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Bibliothek des Zisterzienserstiftes

Adresse. Klosterrotte 1, 3180 Lilienfeld [Karte]
Telefon. (02762) 522 04 oder 524 20-38

Unterhaltsträger. Zisterzienserstift Lilienfeld
Funktion. Konventsbibliothek für Studienzwecke und für die Aufgaben der Seelsorge.
Sammelgebiete. Theologie und angrenzende Gebiete, Ordensgeschichte (Cisterciensia), Literatur zur Landesgeschichte Niederösterreichs, Geschichte, Kunstgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach schriftlicher oder telefonischer Vereinbarung zu Studienzwecken. Einsichtnahme in Hss. und Frühdrucke nur für wissenschaftliche Zwecke. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Mikrofilm-Lesegerät (für mittelalterliche Hss.), Kopiergerät im Kloster.
Hinweise für anreisende Benutzer. Ab Wien Westbahn bis St. Pölten, Zugverbindung (auch direkte) nach Lilienfeld. - A 1 bis St. Pölten/Süd, Bundesstraße Richtung Mariazell.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Zisterzienserstift Lilienfeld wurde 1202 von Herzog Leopold VI. gegründet und 1206 von Mönchen aus dem Stift Heiligenkreuz besiedelt. Es ist anzunehmen, daß diese Mönche liturgische Bücher mit sich führten und damit den Grundstein zu einer Bibliothek legten. Infolge der Aufhebung des Klosters durch Josef II. im Jahr 1789 sind viele wertvolle Aufzeichnungen über die Geschichte des Klosters und seiner Bibliothek verlorengegangen. Daß aber schon in sehr früher Zeit eine Bibliothek und ein Skriptorium vorhanden waren, bezeugen zahlreiche Hss., etwa jene des Mönches Christanus Campililiensis, der zu den bedeutendsten mittelalterlichen liturgischen Dichtern zählte. Abt Ulrich (reg. 1345-1351) schuf die Concordantia Caritatis, eine Art Armenbibel.

1.2 Die Reformation brachte einen vorübergehenden Niedergang des Stiftes, das 1587 nur mehr sechs Mönche beherbergte. Aber schon im frühen 17. Jh setzte unter Abt Ignaz Krafft (reg. 1622-1638) eine neue Blütezeit ein. Er gründete eine theologische Hauslehranstalt, die noch im 19. Jh bestand, und sorgte auch für die Erweiterung des Bibliotheksbestandes, indem er 1637 die Bibliothek eines Dr. Hilleprandt erwarb. Als Freund und Förderer von Kunst und Wissenschaften erwies sich auch Abt Sigismund Braun (reg. 1695-1716). In seiner Amtszeit wurde der große Bibliothekssaal geschaffen (um 1704), dessen stukkatierte Gewölbe er mit Deckengemälden ausstatten ließ.

1.3 Nach Adalbert Blumenschein (Klos-Bouzek, s. u. 4) bestanden im 18. Jh zwei Bibliotheken: eine Handbibliothek für die Mitglieder des Konventes mit ca. 3000 Bdn und eine große Hauptbibliothek. Diese wurde von P. Chrysostomus Hanthaler (1690-1754), dem Verfasser der für die österreichische Geschichte bedeutsamen Fasti Campililienses (1747-1754), bibliothekarisch betreut. Er zeichnete für die in der Hauptbibliothek eingeführte Aufstellungssystematik verantwortlich, legte 1732 einen Katalog der Hss. an und begann im selben Jahr einen Gesamtkatalog, den P. Sigismund Höhenfellner fortführte (s. u. 3.3).

1.4 Um den Ankauf zahlreicher kostbarer Werke machte sich auch Abt Dominik Peckenstorfer (reg. 1747-1786) verdient. Als es 1789 zur Aufhebung des Klosters kam, wurden sämtliche Werke der Hauptbibliothek an die Universitätsbibliothek Wien - ihr waren alle Bibliotheken aufgehobener Klöster zugedacht - überstellt. Die in Lilienfeld verbliebene Konventsbibliothek fiel 1810 einem Brand zum Opfer. Nach der Wiedererrichtung des Stiftes im Jahr 1790 mußte daher die Bibliothek völlig neu aufgebaut werden. Den Grundstock dazu bildeten Bücher aus einigen aufgelösten Klöstern, z. B. der Benediktiner in Klein Mariazell (Wienerwald) und der Paulaner in Wien. Der auch als Dichter berühmt gewordene Abt Ladislaus Pyrker (reg. 1811-1818) war ebenfalls um einen raschen Wiederaufbau der Bibliothek bemüht. 1818 erhielt er von Erzherzog Ludwig eine Sammlung von Bibelausgaben (21 Bde) zum Geschenk. Zisterzienserstift

1.5 Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Stiftsgebäude große Schäden, die Bibliothek blieb jedoch von den Kriegseinwirkungen verschont. Nach Kriegsende wurden unter Abt Martin Matschik (reg. 1943-1958) 70 Werke von der Universitätsbibliothek Wien (s. o. 1.4) rückerstattet. Eine Vermehrung des Bestandes wird vor allem zu den Gebieten Ordensgeschichte (Cisterciensia), Heimat- und Landeskunde sowie Geschichte betrieben. Im theologischen Bereich werden hauptsächlich große Reihenwerke angeschafft; aktuelle Einzelwerke werden von den Ordensmitglieder eingebracht. Auch auf den Ausbau des Zeitschriftenbestandes wird ein Augenmerk gelegt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 40.000 Titeln sind 12.447 bis 1900 erschienen. Neben 119 Inkunabeln finden sich 173 Titel aus dem 16. Jh, 707 aus dem 17. Jh, 3655 aus dem 18. Jh und 7793 aus dem 19. Jh.

2.2 Bei den Werken des 15. bis 17. Jhs dominiert die lateinische Sprache. Erst im 18. Jh fällt Deutsch neben Latein stärker ins Gewicht, im 19. Jh liegt der Schwerpunkt bei den deutschsprachigen Titeln. Daneben gibt es Werke in Englisch und Französisch sowie kleinere Bestände in Griechisch.

2.3 Mit 3503 Titeln (100 Titel bis 1600, 17. Jh 256, 18. Jh 1410, 19. Jh 1737) entfällt der Hauptanteil auf die Theologie. Zur Kirchengeschichte gibt es weitere 1315 Werke (27 bis 1600, 17. Jh 96, 18. Jh 341, 19. Jh 851). Die Philosophie ist mit 649 Titeln vertreten (6 bis 1600, 17. Jh 13, 18. Jh 276, 19. Jh 354).

2.4 1100 Titel sind zu Geschichte und Politik vorhanden (14 bis 1600, 17. Jh 86, 18. Jh 235, 19. Jh 765), 628 Titel zur Geographie (2 bis 1600, 17. Jh 12, 18. Jh 127, 19. Jh 487). Die Literatur zur Rechtswissenschaft beläuft sich auf 492 Titel (22 bis 1600, 17. Jh 60, 18. Jh 282, 19. Jh 128).

2.5 554 Werke befassen sich mit Kunstgeschichte (2 bis 1600, 17. Jh 13, 18. Jh 53, 19. Jh 486), 1695 (33 bis 1600, 17. Jh 75, 18. Jh 395, 19. Jh 1192) mit den Naturwissenschaften. Die zweitgrößte Bestandsgruppe stellt mit 2385 Titeln (86 bis 1600, 17. Jh 96, 18. Jh 532, 19. Jh 1671) die Literatur dar. Hinzu kommen 126 Zeitschriftentitel, von denen 4 aus dem 18. Jh und 122 aus dem 19. Jh stammen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, bis 1977 geführt; nach PI, wird langsam aufgelöst und nach RAK umgearbeitet]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, Neuzugänge ab 1978; nach RAK]

Schlagwortkatalog und Standortkatalog

[in Zettelform, nach RAK, beide im Aufbau]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Inkunabelkatalog

[Bandkatalog; erstellt von P. Conrad Schimek]

3.3 Historischer Katalog

Bibliothekskatalog von 1732

[systematisch geordnet; begonnen von P. Chrysostomus Hanthaler, fortgeführt von P. Sigismund Höhenfellner; in der Bibliothek findet sich davon nur eine Kopie, Original wurde anläßlich der Aufhebung des Stiftes an die Universitätsbibliothek Wien überstellt (Ms. 499)]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Klos-Bouzek, Friederike: Mit Adalbert Blumenschein durch Niederösterreichs Bibliotheken. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. N.F. 54/55 (1990) S. 189 ff.

Müller, Eugen: Geschichtlicher Abriß des Stiftes Lilienfeld seit 1700. Lilienfeld 1979 [zur Bibliothek S. 121 f. und S. 218]

Tobner, Paul: Lilienfeld 1202-1902. Wien 1902 [zur Bibliothek S. 387 f.]

Stand: März 1992

Stephan Sommer O.Cist.

Fr. Andreas Pirngruber O.Cist.


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.