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Bibliothek des Deutschen Hygiene-Museums

Adresse. Lingnerplatz 1, 01069 Dresden [Karte]
Telefon. (0351) 4846 260
Telefax. (0351) 4846 262
Bibliothekssigel. <D 15>

Unterhaltsträger. Stiftung Deutsches Hygiene-Museum
Funktion. Wissenschaftliche Spezialbibliothek (Museumsbibliothek); öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. Geschichte des Deutschen Hygiene-Museums; Gesundheitsaufklärung/Geschichte; Hygiene/Geschichte; Literatur zu den Themen der Ausstellungen des Museums.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek; Nutzung nach Voranmeldung.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Personalcomputer mit Internetzugang.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anfahrt / Verkehrsverbindung Deutsches Hygiene-Museum auf www.dhmd.de. - Parkmöglichkeit am Museum.

aktualisiert: Juli 2009 Ute Krepper

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mit der Gründung des Deutschen Hygienemuseums im Jahre 1912 war auch der Aufbau einer Bibliothek geplant. Vor der Fertigstellung des Museumsgebäudes 1930 umfaßte der Bestand bereits ca. 40.000 Bde. Den Grundstock der Bibliothek bildete die Privatsammlung des Begründers des Deutschen Hygienemuseums, Karl August Lingner (1861-1916). Vorrangiges Sammelgebiet ist seit dieser Zeit die Literatur zur Gesundheitserziehung des Menschen. Im Museumsgebäude am Lingnerplatz wuchsen die Bestände bis 1945 auf 86.000 Bde an. Der Bombenangriff im Februar 1945 zerstörte den gesamten Besitz bis auf ca. 400, zumeist in den Händen von Benutzern befindlichen Werken. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begann mit Übernahmen aus aufgelösten Bibliotheken, Schenkungen, Nachlässen, mit Antiquariatskäufen und ab 1950 verstärkt mit der Anschaffung neuer Bücher und Zeitschriften. Als wissenschaftliche Bibliothek für Allgemeinmedizin, medizinische Spezialgebiete und deren Grenzgebiete wurden 1952 die Bibliothek mit 12.000 Bdn und die Lesesaalhandbibliothek mit 700 Bdn sowie 28 Lesesaalplätzen wieder öffentlich zugänglich.

1.2 Die strikte Profilierung auf den Sammelschwerpunkt Gesundheitserziehung und das Spezialgebiet WHO-Literatur ab 1967 führte in den siebziger Jahren zur Abgabe auch zahlreicher historischer Bestände, insbesondere Zeitschriften, an die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände an der Deutschen Staatsbibliothek in Berlin. 1984 übergab der Ophthalmologe Dr. Wolfgang Münchow (1923-1986) seine Forschungssammlung zur Geschichte der Augenheilkunde an das Deutsche Hygienemuseum. Zu ihr gehören zahlreiche historische Werke, die 1991/92 Gegenstand einer Ausstellung waren. 1989 erwarb die Bibliothek ca. 100 Bde aus dem Nachlaß von Dr. Bierbaum; 1992 folgte der Zugang der etwa gleichgroßen Sammlung des Dresdner Arztes Dr. Handmann.

1.3 Kriegsverluste und die nur sporadischen Nachkaufgelegenheiten ließen bis auf die Münchow-Sammlung - in den Sachgruppen keine geschlossenen historischen Bestände entstehen. Wegen des weitgehend an Neuerscheinungen orientierten Erwerbungsprofils wird der Ausbau des historischen Besitzes auch künftig zumeist auf Schenkungen und den Kauf von Nachlässen angewiesen sein.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der allgemeine historische Bestand wurde durch Zählung am Standortkatalog ermittelt. Der Gesamtbestand von ca. 30.000 Bdn enthält 295 ältere Bücher und Zeitschriften. Von den Büchern stammen 10 Titel aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh und 225 aus dem 19. Jh.

2.2 Von den 10 Titeln des 16. Jhs sind 3 in deutscher, 5 in lateinischer und 2 in griechischer Sprache. Im 17. Jh erschienen 3 Titel in Deutsch, 5 in Latein, einer in Italienisch. Im 18. Jh überwiegt mit 38 Titeln die deutsche Sprache. In lateinischer Sprache wurden 9, in französischer 3 und in italienischer Sprache ein Titel registriert. Die 225 Bücher des 19. Jhs sind vorwiegend deutsch. Lediglich 2 Titel liegen in lateinischer Sprache vor.

Systematische Übersicht

2.3 Im historischen Bestand betreffen 48 Titel die Hygiene und deren Randgebiete. Ein breit gefaßter Hygienebegriff kommt schon in den Titeln des 18. Jhs (insgesamt 8) zum Ausdruck, so in Franz Anton Mays Medizinische Fastenpredigten oder Vorträge über Körper und Seelendiätetik, zur Verbesserung der abgearteten Ehestandssitten ... (Mannheim 1794). 24 Werke haben populärwissenschaftlichen Charakter, 12 sind Fach- oder Lehrbücher, 7 erschienen als Berichte, Reden, Vorträge, 5 sind Nachschlagewerke.

2.4 Von den 59 Titeln zur Allgemeinen Medizin gehen 3 (2 in Latein, einer in Griechisch) auf das 16. Jh, ein lateinischer auf das 17. Jh und 12 auf das 18. Jh zurück. 54 Titel umfassen Gesamtdarstellungen, betreffen methodische, philosophische und naturwissenschaftliche Themen oder sind Enzyklopädien der medizinischen Wissenschaften. Interessante Anekdoten für Ärzte und Nichtärzte zur Aufheiterung und belehrenden Unterhaltung (Görlitz 1796) des Gesundheitserziehers der Aufklärungszeit Christian August Struve (1767-1807) sind als Original sowie als Reprints aus den Jahren 1979 und 1985 vorhanden. Mehrere Cholera-Epidemien in den dreißiger bis siebziger Jahren des 19. Jhs, insbesondere im damaligen Regierungsbezirk Oppeln, waren Anlaß zu den vorliegenden Veröffentlichungen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs über spezielle Untersuchungen und Beobachtungen zur Ausbreitung der Seuche in Deutschland sowie über Vorbeugungsmaßnahmen. Die Verbreitung der Massenerkrankungen und die Cholera-Sterblichkeit in den einzelnen Zeiträumen sind Gegenstand von 5 Kartenwerken aus den Jahren 1832 bis 1875.

2.5 Von den 39 Werken zur Naturheilkunde entstanden 4 im 18. Jh, die übrigen, vorwiegend populärwissenschaftlich gehaltenen im 19. Jh; 3 Titel erschienen in Kalenderform. Die Hauptwerke von Sebastian Kneipp (1821-1897) liegen in je 3 Auflagen vor; hinzu kommen Titel über die Kneippsche Wasseranwendung und die Beschreibung des Heilerde-Verfahrens von A. Meyer-Schlatter, Neues Lehm-Buch (Zürich o. J.). Mehrere Gesamtdarstellungen verschiedener Anwendungsformen der Naturheilkunde (M. Birnbaum, H. Canitz u. a.) sowie 2 große illustrierte Kräuterbücher (1885) erschienen in den letzten Jahrzehnten des 19. Jhs.

2.6 Zur Anatomie liegen 16 Titel des 19. Jhs, 3 aus dem 18. Jh und einer aus dem 17. Jh vor. Nahezu zeitgleich finden sich in den Atlanten der siebziger Jahre des 19. Jhs Abbildungen, z. T. als Holzschnitte, z. T. im Farbdruck. Das Sachgebiet Chirurgie ist mit 7 deutschen Titeln (3 des 18. Jhs, 4 des 19. Jhs) vertreten.

2.7 13 Fachbücher, Atlanten und Nachschlagewerke (18. Jh 3, 19. Jh 10) sind zur Augenheilkunde vorhanden. Von Beginn des 18. Jhs liegt das Lehrbuch des ab 1707 vermutlich ersten Staroperateurs Charles de Saint-Yves (1667-1736) vor: Nouveau traité des maladies des yeux, les remèdes qui y conviennent et les opérations de chirurgie que leurs guérisons exigent (Paris 1722). Die Lehre der Augenkrankheiten (Wien 1792) von Georg Joseph Beer (1763-1821), dem Begründer der modernen Ophthalmologie, ist ebenfalls vorhanden.

2.8 Zu den pharmazeutischen Werken (19 Titel) gehören das Artzney-Büchlein wider allerlei Kranckeyten und Gebrechen (Leipzig 1530, Nachdruck 1959) und die allgemeinverständlichen wie auch lateinischsprachigen Beschreibungen spezieller Mittel gegen einzelne Krankheiten aus dem 18. Jh, z. B. von Daniel Langhans (1728-1813) und Johann Ludwig Leberecht Loesecke (1724-1757). Aus dem 19. Jh stammen Rezept-Taschenbücher und -Handbücher für angehende Ärzte, aus der Zeit um 1900 Firmenschriften des Arzneimittelhandels und der pharmazeutischen Industrie.

2.9 Zu Fragen der Ernährung liegen 8 Titel ausschließlich des 19. Jhs vor. Weitere 82 Titel verteilen sich auf die Sachgebiete Medizingeschichte, Frauenheilkunde, Kinderheilkunde, Zahnheilkunde, Sexualwissenschaft, Balneologie, Psychologie und Botanik. Unter den medizinhistorischen Beständen sind hervorzuheben Schriften von Georg Ernst Stahl (1660-1734), dem bedeutenden Systematiker und Vertreter des Animismus im 18. Jh (so Über den mannigfachen Einfluß von Gemütsbewegungen auf den menschlichen Körper, Halle 1695; Über die Bedeutung des synerggischen Prinzips für die Heilkunde, Halle 1695 u. a.). Auch die umfangreichen, nach Krankheiten aufgeführten Rezepte und Kurarten der besten Ärzte aller Zeiten von einem practischen Arzte (Leipzig 1808-1810) gehören zum Bestand.

2.10 Bis ins 19. Jh zurück reichen gegenwärtig noch bezogene Fachzeitschriften, wie das Zentralblatt für Gynäkologie (1877 ff.), Münchener Medizinische Wochenschrift (ab 38, 1891 ff.) sowie Gesundheitsingenieur (ab 23, 1900 ff.).

Sondersammlungen

2.11 Die Münchow-Sammlung zur Geschichte der Augenheilkunde enthält 237 historische Titel. Hinzu kommen 9 Sonderdrucke und Tafeln, 8 einzelne Nummern von Zeitungen aus der Zeit zwischen 1660 und 1866 sowie Medizinische Prospekte der Jahre 1842 bis 1881. Aus dem 17. Jh stammen 4 Titel, aus dem 18. Jh 25 und aus dem 19. Jh 194. 14 Titel konnten chronologisch nicht zugeordnet werden. Der Anteil lateinischsprachiger Werke beträgt 10 Titel (17. und 18. Jh), der der französischsprachigen 11 (18. und 19. Jh); daneben sind 3 Werke des 19. Jhs in englischer Sprache und je einer in holländischer und niederdeutscher Sprache vorhanden.

2.12 160 Veröffentlichungen des 17. bis 19. Jhs betreffen die Augenheilkunde: Augenerkrankungen, Krankheitsverhütung, ophthalmologische Instrumentenkunde und Augenoptik. Das älteste Werk ist der Augen-Dienst (Nürnberg 1686) von Georg Bartisch. Mit jeweils mehreren Titeln sind profilierte Ophthalmologen vorrangig des 19. Jhs vertreten, so Friedrich August von Amon (1799-1861) mit 7 Titeln; Julius Hirschberg (1843-1925) mit 6 Titeln; Eduard von Jaeger (1818-1884) mit 5 Titeln; Georg Joseph Beer, Ernst Fuchs (1851-1930), Richard Greeff (*1862) und Karl Ernst Theodor Schweigger (1830-1905) mit je 4 Titeln.

2.13 28 Werke behandeln Fragen der Allgemeinmedizin. Darunter sind sowohl die Opera Observationum et Curationum medico-chirurgicarum des Wilhelm Fabry von Hildan (Frankfurt 1646) als auch das erste Handbuch der Elektrotherapie (Leipzig 1882) des Neurologen Wilhelm Erb (1840-1921).

2.14 Zur Arzneikunde einschließlich Heilpflanzen finden sich 5 Titel. Nur vereinzelt sind andere medizinische Disziplinen vertreten (Chirurgie 4 Titel, Innere Medizin einer, Anatomie 4; Gynäkologie einer, Geschwulstkunde einer, Balneologie einer, Krankenhauswesen 2, Medizinische Chemie einer). Zur Geschichte der Medizin existieren 20 Werke. Dazu zählen Johann Caspar Lavaters (1741-1801) Essai sur la Physiognomie (Zürich 1781-1783, 1786), der erste Band der Abhandlungen der Josephinischen Medizinisch-chirurgischen Akademie Wien (1787) wie auch der Bericht des Deutschen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger während des Krieges von 1860 bis 1871 (Berlin 1872), ferner 7 Biographien. Hinzu kommen 4 Titel Belletristik des 18. und 19. Jhs.

2.15 Die Einzeldrucke bestehen aus Sonderdrucken medizinischer Abhandlungen des 18. Jhs, Anleitungen und Regulativen zur Verhütung von Ruhr und Cholera (19. Jh) sowie einem Sammelband mit 41 Mandaten und Verordnungen medizinischer und nichtmedizinischer Thematik aus der Zeit von 1675 bis 1806. Die historischen Drucke der Privatsammlung werden mit den Objekten im Bereich Sammlung des Museums aufbewahrt.

2.16 Sammlungen Bierbaum und Handmann. Der gleichfalls in den Sammlungen gesondert aufgestellte Nachlaß von Dr. Bierbaum enthält 21 historische Titel des 19. Jhs. Die Sammlung von Dr. Handmann umfaßt ca. 30 Titel aus dem 19. Jh.

3. KATALOGE

Elektronischer Katalog (Web-OPAC) der Bestände ab 1999 sowie ausgewählter historischer Bestände (Geschichte des Deutschen Hygiene-Museums; Rara); ständige Erweiterung durch retrospektive Katalogisierung

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, nach RAK-WB]

Schlagwortkatalog [in Zettelform]

Standortkatalog [in Zettelform]

Die Zeitschriftenbestände sind in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) erfaßt.

aktualisiert: Juli 2009 Ute Krepper

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zugangsbücher ab 1935

4.2 Darstellungen

Jahresberichte des Deutschen Hygiene-Museums

aktualisiert: Juli 2009 Ute Krepper

Stand: Januar 1993 [Bestandsgeschichte und Bestandsbeschreibung]

Cirsten Luge


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.