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Adresse. Schongauerstr. 1, 04329 Leipzig
[Karte]
Telefon. (0341) 2 55 55 51
Telefax. (0341) 2 55 55 55
Bibliothekssigel. <L 63>
Unterhaltsträger. Sächsisches Ministerium des Innern
Funktion. Spezialbibliothek für historische Personen- und Familienforschung.
Sammelgebiete. Personen- und Familiengeschichte, Memoiren, Biographien, Orts- und Heimatgeschichte, Historische Hilfswissenschaften, Ortsfamilienbücher, Personalverzeichnisse aller deutschen Berufsstände, genealogische Zeitschriften, Adels-Lexika, Militaria, Schülerverzeichnisse, Hochschulschriften, Matrikeln, Leichenpredigten, Personal- und Gelegenheitsschriften, Exlibris.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Leseraum. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag 8-16 Uhr, Mittwoch, Donnerstag 8-18 Uhr, Freitag 8-13 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Reader-Printer. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anfragen werden nach Möglichkeit bearbeitet (Rückporto beilegen). Detailforschungen sollen in Direktbenutzung erfolgen. Schriftliche Vorbestellung von Literatur ist möglich.
Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 3, 6, 8) bis Haltestelle Sommerfeld (Endhaltestelle). Parkmöglichkeiten vorhanden.
1.1 Am 1. Oktober 1967 wurde in Leipzig die Zentralstelle für Genealogie als nachgeordnete Einrichtung der Staatlichen Archivverwaltung der DDR gegründet. Damit entstand erstmals ein staatliches historisches Spezialarchiv mit der Aufgabe, die im mitteldeutschen Raum sichergestellten familiengeschichtlichen Sammlungen für genealogisch-wissenschaftliche Forschungen bereitzustellen, auszubauen und auszuwerten.
1.2 Zwei große genealogische Spezialbibliotheken bildeten den Grundstein für die heutige Bibliothek. 1904 wurde in Leipzig die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte ins Leben gerufen, die ab 1931 als rechtsfähige und gemeinnützige Stiftung existierte. Bereits 1914 konnte der Bücherwart 5000 Bde zählen, einschließlich 1000 Bde der Otto-von-Dassel-Stiftung. Durch einen am 22. Juli 1921 abgeschlossenen Vertrag mit der Deutschen Bücherei ging der gesamte Buchbestand der Zentralstelle an diese gegen kostenlose Unterbringung und Bezahlung von Arbeitskräften. Bis 1931 waren 5600 bibliographische Einheiten, darunter 502 Zeitschriftenreihen an die Deutsche Bücherei abgegeben worden. 1949 registrierte man ca. 20.000 Bde. Nach der 1953 verordneten Streichung der Zentralstelle als Stiftung löste die Deutsche Bücherei den Vertrag. Die Handbibliothek mit ca. 4000 Bdn, überwiegend vor 1913 erschienene Werke, wurde in das Staatsarchiv Leipzig überführt.
1.3 Aus Dresden kamen 1967 die umfangreiche genealogische Bibliothek des Vereins Deutsche Ahnengemeinschaft e. V. sowie das Archiv des Vereins Roland e. V. hinzu. Beide Vereine waren 1945 zwangsweise aufgelöst und ihr Material z. T. im Staatsarchiv Dresden eingelagert worden. Mit der Gründung der Zentralstelle 1967 wurde die Vereinigung beider Spezialbibliotheken vollzogen und zu einem großen Bibliotheksfonds vereinigt.
1.4 Die Sammeltätigkeit beider Einrichtungen war auf familiengeschichtliche Publikationen einschließlich Memoiren und Biographien und insbesondere auf schwer zugängliche private Druckschriften und Vereinszeitschriften ausgerichtet. Ephemera bildeten einen besonderen Schwerpunkt. Der Komplexität genealogischer Fragestellungen Rechnung tragend, wurde diese Sammeltätigkeit auch nach 1967 fortgesetzt und vor allem mit dem antiquarischen Ankauf einer umfangreichen Sammlung von historischen Adreßbüchern und Einwohnerverzeichnissen, die das gesamte Deutsche Reich betreffen, ergänzt.
1.5 Verluste haben die beiden Spezialbibliotheken durch Kriegseinwirkungen 1943 und 1945 erlitten. Beim Bombenangriff auf Leipzig 1943 wurde das gesamte Verlagsarchiv der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte einschließlich Depositen- und Aktensammlung sowie Manuskripte und Druckfahnen der Jahre 1943 und 1944 vernichtet. Die historischen Buchbestände waren davon nicht betroffen. Der Deutschen Ahnengemeinschaft e. V. ging beim Dresdner Inferno 1945 die gesamte Handbibliothek verloren. Durch spätere antiquarische Zukäufe konnten Lücken teilweise geschlossen werden.
Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen
2.1 Der Gesamtbestand der Bibliothek umfaßt ca. 30.000 Einheiten. Vom 17. Jh bis zum Ende des 19. Jhs wurden ca. 2520 Titel erfaßt. Die Auszählung erfolgte mittels Stichprobenverfahren aus 2457 annotierten Titeln und anschließender Hochrechnung. Die Mehrzahl der historischen Bücher ist im 19. Jh erschienen. Es sind ca. 2410 Titel (95,6 Prozent des historischen Buchbestandes) für das 19. Jh nachgewiesen. Für das 18. Jh sind ca. 60 Titel (2,4 Prozent) verzeichnet. Das 17. Jh ist mit ca. 50 Titeln (2 Prozent) vertreten.
2.2 Die Schriften sind vorwiegend in deutscher Sprache, die Leichenpredigten enthalten auch lateinische Texte. Standardwerke vor allem der Heraldik und der Adelsliteratur aus dem 19. Jh sind in französischer Sprache. Systematische Übersicht
2.3 Ursprünglich waren die Bibliothekseinheiten systematisch in Sachgebiete wie Adel, Militaria, Memoiren, Heraldik, Festschriften, Ortsgeschichten usw. unterteilt, die jedoch durch die Zusammenführung teilweise aufgelöst wurden. Den Hauptanteil macht die biographische Literatur aus. Die Sammelbiographien sind mit 37 Titeln für das 19. Jh und 18 Titeln für das 18. Jh erfaßt. Das Sachgebiet Einzelbiographien weist für das 19. Jh 200 Werke und für das 18. Jh 17 Werke aus. In der Rubrik " Berufe von A-Z" sind Berufsverzeichnisse aller deutschen Berufsstände verzeichnet. Im 18. Jh sind 21, im 19. Jh 91 Titel erschienen.
2.4 Die Sachgruppe " Almanache, Kalender, Staatshandbücher" enthält 28 Titel vor 1900. Adreßbücher und Einwohnerverzeichnisse liegen vor allem für die erste Hälfte des 20. Jhs vor, jedoch gehen 35 Titel auf das 18. und 19. Jh zurück. Die Sachgruppe " Adel" umfaßt 95 deutschsprachige Titel des 19. Jhs, 35 des 18. Jhs und 4 Titel des 17. Jhs. Darunter befinden sich die einschlägigen Standardwerke zu adeligen Familien im Deutschen Reich. 20 Titel sind vor 1900 in französischer Sprache und 10 Titel in englischer vorhanden. Zum Teilbestand " Militaria" gehören gedruckte Ranglisten der preußischen Armee von 1701 bis 1914 (mit Lücken) und der sächsischen Armee für den Zeitraum 1745 bis 1914 (mit Lücken). Daneben sind weitere 25 Titel vor 1900 ausgewiesen. Sondersammlungen
2.5 Von 725 Leichenpredigten, Gelegenheitsdrucken und Personalschriften entfallen entsprechend einem internen Verzeichnis 21 Titel auf das 16. Jh, 393 auf das 17. Jh und 298 auf das 18. Jh sowie 15 auf das 19. Jh.
2.6 Exlibris-Sammlungen. Mit der Provenienz Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte sind 1600 Bucheignerzeichen, alphabetisch geordnet nach Familiennamen, erhalten geblieben. Aus dem Archiv des Vereins Roland e. V. sind 2000 Bucheignerzeichen überliefert, die sich nach Eignerfamilien, Exlibris-Künstlern und nach Darstellungsformen gliedern.
3.1 Moderne Kataloge
Alphabetischer Verfasserkatalog
[nach hauseigenen Regeln, nur bedingt für die Öffentlichkeit nutzbar]
Sachkatalog
[in Zettelform, nach hauseigener Systematik; dazu Auswahl-Bestandsverzeichnis der genealogischen Fachbibliothek der Deutschen Zentralstelle für Genealogie mit ca. 2500 annotierten, vorwiegend im Selbstverlag erschienenen Titeln]
3.2 Historische Kataloge
Katalog Curiosa Saxonica
[1729 bis 1764; umfaßt ca. 19.000 Zettel]
Katalog Acta Scholastica
[1741 ff.; umfaßt ca. 6400 Zettel]
Katalog Miscellanea Saxonica
[1767 bis 1781; umfaßt ca. 5000 Zettel]
[jeweils hschr. genealogische Bibliographien, alphabetisch geordnet, in Zettelform]
Gesamtkatalog der Personalschriften- und Leichenpredigtensammlungen
[1919 vom Verein Roland e. V. begründet; enthält in 225 Kästen ca. 15.000 Karteikarten mit fast 100.000 Personalschriften und weist damit ca. 324.000 Drucke in etwa 450 Lagerungsorten nach; erfaßt in 225 speziellen Karteikästen die geehrten Personen in alphabetischer Form, wobei für jede Person eine Karteikarte angelegt worden ist]
Spezielle Abhandlungen zur Geschichte der Bibliothek gibt es nicht. Einzelne Entwicklungsabschnitte wurden gestreift in: Dobert, Gustav: Rückblick auf die zehnjährige Entwicklung der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. Verfaßt vom Vorstandssekretär Gustav Dobert. Leipzig 1914
Hohlfeld, Johannes: Die Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte und die Deutsche Bücherei [unveröff. Ms. zu einer ungedruckt gebliebenen Festschrift für Heinrich Uhlendahl, Die Deutsche Bücherei 1925 bis 1949]
Stand: April 1993
Martina Wermes