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Bibliothek des Zisterzienserstiftes Neukloster

Adresse. Neuklostergasse 1, 2700 Wiener Neustadt [Karte]
Telefon. (02622) 231 02

Unterhaltsträger. Vereinigte Zisterzienserstifte Heiligenkreuz-Neukloster
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. Vornehmlich Theologie, außerdem Geschichte, Philosophie und Naturwissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit eingeschränkter Benützbarkeit, Voranmeldung unbedingt vonnöten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät; PC.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schnellbahn- und Zugverbindung ab Wien-Südbahnhof. Fußwegnähe (10 Minuten) vom Bahnhof. - A 2, Abfahrt Wiener Neustadt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Stiftspfarre Neukloster ist eine Gründung Kaiser Friedrichs III. Auf seine Veranlassung hin zogen am 15. April 1444 12 Mönche mit einem Abt aus der Zisterzienserabtei Rein (Steiermark) im nahe der Burg gelegenen Klostergebäude der Dominikaner ein. Auch die Grundsteinlegung zu einer Bibliothek erfolgte durch Kaiser Friedrich III. Er überließ der Stiftspfarre 60 Bücher zur Theologie, zu Medizin, Kirchenrecht und den Künsten sowie 7 Psalterien. Die Mönche aus Rein erweiterten diesen Grundstock durch 25 Werke für den liturgischen Gebrauch (Meßgesangsbücher, Meßbücher, Hymnenbücher etc.). Die Pflege der Literatur blieb den wissenschaftlich interessierten Äbten und Ordensangehörigen stets ein Anliegen. Viele von ihnen waren Gelehrte von Rang (u. a. Sebastian Gstaltner, Alberik Stingl, Dominikus Bilimek) und auch selbst literarisch oder publizistisch tätig. Abt Benedikt Hell (1729-1746) sorgte für den Ankauf von Kirchenväter-Literatur (Mauriner-Ausgabe) und von Predigtbüchern.

1.2 Der Ausbau der Büchersammlung war aufgrund ständiger wirtschaftlicher Schwierigkeiten in den ersten Jahrhunderten nach Gründung der Abtei nicht in größerem Ausmaß möglich. Dies änderte sich erst in der Amtszeit des Abtes Joseph Stübicher (1746-1775). Er bewirkte einen materiellen Aufschwung für das Neukloster und schuf damit auch die finanzielle Basis für die Errichtung eines Bibliothekssaales, des Goldenen Saales, der von Johann Bergl mit Deckenfresken geschmückt wurde. Darüber hinaus sorgte Stübicher für eine intensive wissenschaftliche Tätigkeit im Neukloster. Hand in Hand damit ging der Ankauf von z. T. äußerst wertvollen Büchern. Zisterziensterstift Neukloster

1.3 Einen beträchtlichen Bücherzuwachs brachte die Erwerbung der Bibliothek des Wiener Neustädter Bischofs Ferdinand Graf Hallweil (1706-1773). Der in große finanzielle Bedrängnis geratene Bischof war gezwungen, seine Bücher als finanzielle Sicherstellung an Abt Stübicher zu übergeben, da ihm dieser bereits einen großen Kredit gewährt hatte. Alles in allem soll Stübicher die Übernahme der Hallweilschen Büchersammlung 8205 Gulden gekostet haben. Hallweil behielt die Nutznießung seiner Bücher auf Lebenszeit, nach seinem Tod gingen sämtliche bisher im Bischofshof verbliebenen Werke an Abt Stübicher. Die Bibliothek Hallweils umfaßte etwa 1400 Werke: 638 Philologica und Moralia, 328 Ecclesiastica, 281 Juridicalia, der Rest entfiel auf Historica Profana. Auf die Identifizierung dieser Bücher wird bei der derzeit stattfindenden Revision besonderes Augenmerk gelegt. Stübicher erwarb auch die Bibliothek des kaiserlichen Regierungsrates Johann Wilhelm Wurmbrand von Stuppach (durch Exlibris gekennzeichnet) und sorgte außerdem für die Einrichtung eines physikalischen Kabinetts. Für die Anlegung einer Kunst- und Antiquitätensammlung war sein Hofmeister, Bernhard Sommer, mitverantwortlich.

1.4 Wissenschaftlich interessiert wie sein Vorgänger Stübicher zeigte sich auch Abt Alberik Stingl (1775-1801). Er ließ ein Naturalienkabinett einrichten, trug aber auch - wie aus den Rechnungsbüchern hervorgeht - durch den Ankauf zahlreicher Hand- und Druckschriften zur Vergrößerung des Buchbestandes bei. Für einen Zuwachs vor allem belletristischer Werke für die Stiftsbibliothek sorgte Abt Bernhard Schwindel, der als Verfasser zahlreicher Predigten und Gelegenheitsreden bekannt war. Er legte überdies einen Katalog über alle Akten des Archivs im Stifte Neukloster an, den er 1852 vollendete.

1.5 Die medizinische Literatur stammt größtenteils aus den Nachlässen Wiener Neustädter Stadtärzte. Handschriftliche Eigentumsvermerke tragen die Bü- cher Andreas Furlanis von Felsenburg sowie die seines Sohnes Karl Furlani. Die medizinischen Werke aus dem Besitz des Stadtphysikus Franz Iberer sind mit Exlibris versehen. In der zweiten Hälfte des 19. Jhs kam die Büchersammlung P. Ernest Winters, eines Theologen, Philosophen und Literaten, unter der Bezeichnung Winteriana in die Stiftsbibliothek. Sie wird jedoch nicht als Sondersammlung geführt.

1.6 1881 wurde das Stift Neukloster wegen des wirtschaftlichen Niederganges mit dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz vereinigt. Die Bibliothek blieb mit Ausnahme des größten Teils der Hss. in Wiener Neustadt. Eine Zählung im Jahr 1906 ergab 20.300 Bde. Im 20. Jh betrieb man eine kontinuierliche Bücheranschaffung zu verschiedenen Wissensgebieten, besonders zur Theologie. Auch Schenkungen und Legate kamen der Bibliothek zu, die z. T. noch nicht katalogisiert sind. Seit Jahresbeginn 1991 erfolgen die Neuerfassung der Buchbestände mit EDV und die Restaurierung schadhafter Werke.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Zahlenangaben liegt die Auswertung des systematischen Zettelkataloges zugrunde. Geringfügige Abweichungen können sich durch Mehrfacheinlagen gleicher Titel unter verschiedenen Sachgebieten ergeben. Erfaßt wurden auch beigebundene Schriften.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von etwa 13.700 Titeln (in ca. 20.000 Bdn) umfaßt der historische Bestand 9319 Titel (68 Prozent). Diese verteilen sich auf 82 Inkunabeln (einschließlich Adligate), 594 Titel des 16. Jhs (davon 117 vor 1530), 1460 Titel des 17. Jhs, 3663 Titel des 18. Jhs und 3520 Titel des 19. Jhs (davon 1450 aus der ersten Hälfte). Ca. 550 Drucke sind ohne Jahresangabe. Der Schwerpunkt liegt somit bei Drucken des 18. Jhs (knapp 40 Prozent).

2.3 Von den 82 Inkunabeln stammen 41 aus Venedig (Ausgaben der Bibel und von Werken klassischer Autoren, darunter 6 Cicero-Drucke), 12 aus Nürnberg, 6 aus Straßburg. Von den Frühdrucken haben 18 Basel als Erscheinungsort, je 17 Straßburg sowie Venedig und 3 Wien.

2.4 4785 Titel (51 Prozent) sind deutschsprachig, 3495 (38 Prozent) lateinisch, 750 französisch und 171 italienisch. 15 Drucke sind lateinisch-griechische Textausgaben, 13 sind in griechischer Sprache vorhanden (vor allem Bibelausgaben). Der Rest verteilt sich auf Englisch, Spanisch, Hebräisch (Bibelausgaben), Ungarisch, Polnisch etc. Das lateinische Schrifttum betrifft besonders die Gebiete Spezielle Geschichte (392 Titel), Kirchengeschichte (361), Rechts- und Staatswissenschaften (320) sowie die Bereiche Aszetik, Patristik, Dogmatik und Moraltheologie, außerdem die Medizin (225 Werke aus dem 15. bis 18. Jh). Bei den französischen Drucken liegen Schwerpunkte auf französischer Literatur und Übersetzungen ins Französische (107 Titel aus dem 17. und 18. Jh) sowie auf der Speziellen Geschichte (148 Titel aus dem 17. und 18. Jh). Die Inkunabeln sind in der Mehrzahl lateinisch. Nur 5 sind deutsch (u. a. eine Bibel von 1483 und die Weltchronik Hartmann Schedels von 1493), je eine ist italienisch und spanisch.

Systematische Übersicht

2.5 Die Bücher sind im Goldenen Saal und in den kleineren Nebensälen der Bibliothek in 12 Großabteilungen nach Sachgebieten aufgestellt. Die theologische Literatur umfaßt 10 Großgruppen (mit Untergliederungen), die profane Literatur 22.

Theologische Literatur

2.6 Die Bibelwissenschaft ist in Bibelausgaben, Biblische Literatur und Hebraica untergliedert. An Bibelausgaben (auch polyglotten) sind 117 dem Altbestand zuzurechnen, in der Mehrzahl deutschsprachige (47, darunter eine Inkunabel) und lateinische (5 Inkunabeln), neben einigen griechischen, französischen, hebräisch-lateinischen, lateinisch-deutschen und griechisch-lateinischen. Auch eine böhmische und eine polnische Bibel sind vorhanden. Die 270 Werke zur biblischen Literatur umfassen einzelne Bücher der Bibel mit Kommentaren (so von Tirinus und Calmet), Bibelexegese, Konkordanzen, Offenbarungsgeschichte, Werke zu biblischen Personen sowie Wörterbücher. Der Schwerpunkt liegt im 18. Jh (119 Titel); 43 sind im 17. Jh, 26 im 16. Jh erschienen (u. a. von Johannes Calvin, Erasmus von Rotterdam, Eusebius von Caesarea, Thomas von Aquin). Die Hebraica sind Werke zur hebräischen Geschichte, Literatur, Archäologie sowie zum Hebräischen und zu verwandten Sprachen, außerdem Wörterbücher und Talmud-Ausgaben. Von 96 Titeln sind 11 aus dem 16. Jh, 13 aus dem 17. Jh und 60 aus dem 18. Jh.

2.7 Auf die Patristik entfallen 254 Titel. Hervorzuheben sind Werkausgaben des 16. Jhs von Laktanz, Innozenz III., Gregor von Nazianz, Basilius Magnus, Cyprian, Cyrill von Alexandrien, Dionysius Areopagita und Eusebius von Emesa. Schriften von Augustinus und Bonaventura sind - neben 4 weiteren Inkunabeln - in Ausgaben von 1475, 1489 bzw. 1491 vorhanden. Aus dem 16. Jh liegen 33 Drucke vor, aus dem 17. Jh 42, aus dem 18. Jh 99, darunter die Opera omnia des Chrysostomus (1718-1738).

2.8 Die Kirchengeschichte ist mit 628 Werken vertreten. Neben Lehrbüchern und allgemeinen Abhandlungen (u. a. die Geschichte der Kirche von Berault-Bercastel, 1784) finden sich Bullarien, Werke zur kirchlichen Archäologie und Geographie, zur Kirchenpolitik sowie Berichte über Reisen ins Heilige Land. Etwa 80 Werke zur Geschichte der Päpste und Konzilien und ebensoviele zur Geschichte der Bistümer, Abteien und Klöster runden den Bestand ab. Die Mehrzahl ist im 18. Jh erschienen (243), 112 im 17. Jh, 51 im 16. Jh; 8 Titel sind Inkunabeln.

2.9 Zum Kirchenrecht sind 213 Titel vorhanden, welche die Bereiche Eherecht, päpstliche Rechte sowie Gallikanismus und Febronianismus umfassen. Die Literatur des 18. Jhs überwiegt (auf das 17. Jh entfallen 45 Titel, auf das 16. Jh 14). Werke zum Ordensrecht, Ordenswesen, zur Geschichte geistlicher Orden, Privilegien, Ordensregeln und Statuten ergeben 109 Titel, davon 19 aus dem 17. Jh und 36 dem 18. Jh. Weitere 9 sind Cisterciensia - neben einem handschriftlichen Martyrologium aus dem 15. Jh vorwiegend Chroniken und Annalen (so Aubert Miraeus' Chronicon Cisterciense, 1614).

2.10 133 Werke betreffen die Hagiographie. Neben Heiligenviten finden sich Legenden, Martyrologien sowie Schriften über Wallfahrtsorte. Zahlenmäßig überwiegen die großteils deutschsprachigen Werke aus dem 19. Jh. Unter 379 Titeln zu Dogmatik und Moral (5 Inkunabeln, 16 Titel aus dem 16. Jh, 59 aus dem 17. Jh und 179 aus dem 18. Jh) sind das Speculum morale (1493), die Summa angelica des Angelus de Clavasio (1495) und 2 Schriften des Johannes von Freiburg (1478 und 1484).

2.11 Die Bestandsgruppe Aszetik und Mystik (641 Titel; 281 des 18. Jhs, 124 des 17. Jhs, 25 des 16. Jhs und 3 Inkunabeln) thält neben vielen Betrachtungs- und Erbauungsschriften (Johannes vom Kreuz, Franz von Sales, Thomas von Kempen in Ausgaben des 17. bis 19. Jhs) volkstümliche religiös-belehrende Werke. Zur Pastoraltheologie einschließlich Katechetik gibt es 306 Titel, darunter Katechesen und Religionslehrbücher für Schulen. Auf das 16. Jh entfallen 8 (u. a. das Catholisch Pfarbuch von Johann Leisentritt von 1590 und ein Katechismus von Friedrich Nausea, 1543), auf das 17. Jh 10, auf das 18. Jh 20 Titel.

2.12 Die Homiletik umfaßt 747 Werke, darunter theoretische Literatur, Predigtentwürfe, Musterpredigten, Predigtwerke, in der Mehrzahl jedoch Gelegenheitspredigten, Festtagspredigten und Predigten für Kinder. 15 Drucke sind Inkunabeln (darunter Titel von Antonius de Vercellis und Nikolaus von Dinkelsbühl), 22 stammen dem 16. Jh (Ambrosius Spiera, Johann Eck, Johann Wild, Pelbartus de Temeswar u. a.), 50 dem 17. Jh (Georg Scherer, Michael Pexenfelder, Joseph Mansi), 214 aus dem 18. Jh. Aus dem 19. Jh liegen zahlreiche Predigten Johann Emmanuel Veiths vor. Aus Ritualien, Pontifikalen, Ceremonialien, Brevieren, Psalterien, Werken zur Hymnologie sowie zahlreichen Missalen (15. bis 18. Jh) setzen sich die 165 Titel zur Liturgik zusammen. Auffallend häufig sind Ausgaben des Missale Romanum, darunter eine Inkunabel.

2.13 Bei der Allgemeinen Religionswissenschaft (216 Titel) tfällt der Großteil auf christliche Literatur (theologische Enzyklopädien, Zeitschriften, Beispielsammlungen, theologische Schriftsteller und theologische Literaturgeschichte). Lediglich 30 Titel beschäftigen sich mit Mythologie, Islam und Sektierern. Aus dem 16. Jh sind 20, aus dem 17. Jh 33, aus dem 18. Jh 82 Drucke vorhanden.

Profane Literatur

2.14 Die 253 Titel zur Philosophie umfassen Gesamtausgaben einzelner Philosophen, Geschichte der Philosophie, Werke zu Logik, Metaphysik, Ästhetik, aber auch zur Psychologie; 3 stammen aus dem 16. Jh, 25 aus dem 17. Jh, 135 aus dem 18. Jh. Die ädagogik ist mit 74 Titeln zum Schul-, Unterrichts- und Erziehungswesen (Werke Vierthalers, Bahrdts, Felbigers) sowie mit Abhandlungen zur Wiener Universität und zu einzelnen Gymnasien vertreten.

2.15 Zum Bereich Philologie (240 Titel) gehören ca. 70 Wörterbücher, 41 Grammatiken, 20 Titel zur Rhetorik (darunter Melanchthons Elementa Rhetorica von 1542 und Christian Weises Institutiones oratoriae von 1687). Der Rest verteilt sich auf Stilistik, Lehrbücher sowie Chrestomathien. Die deutsche, lateinische und französische Sprachwissenschaft stehen im Vordergrund, einzelne Werke betreffen die ungarische, glische, spanische, griechische und italienische Sprache. 32 Titel stammen aus dem 16. Jh, 28 aus dem 17. Jh und 112 aus dem 18. Jh.

2.16 Die Werke klassischer griechischer und römischer Autoren (aller Wissenschaftszweige) samt Übersetzungen sowie Grammatiken, Literaturgeschichten, Werke zur Stilistik, Phraseologie und Chrestomathien der griechischen und lateinischen Literatur sind unter Altklassische Literatur zusammengefaßt. Unter den 331 Titeln treten die Werke Ciceros (diverse Ausgaben, u. a. 6 Inkunabeln) und Homers (u. a. eine griechisch-lateinische Ausgabe der Ilias und Odysee von 1597) hervor. Zur Medizin finden sich u. a. Hippokrates' Opera medica (1546).

2.17 Die 376 Titel zur Deutschen Literatur umfassen neben einigen Werken der deutschen Aufklärung, Klassik und Romantik vor allem Literatur des späten 19. Jhs. Aus dem 17. Jh sind Martin Opitz' Geistliche und weltliche Poemata (1646) hervorzuheben. Unter Fremde Literatur sind die Klassiker der französischen, italienischen, spanischen, englischen Literatur etc. zusammengefaßt (vor allem Übersetzungen). Unter 386 Werken sind 32 aus dem 17. Jh (u. a. eine Ausgabe von Tassos Befreitem Jerusalem, 1651). Aus dem 16. Jh liegen Petrarcas Sonetti e Canzoni (1554) und Jacopo Sannazaros Arcadia in der Originalsprache vor.

2.18 Umfangreich ist mit 1158 Titeln die Geschichte vertreten, aufgefächert in Universalgeschichte und Spezielle Geschichte. Die Werke der Universalgeschichte sind Weltchroniken, chronologische Darstellungen, historische Lexika, kulturgeschichtliche und epochengeschichtliche Abhandlungen. Die älteste Chronik stammt von 1481 (Druck von Erhard Ratdolt); Hartmann Schedels Weltchronik ist in 2 deutschen Ausgaben von 1493 und einer lateinischen, ebenfalls 1493, vorhanden. Aus dem 17. Jh liegt u. a. das Theatrum Europaeum vor (1635 ff.). Die 1026 Werke der Speziellen Geschichte betreffen die Geschichte einzelner Völker, Länder, Staaten, Kriege und Geschlechter. Es handelt sich hauptsächlich um Literatur zur politischen Geschichte, vornehmlich der europäischen Länder. Die österreichische Geschichte ist Gegenstand von ca. 160 Werken. 119 Titel stammen aus dem 16. Jh, 266 aus dem 17. Jh und 359 aus dem 18. Jh.

2.19 Unter den Biographien (159 Titel; 4 aus dem 16. Jh, 13 aus dem 17. Jh und 52 aus dem 18. Jh) sind die Lebensbeschreibungen von - vornehmlich europäischen - Fürsten und Staatsmännern (69; u. a. die Lebensbeschreibung Kaiser Heinrichs IV. von Johannes Aventinus, 1518, und die Skanderbegs von Jacques de Lavardin, 1597) am stärksten vertreten; 36 Biographien betreffen Entdecker, Gelehrte, Dichter und Künstler (darunter Joachim Camerari über Melanchthon, 1591), 31 Männer der Kirche. 20 Titel sind historische Briefliteratur.

2.20 Die Abteilung Archäologie umfaßt neben archäologischen Werken auch solche zur Diplomatik, Epigraphik, Heraldik, Numismatik und Chronologie. Von den 155 Titeln stammen 7 aus dem 16. Jh (u. a. das Wappenbuch des Martin Schrot, 1576), 23 aus dem 17. Jh und 86 aus dem 18. Jh. Zur Geographie und Topographie liegen 249 Titel vor, darunter 42 Reisebeschreibungen und 24 Atlanten. Hervorzuheben sind 5 Werke aus dem 17. Jh von Martin Zeiller.

2.21 Die 323 Werke zur Rechtswissenschaft umfassen Abhandlungen zum Natur-, Staats- und Völkerrecht, zum Römischen und Deutschen Recht, Öffentlichen und Privatrecht sowie zum Notariats- und Prozeßwesen, darüber hinaus Gesetzessammlungen. Zu erwähnen ist ein juristisches Dictionarium von 1481. Die 200 Titel zu den Staatswissenschaften verteilen sich auf Verfassung und Verwaltung, Acta publica, Publikationen zu Staats- und Friedensverträgen, Zeremoniell der Höfe sowie auf Volkswirtschaft, Finanz- und Polizeiwesen. Einige Werke betreffen die soziale Frage des ausgehenden 19. Jhs. Die Mehrzahl der Drucke ist im 18. Jh erschienen (Pufendorf, Heinrich Senkenberg, Sonnenfels, Gottfried van Swieten, Vauban u. a.)

2.22 Der Bestand zur Medizin, der sich zum Großteil aus den Nachlässen Wiener Neustädter Stadtärzte zusammensetzt, zählt 424 Titel (104 aus dem 17. Jh und 208 aus dem 18. Jh). Vertreten sind Anatomie, Physiologie, Pathologie, Therapeutik, Chirurgie und Pharmazie. Die Gruppe enthält auch Inkunabeln (Galen, Bartholomäus und Petrus de Montagnana).

2.23 Von den 108 Werken zur Mathematik reichen die ältesten in das frühe 16. Jh zurück, der Großteil stammt jedoch aus dem 18. Jh (Leonhard Euler, Christian Wolff, Nikolaus Bion). 32 Titel betreffen die Astronomie (darunter Julius Firmicis Astronomicorum libri octo, 1499). Aus dem 18. Jh sind einige Werke über Sonnenuhren vorhanden.

2.24 Die Abteilung Kunst enthält 93 Titel zur Kunstgeschichte, Zeichenkunst, Architektur (vor allem italienische Ausgaben des 16. und 17. Jhs: Andreas Palladio, Sebastian Serlio u. a.), Malerei und Musik. Von Dürer sind die Unterweisung der Messung (1525) und 4 Bücher von menschlicher Proportion (1528) vorhanden.

2.25 Zu den 167 unter Enzyklopädien eingereihten Titeln wurden neben allgemeinen Real-Enzyklopädien auch Zeitungen und Unterhaltungsblätter, periodische Schriften, Kalender sowie allgemeine Abhandlungen über Kunst, Literatur und Wissenschaft gezählt. So finden sich hier u. a. Johann Jacob Hofmanns Lexicon universale (1677), das Göttingische Magazin der Wissenschaften und Literatur (1780 ff.) sowie das Journal des Sçavans (1685-1782). Das Sachgebiet Bibliographie (110 Titel) beinhaltet neben Bibliotheks- und Schriftenverzeichnissen sowie Werken zur Bibliothekskunde auch Studien zur Literaturgeschichte. 66 Titel stammen aus dem 18. Jh, 11 aus dem 17. Jh.

2.26 198 Drucke sind unter Varia eingereiht. Hierbei wird eine Unterscheidung getroffen zwischen Werken zu Dämonologie, Astrologie, Magie, Wahrsagerei, Chiromantik, Freimaurertum, Merkwürdigkeiten (118 Titel) und Darstellungen zu Handel, Verkehr, Industrie und Gewerbe. Darüber hinaus sind einige kriegs- und militärwissenschaftliche Werke vorhanden sowie Publikationen zu Künsten und Spielen (so ein Thurnir-Buch von 1530 und einzelne Abhandlungen über die Fecht- und Reitkunst aus dem 16. und 17. Jh).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Nominalkatalog [hschr., um 1950 angelegt]

Systematischer Katalog [hschr., um 1950 angelegt]

3.2 Historische allgemeine Kataloge

Katalog aus dem Jahr 1725

[hschr., unter Abt Rupertus Lang angelegt; im Archiv in Verwahrung]

Nominalkatalog

[hschr., 4 Bde, verfaßt von P. Friedrich Maierhofer im ausgehenden 18. Jh]

Systematischer Katalog

[hschr., um 1906 vom damaligen Bibliothekar P. Chrysostomos Pokorny erstellt]

Katalog für die Bücher im Hauptsaal

[hschr. Kataloghefte; verfaßt von Prof. Eugen Bill]

3.3 Historische Sonderkataloge

Bücherverzeichnis der Hallweil-Bibliothek

[Archiv für Niederösterreich (NÖLA): Klosterrats-Akten, Karton 95, Fasz. 7, Nr. 2; Inventar der Bibliothek Hallweil; es liegt inzwischen auch in der Bibliothek der Stiftspfarre Neukloster auf.]

Catalogus librorum Johannis Guilielmi Comitis a Wurmbrand. 1751

[Bandkatalog; aufbewahrt in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Cod. 14981]

Katalog der Drucke bis etwa 1500

[in Zettelform; hschr., angelegt Ende des 18. Jhs]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Brunner, Sebastian: Ein Cistercienserbuch. Würzburg 1881

Kluge, Benedikt: Neukloster. In: Xenia Bernardina. Bd 3. Wien 1891, S. 113-135

Mayer, Heinrich: Zur Gründungsgeschichte des Stiftes Neukloster. Festschrift zum 800-Jahres-Gedächtnis Bernhards von Clairvaux. Wien, München 1953

Mayer, Heinrich: Auf immerwährende Zeit. Die Vereinigung des Stiftes Neukloster in Wiener Neustadt mit dem Stifte Heiligenkreuz im Jahre 1881. Heiligenkreuz, Wien 1966

Wildhagen, Manfred: Ferdinand Graf von Hallweil, Bischof von Wiener Neustadt 1706-1773. (Diss. Wien 1970, mschr.) [im Anhang: Inventar der Hallweil-Bibliothek]

Stand: April 1991

Wilma Buchinger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.