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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Geologie

Adresse. Domstraße 5, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 60 85
Bibliothekssigel. <Ha 56>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Allgemeine, historische und regionale Geologie; Paläontologie, Mineralogie und Kristallographie; Petrologie, Lagerstättenkunde, Geochemie und Geophysik; Hydrologie, Ingenieurgeologie und Umweltgeologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-12 und 13-16 Uhr, Freitag 8-13 Uhr. In der vorlesungsfreien Zeit Montag bis Freitag 8-13 Uhr. Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät, PC (OPAC).
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 5, 7, 9) Richtung Stadtmitte bis Haltestelle Marktplatz. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten) über Marktplatz zum Domplatz. Parkmöglichkeiten am Domplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Entstehung der Bibliothek für Geologische Wissenschaften ist eng mit der Institutsgeschichte verbunden. Die Mineralogie hat an der hallischen Universität eine lange Tradition. Wenn auch die medizinische Fakultät der 1694 gegründeten Universität zunächst herausragte, vor allem durch ihre ersten Professoren Friedrich Hoffmann (1660-1742) und Georg Ernst Stahl (1659-1734), so spielten in Halle die Geowissenschaften stets eine starke Rolle, eine Tatsache, die erst durch Heinz Pfeiffers Wiederentdeckung (1976) hallischer Geologie-Dissertationen des frühen 18. Jhs bekannt wurde.

1.2 Unter den in barockem Latein verfaßten Dissertationen kommt der von Johann Jakob Lerche (1703-1780) eine besondere Bedeutung zu. Seine bei Hoffmann 1730 verteidigte Oryctographia Halensis ist die älteste geologische Beschreibung von Halle und Umgebung als Modellgebiet der geologischen Geschichte Europas. Johann Joachim Lange (1698-1765), Professor der Philosophie und Medizin in Halle, nahm 1756 die erste mineralogisch-petrographisch orientierte Dissertation Genesis lapidum variis observationibus illustratur (Erläuterungen der Gesteinsbildung durch verschiedene Beobachtungen) von Wilhelm Mallinckrodt ab. Mit seiner Einleitung zur Mineralogia metallurgica (Halle 1770) darf Lange als Begründer der Mineralogie an der hallischen Universität angesehen werden. Leider fehlen Nachweis-Belege für die entsprechende Handbibliothek.

1.3 Im Jahre 1796, ein Jahr vor der Gründung der Königlich Preußischen Bergakademie in Berlin, wurde in Halle der Arzt Johann Friedrich Gottlieb Goldhagen (1742-1788) Professor für Naturgeschichte als Vertreter einer Mineralogie, die etwa dem Gesamtgebiet der Geologie entsprach. Sein umfangreiches Naturalienkabinett wurde 1787 für 2500 Taler von der Universität gekauft und bildete den Kern des späteren, seit 1805 selbständigen Mineralienkabinetts, das 1812 zum Mineralogischen Museum und 1873 in ein Mineralogisches Institut und Museum umgewandelt wurde. Erster Direktor war der Geologe und Lagerstättenkundler Prof. Karl von Fritsch (1838-1906), der nach dem Auszug der Medizin aus der ab 1531 erbauten Neuen Residenz des Kardinals Albrecht von Brandenburg (1490-1545) wesentlich zur Vergrößerung der Sammlungen und auch der Bibliothek beitrug. Seine Vorgänger als Professor für Geologie an der Universität, Henrik Steffens (1773-1845), Karl von Raumer (1783-1865), Ernst Friedrich Germar (1786-1853), Friedrich Hoffmann (1797-1836), Heinrich Girard (1814-1878) und Otto Luedecke (1851-1910), hatten ebenfalls Fachliteratur beigesteuert.

1.4 Aus Schenkungen wurde eine Büchersammlung mit ca. 1300 Titeln zusammengetragen, die handschriftlich katalogisiert wurden und für Forschung und Lehre zur Verfügung standen. Unter der Institutsleitung von Ernst Haase (1871-1959), Ferdinand von Wolff (1874-1952), Hendrik Enno Boeke (1881-1918), Hans Seifert (1893-1976) und Fritz-Henning Laves (1906-1978) u. a. wuchs der Bestand rasch an. 1915 wurde die Trennung der Hauptdisziplinen mit der Bildung eines Mineralogisch-Petrographischen und eines Mineralogischen Instituts vollzogen. Mit der Gründung des Geiseltalmuseums 1934 wurde die Bibliothek erweitert und eine gesonderte Kartensammlung angelegt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde während der amerikanischen Besatzung 1945 neben dem Großteil des Geologie-Instrumentariums auch ausgesuchte Literatur in die Marburger Universität gebracht. Ferdinand von Wolff konnte im April 1950 die Rückgabe der ausgelagerten Zeitschrift für Kristallographie (50 Bde) erreichen. Die Institutsbibliothek wurde im Jahre 1969 im Zuge der 3. Hochschulreform der DDR als Zweigbibliothek der ULB angegliedert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Auszählung ergab einen historischen Bestand von 1333 Titeln bei einem Gesamtbestand von 41.000 Bdn. Davon stammen einer aus dem 17. Jh, 56 aus dem 18. Jh und 1276 aus dem 19. Jh. 1032 Titel sind in Deutsch, 33 in Latein, 138 in Französisch, 98 in Englisch und 32 in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.2 Der Monographienbestand spiegelt das um die Jahrhundertwende (19./20. Jh) übliche Angebot an mineralogischer und geologischer Literatur wider. So finden sich allgemeine Lehrbücher zur Mineralogie und Geologie, Titel zur Entwicklungsgeschichte der Erde, Stratigraphie, Paläontologie und Gesteinskunde, Werke zur Edelsteinkunde und Kristallographie, zum Berg- und Hüttenwesen sowie Geologie-Führer.

2.3 Im Bestand der Bücherei Königliches Geologisches Institut Universität Halle und der Bibliothek des mineralogischen Cabinets der Universität Halle finden sich aus der Zeit von 1774 bis 1880 42 Einführungen und Lehrbücher zur Mineralogie und Geologie. Darunter sind Werke des Begründers der wissenschaftlichen Mineralogie und Kristallographie René Just Haüy (1743-1822), so der Traité de minéralogie (Paris 1801), die deutsche Übersetzung Lehrbuch der Mineralogie (Leipzig 1804-1810) und der Traité de cristallographie (Paris 1822). Vom Freiberger Mineralogen und Geologen Abraham Gottlob Werner (1749-1817), der genaue Mineralbestimmungsmethoden entwickelte, sind das Handbuch Von den äußeren Kennzeichen der Fossilien (Leipzig 1774) und Letztes Mineral-System (Freiberg 1817) zu nennen.

2.4 Weitere Werke zur Mineralogie sind vorhanden u. a. von Alexandre Bronguiart (1770-1847); Friedrich Mohs (1773-1839); Georg August Goldfuß (1782-1848); Christian Keferstein (1784-1866); Johann Friedrich Breithaupt (1791-1873); Johann Reinhard Blum (1807-1883); Ferdinand Senft (1810-1893); Carl Justus Andrä (1816-1885); Gustav von Tschermak (1836-1927); Ferdinand Zirkel (1838-1912); Paul Heinrich von Groth (1843-1927); Victor Goldscdt (1853-1933) und Friedrich Rinne (1863-1933). Ebenfalls zum Bestand zählen Werke der bekannten Geologen und Paläontologen Joachim Barrende (1799-1883); Bernhard von Cotta (1808-1879); Heinrich Credner (1809-1876); Friedrich August Quenstedt (1809-1889); Hanns Bruno Geinitz (1814-1900); Eduard Sueß (1831-1914); Karl von Fritsch (1838-1906); Hermann Credner (1841-1913) und Franz Beyschlag (1856-1935).

2.5 Neben einer Sammlung mit geologischen und topographischen Karten sowie Vegetationskarten finden sich auch ältere Werke zur Hydrologie. Darüber hinaus ist ein beachtlicher Zeitschriftenbestand vorrangig des 19. Jhs aus dem deutschsprachigen Raum vorhanden, darunter z. B. Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie (bis 1832: Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde; 1833-1862: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde), vorhanden ab 1830; Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft (1, 1849 ff.); Geologisches Jahrbuch (1, 1880 ff.).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog bis 1974

[in Zettelform; nach PI]

Alphabetischer Katalog ab 1975

[in Zettelform; nach RAK] Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Gaedecke, Rudolf; Kaemmel, Thomas: Zur Geschichte der Mineralogie an der Martin-Luther-Universität in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. In: Hercynia N. F. 22 (1985) S. 1-12

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Lerche, Johann Jacob: Oryctographia Halensis (1730): Halles älteste Regionalgeologie. Ins Deutsche übersetzt von Horst Koehn. Mit Einleitung und Kommentar hrsg. von Heinz Pfeiffer und Max Schwab. Halle (Saale) 1983

Stand : Dezember 1998

Heide Kienast

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.