verwaltete Teilbestand Alte Medizin wird hier beschrieben (s. u. 2.9-2.10).

1.6 Eine Ergänzung von 9000 Bdn erfuhr der Bestand im Jahr 1924 durch die Überführung der Bibliothek des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Diese befand sich bereits seit 1897 innerhalb der Stadtbibliothek (seit 1919 als Universitäts- und Stadtbibliothek), gelangte aber erst jetzt ins Verwaltungsgebäude der Universitätskliniken. Damit wurde dem Bestand im Detail breit gefächertes Quellenmaterial zur Hygiene-Bewegung der zweiten Hälfte des 19. Jhs angegliedert.

1.7 1869 aus unmittelbarem Anlaß der Cholera-Gefahr gegründet, förderte der Verein, der die Tätigkeit des früheren Kölner Komitees für öffentliche Gesundheitspflege von 1865 fortsetzte und organisatorisch auf freier Trägerschaft basierte, die systematische Erforschung und Entwicklung des öffentlichen Gesundheitswesens. 1908 gehörten ihm etwa 1000 Mitglieder sowie 91 Stadt- und 29 Landgemeinden an. Als führende Bewegung im Rahmen der kommunalen Gesundheitssicherung in der ersten Phase der Industrialisierung Deutschlands diente diese Organisation (mit Sitz in Düsseldorf und Köln) als Vorbild für den 1873 gegründeten überregionalen Deutschen Verein für öffentliche Gesundheitspflege, dem ihre führenden Mitglieder personell ebenso verbunden waren wie dem 1876 neugeschaffenen Reichsgesundheitsamt in Berlin.

1.8 Neben einer Vielzahl von empirischen Untersuchungen, Gesetzesvorschlägen, öffentlichen Vorträgen, der Einrichtung einer chemisch-mikroskopischen Untersuchungsstation und der Herausgabe eigener Periodika (Correspondenzblatt 1872-1881 und Centralblatt 1882-1916) gehörte zu diesen Aktivitäten auch ein wichtiger bibliothekarischer Aspekt. Mit Unterstützung der Kommunen wurden schwer erreichbare lokale Untersuchungsergebnisse gesammelt und durch eine Fülle von Zeit- und Flugschriften, Nachschlagewerken und einschlägigen Monographien ergänzt, so daß der Gesamtbestand der zunächst in Barmen begonnenen und bis 1891 in Bonn befindlichen Bibliothek als weitgehend vollständiger Überblick über die Literatur dieses Spezialgebietes zwischen 1870 und 1914 gelten kann. Persönliche Exemplare der Vereinsbibliothekare Friedrich Sander (Barmen) und Eduard Lent (Köln) vervollständigen diese Dokumentation. Der unveröffentlichte Vereinsnachlaß befindet sich seit 1939 im Historischen Archiv der Stadt Köln (Nr. 1214).

1.9 Mit der Bibliothek des Kölner Allgemeinen ärztlichen Vereins von 1871 gelangte, zunächst als Dauerleihgabe, am 1. Januar 1933 eine weitere Bibliothek aus dem Kölner Raum in die Medizinische Abteilung, die auf diesem Gebiet die Sammeltätigkeit des 19. Jhs bezeugt. Aus dem 1833 gegründeten Ärztlichen Leseverein hervorgegangen, dessen Buchbestand anfangs bereits 1800 Bde umfaßt hatte, erwarb die 1839 eingerichtete Bibliothek unter ihrem neuen Besitzer, dem Kreis der Vereinsmitglieder entsprechend, in der Folgezeit hauptsächlich Literatur zur praktischen Medizin. Durch Ankauf war der Bestand 1900 um die Bibliothek des Kölner Internisten und Oberarztes am Bürger- und Augustahospital Otto Leichtenstern ergänzt worden. 1908 umfaßte der Gesamtbestand rund 7000 Bde. Aus Kostengründen mußte die Bibliothekstätigkeit nach 1931 vermindert und schließlich ganz aufgegeben werden.

1.10 Rückwärtige Erweiterung erhielt die Medizinische Abteilung in den zwanziger und dreißiger Jahren schließlich durch zahlreiche Stiftungen, von denen neben den Sammlungen der Mediziner Wilhelm Waldeyer (500 Bde Anatomie, 1920), Friedrich Moritz (innere Medizin, 1925), Wirz (praktische Medizin, 1929) und Karl Hubert Sattler (Ophtalmologie, 1930) in historischer Hinsicht vor allem die Stiftungen des Koblenzer Geheimrats Albrecht Erlenmeyer (psychiatrisch-neurologische Literatur, 1920), des Kölner Professors Ferdinand Zinsser (dermatologische und venerologische Literatur, 1931) und von Robert Hauf (ältere Dissertationen, 1931-33) zu erwähnen sind. 1930 wurden die medizinischen Bestände aus der Bibliothek des Kölner Sammlers Ferdinand Franz Wallraf und (als Dauerleihgabe) aus der ehemaligen Kölner Gymnasialbibliothek von der Hauptabteilung der Universitäts- und Stadtbibliothek in den Bestand der Medizinischen Abteilung überführt. Diese Bestandslage blieb auch nach der späteren Neugründung der Zentralbibliothek unverändert. 1978 kam auf dermatologischem Gebiet der umfangreiche Bibliotheksnachlaß des Bonner Profes- sors Erich Hoffmann, des Entdeckers des Syphilis-Erregers, als Dauerleihgabe hinzu.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Aus Gründen der Bestandsentwicklung und -struktur wurde die Datierungsgrenze auf das Jahr 1920 ausgeweitet. Die aufgeführten Bestandsangaben beruhen auf Teilzählungen bzw. bei größeren Bestandszahlen aus daraus abgeleiteten Hochrechnungen. Historische Umfangszahlen und Daten entstammen der einschlägigen Literatur bzw. unveröffentlichtem Archivmaterial. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von 735.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 40.000 Bde. Er stammt zum größten Teil aus der Zeit von 1800 bis 1920. Diese generelle Feststellung gilt allerdings nicht für die Teilbestände aus der Gymnasialbibliothek und der Bibliothek Wallraf. Von den 497 katalogisierten Titeln aus der Gymnasialbibliothek sind 18 Inkunabeln, 168 entfallen auf das 16. Jh, 203 auf das 17. Jh, 60 auf das 18. Jh und 44 auf das 19. Jh. Von den 1017 katalogisierten Titeln aus der Bibliothek Wallraf sind 2 Inkunabeln, 131 entfallen auf das 16. Jh, 200 auf das 17. Jh, 502 auf das 18. Jh und 182 auf das 19. Jh.

2.3 Innerhalb des Bestands aus dem 19. Jh ist das medizinische Schrifttum vorwiegend in deutscher Sprache abgefaßt. Entsprechend der Entwicklung der medizinischen Disziplinen nimmt seit der Jahrhundertmitte der Anteil anderssprachiger Texte, vor allem in englischer und französischer Sprache, kontinuierlich zu, ohne im Erfassungszeitraum einen überragenden Umfang zu erreichen. Für die ältere medizinische Literatur gilt dagegen bis zur Mitte des 18. Jhs das Lateinische als vorherrschende Sprache. Auch wenn bis 1800 der Anteil deutschsprachiger Texte rasch zunimmt, ist weiterhin von einem hohen Prozentsatz lateinischer Veröffentlichungen auszugehen. Besondere Bedeutung kommt dem umfangreichen Dissertationenbestand zu, bei dem bis weit ins 19. Jh hinein die lateinische Abfassung überwog. Systematische Übersicht

2.4 Im Gegensatz zum heutigen Aufstellungsverfahren der Zentralbibliothek, das bis auf die Handbuchbestände nach dem Numerus-currens-Prinzip erfolgt, wurden bei Einrichtung der Medizinischen Abteilung in den zwanziger Jahren die Bestände nach Sachgruppen erfaßt und aufgestellt, wobei man die bestehenden Kataloge der Akademiebibliothek als Grundlage verwendete. Hier wurde das Hartwigsche System der Universität Halle übernommen.

2.5 Die Medizin wurde in 14 große Hauptgruppen mit entsprechenden Untergruppen aufgegliedert. Für den historischen Bestand blieb dieses Schema bis heute unverändert. Bestandsgeschichtlich muß berücksichtigt werden, daß die im Verlauf der Bibliotheksentwicklung erworbenen Sammlungen in ihrer ursprünglichen Form aufgelöst und auf die einzelnen Sachgruppen verteilt wurden, wobei eine besondere Kennung (Stiftungsvermerk) nur in Einzelfällen erfolgte. Eine auch an der Signatur erkennbare Ausnahme bilden die Bibliothek des Niederrheinischen Vereins (Sig. A-K) sowie die medizinischen Teilbestände der Bibliothek Wallraf (Sig. W, meist WE) und der Gymnasialbibliothek (Sig. GB).

2.6 Der dazugehörige historische Bestand verteilt sich auf die folgenden Hauptgruppen, wobei die Zahlen den Gesamtbestand bis zum Erwerbungsjahr 1961 angeben; der eigentlich historische Bestand, in den einzelnen Gruppen und Untergruppen verschieden groß, ist also niedriger anzusetzen. Die Gruppe Allgemeinmedizin (1400 Titel) vereint so heterogene Schriften wie zur Bibliographie und Geschichte der Medizin, zu " Begriff, Aufgabe und Wert" der Medizin, Lehrbücher (darunter von Herman Boerhaave) und Wörterbücher zur gesamten Medizin, gesammelte Schriften (mit besonders umfangreichem Bestand aus dem 17. bis 19. Jh) bis hin zu Krankheits- und Reiseberichten sowie Werken zur Volksmedizin.

2.7 In der Gruppe Anatomie (1300 Titel) sind eine Reihe von Werken des 17. und 18. Jhs (u. a. von Erasmus Bartholin, Albrecht von Haller) und zahlreiche Werke des 19. Jhs enthalten, darunter einige, z. T. mehrbändige Tafelwerke. Die Physiologie ist mit 1600 Titeln vertreten. In der Allgemeinen Pathologie (700 Titel) ist in der Untergruppe Pathologische Anatomie der Anteil der Schriften des 18. und 19. Jhs besonders hoch. In der Gruppe Allgemeine Therapie (1350 Titel) ist der große Anteil älterer Schriften zur Balneo- und Klimatherapie zu erwähnen. Auch in der Gruppe Arzneimittellehre und Toxikologie (670 Titel) sind die Bestände des 18. Jhs (z. B. Herman Boerhaave) und des 19. Jhs stark vertreten. Die " Allgemeinen Schriften zur praktischen Medizin" (350 Titel) umfassen Schriften von Herman Boerhaave, Georg Ernst Stahl und Gerard van Swieten aus dem 18. Jh; in einer Untergruppe auch zahlreiche Beschreibungen einzelner Krankenhäuser aus dem 19. Jh. Die Gruppe " Infektions-, Fieber- und Stoffwechselkrankheiten" (1400 Titel) enthält u. a. 37 Werke zur Choleraepidemie von 1830 bis 1832.

2.8 In der Hauptgruppe " Psychiatrie und Nervenkrankheiten; Brust-, Verdauungs- und Hautkrankheiten" (5800 Titel) enthalten die Untergruppen I und II (insgesamt 2300 Titel) umfangreiches Material zur Psychiatrie und Neurologie der Epoche um 1900 unter Einbeziehung zahlreicher populärwissenschaftlicher Abhandlungen sowie der frühen psychoanalytischen Literatur (z. B. Freud). Die Untergruppe VI mit ebenfalls etwa 2300 Titeln enthält die Stiftung Zinsser mit dermatologischer Literatur des 18. und 19. Jhs sowie die Sammlung Hoffmann ebenfalls mit zahlreichen Werken des 18. und 19. Jhs, besonders zur Erforschung der Syphilis. Das französische Schrifttum ist hier stark vertreten. Die Chirurgie (1899 Titel) enthält Augen-, Ohren- und Zahnheilkunde (1300 Titel). Nur die Augen- und Ohrenheilkunde enthalten größere Bestände des 19. Jhs. In der Hauptgruppe " Öffentliche Gesundheitspflege, Gerichtsmedizin" (1700 Titel) sind unter den Titeln des 19. Jhs die medizinischen Topographien deutscher Städte erwähnenswert. Die Tierarzneikunde umfaßt 70 Titel.

Matthias Pötzsch

Sondersammlungen

2.9 Gymnasialbibliothek, Abteilung Medizin. Die Gruppe " Medicina theoretica et practica" enthält zunächst Kompendien zur gesamten Medizin, worauf die beiden genannten Einzelgebiete folgen. Hier überwiegt die Literatur zur praktischen Medizin. Die Gruppe " Physiologia" umfaßt neben Werken und Kommentaren, z. B. zu Albertus Magnus' Traktat De homine und Werken von Levinus Lemnius, auch einzelne Bücher über Magnetismus und Elektrizität aus dem 18. und 19. Jh. " Diaetetica et medica popularis" ist die umfangreichste Gruppe, in der sich z. B. weitverbreitete Gesundheitsratgeber der Schule von Salerno befinden, darunter insbesondere Kölner Drucke. Des weiteren gibt es einige Titel zur Hygiene aus dem 18. und 19. Jh. Die Gruppe " Pharmacia" enthält Kräuter- und Destillierbücher sowie Pharmakopöen (z. B. Hieronymus Brunschwig). Die mit " Therapia" und " Therapia interna" benannten Gruppen verzeichnen sowohl Werke über das jeweilige Gesamtgebiet als auch solche zu einzelnen Krankheiten. Chirurgie, Balneologie und Geschichte der Medizin sind mit kleineren Beständen vertreten.

2.10 Sammlung Wallraf, Abteilung Medizin. Die medizinische Literatur, " Medicina", bildete den Grundstock von Wallrafs Büchersammlung. Mit seiner Erwerbungstätigkeit hatte er bereits um 1770 begonnen und sie während seines Medizinstudiums fortgesetzt. Neben Einführungen und historischen Arbeiten stehen in der relativ kleinen Gruppe " Historia medicinalis und Institutiones medicae" medizinische Lexika des 18. Jhs. Eine Gruppe " Physiologia" enthält Werke zur " Seelenheilkunde". Die folgende Gruppe " Anatomia" beinhaltet gängige Tafelwerke des 16. bis 18. Jhs (z. B. 3 Ausgaben des Andreas Vesalius, De humani corporis fabrica). Wegen der fachlichen Nähe der " Materia medica" zu Wallrafs Professur der Botanik ist diese Gruppe der Heilmittel- und Heilpflanzenkunde mit etwa 60 Werken des 15. bis 18. Jhs eine der umfangreichsten Gruppen. Dagegen sind " Pharmacia" und " Medicina forensis" schwach vertreten. Die in der Gruppe " Diaetetica" vorhandenen Werke entstammen dem 18. und beginnenden 19. Jh. Sie scheinen z. T. Wallraf selbst als Anleitung zu einer gesunden Lebensweise gedient zu haben. Die Gruppen " Pathologie und Therapie" sowie " Praxis medica" sind die umfangreichsten Teile der medizinischen Sammlung. Auch hier dominiert das 18. Jh. Die " Praxis medica" ist nach einzelnen Krankheiten geordnet.

Gunter Quarg

2.11 Niederrheinischer Verein für öffentliche Gesundheitspflege. Die Bibliothek des Vereins ist ihrem Sondercharakter entsprechend unter Beibehaltung der ursprünglichen Gliederung dem übrigen Bestand vorangestellt. Damit blieb das mit der bibliothekarischen Arbeit des Vereins verbundene wissenschaftliche Konzept auch der äußeren Form nach erhalten. Dem historischen Katalog folgend sind die Bücher und Zeitschriften in 10 Hauptgruppen aufgeteilt: Allgemeine Schriften zur öffentlichen Gesundheitspflege; Einzelne Gebiete der öffentlichen Gesundheitspflege (z. B. Städtereinigung, Kanalisation, Wohnungs- und Krankenhaushygiene, Gewerbehygiene, Luftreinhaltung, Nahrungsmittelhygiene); Persönliche Gesundheitspflege; Vermeidbare Krankheiten, Epidemiologie (Cholera, Tuberkulose); Meteorologie; Statistik; Staats- und Sozialwissenschaften; Allgemeinmedizin; Naturwissenschaften und Sammelwerke.

2.12 Zu den Besonderheiten dieser Sammlung gehört, daß sie neben den hygienegeschichtlich einschlägigen Monographien und Handbüchern eine über alle Gruppen verteilte Vielzahl von Kurzbroschüren, kleineren Abhandlungen, Denk- und Streitschriften enthält, die von besonderem Quellenwert für die gesundheitspolitische Diskussion im 19. Jh sind. Die zugehörige Zeitschriftensammlung umfaßt neben den vereinseigenen Organen weitgehend das für die Hygienebewegung maßgebliche Schrifttum, vor allem auch aus dem angelsächsischen und französischen Raum. Von besonderer Bedeutung ist das hier enthaltene statistische Material, das vor allem innerhalb der Großgruppen Gesundheitspflege und Statistik präzise Daten über die zeitgenössischen Lebens- und Arbeitsbedingungen enthält.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[bis Erscheinungsjahr 1976 Kartenkatalog, nach PI; ab 1977 Online, Mikrofiche nach RAK]

Schlagwortkatalog

[bis 1976 Kartenkatalog nach eigenem System; ab 1977 Online, Mikrofiche nach den Medical Subject Headings (MeSH)]

Stichwortkatalog

[ab 1977 Online; Mikrofiche nach KWOC]

Katalog der Kongreßorte und -jahre

[ab 1977 Online; Mikrofiche]

Dissertationenkatalog

[alphabetisch, bis 1976 Kartenkatalog]

Zeitschriftenverzeichnis

[laufende Auflagen, Online; Mikrofiche; auch gebunden]

3.2 Sonderkataloge nach Standorten

Katalog Alte Medizin

Katalog des Niederrheinischen Vereins

Katalog der Signaturgruppe U und der Zeitschriften [Zs.U]

Katalog des Numerus-currens-Bestandes [1962 ff.]

Die Kataloge sind Kartenkataloge im Dienstbereich.

Die Bestände sind im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.3 Historische Kataloge

Catalog des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Elberfeld 1870

Catalog des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege. Barmen 1871

Catalog des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, neu zusammengestellt von Ludwig Heusner. Barmen 1880

Katalog der Bibliothek des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege, neu zusammengestellt von de Boor. Köln 1891 [mit Ergänzungen von 1897]

Catalog des ärztlichen Lesevereins zu Köln. Köln 1896

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die für die Bestandsentwicklung der Medizinischen Abteilung (Abteilung 3) nach 1920 maßgeblichen Angaben finden sich in den laufenden Faszikeln der Verwaltungsunterlagen der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln. Aufschlußreiche Hinweise über die Bestandsentwicklung sind dabei vor allem in den internen Verwaltungsberichten des ersten Abteilungsleiters Gottfried Kricker enthalten, dessen Veröffentlichungen zum medizinischen Bibliothekswesen in Köln hier zugrunde gelegt wurden.

4.2 Darstellungen

Hochhaus, Heinrich: Die ersten zehn Jahre der Kölner Akademie für praktische Medizin. In: Festschrift zur Feier des zehnjährigen Bestehens der Akademie für praktische Medizin in Cöln. Bonn 1915, S. 1-43

Jetter, Dieter: Die Akademie für praktische Medizin in Köln im Spannungsfeld kulturpolitischer Kräfte. In: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 51 (1980) S. 107-128

Kricker, Gottfried: Die medizinische Literatur in den rheinischen Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 44 (1927) S. 561-566

Kricker, Gottfried: Die Zusammenarbeit der Universitäts- und Institutsbibliotheken und der Kölner Versuch ihrer Verwirklichung. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 54 (1937) S. 448-468

Kricker, Gottfried: Medizinische Bibliotheken in Köln. Berlin 1938 (Abhandlungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, 25)

Krieg, Walther: Medizinische Zentralbibliothek und Institut für medizinische Dokumentation und Information. In: Die Universität zu Köln 1919-1969. Berlin, Basel 1969, S. 164-165

Kühnen, Franz Josef: Zu Stellung und Aufgaben der Zentralbibliothek der Medizin im Bibliothekssystem der Bundesrepublik Deutschland. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen und Bibliographie. Sonderheft 16 (1973) S. 133-141

Mann, Gunter: Die medizinischen Lesegesellschaften in Deutschland. Köln 1956 Rupp, Paul Berthold: Die Bibliothek Ferdinand Franz Wallrafs (1748-1824).

Entstehung und Fortbestand. Assessorarbeit. Köln: Bibliothekslehrinstitut 1975. [auch in: Jahrbuch des kölnischen Geschichtsvereins 47 (1976) S. 47-114]

Strohe, [H.]; Lent, [Eduard]: Ärztliches Vereinswesen. In: Naturwissenschaft und Gesundheitswesen in Cöln. Köln 1908, S. 538-542

Außerdem die laufenden Veröffentlichungen über die Zentralbibliothek der Medizin im Jahrbuch der Universität Köln.

Stand: April 1991

Matthias Pötzsch


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.