FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Theologie

Adresse. Universitätsplatz 8/9, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 20 49 und 5 52 20 50
Telefax. (0345) 5 52 70 88 und 5 52 70 89
Bibliothekssigel. <Ha 10>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Fakultätsbibliothek.
Sammelgebiete. Alle Gebiete der Theologie einschließlich Grenzgebiete. Angeschlossen sind Teilbibliotheken mit besonderen Fachgebieten: Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst <Ha 9>; Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen <Ha 73>; Spätantike Religionsgeschichte (" Corpus Hellenisticum") <Ha 78>.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-20 Uhr (in der vorlesungsfreien Zeit 9-17 Uhr). Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, PC (OPAC).
Hinweise für anreisende Benutzer. Die Bibliothek befindet sich im Untergeschoß des Melanchthonianums. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 5, 7, 9) bis Haltestelle Joliot-Curie-Platz. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 15 Minuten). Parkmöglichkeiten am Universitätsring.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Über die Bestände an theologischer Literatur nach der Gründung der Universität Halle im Jahre 1694 ist wenig bekannt. Die Vorlesungen fanden mangels eigener Gebäude z. T. in den Wohnungen der Professoren statt, deren private Büchersammlungen auch den Studenten zugänglich waren. Wahrscheinlich fand sich in dem 1778/80 umgebauten und erweiterten sogenannten Reifhaus (Salzamtsgebäude am Paradeplatz, heute Friedemann-Bach-Platz), Unterkunft der Universitätsbibliothek für genau 100 Jahre bis zum Neubau 1878/80, auch Raum für Theologie-Fachbücher.

1.2 Nach der 1817 erfolgten Vereinigung der 1502 gegründeten Wittenberger Universität " Leucorea" rea" mit der hallischen Friedrichs-Universität zur " Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Witten- berg" (seit 1933: " Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg") wurde zu einem nicht näher dokumentierten Zeitpunkt ein " Theologisches Seminar" gegründet, dessen Stempel und Signaturen sich z. T. in den Altbeständen finden. Dieses Seminar war wahrscheinlich nach 1884 wie auch andere geisteswissenschaftliche Seminare der Universität im ehemaligen Oberbergamt, Domplatz 1, untergebracht. In den Jahren 1902 bis 1903 konnte dann das neuerrichtete Seminar- und Auditoriengebäude am Universitätsplatz, das seit 1911 den Namen " Melanchthonianum" trägt, bezogen werden. Dort wurde auch eine systematische Aufstellung der Buchbestände möglich.

1.3 Die Fachabteilungen der Theologischen Fakultät mit ihren Teilbeständen sind erst im 20. Jh entstanden. Der Ausbau des Fachbereichs " Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst" ist mit dem Namen des Kirchenhistorikers Johannes Ficker (1861-1944; von 1918 bis 1929 im hallischen Lehramt) verbunden. Die weitgehend der Forschung dienende Arbeitsstelle " Corpus Hellenisticum" (später: " Institut für Spätantike Religionsgeschichte") wurde durch den Neutestamentler Ernst von Dobschütz (1870-1934) weitergeführt. Das " Seminar für Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen" entstand 1952, gegründet von dessen langjährigem Leiter Prof. Konrad Onasch (*1916) mit Unterstützung von Prof. Kurt Aland (1915-1994). Dem Seminar ist die von Prof. Hermann Goltz (*1946) gegründete Armenologisch-Theologische Arbeitsstelle/Dr. Johannes-Lepsius-Archiv angeschlossen, wo der Nachlaß des bedeutenden evangelischen Theologen und " Anwalts der Armenier" Dr. Johannes Lepsius (1858-1926) aufbewahrt und für die Forschung erschlossen wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Fakultätsbibliothek umfaßt (ohne die Teilbibliotheken) rund 72.000 Bde. Zum historischen Bestand zählen ca. 7000 Titel, davon 8 lateinische aus dem 16. Jh, 20 lateinische und 5 französische aus dem 17. Jh, 3 französische und 20 lateinische aus dem 18. Jh und mehr als 2100 Titel in deutscher Sprache. Dieser Anteil erhöht sich im 19. Jh auf rund 3900 Titel, bei 300 lateinischen, 150 englischen, 30 französischen und 20 Titeln in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.2 Im Fachgebiet Altes Testament einschließlich der Biblischen Landeskunde und Archäologie sowie der Orientalischen Altertumswissenschaft sind neben den Kommentaren zu den Schriften des Alten Testaments aus dem 19. Jh zahlreiche Schriften zur Semitistik von Wilhelm Gesenius (1786-1842) hervorzuheben, der seit 1810 an der Universität Halle lehrte; daneben findet sich Literatur zur archäologischen Erforschung des Vorderen Orients, die zu Beginn des 19. Jhs einsetzte. Dazu gehören die Reisebeschreibungen des schweizerischen Orient- und Afrikaforschers Johann Ludwig Burckhardt (1784-1817; Reisen in Syrien, Palästina und die Gegend des Berges Sinai, Weimar 1823-1824) oder die des nordamerikanischen Palästina-Forschers und Theologen Edward Robinson (1794-1863; Palästina und die südlich angrenzenden Länder, Halle 1841-1842). Die ältesten Werke sind die Observationes Sacrae (Franeker 1593) von Johann Drusius (1550-1616), einem niederländischen Grammatiker, Bibelübersetzer und Professor für orientalische Sprachen in Leiden und später in Franeker, sowie von Samuel Bochart das Hierozoicon sive Bipartitum Opus de Animalibus Scripturae (Leiden 1692). Eine Sondersammlung stellt die " Otto-Eißfeldt-Bibliothek" dar. Sie wurde von Prof. Otto Eißfeldt (1887-1973), dem ersten Nachkriegs-Rektor der Theologischen Fakultät, der Universität als Nachlaß übereignet und ist in den Diensträumen des Alttestamentlichen Seminars (z. Z. Franckeplatz 1) aufgestellt.

2.3 Im Fachgebiet Neues Testament unter Einschluß der Judaistik und der Klassischen Altertumswissenschaft ist das 19. Jh mit ca. 500 Titeln, z. T. in lateinischer Sprache, stark vertreten. Die Bedeutung des Klassischen Altertums und des zeitgenössischen Judentums wurde bereits im 19. Jh in Forschung und Lehre erkannt und schlägt sich in diesem Fachgebiets-Bestand nieder. Als Beispiele seien genannt Chalcid Jamblichus mit De Mysteriis Liber, hrsg. von Gustav Parthey (Berlin 1857), und der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus (eigentlich Joseph ben Mathitjahu, um 37-um 100) mit Opera omnia, hrsg. von S. N. Naber (Leipzig 1888). Erwähnenswert sind daneben Originalausgaben der klassischen erbaulichen Auslegung des Neuen Testaments von Johann Albrecht Bengel (1687-1752), Gnomon Novi Testamenti (Tübingen 1742), und die sechsbändige Mischna sive totius Hebraeorum Juris Systema (Amsterdam 1646-1703).

2.4 Das Fachgebiet Kirchengeschichte umfaßt alle Epochen vom Urchristentum bis zur Gegenwart. Darunter finden sich wertvolle Ausgaben aus dem 19. Jh, z. B. die von Jacques-Paul Migne (1800-1875) herausgegebene Patrologia Latina et Graeca (Paris 1844 ff.) und das Lehrbuch der Kirchengeschichte (Bonn 1824-1853) von Johann Karl Ludwig Gieseler (1792-1854). Der älteste Titel ist eine Sammlung frühchristlicher Historiker, Autores Historicae Ecclesiasticae (Basel 1539). Hervorzuheben ist zudem eine Sammlung von Biographien bedeutender Persönlichkeiten aus Kirche und Gesellschaft mit einem Anteil von etwa 14 Prozent aus dem 19. Jh.

2.5 Das Fachgebiet Systematische Theologie (Dogmatik und Ethik) schließt auch die Philosophie und ihre Geschichte ein. An bedeutenden Werkausgaben des 19. Jhs sind die Friedrich Daniel Schleiermachers (Berlin 1834-1864) und Johann Gottfried Herders (Berlin 1877-1899) zu nennen. Der in Halle ab 1810 lehrende Julius August Ludwig Wegscheider (1771-1849) ist mit seinem Werk Institutiones Theologiae Christianae Dogmaticae (Halle 1817) vertreten.

2.6 Das Fachgebiet Ökumenische Theologie, Religions- und Missionswissenschaft enthält einen bemerkenswerten historischen Bestand. Während die Ökumenische Theologie (Theologie der Weltchristenheit unter Einschluß der Konfessionskunde) einen jüngeren Zweig der Theologie darstellt, hat die Missionswissenschaft die missionarischen Aktivitäten seit Beginn des 19. Jhs zum Gegenstand. Unter Gustav Warneck (1834-1910) wurde 1896 in Halle der erste missionswissenschaftliche Lehrstuhl in Deutschland begründet und der Grundstock für eine umfangreiche Fachbibliothek 1897 geschaffen. Zahlreiche Missionszeitschriften des 19. Jhs sind deshalb vom Erscheinungsbeginn an vorhanden, so Neueste Nachrichten aus dem Reiche Gottes (Berlin 1817); Evangelisches Missions-Magazin (Basel 1857) und Allgemeine Missionszeitschrift (Gütersloh 1874). Diese sind nicht nur für die Missionsgeschichte von Bedeutung, sondern stellen auch eine Fundgrube für die ethnologische Forschung dar.

2.7 Im Buchbestand des Fachgebiets Praktische Theologie/Religionspädagogik finden sich bis ins 18. Jh zurückreichende Predigtsammlungen sowie beachtliche Literatur zur allgemeinen Pädagogik, wie Johannes Bernhard Basedows Pädagogische Unterhandlung (Dessau 1777). Zu diesem historischen Bestand gehört auch ein Corpus Juris Canonici (Leiden 1614).

2.8 Die chronologisch geordnete, ca. 600 Titel umfassende Gesangbuchsammlung ist zwar dem Bestand der Teilbibliothek Christliche Archäologie und Kirchliche Kunst zugeordnet, aber aus sachlichen Gründen hier zu erwähnen. Die Mehrzahl der Titel entstammt dem 19. Jh, doch nahezu 200 Titel sind älter. Das älteste Gesangbuch wurde 1619 in Leipzig gedruckt: Der Psalter Davids Gesangweis Auff die in lutherichen Kirchen gewöhnlichen Melodien zugerichtet und wieder auffs new übersehen durch Cornelium Becker.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog bis 1974

[in Zettelform; nach PI]

Alphabetischer Katalog ab 1975

[in Zettelform; nach RAK]

Systematischer Standortkatalog

[in Zettelform]

Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Ficker, Johannes: Die evangelische Stellung der Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. In: Die Martin Luther-Universität Halle-Wittenberg. Halle (Saale) 1936, S. 47-54

Dolgner, Angela: Die Bauten der Universität in Halle im 19. Jahrhundert. Halle (Saale) 1996

Stand: Juni 1997

Karl-Martin Beyse

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.