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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Indologie

Adresse. Emil-Abderhalden-Straße 9, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 20 38
Bibliothekssigel. <Ha 37 D>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Institutsbibliothek. Sammelgebiet. Indologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleih- und Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät; Fotostelle der ULB.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 2, 5, 7, 9) bis Haltestelle Steintor. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). - Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Indologie hat an der Universität Halle eine lange Tradition. Ihr erster Vertreter war August Friedrich Pott (1802-1887), der im Jahre 1833 eine Berufung als außerordentlicher Professor der Allgemeinen Sprachwissenschaft erhielt (1838 Ordinariat). In der Gründerzeit des Faches in der ersten Hälfte des 19. Jhs war Halle nach Bonn (Friedrich Schlegel), Berlin (Franz Bopp), Königsberg (Peter von Bohlen) und Breslau (Adolf Friedrich Stenzler) die fünfte deutsche Universitätsstadt, in der die Indologie als Fach vertreten war, zunächst allerdings noch im Verbund mit allgemeiner Sprachwissenschaft und Indogermanistik, wie es für die Frühgeschichte des Faches charakteristisch war. Im Zuge der wissenschaftichen Entwicklung verselbständigten sich diese Fächer später; so auch in Halle. Vertrat Berthold Delbrück (1842-1922), der sich als Schüler Potts im Jahre 1866 in Halle habilitierte, noch beide Fächer, so begründeten in der Folgezeit wegen ihrer Arbeit auch heute geschätzte Gelehrte wie Richard Pischel (1849-1908), Theodor Zachariae (1851-1934), Karl Friedrich Geldner (1852-1929), Eugen Hultzsch (1857-1927) und Richard Schmidt (1866-1927) den Ruf der Universität Halle-Wittenberg als Stätte indologischer Forschung.

1.2 Die Altindologica der Zweigbibliothek stammen zum größten Teil aus der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG), deren rein indologischer Bestand (Signaturenfolge Eb; Eba-Ebx) dem Institut für Indologie als Dauerleihgabe (Sektion Indologie) zur Verfügung gestellt wurde. Alle eingangs erwähnten Forscher waren eng mit dieser am 2. Oktober 1845 in Darmstadt u. a. von A. F. Pott und dem Leipziger Indologen Hermann Brockhaus (1806-1877) gegründeten und bis heute bedeutendsten wissenschaftlichen Vereinigung deutscher Orientalisten verbunden, z. T. auch als deren Bibliothekare. Während der Sitz der Gesellschaft Leipzig wurde, befand sich die Bibliothek von Anfang an, bis auf eine kurze Leipziger Unterbringung von 1849 bis 1850, in Halle. In einem Vertrag mit der Universitätsbibliothek Halle verpflichtete sich die DMG im Jahre 1891 (erneuert 1925), ihre Bibliothek in Halle zu belassen. Auf Grund der umsichtigen Erwerbungstätigkeit, der auch die Nachlässe von Adolf Friedrich Stenzler (1807-1887), Johann Gildemeister (1812-1890) und Heinrich Wenzel (1855-1893) zu danken sind, zählt die Indologie-Abteilung der DMG-Bibliothek für die Frühgeschichte der Indologie heute weltweit zu den besten ihrer Art. Das ist nicht zuletzt auch das Verdienst des hallischen Indologen Wilhelm Printz (1887-1941), der von 1924 bis zu seinem Tode für die DMG-Bibliothek tätig war.

1.3 Ein kleinerer Bestandsteil der Altindologica stammt aus dem Nachlaß des Arztes und Medizinhistorikers Reinhold F. G. Müller (1882-1966), der durch zahlreiche Veröffentlichungen auf dem Gebiet der traditionellen indischen Medizin hervorgetreten ist. Dieser Nachlaß wurde dem Institut von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina zu Halle als Dauerleihgabe überlassen. Er umfaßt Texte und Abhandlungen aus dem Bereich des Ayurveda.

1.4 Nach der Zäsur des Jahres 1939 fehlte es dem Fach Indologie an der notwendigen Unterstützung, so daß über Jahrzehnte eine Beschaffung von Indologica faktisch nicht mehr stattfand und es damit zu großen Lücken im Bestand kam. Erst mit der Wiedereinrichtung des Lehrstuhls im Jahre 1992, den Prof. Johannes Mehlig (*1928) bis zum Jahre 1994 innehatte und auf den 1995 Prof. Walter Slaje berufen wurde, sowie mit der Neueinrichtung des mit Prof. Rahul Peter Das besetzten Lehrstuhls Neuindische Philologie im Jahre 1994 ergab sich die Möglichkeit, den Bestand der Indologie-Bibliothek weiter auszubauen. Der Aufbau ist mit umfangreichen Rückergänzungen aus Indien noch voll im Gange. Bei dem guten Altbestand der Bibliothek kommt es dabei nur selten zum antiquarischen Erwerb indologischer Publikationen, die vor dem Jahre 1900 gedruckt worden sind. Im Zuge dieser Bestandsergänzung dürfte es gelingen, die Lücken der letzten Jahrzehnte im wesentlichen zu schließen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 20.000 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 1500 Titel, die bis auf drei Ausnahmen aus dem 19. Jh stammen. In Deutsch liegen 367 Titel vor, in Latein 86, in Französisch 82, in Englisch 449, in sonstigen Sprachen 729 Titel, davon in Sanskrit 494 (insgesamt 1713 Titel). Die Differenz von mehr als 200 Titeln erklärt sich dadurch, daß Textausgaben mit Übersetzungen doppelt gezählt wurden. Mit ca. 85 Prozent hat der Indologie-Bestand der DMG den größten Anteil. Entsprechend der Forschungsausrichtung der Professoren überwiegen Titel der Klassischen Indologie, dabei insbesondere Titel aus dem Gebiet des Veda, der Dichtung und Poetik.

2.2 Unter den zahlreichen Rara der Sammlung sind Friedrich Schlegel, Über die Sprache und Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde. Nebst metrischen Übersetzungen indischer Gedichte (Heidelberg 1808); Franz Bopp, Kritische Grammatik der Sanskrita-Sprache in kürzerer Fassung (Berlin 1834); Rig-Vedae specimen, hrsg. von Friedrich Rosen (London 1830); Anthologia Sanscritica glossario instructa, hrsg. von Christian Lassen (Bonn 1838); Paulinus a Sancto Bartolomaeo (1748-1806), Examen historico-criticum codicum Indicorum bibliothecae sacrae congregationis de propaganda fide (Rom 1792) und Amarasimha. Sectio prima de caelo ex tribus ineditis codicibus Indicis manuscriptis (Rom 1798); An explanatory version of Lord Bacon's Novum Organum, prepared in Sanskrit by Pandit Vitthala Sástrí, and in English by James R. Ballantyne (Benares 1852); Sakontala oder der entscheidende Ring. Ein Indisches Schauspiel von Kalidas. Aus den Ursprachen Sanskrit und Prakrit ins Englische und aus diesem ins Deutsche übersetzt mit Erläuterungen von Georg Forster. Zweite ... von Johann Gottfried Herder besorgte Ausg. (Frankfurt a. M. 1803); John Muir, Matapariksa. A Sketch of the Argument for Christianity and against Hinduism. In Sanskrit Verse (Calcutta 1839); Wilhelm von Humboldt, Über die unter dem Namen Bhagavad-Gita bekannte Episode des Mahabharata. Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 30. Juni 1825 und 15. Juni 1826 (Berlin 1826); Demetrios Galanos, Indikon metaphraseon prodromos (Athen 1845).

2.3 Auch in dem Nachlaß von Reinhold F. G. Müller finden sich einige Rara. Genannt sei Franz Hesslers lateinische Übersetzung eines altindischen medizinischen Textes, Susrutas. Ayurvedas. Id est medicinae systemae a venerabili Dhanvantare demonstratum Susruta discipulo compositum. Nunc primum ex Sanskrita in Latinum sermonem vertit ... Franciscus Hessler (Erlangen 1844).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform]

Systematischer Katalog

[in Zettelform] Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Mehlig, Johannes: Die Pflege und Tradition der Indologie in Halle. In: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1958) S. 891-900

Halle und Indien. 300 Jahre Kultur und Wissenschaft. Sonderausstellung anläßlich der Indienfestspiele in Deutschland 1991/92.

Katalogredaktion:

Ralf-Torsten Speler. Wiss. Bearb.: Johannes Mehlig. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Zentrale Kustodie. Halle (Saale) 1992

Stand: März 1999

Andreas Pohlus

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.