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Bibliothek des Diözesanarchivs

Adresse. Luitpoldstraße 1, 85072 Eichstätt; [Karte]
Postanschrift: Postfach 1301, 85067 Eichstätt
Telefon. (08421) 50-761

Unterhaltsträger. Diözese Eichstätt
Funktion. Amtsbibliothek des Diözesanarchivs.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte, besonders Kirchen- und Landesgeschichte; Theologie, besonders liturgische und Andachts-Bücher; Kirchenrecht. 2. Besonderes Sammelgebiet: Eystettensia.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag 8.30-12 Uhr, 13-16 Uhr; Freitag 8.30-12 Uhr; geschlossen: 24. Dezember bis 6. Januar; Karwoche. 23Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiermöglichkeit über das Sekretariat (nur für neuere Bestände).
Gedruckte Informationen. S. u. 4.2. Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. - Ab Bahnhof Eichstätt Busverbindung nach Eichstätt-Stadtbahnhof. Von dort Fußwegnähe. A 9, von München kommend, Ausfahrt Ingolstadt-Nord; von Nürnberg Ausfahrt Altmühltal; B 13.

In der Innenstadt eingeschränkte Parkmöglichkeiten; Tiefgarage: Pedettistraße 6; Parkplätze: Volksfestplatz, Waisenhaus, Freiwasser (Hinweisschilder an den Ortseinfahrten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Diözesanarchivs (früher Bischöfliche Ordinariatsbibliothek) Eichstätt war zu keiner Zeit eine selbständige Einrichtung. Sie ist hervorgegangen aus den Handbibliotheken des Generalvikars, des Offizials und des 1591 von Bischof Kaspar von Seckendorff eingerichteten Geistlichen Rats. Nach dem Ende des geistlichen Fürstentums 1802 blieben Geistlicher Rat und Konsistorium im Amt, wenn auch mit eingeschränkten Befugnissen. 1821 übernahmen die Mitglieder des neuerrichteten Domkapitels deren Aufgaben. Da in dieses Gremium alle damals lebenden " wirklich frequentierenden Geistlichen Räte" berufen wurden, blieb die Kontinuität der Verwaltung in der Diözese gewahrt. Die Amtsräume des Bischöflichen Ordinariats befanden sich von 1832 bis 1966 im Gebäude der Dompropstei.

1.2 Nach dem Tod des seit 1788 amtierenden Archivars Karl Barth (1761-1833) blieb das " Archivariat" längere Zeit unbesetzt. Damit wurde die bis 1969 andauernde Trennung von der Verwaltung eingeleitet. 1861 ernannte Bischof Georg von Oettl den Lyzealprofessor für Liturgik, Joseph Georg Suttner (1827-1888), zum Archivar. Dieser betreute seit 1849 nebenamtlich die Königliche Bibliothek und redigierte das seit 1854 erscheinende Pastoral-Blatt des Bistums Eichstätt.

1.3 Im Hinblick auf Suttners Tätigkeit hatte der Lyzealrektor und Seminarregens Joseph Ernst (1804-1869) um 1200 fl. aus privaten Mitteln von den Erben des gelehrten Dompropstes Thomas David Popp (1777-1858) dessen Archivalien- und Büchersammlung erworben, die dieser vor allem nach der Säkularisation in und um Regensburg, Amberg und dann auch in Eichstätt zusammengetragen hatte. Ernst verkaufte die " Classiker" und andere " fremdartige Bestandtheile"; dafür erwarb er " einige Hunderte von Piecen" an Eystettensia. 1863 übernahm das Ordinariat die " Poppsche Sammlung" um 1380 fl. für das Archiv. Die 1500 Bde umfassende Bibliothek hatte Ernst unentgeltlich dazugegeben.

1.4 In einem Arbeitsbericht über das Archiv schlug Suttner 1864 vor, daß diese " literarische und historische Sammlung" durch gedruckte Quellenwerke zur " Kirchengeschichte, namentlich der deutschen, als Grundlage der Diözesangeschichte", Zeitschriften der historischen Vereine und andere einschlägige Bücher ergänzt werde. Hinzukommen sollten die " Monumente der Geschichte und Literatur des Bistums im besonderen", wozu er " alle in der Diözese erscheinenden oder darauf Bezug habenden einzelnen Bücher und Monographien" zählte. Um Kosten zu sparen, bräuchten die in der Königlichen Bibliothek vorhandenen Werke nicht mehr angeschafft zu werden. Auch eine Vereinbarung mit dem Domkapitel über dessen ihm unbekannte Bibliothek schien ihm wünschenswert.

1.5 In " Modifikations-Anträgen" zu Suttners Wünschen wies der Ordinariats-Sekretär Johann Baptist Wolfsteiner (1813-1871) darauf hin, daß Archiv und Bibliothek des Ordinariats nicht primär wissenschaftlichen Forschungen und Arbeiten dienen dürften, sondern " Quelle und Hilfsmittel zur entsprechenden Verwaltung der Diözese in liturgischer, pastoraler und rechtlicher Beziehung" zu sein hätten. Deshalb wünschte er die Anschaffung von älteren und neueren Werken " von gediegenem Werthe über alle theologischen Disziplinen" sowie die " literärischen Erzeugnisse von Gewicht über alle Fragen der Zeit und zwar solche entgegengesetzter Richtungen, namentlich über soziale, gewerbliche, kirchenpolitische, Schul- p.p. Fragen". In zweiter Linie sollte die Bibliothek zu einer Diözesan-Bibliothek ergänzt werden, nachdem die Dekanats- und Pfarrbibliotheken in der Regel ihren Zweck nicht erfüllten. Sie sollte nicht nur dem Klerus in Stadt und Land, sondern auch den Professoren des Lyzeums zugänglich sein; denn die Seminar-Bibliothek war damals noch sehr vernachlässigt. Wolfsteiner verwahrte sich schließlich gegen eine Vermischung mit der Königlichen Bibliothek, da diese nicht dem Ordinariat unterstellt sei.

1.6 Die folgende Ordinariatssitzung vermied eine grundsätzliche Entscheidung über den Ausbau der Bibliothek. Geldmangel, die Berufung Suttners zum Generalvikar (als Nachfolger Wolfsteiners) und nicht zuletzt die positive Entwicklung, die die Seminarbibliothek ab 1884 unter Franz Sales Romstöck (1844-1925) nahm, beließen die Ordinariatsbibliothek in ihrem Schattendasein.

1.7 Die Protokolle des Ordinariats beschäftigten sich in der Folge kaum mehr mit der Bibliothek. In der Zeit, als die Königliche bzw. Staatliche Bibliothek dem Ordinariat unterstellt war, ist nur mehr von dieser die Rede. Trotzdem wuchs auch die Ordinariatsbibliothek. Für die Jahre 1854 bis 1886 ist eine Liste der Ankäufe vorhanden. Dabei überwiegen die für die tägliche Praxis wichtigen Bücher die historischen bei weitem.

1.8 Was Suttner aus der Königlichen Bibliothek, vor allem aus dem Bestand der ehemaligen Fürstbischöflichen Hofbibliothek, stillschweigend vom Seminar in die Dompropstei transferiert hat, wird erst bei der künftigen Katalogisierung festgestellt werden können.

1.9 Die drei unmittelbaren Nachfolger Suttners als Archivare des Ordinariats ab 1887 mußten sich ausdrücklich verpflichten, die Bibliothek, die sich im gleichen Saal wie das Archiv befand, " außer Benutzung zu lassen". Erst 1907 wurde Johann Evangelist Weis (1870-1932) gleichzeitig als Archivar und Bibliothekar angestellt, wobei ihm nur die im Archivsaal befindlichen Bücher übertragen wurden; die in den Zimmern der Referenten und Kanzleien befindlichen waren ausgenommen. In diese Zeit fällt die Bücherschenkung des kunstgeschichtlich interessierten Domkapitulars Franz Xaver Herb (1831-1916).

1.10 Der Kunsthistoriker Ferdinand von Werden (1880-1948) widmete sich ab 1916 vordringlich der besseren Unterbringung des Archivs. Bei dessen Erweiterung durch adaptierte Räume im Erdgeschoß der Dompropstei (um 1925) wurde die Bibliothek mehr oder weniger willkürlich geteilt. Hss., Inkunabeln, wichtigere Eystettensia sowie weitere Bücher, insgesamt etwa ein Viertel, wurden in Schränken der neuen Archivmagazine untergebracht. Der später irrigerweise als Altbestand bezeichnete Rest verblieb im zweiten Obergeschoß.

1.11 Karl Ried (1871-1962), von 1933 bis 1958 Archivdirektor und gleichzeitig Kustos der Staats- und Seminarbibliothek, katalogisierte in den vierziger Jahren die beiden Teile getrennt. Erstmals benutzte er Stempel (" Bischöfliches Ordinariats-Archiv"), in die er die Signaturen hineinschrieb.

1.12 Von 1958 bis 1969 wurde das Archiv nur noch nebenamtlich betreut. Im oberen Archivsaal wurde Ende der fünfziger Jahre Platz für die Alt-Registratur des Ordinariats gebraucht. Der dort verbliebene Großteil der Bibliothek wurde zunächst ins Kapitelshaus, 1965 in die neuerbaute Staats- und Seminarbibliothek am Hofgarten verbracht.

1.13 Der Diözesanhistoriker Franz Xaver Buchner (1872-1959) verfügte 1958 testamentarisch, daß seine " umfangreiche wertvolle Bibliothek" geteilt werden sollte. " Bücher und Akten historischen Inhalts" sollten " ausnahmslos zur Ordinariatsbibliothek genommen werden". Die " theologischen Bücher, Broschüren und Manuskripte" vermachte er der Seminarbibliothek, " zur Volksbibliothek geeignete Bücher und Schriften" der Preßvereinsbibliothek (St. Michaelsbund). Die historischen Bücher erhielt das Ordinariatsarchiv nach seinem Tod. Schwerpunkte bilden Oberpfalz und religiöse Volkskunde. Die Manuskripte folgten erst 1971 aus dem Historischen Seminar der Bischöflichen philosophisch-theologischen Hochschule.

1.14 1970 wurde das Archiv hauptamtlich besetzt, dem Generalvikar unterstellt und in Diözesanarchiv umbenannt. Es dient wieder primär der Verwaltung der Diözese und ist seitdem auch für die Pfarrarchive zuständig. In der Praxis überwiegt freilich die Arbeit für wissenschaftliche und Heimat-Forschung. Von der Erweiterung der Aufgaben und der Änderung des Dienstbetriebs war auch die Bibliothek betroffen. Sie wurde in erster Linie als Hilfsmittel für Archivar und Archivbenutzer gesehen. Die bisher im Archiv deponierten Bibliotheken (Raymund Schlecht und Stift Herrieden) wurden gleich im ersten Jahr der Staats- und Seminarbibliothek übergeben. Ebendahin wurde die 1971 vom Dachboden des Pfarrhauses Berching geholte Kapitelsbibliothek von Berching verbracht. Die 1970 übernommene Bibliothek des Domkapitels blieb hingegen trotz Raumnot im Archiv.

1.15 Die Lücken in der neuaufgestellten Handbibliothek zur Stadt-, Landes- und Diözesangeschichte (Kern war die Bibliothek Franz Xaver Buchners) konnten durch Tausch (besonders mit benachbarten Archiven und Bibliotheken), durch Schenkungen von Geistlichen und Heimatforschern sowie durch Dublettenverkauf ermöglichte Ankäufe z. T. geschlossen werden. Genannt sei die Schenkung bzw. der Ankauf der Bibliothek des als Heimatforscher tätigen Pfarrers Josef Frank (1899-1973), in der sich auch antiquarisch erworbene Bücher des 16. bis 18. Jhs aus Rebdorf und anderen Klosterbibliotheken befanden. Schwerpunkt war neben der Ordens- die Landesgeschichte (besonders Bayerisch Schwaben).

1.16 Auf Dachböden des früheren und des neuen Ordinariatsgebäudes fanden sich Bücher, die den Vorgängern nicht bekannt waren. Von dem in der Staats- und Seminarbibliothek aufgestellten Teil der Ordinariatsbibliothek konnten u. a. zahlreiche Eystettensia, die Schematismen der bayerischen Diözesen und andere Nachschlagewerke zurückgeholt werden. Bei der Übernahme von Pfarrarchiven werden neben älteren liturgischen Büchern, soweit sie nicht am Ort bleiben können, auch vorhandene Bibliotheksreste (vom Pfarramt und von einzelnen Geistlichen) mitgenommen.

1.17 Die Adaptierung eines barocken Domherrenhofs und damit verbunden der Neubau eines Archivmagazins in den Jahren 1989 bis 1993 kam auch der Bibliothek des Archivs zugute. Die Aufteilung auf mehrere nicht zusammenhängende Räume ließ sich nicht umgehen. Altbestand und Sonderbestände sind im Archivmagazin untergebracht. Dringend erforderlich wäre eine moderne Katalogisierung.

Sonderbestände

Bibliothek des Domkapitels

1.18 Die Bibliothek des 1806 säkularisierten Domkapitels ist, soweit sie am Ort verblieb, in der Königlichen, später Staatlichen Bibliothek Eichstätt aufgegangen (vgl. Eintrag Universitätsbibliothek Eichstätt 1.7-1.8; 2.34). Das 1821 neuerrichtete Domkapitel erhielt 1825 als Geschenk des Weihbischofs und Dompropstes Felix Graf von Stubenberg (1748-1828) dessen " ganze Bibliothek" (mit Ausnahme der Gebetbücher) unter der Bedingung, daß diese " in keinem Falle jemals veräussert oder in andere als des ...

Domkapitels Hände überlassen werde". Zur Fortbildung der Geistlichen der Stadt und der Alumnen des Priesterseminars sollte eine Bücherausleihe " gegen Legschein und nothwendige Sicherstellung" gestattet werden. Eine eventuelle Ausdehnung auf den benachbarten Landklerus blieb dem Domkapitel freigestellt.

1.19 1829 wurde die Bibliothek aus der Dompropstei ins Kapitelshaus oberhalb des Domkreuzgangs verbracht. Verantwortlich war der jeweilige Kapitelssekretär. Von der Rechnungsführung abgesehen, haben sich die meisten von ihnen wenig um die Bibliothek gekümmert.

1.20 Der 1848 bis 1854 bestehende Priesterverein beantragte 1849 die Benutzung der Bibliothek unter Hinweis auf die Schenkungsurkunde und erbot sich zur Mithilfe bei der Ordnung. Der Verein wurde auf die " mildere Jahreszeit" vertröstet, aber zur Ordnung und Katalogisierung kam es nicht.

1.21 Der Dompropst Ignaz (von) Hayn (1768-1842) hatte dem Domkapitel testamentarisch u. a. seine " Hausbibliothek" vermacht. Dubletten durften an arme Geistliche verschenkt werden; die deutschen Gebet- und Erbauungsbücher sowie " Werklein von Geschichten und Erzählungen" sollte das 1838 errichtete Knabenseminar bekommen. Die ganze Bibliothek wurde allerdings nur auf 30 fl. geschätzt. Erst 1855 ist in den Rechnungen vom Transport der " Haynschen Bücher" die Rede.

1.22 Einige Domherren, vor allem Prof. Albert Stöckl (1823-1895), haben ihre Werke der Bibliothek geschenkt. Zu einem nicht feststellbaren Zeitpunkt hat Weihbischof Stubenberg oder vor 1857 das Domkapitel von der Königlichen Hand-Bibliothek in Stuttgart die bis 1786 erschienenen Bände der Acta Sanctorum erworben. Die meisten stammten aus der Abtei Zwiefalten, ein Band aus Wiblingen.

1.23 1857 beschloß das Domkapitel auf Antrag von Ignaz von Senestrey (1818-1906), des späteren Bischofs von Regensburg, was sich " an Maculatur und solchen Büchern findet, die doch keinen Nutzen bringen und deren Aufbewahrung wegen des Wurmes für die übrigen ... gefährlich und nachtheilig wäre", an einen Antiquar abzugeben. Der Erlös dieser " Maculatur" belief sich auf 196 fl. Für 136 fl. 30 Kreuzer wurden die Acta Sanctorum um 3 Bde ergänzt. Ebenfalls 1857 beschloß das Kapitel, jährlich mindestens 40 fl. für die Bibliothek zu verwenden. In den Rechnungen des damals gebildeten " Vereinigten Fonds" gab es bis 1932 unter dem Titel " Auf den Zweck" eine eigene Abteilung " Bibliothek". Letztmals wurde hier 1922 ein Buchkauf, 1923 die Feuerversicherung, 1924 eine Buchbindearbeit verrechnet. Freilich wurde die Summe von 40 fl. bzw. (ab 1876) 68,57 Mark schon lange vorher eher unter- als überschritten. 1892 wurde für 300 Mark aus der Bibliothekskasse ein Metallschrein zur Aufbewahrung des Pontifikale Gundekarianum angeschafft, so daß bis 1900, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur abonnierte Zeitschriften (Katholik und Zeitschrift für christliche Kunst) bezahlt werden konnten.

1.24 1914 entstand, soweit bekannt ist, ein erster Katalog. Im Archiv des Kapitels findet sich lediglich ein bereits 1793 geschriebener Katalog der Bibliothek des Weihbischofs Stubenberg mit 323 Titeln in 737 Bdn. Der 1927 ins Domkapitel berufene Franz Xaver Buchner interessierte sich anfangs auch für die Kapitelsbibliothek; der von ihm angelegte Katalog war auf großen Zuwachs berechnet. Das letzte, 1941 angeschaffte Buch, ein Teilband der Ingolstädter Universitätsmatrikel, gelangte später in den Lesesaal der Professoren der Bischöflichen philosophisch-theologischen Hochschule.

1.25 1970 wurde neben dem Archiv des Domkapitels auch die Bibliothek ins Diözesanarchiv gebracht und gesondert aufgestellt, allerdings nicht mehr nach den bisherigen Signaturen (Regal I-VII/Fach 1-9).

Benefiziums-Bibliotheken

1.26 Die Benefiziums-Bibliotheken von Gnotzheim (Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen) und Hainsfarth (Landkreis Donau-Ries) wurden 1993 bzw. 1994 ins Diözesanarchiv übernommen und gesondert aufgestellt, aber noch nicht katalogisiert. Beide gehen auf Schenkungen von dort tätigen Geistlichen zurück. Anton Franz Vas (1718-1777) war Pfarrer in der Diözese Augsburg und seit 1776 Benefiziat in Gnotzheim, Nikolaus Eberle (1748-1813) seit 1784 ebenda Benefiziat. Joseph Johann Nepomuk von Falkenhausen (1755-1843) war seit 1799 Pfarrer, seit 1812 Benefiziat in Hainsfarth. Beide Bibliotheken wurden in der Folgezeit kaum vermehrt.

Zeitweise im Diözesanarchiv Eichstätt befindliche Sonderbestände Musikbibliothek Schlecht

1.27 Die Bibliothek des Geistlichen Rats und (Lehrer-)Seminarinspektors Raymund Schlecht (1811-1891), die dieser testamentarisch dem Domkapitel vermachte, befand sich von 1891 bis 1934 wie die Kapitelsbibliothek im Kapitelshaus. Der Schlechtsche Bibliotheksfonds wurde 1928 mit dem Vereinigten Fonds " verschmolzen". 1934 übergab das Domkapitel diese Bibliothek der Verwaltung des Ordinariatsarchivs. Sie wurde bis 1942 von Karl Ried auf der Grundlage des Schlechtschen Katalogs neu katalogisiert. 1970 veranlaßte das Diözesanarchiv die Verbringung in die Staats- und Seminarbibliothek ( s. a. Universitätsbibliothek Eichstätt 1.39; 2.52).

Stiftsbibliothek Herrieden

1.28 Die Stiftsbibliothek Herrieden wurde 1946 auf Veranlassung des 1945 bis 1948 in Herrieden als Heimatforscher tätigen Ludwig Meixner ins Ordinariatsarchiv überführt. Weil sie aus Platzgründen hier kaum benutzbar war, übergab sie 1970 das nunmehrige Diözesanarchiv der Verwaltung der Staats- und Seminarbibliothek. 1971 wurden mit den Resten des Stiftsarchivs auch Reste der Bibliothek vom Dachboden des Pfarrhauses in Herrieden ins Diözesanarchiv bzw. in die Staats- und Seminarbibliothek verbracht ( s. a. Universitätsbibliothek Eichstätt 1.35-1.36; 2.50).

Pfarramtsbibliothek Stöckelsberg

1.29 Diese etwa 450 Bde zählende Pfarramtsbibliothek (18. Jh, erste Hälfte 19. Jh) befand sich bis 1974 hinter einem Verschlag neben der Stiege zum Dachboden des Pfarrhauses Stöckelsberg. Bei der Überführung des Pfarrarchivs ins Diözesanarchiv kam sie mit nach Eichstätt. Auf Anregung des Diözesanarchivs wurde sie 1985 vom Pfarramt dem Bischöflichen Seminar überlassen und unter Kennzeichnung des bisherigen Eigentümers mit der Seminarbibliothek vereinigt ( s. a. Universitätsbibliothek Eichstätt 1.31; 2.48).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Eine Katalogisierung der Bibliothek ist für die nächsten Jahre geplant. Die vorhandenen alten und neuen Verzeichnisse erfassen bei weitem nicht alle im Diözesanarchiv vorhandenen Bücher. Die eigentliche Handbibliothek ist grob systematisch, die weniger häufig gebrauchten Bücher der hier verbliebenen Ordinariatsbibliothek sind nach dem Katalog von 1942 aufgestellt. Sammelbände mit bis zu 30 und mehr Titeln aus unterschiedlichen Jahrhunderten sind nicht selten. Deshalb lassen sich derzeit - von den Sonderbeständen abgesehen lediglich Schätzungen angeben.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 An Inkunabeln (einschließlich Archivalien) befinden sich im Diözesanarchiv nach einer 1984 erfolgten kleinen Beständebereinigung mit der Universitätsbibliothek Eichstätt nur mehr 11 Titel (davon einer in 4 Exemplaren). Aus dem 16. Jh stammen ca. 200, aus dem 17. Jh ca. 450, aus dem 18. Jh ca. 900 Titel. Die Titel des 19. Jhs dürften 1000 überschreiten. Bei einzelnen Periodika, vor allem bei Zeitschriften, sind Lücken vorhanden.

2.3 Die Inkunabeln sind sämtlich in lateinischer Sprache. Noch im 18. Jh überwiegen die lateinischen Titel die deutschen bei weitem. Im 19. Jh ist das Verhältnis umgekehrt. Die Zahl der in italienischer und französischer Sprache gedruckten Bücher des 17., 18. und 19. Jhs ist unerheblich.

Systematische Übersicht

2.4 Die eigentliche Handbibliothek umfaßt neben Nachschlagewerken folgende Hauptgruppen: Eystettensia, bayerische Landesgeschichte, Zeitgeschichte, Kirchengeschichte, Hagiographie, Kirchenrecht, liturgische und Andachtsbücher, Kunstgeschichte und Volkskunde. Unter den Nachschlagewerken befinden sich topographische Lexika des 18. Jhs für den süddeutschen Raum, des 19. Jhs nur für Bayern; Schematismen aller bayerischen Diözesen (einschließlich Speyer) ab 1821, z. T. auch frühere; von den Katalogen der Orden aus dem 18. Jh die der oberdeutschen Jesuiten, aus dem 19. Jh die der bayerischen Franziskaner.

2.5 Der große Bestand an Eystettensia umfaßt Literatur zur Geschichte der Diözese, des ehemaligen Hochstifts, zur Stadt Eichstätt und den übrigen Orten des Sprengels. Dazu kommt Literatur über und von Personen, die aus der Diözese stammen oder hier gewirkt haben. Die Literatur zu den Diözesanheiligen seit dem 16. Jh ist nahezu vollständig vorhanden. Das gleiche gilt für die liturgischen Bücher der Diözese Eichstätt seit dem späten 15. Jh; die Direktorien setzen 1637 ein, sind aber erst seit Ende des 18. Jhs fast lückenlos erhalten.

2.6 Unter der älteren landesgeschichtlichen Literatur sind die Regierungsbezirke Mittelfranken und Oberpfalz am besten vertreten. Die einschlägigen Zeitschriften der historischen Vereine sind von Anfang an vorhanden. Umfangreich ist der Bestand an Kleinschrifttum und " grauem Schrifttum" besonders aus dem 18. und 19. Jh, so Bruderschaftsbüchlein, Gelegenheitsgedichte, Veranstaltungsprogramme (besonders von Theatern) sowie andere Einblattdrucke.

2.7 Bei der im Diözesanarchiv verbliebenen älteren theologischen Literatur gibt es keinen fachlichen Schwerpunkt. Neben Personalschriften, Festpredigten und anderen Gelegenheitsschriften, vielfach in Sammelbänden, müssen die etwa 600 Theater-Periochen des 17. und 18. Jhs genannt werden. Der Provenienz entsprechend (Jesuiten-, dann Hofbibliothek), stammen sie vor allem von den oberdeutschen Jesuiten-Gymnasien.

Sondersammlungen

Bibliothek des Domkapitels

2.8 Die Bibliothek des Domkapitels zählt insgesamt etwa 450 Titel in über 1000 Bdn. Davon entfallen 5 Titel auf das 16. Jh, ca. 30 auf das 17. Jh, ca. 220 auf das 18. Jh und ca. 150 auf das 19. Jh. Der Rest ist aus dem 20. Jh. Bis ins 18. Jh überwiegt Latein (16. Jh 5; 17. Jh 28 gegenüber einem deutschen Titel; 18. Jh 174 gegenüber 35 deutschen Titeln). Im 19. Jh stehen 13 lateinischen 122 deutsche Titel gegenüber. Hinzu kommen im 17. Jh ein und im 18. Jh 14 italienische sowie im 18. Jh 3 französische Titel.

2.9 Knapp 40 Prozent sind theologische Werke. Dabei steht die Dogmatik im Vordergrund. Je ein Viertel entfallen auf Kirchenrecht sowie auf Kirchen- und Profangeschichte. Die Werkausgabe von Jakob Balde (1729) steht vereinzelt da.

Benefiziums-Bibliotheken

2.10 Die beiden kleinen Frühmeß-Benefiziums-Bibliotheken aus Dörfern, die zur Grafschaft Oettingen gehörten, gehen auf nur wenige Vorbesitzer zurück. Um so eindringlicher repräsentieren sie die unterschiedlichen Sammlerinteressen der Geistlichen. Nur wenige Titel kommen in beiden Bibliotheken vor.

2.11 Die Frühmeßbibliothek Gnotzheim umfaßt etwa 400 Titel. Aus dem 16. Jh stammen 3 (2 lateinisch, einer deutsch); aus dem 17. Jh 69 (davon 8 deutsch, einer französisch); im 18. Jh sind von 316 Titeln 168 lateinisch, 146 deutsch, je einer italienisch und französisch. Etwa 35 Prozent entfallen auf Theologie aller Disziplinen; über 25 Prozent sind Predigten (zahlreiche Kontroverspredigten aus Augsburg), knapp 10 Prozent Andachts- und Erbauungsbücher. Bei den restlichen überwiegen Philosophie, Geschichte und Kirchenrecht.

2.12 Die Frühmeßbibliothek Hainsfarth zählt rund 350 Titel. Aus dem 17. Jh datieren 13 (davon 9 deutsch), aus dem 18. Jh 284 (davon 63 lateinisch), aus der ersten Hälfte des 19. Jhs 55 Titel (9 lateinisch). Ca. 45 Prozent sind Predigten; ca. 20 Prozent entfallen auf Theologie, wobei Pastoral- und Moraltheologie überwiegen; 14 Prozent auf Erbauungsliteratur, vor allem Heiligenleben; 10 Prozent auf Geschichte, insbesondere Kirchengeschichte. Ansonsten sind in beiden Bibliotheken land- und hauswirtschaftliche Titel erwähnenswert.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Eine moderne, systematische Katalogisierung steht noch aus.

Alphabetische Zettelkataloge für die 1970 neuaufgestellte Handbibliothek (Diözese Eichstätt und Bayern)

[nach Verfassern, Personen, Orten und Sachen; seit dem Umzug 1993 nicht mehr weitergeführt; ab 1970 Zugangslisten der Neuerwerbungen]

Kataloge der Ordinariatsbibliothek

[mschr., von Karl Ried; (1) " Erdgeschoß", 12 Fachgruppen, 1942; (2) " Oberer Archivsaal", 21 Fachgruppen, 1950]

(Verfasser-)Katalog der " Historika" der Bibliothek von Franz Xaver Buchner

[um 1950, mit Nachträgen bis 1957]

(Verfasser-)Katalog der Domkapitelschen Bibliothek

[angelegt von Franz Xaver Buchner, um 1930, unpaginiert]

Verzeichnis der Kunstbücher ... aus der Bibliothek des ... Geistl. Rat [Franz Xaver] Herb in Eichstätt, 1914 [mschr.]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

" Bücher-Verzeichnüß" der Bibliothek von Felix Graf von Stubenberg

[verfaßt von Honor Freiherr von Ow; nach Formaten und Sprachen, ohne Erscheinungsjahr, 1792-93; mit wenigen Nachträgen]

" Verzeichniß aller Bücher" von Thomas David Popp [alphabetisch; 306 Bücher in 864 Bdn, angelegt um 1825]

(Verfasser-)Katalog der Bibliothek des Bischöflichen Domkapitels Eichstätt [angelegt 1914; mschr.; E-F und W-Z fehlen]

Historische Kataloge der Bibliothek der Benediktinerabtei Plankstetten, der Musikbibliothek Schlecht, der Stiftsbibliothek Herrieden, der Kapitelsbibliothek Neumarkt und der Pfarramtsbibliothek Stöckelsberg s. Universitätsbibliothek Eichstätt, Kapitel 3

In den Nachlaßakten der Priester der Diözese Eichstätt im Diözesanarchiv finden sich zahlreiche Bibliothekskataloge (17.-18. Jh).

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Ordinariatsbibliothek setzen im Diözesanarchiv Eichstätt erst nach der Mitte des 19. Jhs ein, die Handakten zu Beginn des 20. Jhs. Die Entwicklung der Domkapitelsbibliothek läßt sich anhand der Sitzungsprotokolle und Rechnungen seit Beginn verfolgen. Zu den Benefiziums-Bibliotheken von Gnotzheim und Hainsfarth sind bisher keine Archivalien bekannt; die beiden Pfarrarchive sind allerdings noch nicht geordnet.

4.2 Darstellungen

Werden, Ferdinand von: Eichstätter Bibliothekswesen im letzten Jahrhundert. In: Eichstätter Volkszeitung Eichstätter Kurier 51 (1928) Nr. 130

Buchner, Franz Xaver: Das Bistum Eichstätt. Historisch-statistische Beschreibung. 2 Bde. Eichstätt 1937-1938 [hier Bd 1, S. 253]

Führer durch die Bistumsarchive der katholischen Kirche in Deutschland. Hrsg. von der Bundeskonferenz der kirchlichen Archive in Deutschland. 2., überarbeitete und erweiterte Aufl. Siegburg 1991, S. 82-89

Littger, Klaus Walter: Die Bibliothek des Bischöflichen Seminars St. Willibald. Aus 250 Jahren Eichstätter Bibliotheksgeschichte. Eichstätt 1993

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bibliotheca dioecesana (Nr. 3382-5766). In: Pastoral-Blatt des Bistums Eichstätt 15 (1868) 66 (1919) [passim]

Hubay, Ilona: Incunabula Eichstätter Bibliotheken. Wiesbaden 1968 (Inkunabelkataloge bayerischer Bibliotheken)

Ott, Ludwig: Leben und Schrifttum des Eichstätter Weihbischofs Leonhard Haller († 1570). In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 67 (1974) S. 83-131

Ott, Ludwig: Neue Beiträge zum Leben, zum Schrifttum und zur Bibliothek des ... Leonhard Haller, ebda 69 (1976) S. 91-159

Ott, Ludwig: Zur Bibliothek des ... Leonhard Haller, ebda 68 (1975) S. 7-26

Suttner, Joseph Georg: Bibliotheca Eystettensis Dioecesana. Ein Beitrag zur Herstellung von Annalen der Literatur des Bisthums Eichstätt, 1. Abt. (Nr. 1-1179). Eichstätt 1866; 2. Abt. (Nr. 1180-3381). Eichstätt 1867 (Programme des bischöflichen Lyzeums zu Eichstätt)

Valentin, Jean-Marie: Le théétre des Jésuites dans les pays de langue allemande. Répertoire chronologique des pièces représentées et des documents conservés. 2 Bde. Stuttgart 1983-84 [passim]

Stand: Mai 1995

Brun Appel, unter Mitarbeit von

Hans-Josef Krey


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.