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Bibliothek des Stadtarchivs (Archiv der Hansestadt Rostock)

Adresse. Hinter dem Rathaus 5, 18050 Rostock [Karte]
Telefon. (0381) 381-1361
Telefax. (0381) 381-1902
Bibliothekssigel. <R 75>

Unterhaltsträger. Hansestadt Rostock
Funktion. . Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek und Dienstbibliothek des Stadtarchivs.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Archivwesen, Historische Hilfswissenschaften, mecklenburgische Landesgeschichte, Nationalgeschichte und allgemeine Geschichte. 2. Besonderes Sammelgebiet: Stadtgeschichte Rostocks.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag 9-12 und 12.30-16 Uhr; Dienstag 9-12 und 12.30-17.30 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Repro-Stelle.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Hauptbahnhof Straßenbahnverbindung (alle Linien) bis Haltestelle Steintor.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Aus drei im 19. Jh entstandenen Bibliotheken, der Ratsbibliothek, der Archivbibliothek und der Bibliothek des Vereins für Rostocks Altertümer, entwickelte sich in der ersten Hälfte des 20. Jhs die Bibliothek des Stadtarchivs. Der Prokurator und Notar Johann Diederich Voß († 1780), zeitweise in Diensten der Stadt, vermachte dem Rostocker Rat testamentarisch 150 Bde mit vorwiegend juristischem Inhalt. Von den Zinsen eines Legats von 400 Reichstalern sollte die damit entstandene Ratsbibliothek erweitert werden. Für den gleichen Zweck stand ab 1833 eine Stiftung von 300 Reichstalern des Rostocker Bürgermeisters Dr. Joachim Friedrich Zoch (1750-1833) zur Verfügung. Ende der sechziger Jahre des 19. Jhs umfaßte die Ratsbibliothek 1730 Titel, deren Benutzung durch ein sachthematisch geordnetes Verzeichnis erleichtert wurde.

1.2 Im Jahre 1884 stellte die Stadt Rostock den aus Hamburg stammenden Hansehistoriker Dr. Karl Koppmann (1839-1905) als Archivar ein. Koppmann erwarb sich große Verdienste um die Rostocker Stadtgeschichte und sorgte für den Bau eines Archivzweckgebäudes, in dem auch die Ratsbibliothek Platz fand. Durch die Bereitstellung einer festen Summe im Jahresetat schuf er zugleich die Voraussetzungen für die Anschaffung der notwendigen Fachliteratur (Lexika, Wörterbücher, Abhandlungen der Hilfswissenschaften, Literatur aus den Bereichen Verwaltung, Recht, Wirtschaft, Kultur, Geschichte u. a. m.), so daß ein zweiter Bestand gebildet wurde, der den Namen Archivbibliothek trug. Nach dem Tode Koppmanns erwarb die Stadt für 5000 Mark von seiner Schwester die Privatbibliothek ihres Stadtarchivars. Dieser Bestand umfaßte 788 Titel zur Geschichte Mecklenburgs und der benachbarten Territorien, zur Hansegeschichte (vor allem zur Geschichte der Städte Bremen, Hamburg und Lübeck), zur Staats-, Rechts-, Kultur- und Städtegeschichte sowie quellenkundliche Publikationen, Nachschlagewerke und Zeitschriften. Das Archiv erhielt 1907 und 1908 durch Schenkung die wertvolle Sammlung Rostocker Theaterzettel der Familie Weber und aus dem Vermächtnis des Chemikers Dr. Carl Grosschopff zahlreiche Bücher und Zeitungsausschnitte.

1.3 Der im Jahre 1883 gegründete Verein für Rostocks Altertümer, der seit 1884 regelmäßig die Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock herausgab, bildete durch Schriftentausch mit zahlreichen Geschichtsvereinen und wissenschaftlichen Institutionen des In- und Auslandes (1917 etwa 100) eine eigene Bibliothek, die von Vereinsmitgliedern und -förderern durch Stiftung veröffentlichter und unveröffentlichter Arbeiten erweitert wurde. An der Entwicklung dieser Vereinsbibliothek waren Koppmann und seine beiden engen Mitarbeiter, Dr. Ernst Dragendorff (1869-1938) und Dr. Ludwig Krause (1863-1924) redaktionell wie auch als Autoren der Beiträge maßgeblich beteiligt.

1.4 Die Zusammenführung der drei Bibliotheken unter der Obhut des Stadtarchivars ließ in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg auf Grund des Umfangs Probleme deutlich werden, die nur mit einer modernen Verwaltung der Bestände zu bewältigen waren. Dragendorff ließ daher, 1912/13 beginnend, einen Alphabetischen Katalog erstellen, dessen Karten neben den allgemeinen bibliographischen Angaben auch solche zur Buchgestaltung (Einband, Format) sowie Standortangaben und inhaltliche Informationen enthielten. Hand in Hand mit der Katalogisierung ging die Verzeichnung der Eigentumsverhältnisse für die Ratsbibliothek (R), Archivbibliothek (A) und Vereinsbibliothek (V). Im Jahre 1914 verfügte das Archiv über einen Gesamtbestand von ca. 4500 Titeln.

1.5 In den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen gelangen weitere Erwerbungen, vor allem der Ankauf der einzigartigen Mecklenburgica-Sammlung von Friedrich Bachmann (1860-1947), die etwa 4000 Bücher, Zeitschriften, Broschüren, Periodika, Kalender, Einzeldrucke, Karten und Pläne umfaßte. Da das Fehlen eines Systematischen Katalogs die Benutzung der wachsenden Bibliothek erschwerte, nahm Dragendorff die beiden gedruckten Kataloge der Landesbibliothek als Grundlage für eine behelfsmäßige Verzeichnung. Eine grundlegende Modernisierung erfolgte jedoch nicht. Finanzielle Spielräume für die Beschaffung von Neuerscheinungen gab es seit 1933 nicht, Zugänge resultierten lediglich aus Schenkungen und Belegexemplaren oder, soweit es die Vereinsbibliothek betraf, aus den noch bis 1941 praktizierten Tauschbeziehungen. Anteil an der Erweiterung der Archivbibliothek hatte auch die Arbeit der Carl-Hopp-Stiftung, die zur Förderung von Publikationsvorhaben des Rostocker Stadtarchivs, dem Vermächtnis des schlesischen, in Mecklenburg geborenen Papiergroßfabrikanten Carl Hopp (1870-1934) entsprechend, 1935 ins Leben gerufen worden war. Mit ihrer Hilfe gingen wichtige Forschungsergebnisse der Stadt- und Schiffahrtsgeschichte in Publikationen ein, die auch im Schriftentausch genutzt wurden.

1.6 Nach dem Ausscheiden Dragendorffs (1936) wurde das Stadtarchiv dem Städtischen Museum angeschlossen, so daß auch die Bibliothek (bis 1953) in der Obhut der Museumsleitung lag. Kriegsverluste traten in den Beständen nicht ein, doch richtete sich die Tätigkeit der Mitarbeiter des Archivs zunächst auf die Rückführung, Sichtung und Revision der Archivbestände. Immerhin konnten die Bibliotheksbestände durch Schenkungen, Übernahmen, Käufe und Dublettentausch in begrenztem Umfang erweitert werden. Ab 1962 stand erstmals eine ausgebildete Fachkraft für die Bibliothek zur Verfügung, und ab 1968 wurden die notwendigen Veränderungen zur Errichtung einer wissenschaftlichen Fachbibliothek vorgenommen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Angaben beruhen für den Gesamtbestand auf einer Zählung anhand der Zugangsbücher und für die wichtigsten Sachgruppen auf einer Analyse des Systematischen Katalogs. Nur im zweiten Falle wurden die fremdsprachigen Titel exakt gezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 21.000 Bdn gehören 7215, etwa ein Drittel, zum historischen Bestand. Sie setzen sich zusammen aus 55 Titeln für das 16. Jh (0,8 Prozent), 110 Titeln für das 17. Jh (1,5 Prozent), 1000 Titeln für das 18. Jh (13,9 Prozent) und 5750 Titeln für das 19. Jh (79,7 Prozent); ca. 300 Titel (4,1 Prozent) waren zeitlich nicht eindeutig zuzuordnen, sind aber vorrangig dem 19. Jh zuzurechnen. Der historische Bestand umfaßt überwiegend Werke in deutscher Sprache, der Anteil fremdsprachiger Werke ist in den Sachgruppen unterschiedlich groß.

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek ist in 20 Sachgruppen (A bis U) gegliedert. Die Aufstellung erfolgt nach Numerus currens. Der Schwerpunkt der Bibliothek liegt in den Sachgruppen Geschichte (C), Mecklenburgica (D), Historische Hilfswissenschaften (E) und Biographien (T), die zusammen mehr als die Hälfte des Gesamtbestandes und etwa 80 Prozent des historischen Bestandes ausmachen. Darunter befinden sich die wichtigsten Werke der Landes- und Stadtgeschichte sowie juristische Publikationen, von denen das Repertorium reale pragmaticum juris publici et feudalis imperii romano-germanici mit einer Vorrede Christian Gottlieb Buders ( Jena 1751) genannt sei.

2.4 Zahlreiche Titel sind der Wirtschafts-, Handels- und Geldgeschichte zuzuordnen, so das Vollständige und nach dem heutigen Curial-Stilo eingerichtete Formular. Darinnen verschiedene Instrumenta und Wechsel-Protest, wie sie von denen Notariis ausgefertiget werden ... zu finden und anzutreffen sind, hrsg. von Johann Jodocus Beck (Frankfurt und Leipzig 1734). Aus der umfangreichen Sachgruppe Biographien, von deren etwa 700 Titeln 375 zum historischen Bestand gehören, verdient Philander von der Weistritz' Lebensbeschreibung des berühmten und gelehrten Dänischen Sternsehers Tycho von Brahe (1756) Erwähnung; Brahe wurde 1566 in Rostock immatrikuliert und hat am Ende des 16. Jhs hier kurze Zeit gelehrt.

2.5 Die Sachgruppe Erd-, Länder- und Völkerkunde, Reisebeschreibungen (O) enthält nur einen kleinen historischen Bestand, darunter mehrere Weltatlanten, von denen Sotzmann's vollständiger Atlas über alle Theile der Erde zum Unterricht der Jugend in höhern und niedern Schulen (Berlin 1804) hervorzuheben ist. Die Sachgruppe Sprach- und Literaturwissenschaften weist bei 420 Titeln einen historischen Bestand von 124 Titeln (30 Prozent) auf. Darunter befinden sich Werke zur niederdeutschen Sprache und Sprachlexika, wie das Nouveau Dictionnaire François-Allemand contenant tous les mots les plus connus et usités de la langue françoise ([Basel] 1739), das Neue Teutsch-Frantzösische Wörterbuch (Basel 1740), beide von Pierre Rondeau, oder das Glossarium Belgicum von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (Hannover 1856).

Sondersammlungen

2.6 Ein wertvoller Teil des Archivbestandes ist die Theaterzettelsammlung, u. a. mit einem Druck von ca. 1520, der als ältester erhaltener deutscher Theaterzettel gilt und zur Aufführung eines geistlichen Stückes einlud. Der Kern der Sammlung dokumentiert die Jahre 1821 bis 1930. Der Gesamtbestand beläuft sich auf 8934 Theaterzettel, wovon 6 dem Zeitraum vor 1800 und 5948 dem 19. Jh zuzuordnen sind.

2.7 Die Zeitungssammlung reicht bis ins 18. Jh zurück und enthält u. a. Etwas von gelehrten Rostockschen Sachen (1737-1742), Weitere Nachrichten von gelehrten Rostockschen Sachen (1743-1748), Rostocksche Nachrichten und Anzeigen (1752-1758), Wöchentliche Rostocksche Nachrichten und Anzeigen (1765-1837), Neue wöchentliche Rostocksche Nachrichten und Anzeigen (1838-1850), Auszug der neuesten Zeitungen (1762-1845), Rostocker Zeitung (1847-1921), Mecklenburger Warte (1910-1933), Rostocker Anzeiger (1871-1945) und den Warnemünder Badeanzeiger.

2.8 Neben dem Bibliotheksbestand in der Sachgruppe Erd-, Länder- und Völkerkunde besitzt das Archiv einen umfangreichen Kartenbestand, von dem ein Teil gedruckt, ein kleiner Teil zum historischen Bestand zu rechnen ist. Dabei handelt es sich um Seekarten der südlichen Ostsee, hauptsächlich aber um Landkarten von Mecklenburg sowie von Rostock und Umgebung.

3. KATALOGE

In der Archivbibliothek befinden sich als Dienstkataloge:

Alphabetischer Katalog

[nach PI; seit 1986 nach RAK]

Systematischer Katalog

[hauseigene Systematik]

Mecklenburgische und pommersche Zeitungen sind bei Gittig, deutsche Zeitungen teilweise bei Hagelweide nachgewiesen.

Stadtarchiv Rostock: Bestand 1.1.3.21. Akten: 163c, 163d, 163e, 163i. Bestand 1.1.22. Akten: 1, 34, 35,189-192, 195. Bestand 1.3.3. Akten: 15, 16, 35. Bestand 2.45. Akten: 11-16. Bibliothek: Signatur: 6600, 9285.

Stand: Dezember 1993

Carmen Strobel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.