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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek Altertumswissenschaften - Bibliothek des Großherzoglichen Orientalischen Münzkabinetts

Adresse. Löbdergraben 24a, 07743 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 94 48 50
Telefax. (03641) 94 48 50
Bibliothekssigel. <J 22/Or>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Orientalische Numismatik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Westbahnhof oder Saalbahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Lobeda oder -Göschwitz. Parkplatz in der Nähe Löbdergraben.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Großherzogliche Orientalische Münzkabinett (GOM), heute Orientalisches Münzkabinett Jena, wurde im Jahr 1840 von dem Professor für Morgenländische Literatur Johann Gustav Stickel (1805-1896) als eigenständige großherzogliche Sammlung begründet und in Personalunion geführt. Stickel bediente sich der Sammlung sowohl zu Forschungszwecken als auch im Rahmen des von ihm 1837 gegründeten Orientalischen Privatseminars. Mitte des 19. Jhs stellte das GOM die bedeutendste Einrichtung ihrer Art in Westeuropa dar. Derzeit wird die heute drittgrößte Sammlung orientalischer Münzen in Deutschland (10.000 Exemplare) wieder zu einem Forschungsinstrument aufgebaut.

1.2 Die Bücher der mit dem Kabinett verbundenen Bibliothek entstammen überwiegend den Privatbibliotheken von Heinrich August Zwick (1796-1855), Frédéric Jacob Soret (1795-1865) und Johann Gustav Stickel. Zwischen 1840 und 1909, der aktiven Zeit des Kabinetts, wurden nur gelegentlich zusätzliche Werke mit großherzoglichen Sondermitteln beschafft, da neben dem GOM auch die Universitätsbibliothek Bücher zur islamischen Numismatik sammelte.

1.3 Mit dem Ankauf der Münzsammlung des Herrnhuter Missionars Heinrich August Zwick im Jahre 1840 durch das Haus Sachsen-Weimar und Eisenach kamen die ersten Bücher an das GOM. Im Jahre 1866, nach dem Tod des Weimarer Prinzenerziehers, Goethefreundes, Genfer Naturphysikers und bedeutenden Orientnumismatikers Frédéric Jacob Soret, wurde dessen umfangreiche Sammlung mitsamt seiner Bibliothek erworben. Im Jahre 1896, nach dem Tod des Gründers Johann Gustav Stickel, kam dessen Privatbibliothek durch großherzoglichen Ankauf hinzu. Zum ursprünglichen Bestand gehören auch die Akten des GOM mit den Korrespondenzen von Soret und Stickel, heute im Universitätsarchiv, sowie der Nachlaß von Stickel, heute in der Handschriftenabteilung der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek.

1.4 Nachdem der vakante Lehrstuhl für Morgenländische Literatur nach 1919 nicht wiederbesetzt wurde, ordnete man die Bücher 1933 in die Handbibliothek der Hilprecht-Sammlung Vorderasiatischer Altertümer ein. Mit diesen Beständen zusammen wurden sie nach dem Zweiten Weltkrieg von den Altertumswissenschaften verwahrt. Nach der Neueinrichtung des Lehrstuhls für Semitische Philologie und Islamwissenschaften (1994) wurden die Bestände der ehemaligen Bibliothek des GOM wieder zusammengeführt und als historischer Bestand gesondert aufgestellt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek besitzt mit ungefähr 600 bis 700 Einheiten die bedeutendste mitteleuropäische Sammlung an Literatur zur Orientalischen Numismatik aus dem 18. (ca. 30 Bde) und 19. Jh. Davon sind ungefähr 25 Prozent in lateinischer, 20 Prozent in deutscher und je 15 Prozent in französischer, englischer und russischer Sprache verfaßt. 10 Prozent liegen in anderen europäischen Sprachen sowie in arabischer, osmanisch-türkischer und georgischer Sprache vor.

2.2 Der Bestand des 18. Jhs reicht von der ersten Monographie zur islamischen Numismatik von Georg Jacob Kehr, Monarchiae Asiatico-Saracenicae status qualis VIII. et IX. post Christum natum Seculo fuit (Leipzig 1724) bis zu einschlägigen Beiträgen von Johann Jacob Reiske, " Briefe über das arabische Münzwesen" (In: Repertorium für Biblische und Morgenländische Litteratur 9, 1781, S. 199-268; 10, 1782, S. 165-240; 11, 1782, S. 1-44 und Nachträgen von Johann Gottlieb Eichhorn in Buchform [Leipzig, nach 1786]). Weiter finden sich Oluf Gerhard Tychsen, Introductionis in Rem Numariam Muhammedanorum Additamentum I (Rostock 1796), Thomas Christian Tychsen, " De numis Cuficis in Bibliotheca Regia Gottingensi adservatis" (In: Commentationes Societatis Regiae Scientiarum Gottingensis 9, 1787/88, S. 108-132 und 10, 1789/90, S. 1-56) und Jacob Georg Christian Adler, Museum Cuficum Borgianum velitris (Teil I, Rom 1782; Teil II, Kopenhagen 1792). Auch die Jenaer Habilitationsschrift von Johann Gottfried Eichhorn (De Re Numariae apud Arabas Initiis, Jena 1776) ist überliefert.

2.3 Unter den umfangreichen Beständen des 19. Jhs sind die Arbeiten von Christian Martin Frähn hervorzuheben, hier vor allem die frühen Drucke aus seiner Zeit an der Universität Kasan. Sein Werk Recensio Numorum Muhammedanorum (St. Petersburg 1826) trägt eine Widmung des Autors an Zwick ( s. o. 1.2). Wie viele Bücher aus dem Besitz Sorets, ist auch das Werk von Johann Heinrich Möller, De Numis Orientalibus in Numophylacio Gothano Asservatis Commentario (Gotha 1826-1831) als durchschossenes Handexemplar gebunden und mit zahlreichen eigenhändigen Anmerkungen versehen. Das gleiche gilt für die Bücher von Stickel, z. B. sein Handexemplar Das Grossherzogliche Münzcabinett zu Jena (2 Hefte, Leipzig 1845-1870), zugleich als Handbuch zur morgenländischen Münzkunde erschienen (repr. Leipzig 1975). Das erste numismatische Werk von einem orientalischen Verfasser, dem osmanischen Staatsminister 'Abd al-Latif Subhi Beg, Takmilat al-'ibr (Konstantinopel 1861-1862), in türkisch-osmanischer Sprache, kam als Geschenk des Verfassers nach Jena.

3. KATALOGE

Der ursprünglich separate Bibliothekskatalog des GOM, der wahrscheinlich um 1900 angefertigt wurde und auf den sich die Signaturen beziehen, ist verloren. Von Handkatalogen aus den fünfziger Jahren des 19. Jhs sind nur noch Fragmente erhalten. Die bibliographische Erfassung der Bestände im OPAC der ThULB steht noch aus.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Universitätsarchiv: Bestand C, Nr. 792-794; Bestand S, Abt. XLIV: Orientalisches Münzkabinett (1840-1908) ThULB, Abteilung Handschriften und Sondersammlungen: Nachlaß Johann Gustav Stickel

4.2 Darstellungen

Vollers, Karl: Das orientalische Münzkabinett der Universität Jena im Jahre 1906. In: Blätter für Münzfreunde 41 (1906) Heft 6, Spalte 3515-3524; Heft 7/8, Spalte 3529-3537

Heidemann, Stefan: Das Orientalische Münzkabinett in Jena. In: Erfurter Münzblätter, Jahrbuch 3 (1995) S. 43-51. Auch erschienen u. d. T.: Orientaliska myntkabinettet i Jena. In: Svensk Numismatisk Tidskrift 6 (1996) S. 132-135

Stand: November 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.