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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Zweigbibliothek Orientalistik

Adresse. Heinrich-und-Thomas-Mann-Straße 22, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 20 89
Telefax. (0345) 5 52 71 23
Bibliothekssigel. <Ha 1A>
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Arabistik, Islamwissenschaften und Semitistik.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-16.30 Uhr. Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, PC (OPAC).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 5, 6, 7, 9) bis Haltestelle Joliot-Curie-Platz oder (Linien 2, 10) bis Haltestelle Ludwig-Wucherer-Straße/Lessingstraße. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). - Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Orientalistik in Halle hat eine mehr als 300jährige Tradition. Schon mit der Gründung der Universität im Jahre 1694 bot sich durch Prof. Christoph Cellarius (1638-1707) die Möglichkeit orientalischer Studien. 1699 kam Johann Heinrich Michaelis (1668-1738) als Professor der morgenländischen Sprachen hinzu. Seine bedeutendste wissenschaftliche Leistung war 1720 die Herausgabe der Biblia hebraica als erster Versuch einer kritischen Ausgabe des Alten Testaments. Lange Zeit wirkte neben ihm sein Neffe Christian Benedikt Michaelis (1680-1764), der 1706 eine Historia linguae arabicae verfaßt und großen Anteil an der Fertigstellung des hebräischen Bibeltextes seines Onkels hatte.

1.2 Der Orientalist Johann Heinrich Callenberg (1694-1760) gründete auf Veranlassung August Hermann Franckes (1663-1727) 1728 das Institutum judaicum für die von den hallischen Pietisten aufgenommene Juden- und Mohammedaner-Mission. Mit Ludwig Schulze (1734-1799), Georg Ludwig Johann Vogel (1734-1799), Johann Severin Vater (1771-1826) und Samuel Friedrich Günther Wahl (1760-1834) setzte die allmähliche Loslösung der morgenländischen Studien von der " Philologia Sacra" ein. Von dem Theologen Heinrich Friedrich Wilhelm Gesenius (1786-1842) gingen wichtige Impulse für die hebräische Philologie aus.

1.3 Unter dem Direktorat des Orientalisten Prof. Carl Brockelmann (1868-1956) wurde 1918 das Orientalische Seminar gegründet, so daß die Orientalistik auch den ihr gebührenden äußeren Rahmen erhielt. Die gemeinsame Unterbringung der Seminarbibliothek und der 1834 gegründeten Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft im Gebäude der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina wirkte sich fördernd auf Bestandsentwicklung und Forschungsarbeit aus. Wiederum mit dem Quartier für beide Bibliotheken im selben Hause, jetzt im Institut für Orientalistik, wurde diese traditionelle Zusammenarbeit 1995 fortgesetzt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 12.000 Bdn vorzugsweise neuerer Literatur aus dem 20. Jh, davon rund 70 Prozent zur Arabistik, ist der Anteil des historischen Buchbestandes infolge der späten Seminargründung gering. Den wenigen Titeln in Lateinisch, Hebräisch, Arabisch und Deutsch des 17. und 18. Jhs stehen knapp 200 Titel des 19. Jhs in Arabisch, Hebräisch, Türkisch, Persisch, Russisch, Armenisch und Deutsch gegenüber.

2.2 Zur Arabistik sind mehrere Standardwerke vorhanden. Aus der Pariser Schule des A. I. Silvestre de Sacy († 1838) ist seine Grammaire arabe à l'usage des élèves de l'école spéciale des langues orientales vivantes (Paris 1831) im Bestand. Zusammen mit seinem Leipziger Schüler Heinrich Leberecht Fleischer (1801-1888) verhalf er der Arabistik als selbständiger Disziplin zum Durchbruch. Vom Bonner Orientalisten Georg Wilhelm Freytag (1788-1861) liegt außer der Darstellung der arabischen Verskunst (Bonn 1830) das Lexicon arabico-latinum (Halle 1830-1837) vor, von Carl Paul Caspari findet sich die Grammatik der arabischen Sprache für akademische Vorlesungen (Leipzig 1866). Von Theodor Nöldeke (1830-1930), Verfasser maßgeblicher Grammatiken und zahlreicher grundlegender Arbeiten zur Geschichte des Islams und des Korans, sind u. a. seine Orientalischen Skizzen (Berlin 1892) im Bestand. Seltenheitswert haben das Lexicon Linguae Arabicae in Coranum Haririum et Vitam Timuri (Rotterdam und London 1784) von Johannes Willmet und die Descriptio codicum quorundam Cuficorum partes Corani exhibentium in Bibliotheca Regia Hafniensi (Altona 1780) von Jacob Georg Christian Adler. Außerdem finden sich Joseph von Hammer-Purgstalls Schrift Über die arabischen Wörter im Spanischen ( Wien 1854) und ein griechisches Altes Testament (Amsterdam 1683).

2.3 Zur Erforschung Nordafrikas und der arabischen Halbinsel liegen zahlreiche Titel aus dem 19. Jh vor. Von dem Afrikaforscher Eduard Rüppell (1794-1884) findet sich ein Bericht seiner Reisen in Nubien, Kordofan und dem peträischen Arabien vorzüglich in geographisch-statistischer Hinsicht (Frankfurt a. M. 1829). Als Ergänzung sei genannt von Richard Lepsius (1810-1884), dem Begründer der deutschen Ägyptologie und Leiter der preußischen Ägypten-Expedition 1842-1845, Briefe aus Aegypten, Aethiopien und der Halbinsel des Sinai (Berlin 1852). Außerdem sind vorhanden Gotthilf Heinrich von Schubert, Reise in das Morgenland in den Jahren 1836 und 1837 (Erlangen 1840), Julius Heinrich Petermann, Reisen im Orient (Leipzig 1865) und Richard Francis Burton, Reisen nach Medina und Mekka und in das Somaliland nach Härrar in Ostafrika (Leipzig o. J.), ein Forschungsbericht seiner ausgedehnten Fahrten ab 1853. Burton übersetzte auch die Märchensammlung Tausendundeine Nacht. Von William Gifford Palgrave liegt vor Personal Narrative of a year's journey through Central and Eastern Arabia 1862-63 (London 1873), ergänzt durch Siegfried Langers Reiseberichte aus Syrien und Arabien ( Wien 1883).

2.4 Eine Sondersammlung mit 3289 Titeln bildet der Nachlaß des hallischen Orientalisten Prof. Johann Wilhelm Fück (1894-1974; Direktor des Seminars seit 1957). Obwohl der Bestand größtenteils dem 20. Jh angehört, finden sich Orientalistik-Titel des 18. und 19. Jhs, darunter verschiedene Koran-Übersetzungen aus dem Arabischen (L. Ullmann 1844), Textausgaben und Konkordanzen (Gustav Lebrecht Flügel 1834 und 1842), Nachdichtungen (Friedrich Rückert, hrsg. von A. Müller 1888) und Studien zur Geschichte des Korans (Theodor Nöldeke 1860). Vorhanden sind außerdem Nöldekes Mandäische Grammatik (Halle 1875) und Heinrich Hübscnns Armenische Grammatik (Leipzig 1897). Die Johann-Wilhelm-Fück-Stiftung betreut den Nachlaß des Orientalisten.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; Anlage nach PI und RAK-WB]

Systematischer Katalog

[in Zettelform]

Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fleischhammer, Manfred: Die Orientalistik an der Universität Halle (1694-1937). Eine Skizze. In: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1958) S. 877-884

Fück, Johann: Carl Brockelmann als Orientalist. In: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1958) S. 857-876 Rübesame, Otto: Die orientalistischen Buchbestände in Halle. In: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1958) S. 1133-1136

Stand: Mai 1999

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.