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Bibliothek des Zisterzienserstiftes

Adresse. Stiftshof 1, 6422 Stams [Karte]
Telefon. (05263) 62 42-0

Unterhaltsträger. Zisterzienserstift Stams
Funktion. Stiftsbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Cisterciensia, Philosophie, Geschichte, Tirolensia, Rechtswissenschaft, Astronomie. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Exlibris.
Benutzungsmöglichkeiten. Beschränkt zugängliche Präsenzbibliothek. - Benützung nur nach telefonischer oder schriftlicher Voranmeldung möglich. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Westbahn bis Station Stams (Schnellzugstationen Telfs oder Ötztal). Busverbindung von den Bahnhöfen Telfs und Ötztal zum Stift; Fußwegnähe vom Bahnhof Stams (10 Minuten). - A 1, Abfahrt Stams/Mötz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Kernbestand der Stamser Stiftsbibliothek befand sich im Reisegepäck jener zwölf Kaisheimer Mönche, die als erste Bewohner in das 1273 gegründete Kloster einzogen. Es handelte sich um theologische (liturgische) Werke, aber auch um medizinische Bücher, wie in einer Urkunde ausdrücklich vermerkt ist (Cod. 652 der Universitätsbibliothek Innsbruck). Aus der Zeit um 1295 ist eine Bücherliste erhalten, die rund 150 an einzelne Stiftsangehörige entlehnte Werke anführt (s. u. 4.1). Seit damals ist auch ein stiftseigenes Skriptorium bezeugt. Ein Katalog von 1341 verzeichnet bereits 230 Titel (s. u. 4.1).

1.2 Als unter Abt Heinrich III. Grussit (reg. 1369-1387) im Stift eine Schule eingerichtet wurde, konnte man schon auf einen ansehnlichen Buchbestand zurückgreifen. Zudem erwarben Stamser Patres Bücher an ihren Studienorten Paris, Heidelberg, Ingolstadt, Dillingen und Wien. Bücherschenkungen von Weltgeistlichen sind für 1360, 1473 und 1598 belegt. Für eine kontinuierliche Erweiterung des Bibliotheksbestandes sorgten auch die Äbte Georg Ried (reg. 1436-1481) und Bernhard Wälsch (reg. 1484-1501). Der erste Büchersaal wurde 1482 in der kurzen Amtszeit von Abt Caspar Märkle (1481-1484) eingerichtet.

1.3 Im 16. Jh erlitt die Bibliothek erhebliche Verluste durch Plünderungen im Zuge der Bauernrebellion (1525) und des Schmalkaldischen Krieges (1552). Eine Neuordnung des Bestandes ließ 1606 Abt Melchior Jäger (reg. 1601-1615) vornehmen. Zu seinen Verdiensten gehört auch, die Liberey mit neuen Kästen gezieret zu haben (Gay, s. u. 4.1). 1766 wurde die Konventsbibliothek mit der Abtsbibliothek vereinigt.

1.4 Katalogerstellungen und -bearbeitungen sind uns von P. Wolfgang Lebersorg (1606), P. Kassian Primisser (1759) und P. Benno Voglsanger (1826) bekannt. Ein sogenannter Übergabekatalog war 1807 nach der Aufhebung des Stiftes durch die bayerischen Behörden angelegt worden. Es handelte sich aber nur um einen Auswahlkatalog. Nach den Aufzeichnungen von P. Gerbert Maegerle wurde im Jahre 1807 die Bibliothek (von der Bayerischen Regierung) versiegelt und später zentnerweise versteigert. Was die einzelnen Patres mit ihrem wenigen Geld bei dieser Versteigerung kaufen konnten, das macht in der Hauptsache die gegenwärtige Bibliothek aus; der Zentner soll um wenige Kreuzer verkauft worden sein (s. u. 4.1). Die wertvollsten Hss. und Drucke mußten jedoch an die Universitätsbibliothek Innsbruck abgeliefert werden, wo sie sich heute noch befinden.

1.5 Im Zuge von Umbauten am Stiftsgebäude (1840 bis 1842) unter Abt Alois Schnitzer (1839-1867) erfuhr auch der Bibliothekssaal eine Neugestaltung. 1850 entschloß sich der Abt zu einer Bücherspende an das Innsbrucker Gymnasium. Die Geschichte der Bibliothek in den letzten Dezennien des 19. Jhs ist durch Darstellungen von P. Gerbert Maegerle (1871) und P. Norbert Pallang (zwischen 1895 und 1898) dokumentiert (s. u. 4.1). P. Ingenuin Hechenberger, Bibliothekar von 1893 bis 1904, erstellte eine Kartei und den heute noch in Gebrauch befindlichen Bandkatalog. Eine von P. Maurus Grebenc Anfang der sechziger Jahre angelegte neue Kartei enthält den Bibliotheksbestand bis 1965. Die dazugehörige Schlagwortkartei blieb aufgrund seiner Versetzung an eine Pfarrerstelle unvollendet. Zisterzienserstift

1.6 Ein beträchtlicher Bücherzuwachs ist Abt Stephan Mariacher (reg. 1895-1937) zu verdanken, dessen Interesse insbesondere der Geschichte und Kunst galt. Er stand in freundschaftlichem Kontakt zu den Historikern Josef Hirn (1848-1917) und Hermann Wopfner (1876-1963). Hirn vermachte dem Stift seine Privatbibliothek, die gesondert vom übrigen Bestand aufgestellt ist (s. u. 2.25). Hermann Wopfner erarbeitete eine Handschriftenkartei für das Stamser Archiv.

1.7 Nach der Aufhebung des Stiftes durch die Nationalsozialisten am 22. Juli 1939 wurden sämtliche Bücher in das Stift Wilten (Innsbruck) verlagert und zusammen mit den Büchern der anderen aufgehobenen Tiroler Klöster in einem Gang gestapelt (Trapp, s. u. 4.2). 1946/47 erfolgte die Rückführung der um einiges dezimierten Bibliothek nach Stams. Im Zuge der Einrichtung des Internates Meinhardinum wurden die Bücher 1960 vom Bibliothekssaal in die Gänge des ersten Stockes im Südtrakt des Klosters transferiert. 1971 wurden die Bände ab Erscheinungsjahr 1800 (mit Ausnahmen) in der mit beweglichen Magazinkästen ausgestatteten oberen Sakristei (Untere Bibliothek) untergebracht, die älteren Werke im Gewölbe des alten Armariums (Obere Bibliothek), also in jenem Raum, wo sich im Spätmittelalter das Skriptorium befand.

1.8 1974 wurde unter Abt Bernhard Slovsa (reg. 1973-1985) ein Lesezimmer eingerichtet, in welchem sich Standardwerke, Lexika und Neuerscheinungen befinden. In einem Abstellraum im Parterre des Klosters sind Dubletten, alte Jahrgänge von Zeitungen und Varia aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die folgende Übersicht wurde der Hauptbestand der Bibliothek - die Obere Bibliothek, die Untere Bibliothek und die im Lesezimmer untergebrachten Werke - vollständig durchgezählt. Die Bücher im Magazin (Dubletten, Zeitungen, Varia) und die dislozierten Teile der Bibliothek (Stiftspfarren und Sondernutzung der Konventualen) wurden nach Stichproben hochgerechnet. Die Angaben für die Bücher des 15. bis 18. Jhs basieren auf einer Zählung nach Buchrücken, ohne zwischen Titeln und Bänden zu unterscheiden. Die Werke der Unteren Bibliothek (allgemeine Literatur, Kunst, Lexika, Zeitschriften aus dem 18. und 19. Jh) wurden nach Titeln und Bänden erfaßt. Eine Ungenauigkeit besteht darin, daß manchmal mehrere Bände bzw. Jahrgänge in einem Band vereint sind. Hier war die Erfassung nicht ganz einheitlich, meist wurde nach Buchrücken gezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 49.500 Titeln (rund 60.000 Bde) sind 24.849 Titel bis 1900 erschienen. Neben 172 Inkunabeln finden sich 611 Titel aus dem 16. Jh (davon sind 276 Frühdrucke bis 1520), 3369 aus dem 17. Jh, 8133 aus dem 18. Jh und 12.564 aus dem 19. Jh.

2.3 Die fremdsprachige Literatur stellt in der Stamser Stiftsbibliothek keinen Schwerpunkt dar, wenn man davon absieht, daß die lateinische Sprache bei den theologischen Werken des 15. bis 17. Jhs überwiegt. Bei vorsichtiger Schätzung dürften 3600 Titel in Latein verfaßt sein, 400 in Griechisch, 300 in Italienisch, 200 in Französisch, 150 in Englisch, 15 in Hebräisch und 30 in sonstigen Fremdsprachen.

Systematische Übersicht

2.4 Die folgende Beschreibung orientiert sich an der in der Oberen und Unteren Bibliothek gegebenen Systematik und Reihenfolge, die von P. Ingenuin Hechenberger - Bibliothekar von 1893 bis 1904 - eingeführt wurde. In den älteren Bibliotheksbeschreibungen bzw. -katalogen finden sich andere Anordnungen. So beginnt z. B. das System bei P. B. Voglsanger (Katalog von 1826, s. u. 3.3) mit Libri de Beata Virgine Maria, der Kirchenpatronin, dann erst folgen die Libri de Jesu Christo, die Biblia usw.

2.5 Die Gruppe Biblia et Commentarii umfaßt 1332 Titel (16 Inkunabeln, 47 Drucke des 16. Jhs, davon 23 Frühdrucke, 178 des 17. Jhs, 444 des 18. Jhs und 647 des 19. Jhs). Neben mehr als 40 deutschsprachigen Bibeln aus dem 15. bis 19. Jh gibt es ca. 50 lateinische Ausgaben (auch lateinisch/deutsch), 11 in Griechisch und 8 in Hebräisch. Bemerkenswert sind drei sechsbändige Bibelausgaben (Basel: Johann de Amerbach 1498 und Johannes Petri de Langendorf 1506 bzw. Antwerpen 1569-1572) und die Bibelkommentare von Haymo von Halberstadt (Köln 1531) und Dionysius Carthusiensis (Köln 1535).

2.6 Von den 650 Patristica sind 12 Inkunabeln, 51 Titel erschienen im 16. Jh (29 bis 1520), 99 im 17. Jh, 240 im 18. Jh und 248 im 19. Jh. Hervorzuheben sind die erste Gesamtausgabe der Werke des Augustinus (Basel 1506), die Sermones de tempore et de sanctis von Bonaventura (Reutlingen 1485) und die Bonaventura-Werkausgabe (Venedig 1751-1756). Von Hieronymus sind ebenfalls mehrere Titel vorhanden, darunter die Epistolae in Ausgaben von 1476 (Venedig: Anton Bartholomaeus) und 1495 (Nürnberg: Koberger). Unter rund 40 Ausgaben von Werken Thomas von Aquins finden sich die Catena aurea (Augsburg: Günther Zainer 1468) und die Werkausgabe von 1745-1760.

2.7 Die Philosophie ist mit 741 Titeln (10 Inkunabeln, 31 Frühdrucken, 7 Titeln des übrigen 16. Jhs, 35 des 17. Jh, 150 des 18. Jhs und 508 des 19. Jhs) vertreten. Besonders umfangreich ist der Bestand an Werken des Aristoteles; allein aus dem Zeitraum 1500 bis 1520 liegen 8 Ausgaben seiner Schriften vor. Werke von Diogenes Laertius und Nicolaus Cusanus fehlen ebensowenig wie Bücher spanischer und italienischer Autoren (z. B. Jacob Balmes, Bernardo Boedeler, Pasquale Gallappi da Tropea und Antonio Rosmini-Serbati).

2.8 1705 Titel (12 Inkunabeln, 26 Frühdrucke, 18 Titel aus dem übrigen 16. Jh, 210 aus dem 17. Jh, 591 aus dem 18. Jh, 848 aus dem 19. Jh) betreffen die Theologia dogmatica. Neben Standardwerken sind hier u. a. die Theologia universalis des Gallus Cartier (1757), die Theologia dogmatica Heinrich Hilbers (1767) und die Theologia dogmatico-polemica des Carolus Sardagna (1770) eingereiht.

2.9 Dem Bereich Theologia moralis et pastoralis sind 1754 Titel zugeordnet. Es dominieren die Werke aus dem 17. und 18. Jh (213 bzw. 874), darunter Titel von Martin Bonacina, Ahasver Fritsch, Georg Gobert, Paul Laymann und Anaklet Reiffenstuel. Der Bestand aus dem 19. Jh (621 Titel) enthält u. a. Schriften von Augustin Lehmkuhl, Joseph Amberger und Alfons di Liguori. Aus dem 16. Jh stammen 41 Titel (19 Frühdrucke), zudem gibt es 5 Inkunabeln.

2.10 Auf Homiletik und Katechetik entfallen 3038 Titel. Sie verteilen sich auf 7 Inkunabeln, 78 Titel des 16. Jhs (23 Frühdrucke), 396 des 17. Jhs, 1117 des 18. Jhs und 1440 des 19. Jhs (u. a. Vicente Canos' Bibliotheca de Predicadores, 16 Bde, 1846-1864). Neben den Homilien des Johannes Chrysostomus und Gregors des Großen sind Werke von (gegenreformatorischen) Autoren des 16. Jhs und von Autoren des 18. Jhs, vor allem aus dem süddeutschen Raum, besonders gut repräsentiert. Zudem weist die Abteilung zahlreiche von Zisterziensern verfaßte Schriften auf.

2.11 Von den 2975 Titeln zur Aszetik ist die Mehrzahl im 18. und 19. Jh erschienen (999 bzw. 1376 Titel). 538 Titel liegen aus dem 17. Jh vor (z. B. De vita spirituali des Jakob Alvarez de Paz, 1608), 47 aus dem 16. Jh (28 Frühdrucke), und 15 sind Inkunabeln. Der Bereich Liturgia setzt sich aus 964 Titeln (704 des 19. Jhs, 139 des 18. Jhs, 69 des 17. Jhs, 33 des 16. Jhs - darunter 31 Frühdrucke - und 19 Inkunabeln) zusammen. Erwähnung verdient der Commentarius de S. S. Missae Sacrificio des Card. Lambertini postea Benedict XIV. Papa (1652).

2.12 589 Titel stehen in der Abteilung Hagiographia. Es handelt sich um 17 Inkunabeln, 27 Titel des 16. Jhs (19 Frühdrucke), 42 des 17. Jhs, 190 des 18. Jhs und 313 des 19. Jhs. Damit stammen 85 Prozent der Werke aus dem 18. und 19. Jh, u. a. S. Francisci nec non S. Antonii opera omnia von Johannes de la Haye (1739) und große Sammelwerke über Märtyrer und Heilige, etwa von Theodor Ruinart, Hermann Goldhagen und Alban Butler.

2.13 Von den 608 unter Monasteriologia eingereihten Werken sind 3 im 16. Jh erschienen (u. a. Helia Hasenmüllers Von der Jesuiter Anfänger ...Histori deß Jesuitischen Ordens, Ingolstadt 1545, und Matthäus Galenus' Origines Monasticae, Dillingen 1563), 10 im 17. Jh (z. B. Carl Kurtz' Cronicka der Orden S. Francisci, 1620, und Johann Trithemius' Annales Hirsaugensium, 1690), 80 im 18. Jh (z. B. die Historia Monasteriorum quae olim in Thuringia floruerunt des Samuel Reyher, 1737) und 515 im 19. Jh.

2.14 Der Bestand an Cisterciensia beläuft sich auf 539 Titel (479 aus dem 19. Jh, 30 aus dem 18. Jh, 24 aus dem 17. Jh, 6 aus dem 16. Jh) und schließt Henriquez Hortensius' Fasciculus Sanctorum Ordinis Cisterciensis (1624), desselben Menologium ...Ordinis Cisterciensis (1630), Bertrand Tissiers Bibliotheca Patrum Cisterciensium (1660) und die Annales Cisterciensium von Angelus Manrique (1642) mit ein.

2.15 1105 Titel sind der Historia ecclesiastica zuzuzählen. Neben 3 Inkunabeln (z. B. die Historia ecclesiastica des Eusebius, Mantua: J. Schallus 1479) finden sich 5 Frühdrucke und 9 bis 1700 erschienene Titel. 68 Prozent des Bestandes (752 Titel) stammen aus dem 18. Jh, darunter die umfassende Kirchengeschichte des Caesar Baronius. Aus dem 19. Jh gibt es lediglich 175 Titel.

2.16 Die Historia profana ist mit 863 Titeln vertreten. Davon wurden 379 im 19. Jh gedruckt, 312 im 18. Jh und 136 im 17. Jh. Von den 23 Titeln des 16. Jhs (14 Frühdrucke) seien die Gentis Silesiae Annales des Joachim Cureo Freistadiensis (Wittenberg 1571) und die Chronika von Baiern und den alten Teutschen (Frankfurt a. Main 1580) hervorgehoben. Flavius Josephus' Antiquitatum judaicorum libri XX et de bello judaico lib. VII (Augsburg: Johannes Schüssler 1470) findet sich unter den 13 Inkunabeln zum Bereich Geschichte.

2.17 Die Abteilung Tyrolensia (1123 Titel) enthält fast ausschließlich Werke aus dem 19. Jh (1111). Der Schwerpunkt liegt bei der Geschichte Tirols mit Darstellungen u. a. von Joseph Egger, Theodor Inama von Sternegg, Albert Jäger, Oswald Redlich und Ignaz Zingerle. Aus dem 17. und 18. Jh sind 5 bzw. 7 Titel vorhanden, z. B. die Annali overo Croniche di Trento von Carlo Emmanuele Madruzzo (1648) und die Notizie istorice-critiche von B. M. Adelpreto (1760). Hinzu kommen Sammlungen von Sitzungsberichten des Landesausschusses bzw. des Landtages, Gesetzes- und Verordnungssammlungen, einige Periodika (insbesondere des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum), allgemeine Literatur sowie Werke zur Kunst und Geographie Tirols.

2.18 Der Bereich Jus ecclesiasticum et profanum umfaßt 2190 Titel (9 Inkunabeln, 65 Titel aus dem 16. Jh, darunter 16 Frühdrucke, 646 aus dem 17. Jh, 1097 aus dem 18. Jh und 373 aus dem 19. Jh). Hier sind z. B. die Pariser Clementinen-Ausgaben von 1505, 1507 und 1508 eingereiht, ferner die Summa Juris Canonici des Henrico Canisio Noviomago (1604) und das Theatrum Veritatis et Justitiae des Johann Baptist Card. de Luca (16 Bde, 1706 ff.). Vorhanden ist weiters das in Innsbruck und Mainz erschienene Archiv für das katholische Kirchenrecht (118 Bde, 1857-1938). Der Bestand zum Jus profanum enthält u. a. Justinians Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta (Artois 1580).

2.19 Die Naturwissenschaften sind mit 1153 Titeln vertreten, die großteils aus dem 18. und 19. Jh stammen (437 bzw. 521 Titel). Aus dem 17. Jh liegen 164 Werke vor, aus dem 16. Jh 23 (12 Frühdrucke); 8 Titel sind Inkunabeln. Die Abteilung enthält u. a. Literatur zur Medizin (z. B. eine Werkausgabe des Hippokrates, Frankfurt 1545, und Hieronymus Cardanus' Offenbarung der Natur und natürlichen Dingen, Basel 1591), Kräuterbücher, z. B. jenes von Tabernaemontanus (1625), Darstellungen zur Physik (z. B. Matthäus Weiß' Acromata Physica, Salzburg 1532), Mathematik (z. B. ein Rechenbuch von Andreas Helmreich von Eißfeldt, Leipzig 1595) und zur Chemie (z. B. Praxis chymiatrica, 1687). Relativ groß ist der Anteil der Reisebeschreibungen und Atlanten.

2.20 In der Gruppe Alte Sprachen (1219 Titel) sind Werke von Autoren des klassischen Altertums zu finden, wobei nicht wenige Ausgaben des 16. Jhs (insgesamt 53) in Baseler und italienischen Offizinen hergestellt worden sind. Es dominieren die Drucke des 18. Jhs (482), gefolgt von jenen des 17. Jhs (390) und des 19. Jhs (282). Von den 12 Inkunabeln seien Titus Livius' Historiae Romanae Decades (Tarvis: Manzolinus 1480) und Johannes Versors Super omnes libros novae logicae (Köln: Heinrich Quentell 1497) erwähnt.

2.21 Der Bereich Allgemeine Literatur umfaßt 516 Titel, größtenteils aus dem 19. Jh (441). Erasmus von Rotterdams Adagiorum Chiliades (Basel 1546), die Suite de L'Académie française von Pierre de la Primave (o. O. pour Jaques Chouet 1598), Montaignes Les Essays (1604) und Stefano Guazzos Dialoghi piaceuoli (1604) zählen zu den ältesten Titeln der mitteleuropäischen Literatur im Besitz der Bibliothek. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden die Werke der deutschen Klassik, daneben ist die italienische Literatur besonders gut repräsentiert.

2.22 Unter 220 Titeln zur Kunst findet sich einer aus dem 16. Jh, Gualtherius Rivius' Der newem Perspectiva I.-III. Buch (Nürnberg 1547), 7 stammen aus dem 17. Jh (z. B. Guido Ubaldus' Mechanische Kunstkammer, 1629). Die Hauptmasse der Bücher ist im 19. Jh erschienen (191 Titel) und widmet sich vorwiegend der sakralen Kunst.

2.23 Gleich groß wie jener zur Kunst ist der Bestand an Lexika (216 Titel; 144 aus dem 19. Jh, 43 aus dem 18. Jh, 27 aus dem 17. Jh, 2 aus dem 16. Jh). Neben einer Vielzahl an deutsch-lateinischen Wörterbüchern (z. B. Johannes F. Tigurinus' Dictionarium Latino-Germanicum, Zürich 1556) gibt es auch polyglotte Lexika, wie Ambrosius Calepinus' Dictionarium Octolingue (1633). Lexika zu Geschichte, Geographie und Kunst fehlen ebensowenig wie Naturlexika, bibliographische Nachschlagewerke, ein Allgemeines Zeitungs-Handbuch (1748) und ein Allgemeines Oeconomisches Lexicon (1731).

2.24 71 Zeitschriften und Zeitungen - 68 aus dem 19. Jhs, 3 aus dem 18. Jh - setzen sich insbesondere mit literarischen, historischen, homiletischen und theologischen Themen auseinander. Erwähnt sei die Allgemeine Zeitung (Augsburg), die von 1820 bis 1848 nahezu lückenlos vorliegt. 545 Titel (451 aus dem 19. Jh, 50 aus dem 18. Jh, 16 aus dem 17. Jh, 14 aus dem 16. Jh und 14 Inkunabeln) sind Varia, darunter Peter Lambecks De Bibliotheca Caesarea (1665-1679) und Dominicus Macro Melitensis' Latinii Viterbiensis Bibliotheca sacra et profana (1677).

Sondersammlungen

2.25 Legat Hirn. Die 1917 als Vermächtnis des Historikers und Universitätsprofessors Josef Hirn übernommene Privatbibliothek zählt 3128 Titel (3863 Bde). Davon sind 733 Titel bis 1900 erschienen, je einer im 16. und 17. Jh, 2 im 18. Jh, 729 im 19. Jh. Die Sammlung enthält einen ansehnlichen Bestand an Periodika zur Geschichtswissenschaft des 19. Jhs. Von den Monographien seien die Annales rerum belli domique ab Austriacis Habspurgicae gentis principibus ...gestarum (Innsbruck: Johannes Agricola 1542) des Gérard de Roo, Christophorus Gewolds Metropolis Salisburgensis (1620) und Franciscus-Dominicus Häberlins Teutsche Reichsgeschichte (23 Bde, 1774-1792) erwähnt. Die Sammlung schließt auch die Fontes rerum Austriacarum (1883 ff.) und Regesten mit ein, wie J. F. Böhmers Wittelsbachische Regesten 1180-1340 (1854), J. F. Böhmers und Emil von Ottenthals Regesta Imperii (1893) und Rudolf Jennes Documenta Liechtensteiniana (ab 1133) (o. J., ca. 1890).

2.26 Die Exlibris-Sammlung wurde von P. Robert Reisch (1951) bei seinem Eintritt in das Stamser Kloster mitgebracht und laufend von ihm ergänzt. Die Sammlung ist nicht katalogisiert und hausfremden Personen nicht zugänglich.

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Autorenkatalog

[hschr.; geführt bis ca. 1950; alphabetisch geordneter Zettelkatalog in 7 Holzkästchen, dazu 2 Kästchen zu Ascetica, je eines zu Historia profana, Historia ecclesiastica und Hagiographia, Historia ecclesiastica (Monasteriologia), Geographia und Tyrolensia; innerhalb der Sachgruppen alphabetisch nach Autoren geordnet]

Autoren- und Sachkartei

[mschr.; geführt bis 1965; Autorenkartei umfaßt 5 Schuber, Schlagwortkartei nur einen (unvollendet)]

Sachkatalog

[6 hschr. Bände; abgeschlossen 1899; je ein Band Biblia, Patristica, Moral und Pastoral, Homiletica, Jus Canonicum, Jus Civile; innerhalb jedes Bandes alphabetisch nach Autoren geordnet]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Katalog der Incunabeln und Frühen Drucke

[hschr. Bandkatalog; Teil I verzeichnet Inkunabeln, Teil II Frühe Drucke bis 1520; alphabetisch nach Autoren geordnet]

Kartei zum Legat Hirn

[hschr.; 4 Kästchen, Ordnung alphabetisch nach Autoren]

3.3 Historische allgemeine Kataloge

Cathalogus Authorum quorum scripta in hac Bibliotheca continentur

[Bandkatalog, angelegt 1606 von P. Wolfgang Lebersorg; 1. Teil Autorenkatalog, 2. Teil Sachkatalog; Cod. F 8, Stiftsarchiv Stams]

Catalogus Librorum Bibliothecae Stamsensis superioris

[Bandkatalog; 1826 erstellt von P. Benno Voglsanger; 1. Teil geordnet nach Sachgebieten, innerhalb dieser nach dem Aufstellungsort, 2. Teil: Catalogus Auctorum Alphabeticus Bibliothecae majoris; Stiftsarchiv Stams (ohne Signatur)]

Der von P. Kassian Primisser 1759 verfaßte Bibliothekskatalog ist im Zuge der Klosteraufhebung 1807 verlorengegangen.

3.4 Historische Sonderkataloge

Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher in der Bibliotheke zu Stams vorfindigen Incunabeln

[hschr. Bandkatalog o. J. (ca. 1840)]

Catalogus Bibliothecae Stamsensis, 1807

[gebundener, nach Sachgebieten und Aufstellungsort gegliederter Auswahlkatalog, erstellt anläßlich der Bibliotheksauflösung durch die bayerische Behörde; verwahrt an der Universitätsbibliothek Innsbruck (Cod. 1001)]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Liste der Bücherentlehnungen für die Jahre 1295 bis 1299 [Cod. 271, Universitätsbibliothek Innsbruck]

Bücherverzeichnis von 1341 [Cod. 28, Stiftsarchiv Stams]

Gay, Paul P.: Historia Stambsensis seu Chronicon Monasterii ... in Stambs, 1622 [HS 122, Stiftsarchiv Stams]

Verzeichnis Anton Roschmanns (um 1739) [HS Dip. 1089, Stück VI, Ferdinandeum Innsbruck]

Primisser, Kassian P.: Annales Stamsenses [HS 130, B 2, Stiftsarchiv Stams]

Konzept eines Berichtes zur Erhebung über die Bibliotheken in Österreich von P. Gerbert Maegerle, 1871 [Stiftsbibliothek Stams]

Hechenberger, Ingenuin P.: Bibliothec-Beschreibung & Wissenschaftliches System, 1895 [Stiftsbibliothek Stams]

Pallang, Norbert P.: Beilage zu Handschriften, I. Heft: Bibliothek [angefertigt zwischen 1895 und 1898; Q 14, Mappe Bibliothek, Stiftsarchiv Stams]

4.2 Darstellungen

Rummel, Peter: Das Zisterzienserstift Stams und seine Beziehungen zur ehemaligen Universität Dillingen. In: Jahrbuch des Vereins für Augsburger Bistumsgeschichte e. V. 18 (1984) S. 356-382

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Sepp, Sieglinde: Neuzeitliche Quellen zur Stamser Bibliotheksgeschichte. Studia Stamsensia. Hrsg. von Alfred A. Strnad. Innsbruck, Stams 1984 (Innsbrucker Historische Studien, 6)

Trapp, Oswald: Die Kunstdenkmäler Tirols in Not und Gefahr. Bericht des Landeskonservators über die Geschehnisse in den Jahren 1938-1945. Innsbruck, Wien 1947 [zur Bibliothek S. 19, 23 und 44]

Sepp, Sieglinde: Tiroler Bibliotheken und Büchersammlungen des Mittelalters und der frühen Neuzeit als Spiegel der Kulturgeschichte des Landes. Innsbruck 1980 (Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft, Sonderheft 47) [zur Stamser Stiftsbibliothek und ihren Beständen S. 113-125]

Spielmann, Fortunat P.: Ältestes Bücherverzeichnis des Stiftes Stams. In: Xenia Bernardina, Pars tertia. Wien 1891, S. 390-392

Stand: Dezember 1994

Wilhelm Kundratitz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.