FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Thueringen A - L > Jena
     Thueringen M - Z

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek - Zweigbibliothek im Herbarium Haussknecht

Adresse. Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1, 07743 Jena [Karte]
Telefon. (03641) 94 04 93
Bibliothekssigel. <J 13>

Unterhaltsträger. Freistaat Thüringen
Funktion. . Zweigbibliothek im universitären Bibliothekssystem ThULB, Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Systematische Botanik und Pflanzengeographie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek für die historischen Bestände. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 7.30-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegeräte.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Westbahnhof und vom Saalbahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) in Richtung Zentrum (Universitätshauptgebäude). A 4 (E 40), Ausfahrt Jena-Göschwitz. Gebührenpflichtiger Parkplatz Schloßgasse.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Den Grundstein der Bibliothek des Herbariums Haussknecht bildet die Privatbibliothek von Carl Haussknecht (1838-1903), der in Bennungen nördlich des Kyffhäusers geboren wurde. Nach dem Besuch des Zenkerschen Instituts zu Jena von 1853 bis 1856 und einer Apothekerlehre in Artern und Greußen hatte er Gehilfenstellen in Erkelenz im Rheinland, Mühlheim an der Ruhr und in Aigle im Schweizer Kanton Waad inne. Durch floristische Funde lenkte er die Aufmerksamkeit namhafter Schweizer Botaniker wie Alphonse de Candolle (1806-1893), Edmond Boissier (1810-1885) und Jean Muret (1799-1877) auf sich.

1.2 Boissier schlug ihm vor, für seine in Vorbereitung befindliche Flora Orientalis (Genf und Basel 1867-1888) Forschungsreisen in den Vorderen Orient zu unternehmen. Nach Abschluß des pharmazeutischen Studiums an der Universität Breslau reiste Haussknecht 1865 von Nordsyrien über Mesopotamien an die Quellen des Euphrat und Tigris, von 1866 bis 1869 über Kurdistan und Luristan nach Persien, das er über Teheran, Ispahan und Schiras bis zum Persischen Golf durchquerte. Auf diesen Reisen machte er umfangreiche botanische Sammlungen, entdeckte Altertümer und fertigte kartographische Aufnahmen an, die später auch gedruckt wurden (vgl. Heinrich Kiepert: Prof. C. Haussknecht's Routen im Orient 1865-1869. Berlin 1882).

1.3 Die botanische Ausbeute seiner Reisen wurde gemeinsam mit Boissier und George François Reuter (1805-1872) in Genf bearbeitet. 1869 ließ sich Haussknecht dann dauerhaft als Privatgelehrter in Weimar nieder. 1882 war er Mitbegründer und erster Vorsitzender des Botanischen Vereins für Gesamt-Thüringen (ab 1891 Thüringischer Botanischer Verein, ab 1947 Thüringische Botanische Gesellschaft).

1.4 Haussknecht widmete sich in der Folgezeit der Bearbeitung kritischer Pflanzengruppen; ein Ergebnis ist seine Monographie der Gattung Epilobium (Jena 1884). 1885 unternahm er mit Theodor von Heldreich (1822-1902) eine botanische Forschungsreise in das nördliche Griechenland, wo er über 2500 Arten, Varietäten und Bastarde sammelte; viele davon waren neu für die Wissenschaft. Er wurde zum Professor und Hofrat ernannt.

1.5 Zur Unterbringung seiner Sammlungen und seiner Bibliothek, der Bibliothek des Botanischen Vereins und zur künftigen Aufbewahrung weiterer Privatsammlungen ließ er auf seinem Grundstück an der Amalienstraße in Weimar (ab 1938 Carl-Haussknecht-Straße) ein Gebäude errichten, das 1896 als Herbarium Haussknecht eingeweiht wurde. Nach Absicht des Gründers sollten hier die botanische Systematik, Floristik und Pflanzengeographie eine " Heimstätte in Thüringen" finden. Das Herbarium Haussknecht war zugleich Sitz des Thüringischen Botanischen Vereins.

1.6 Nach Haussknechts Tode (1903) wurde das Herbarium Haussknecht (das Haus mit " den darin enthaltenen botanischen Sammlungen und der dazu gehörigen Bibliothek") als Stiftung unter Leitung eines Kuratoriums und unter Aufsicht des Großherzoglich-Sächsischen Staatsministeriums weitergeführt. Von 1903 bis 1938 betreute Joseph Bornmüller (1862-1948) als Konservator die Institution. Bornmüller war wie Haussknecht Orientbotaniker. Seine etwa 30 botanischen Sammelreisen führten ihn aber weiter, vom Nordkap bis zu den Kanarischen Inseln, von Nordafrika über Kleinasien bis nach Mittelasien und vielfach auf die Balkanhalbinsel. Durch den Einsatz Bornmüllers wurde die Rolle des Herbariums Haussknecht als botanischer Mittelpunkt in Thüringen wesentlich verstärkt, wenn auch die Inflation die Stiftung verarmen ließ. 1918 wurde Bornmüller der Professorentitel verliehen, 1942 erhielt er die Goethemedaille und 1943 von der Friedrich-Schiller-Universität Jena den Ehrendoktortitel.

1.7 Von 1939 bis 1945 war Kurt Walther (*1910) Konservator, ab 1946 Otto Schwarz (1900-1983), der im gleichen Jahr eine außerordentliche, 1948 eine ordentliche Professur für Spezielle Botanik und die Direktion des neugegründeten Instituts für Spezielle Botanik der Friedrich-Schiller-Universität Jena erhielt. Platzmangel und Schäden am Haus in Weimar veranlaßten Schwarz, die Bestände des Herbariums Haussknecht nach Jena zu überführen. Mit Wirkung vom 1. April 1949 wurde es an das Institut für Spezielle Botanik der Friedrich-Schiller-Universität Jena angeschlossen.

1.8 Parallel zu seinen Herbarsammlungen hatte Carl Haussknecht eine systematisch-botanische Spezialbibliothek aufgebaut. Die Orientierung auf die Botanik als Sammelgebiet ist bis heute geblieben, andere Sachbereiche bilden Hilfsquellen für die botanische Arbeit (Karten und Atlanten, geographische Verzeichnisse, Lexika, Wörterbücher, bibliographische Verzeichnisse). Ein Großteil der Zeitschriftenliteratur ist Eigentum der Thüringischen Botanischen Gesellschaft, die sie im Tausch mit ihren eigenen seit 1884 erscheinenden Publikationen erhalten hatte.

1.9 In eine vollständig erschlossene, etwa 60.000 Titel umfassende Sonderdrucksammlung, die auf Haussknecht und Bornmüller zurückgeht, wurden u. a. die Sammlungen von Theodor Herzog (1880-1961), des Botanischen Instituts der Universität, besonders aus dem Nachlaß von Ernst Stahl (1848-1919), von Otto Schwarz ( s. o. 1.7), Werner Rotler (1908-1962), Bruno Schussnig (1892-1976) und Alfred Rieth (1911-1997) eingearbeitet.

1.10 Haussknecht hatte den Bestand seiner Bibliothek in einem Bandkatalog Bibliotheca Botanica Haussknechtiana ( s. u. 3.3) ab 1883 eingetragen. Bornmüller erfaßte den Bibliotheksbestand zu Beginn seiner Konservatortätigkeit in dem Band Stiftung Herbarium Haußknecht. Katalog der Stiftungs-Bibliothek einschließlich der damit verbundenen, gemeinsam aufbewahrten Bibliothek des Thüringischen Botanischen Vereins ( s. u. 3.3). Danach enthielt die Bibliothek Ende des Jahres 1906 3326 Titel (z. T. mehrbändige Werke).

1.11 Die Bibliothek wurde von dem jeweiligen Konservator mit betreut, erst ab 1946 war durch die Einstellung von Charlotte Hallamik (1899-1978) eine fachgerechte bibliothekarische Arbeit möglich. Ein Alphabetischer Katalog und ein Sachkatalog wurden in Zettelform angelegt.

1.12 Durch Schenkungen, wie 1908 die Stiftung Hugo Trommsdorf (1838-1918), 1912 die botanischen Werke aus der Bibliothek von Ernst Haeckel (1834-1919), 1922 die Nachlässe von Friedrich Thomas (1840-1918) und August Schulz (1862-1922), und durch den Schriftentausch des Thüringischen Botanischen Vereins erweiterte sich der Bestand bis zum Umzug nach Jena im Jahre 1949 auf 14.500 Bde.

1.13 Bedeutende Zugänge waren in der Folgezeit die Übernahme von historischen Beständen der Bibliothek des Botanischen Instituts der Universität Jena (jetzt Institut für Allgemeine Botanik) in den Jahren 1953 bis 1975, die Eingliederung der Bibliothek des Jenaer Botanischen Gartens 1968, die Erwerbung von Beständen aus der Bibliothek der Gesellschaft von Freunden der Naturwissenschaften in Gera 1973 und die Übernahme botanischer Teile aus der Bibliothek der Abteilung Limnologie des Zentralinstituts für Mikrobiologie und experimentelle Therapie in Jena (ZIMET) in den Jahren 1979 bis 1980.

1.14 1961 erfolgte die Theodor-Herzog-Schenkung (bryologische Literatur), 1969 die Otto-Schwarz-Schenkung (Bibliothek Otto Schwarz und Separata-Sammlung Werner Rotler) und 1995 die Riclef-Grolle-Schenkung (bryologische Literatur). Botanische Privatbibliotheken wurden regelmäßig erworben. Ihre Vorbesitzer waren der Apotheker Kurt Branco (1904-1969, Übernahme 1969), der Lehrer Willi Lemke (1893-1973, Übernahme 1973), der Algologe Bruno Schussnig (1892-1976, Übernahme 1977-1981), der Lehrer Willy Flößner (1898-1979, Übernahme 1978), der Botaniker Hans Lippold (1932-1980, Übernahme 1982), der Mykologe Heinz Benedix (1914-1983, Übernahme 1984-1996), der Arzt Hans Unn (1916-1985, Übernahme 1985), der Dozent Werner Schulze (1930-1990, Übernahme 1990) und der Algologe Alfred Rieth (Übernahme 1993).

1.15 Zusätzlich ist ein Archiv mit zahlreichen Manuskripten, Zeichnungen und etwa 30.000 Briefen vorhanden. Eine Sammlung von Mikroformen (13.500 Mikrofiches), vor allem von historischen Herbarien aus aller Welt kommt hinzu. In räumlicher Einheit mit dem größten Herbarium Deutschlands (3 Millionen Herbarbelege aus allen Erdteilen und allen systematischen Bereichen) enthält die Spezialbibliothek außer den Sonderdrucken 56.000 Monographien, Zeitschriftenbände und Hochschulschriften sowie 388 laufend gehaltene Zeitschriften.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 172.480 Bdn (Stand 31. Dezember 1995) macht der am Katalog ermittelte historische Bestand mit 16.850 Bdn etwa 9,7 Prozent aus. Von den 6182 Monographien (37 Prozent des historischen Bestandes) stammen 87 Bde aus dem 16. Jh (1,4 Prozent), 153 aus dem 17. Jh (2,5 Prozent), 961 aus dem 18. Jh (15,5 Prozent) und 4981 aus dem 19. Jh (80,6 Prozent).

2.2 Im 16. bis 18. Jh dominieren mit rückläufiger Tendenz die lateinischen Titel (16. Jh 85 Prozent, 17. Jh 77 Prozent, 18. Jh 66 Prozent); im 19. Jh sind 60 Prozent aller Titel deutschsprachig.

2.3 Mit 3502 Bdn haben die Zeitschriften einen Anteil von 21 Prozent am historischen Bestand. Davon stammen 26 Bde aus dem 17. Jh, 115 (3,3 Prozent) aus dem 18. Jh und 3361 (96 Prozent) aus dem 19. Jh. Hinzu kommen 7166 (42 Prozent des historischen Bestandes) meist mit eigenem Umschlag und oft separater Paginierung erschienene Sonderdrucke aus dem 19. Jh, die zu 69 Prozent deutschsprachig sind.

Systematische Übersicht

2.4 Die ältesten vorhandenen Werke stammen aus der Renaissance. So sind die drei " deutschen Väter der Pflanzenkunde" mit ihren durch Holzschnitte illustrierten Werken vorhanden: Otto Brunfels (1488-1534) mit Herbarium Oth. Brunfelsii, Tomis tribus (Straßburg 1537), Leonhard Fuchs (1501-1566) mit De historia stirpium, commentarii insignes (Basel 1542) und seinem New Kreüderbuch (Basel 1543) sowie Hieronymus Bock (auch Tragus, 1498-1554) mit Hieronymi Tragi, De stirpium, maxime earum, quae in Germania nostra nascuntur (Straßburg 1552) und dem Kräuter Buch (Straßburg 1556).

2.5 Die mit Kupfertafeln illustrierten Gartenbücher der Barockzeit sind vertreten mit Basilius Beslers (1561-1629) Hortus Eystettensis, der Beschreibung des fürstbischöflichen Gartens zu Eichstätt (" Jahrhundert-Reprint" der Ausgabe von 1613, Nürnberg 1713), und Giovanni Battista Ferraris (1548-1655) Hesperides (Rom 1646).

2.6 Die zunehmende Erforschung anderer Kontinente spiegelt sich auch im Bibliotheksbestand wider, so durch die Schriften von Prospero Alpino (1553-1617), De plantis Aegypti liber (Venedig 1592), Engelbert Kaempfer (1651-1716), Amoenitatum exoticum (Lemgo 1712) [Japan], Georg Eberhard Rumphius (1628-1702), Herbarium amboinense (Amsterdam, Den Haag und Utrecht 1741-1750) [Molukken], oder Mark Catesby (1683-1749), The natural history of Carolina, Florida and the Bahama Islands (London 1754).

2.7 Die botanischen Publikationen von Carl Linnaeus (1707-1778) sind, auch in ihren späteren Auflagen, nahezu vollständig vorhanden, u. a. die Flora Lapponica (Amsterdam 1737) als Ergebnis seiner Lappländischen Reise 1732, der mit Kupfertafeln illustrierte großformatige Hortus Cliffortianus (Amsterdam 1737), die Beschreibung des Gartens und des Herbariums von George Clifford (1685-1760) in Hartecamp, die Philosophia botanica (Stockholm 1751), eines der ersten Lehrbücher der Botanik, und die Species Plantarum (Stockholm 1753) mit der Einführung der modernen binären Pflanzenbenennung.

2.8 Die enzyklopädische Zusammenstellung aller bekannten Pflanzen, wie sie Linnaeus in den Species Plantarum vorgenommen hatte, reizte die Botaniker immer von neuem. Zu nennen sind hier besonders Jean Baptiste Lamarck (1744-1829) mit der Encyclopédie Méthodique. Botanique (Paris und Lüttich 1783-1817) und der Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis (Paris 1823-1873) von Augustin Pyramus de Candolle (1778-1841), nach dessen Tod fortgesetzt von seinem Sohn Alphonse de Candolle (1806-1893).

2.9 Das 18. und das 19. Jh waren die Zeit der großen kolorierten Prachtwerke. Von Nikolaus Joseph von Jacquin (1727-1817) sind die Icones plantarum rariorum (Wien 1781-1795) vorhanden, von Franz de Paula Adam Waldstein (1759-1823) und Paul Kitaibel (1757-1817) die Descriptiones et icones plantarum rariorum Hungaricae ( Wien 1802-1812), von Pierre Joseph Redouté (1759-1840) Les Liliacées (Paris 1802-1815) und Les Roses (Paris 1817-1824), von Johann Centurius von Hoffmannsegg (1766-1849) und Heinrich Friedrich Link (1767-1851) die Flore portugaise (Berlin 1809-1840), von Michele Tenore (1780-1861) die Flora napolitana (Neapel 1811-1836) und von Carl Friedrich Philipp von Martius (1794-1868) die Historia naturalis palmarum (München 1823-1853).

2.10 Als eigenständige Darstellungsweise von Pflanzen ist der Naturselbstdruck anzusehen, der erstmals von dem Erfurter Johann Hieronymus Kniphof (1704-1763) in größerem Umfang angewandt wurde. Von seinen Botanica in originali sind die 12 Centurien der Hallenser Ausgabe (1757-1764) vorhanden. Modernere Wege beschritt Alois Auer (1813-1869) in der Wiener Hof- und Staatsdruckerei. Hier konnte Constantin von Ettinghausen (1826-1897) 1861 in seinem Werk Die Blatt-Skelete der Dikotyledonen 1042 Laubblätter mit ihren feinsten Nerven als Physiotypen publizieren.

2.11 Von den Bibliographien zur Erschließung der botanischen Literatur liegen vor Jean François Séguiers (1703-1784) Bibliotheca botanica (Den Haag 1740), Albrecht von Hallers (1708-1777) Bibliotheca botanica (Zürich 1771-1772) und Georg August Pritzels (1815-1874) Thesaurus literaturae botanicae (Leipzig 1872). Letzterer erschloß mit dem Iconum botanicarum index (Berlin 1866) erstmals über 80.000 publizierte Pflanzenabbildungen. Von den Indizes wissenschaftlicher Pflanzennamen besitzt die Bibliothek u. a. Louis Pfeiffers (1805-1877) Nomenclator botanicus (Kassel 1871-1875) und den von Charles Robert Darwin (1803-1882) initiierten und von Benjamin Dayton Jackson (1846-1927) herausgegebenen Index Kewensis (Oxford 1895), fortgesetzt mit bisher 20 Supplementen.

2.12 Die Begründung eigenständiger botanischer Fachzeitschriften erfolgte ab Ende des 18. Jhs. Im Zeitschriftenbestand der Bibliothek des Herbariums Haussknecht sind diese nahezu vollständig vorhanden. Die älteste und noch existierende periodische Schrift ist das von William Curtis (1746-1799) in London begründete Botanical Magazine (Bd 1-140, 1787-1914, und 171, 1956/57 ff.). Ebenfalls 1787 gaben Johann Jakob Roemer (1763-1819) und Paul Usteri (1768-1831) in Zürich das Magazin für die Botanik heraus; bis 1790 erschienen hiervon 4 Bde. Usteri publizierte dann in Zürich ab 1791 die Annalen der Botanik (Stück 1-22 [von 24], 1791-1797), Roemer ebenfalls in Zürich ein Neues Magazin für die Botanik, von dem nur Bd 1 (1794) erschien.

2.13 Der Göttinger Botanikprofessor Heinrich Adolf Schrader (1767-1836) machte 1799 mit dem Journal für die Botanik einen weiteren Versuch einer Zeitschriftengründung; von den 5 erschienenen Bänden sind 4 (1799-1800) vorhanden. 1806 bis 1810 setzte er die Reihe als Neues Journal für die Botanik (Bd 1-4) fort. Unter der Herausgeberschaft von Kurt Sprengel (1766-1833), Schrader und Heinrich Friedrich Link (1767-1851) erschien von 1818 bis 1820 in 3 Heften der erste (und einzige) Band der Jahrbücher für Gewächskunde. Nachhaltigeren Erfolg hatte der Physikus und Botaniker David Heinrich Hoppe (1760-1846) in Regensburg. Er veröffentlichte 1790 bis 1804 sein Botanisches Taschenbuch, das 1805 bis 1811 als Neues Botanisches Taschenbuch erschien (vorhanden 1790-1799, 1801-1808), und, unter der Herausgeberschaft der Botanischen Gesellschaft in Regensburg, die Botanische Zeitung (Jg. 1-6, 1802-1807).

2.14 1815 kam der erste Band der Denkschriften der Königlich-Baierischen Botanischen Gesellschaft in Regensburg (ab Bd 29, 1971, als Hoppea) heraus. 1818 wurde die Botanische Zeitung als Flora oder Botanische Zeitung wiederbelebt (vorhanden Bd 1-81, 1818-1895, und Bd 117, 1924 ff.). Bis 1842 waren Hoppe und August Emanuel Fürnrohr (1804-1861), letzterer ab 1843 allein, die Herausgeber. Ihre Namen erscheinen aber erst ab Jg. 17 (1834) auf den Titelseiten. Damit gehört die heute in Jena erscheinende Flora zu den drei ältesten noch existierenden botanischen Fachzeitschriften.

2.15 Als wichtige und auch umfangreiche Fachzeitschrift des 19. Jhs ist noch die von Dietrich Franz Leonhard von Schlechtendal (1794-1866) begründete und über lange Jahre herausgegebene Linnaea zu nennen. Die von 1826 bis 1882 erschienenen 43 Bde sind vollständig vorhanden, ab Band 35 (1867/68) war August Garcke (1819-1904) der Herausgeber. Neben dem schon erwähnten Botanical Magazine ist das von Sydenham Teast Edwards (1769-1819) begründete Botanical Register (Bd 1-33, 1815-1847) als periodisch erscheinendes Abbildungswerk ebenso im Bestand wie William Jackson Hookers (1785-1865) Botanical Miscellany (Bd 1-3, 1830-1833), das an diese englische Tradition anknüpft. Sein Journal of Botany (Bd 1-4, 1834-1842) und sein darauf folgendes London Journal of Botany (Bd 1-7, 1842-1848; vorhanden bis Bd 6, 1847) sind die ersten botanischen Zeitschriften Englands im eigentlichen Sinn.

2.16 Schließlich sei noch auf eine große Zahl von Handexemplaren hingewiesen. Das bedeutendste ist Johann Jacob Dillenius' (1684-1747) Hortus Elthamensis (London 1732), in dem Carl Linnaeus unter die mehrgliedrigen Phrasen auf den Kupfertafeln " seine" binären Namen schrieb (Schmidt, s. u. 5). Friedrich Wilhelm Wallroths (1792-1857) Handexemplar von Ernst Hampes (1795-1880) Prodromus Florae Hercyniae (Halle 1836) spiegelt die abweichenden Meinungen des Besitzers wider, die zum wissenschaftlichen Meinungsstreit zwischen ihm und Hampe führten. Der Apotheker Carl Dufft (1825-1900) nutzte sein durchschossenes Exemplar der zweiten Auflage von Friedrich Christian Heinrich Schönheits (1789-1870) Taschenbuch der Flora Thüringens (Rudolstadt 1857) für Anmerkungen und Fundortnotizen aus der Flora von Rudolstadt; seine geplante Flora dieses Gebietes ist nie erschienen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, über den Gesamtbestand; begonnen 1946 nach PI, vollständig nach RAK umgearbeitet]

OPAC

[ab 1991; für Neuzugänge (ohne Sondersammlungen)]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, hauseigenes System in Anlehnung an die DK, 1946 von Charlotte Hallamik begonnen]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Biographischer Katalog [in Zettelform]

Autographen-Katalog

[in Zettelform, verzeichnet etwa 30.000 Briefe, enthält außerdem Angaben zu Handexemplaren, hschr. Eigentumsvermerken und Widmungen]

Samenkataloge

[in Zettelform, Bestand der Samentauschlisten (" Indices Seminum") der Botanischen Gärten]

3.3 Historische Kataloge

Bibliotheca Botanica Haussknechtiana

[angelegt von Carl Haussknecht, weitergeführt von Mart[ius] 1883 [bis 1903]; in Bandform, alphabetisch nach Verfassern]

Stiftung Herbarium Haußknecht. Katalog der Stiftungs-Bibliothek einschließlich der damit verbundenen, gemeinsam aufbewahrten Bibliothek des Thüringischen Botanischen Vereins. Bestand Ende 1906 nebst späteren Zugängen [begonnen von Joseph Bornmüller; in Bandform, alphabetisch nach Verfassern; ursprünglicher Bestand (1906) 3326 Nummern, Zugänge bis Nr. 5365 von 1907 bis 1944]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archiv des Herbarium Haussknecht

4.2 Darstellungen

Hergt, Bernhard: Hofrat Prof. Carl Haussknecht. In: Mitteilungen des Thüringischen Botanischen Vereins 18 (1904) S. 1-14

Marbach, Friedrich: Carl Haußknecht, der Mann und sein Werk. In: Mitteilungen des Thüringischen Botanischen Vereins 45 (1939) S. 13-23 Wagenitz, Gerhard: Joseph Bornmüller 1862-1948. In: Willdenowia 2 (1960) S. 343-360

Meyer, Friedrich Karl; Manitz, Hermann: Das " Herbarium Haussknecht". In: Reichtümer und Raritäten [Bd 1]. Jena 1974, S. 88-95 (Jenaer Reden und Schriften 1974)

Meyer, Friedrich Karl: 100 Jahre Thüringische Botanische Gesellschaft. In: Haussknechtia 1 (1984) S. 3-16 Meyer, Friedrich Karl: Carl Haussknecht, ein Leben für die Botanik. In: Haussknechtia 5 (1990) S. 5-20

Meyer, Friedrich Karl: Die Entwicklung der Haussknecht'schen Gründungen - Herbarium Haussknecht und Thüringische Botanische Gesellschaft bis zur Gegenwart. In: Haussknechtia 5 (1990) S. 71-78

Klotz, Gerhard: 40 Jahre Spezielle Botanik an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. In: Beiträge zur Phytotaxonomie 15 (1992) S. 11-21

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Herbarium Haussknecht. Weimar 1896 Jena 1996. Geschichte und Gegenwart. Festgabe. Hrsg. anläßlich des Symposiums über botanische Systematik und Pflanzengeographie in Jena, 9.-12. Oktober 1996. [Hrsg.: Thüringische Botanische Gesellschaft e. V. ...]. Jena 1996

Herbarium Haussknecht. Weimar 1896 Jena 1996. Geschichte und Gegenwart. In: Haussknechtia, Beih. 8 (1997) S. 1-48

Manitz, Hermann: Die Publikationen der Thüringischen Botanischen Gesellschaft. In: Haussknechtia 5 (1990) S. 79-83

Meyer, Friedrich Karl: Kräuterbücher, Herbaria und botanische Prachtwerke Historische Schätze im Herbarium Haussknecht der Friedrich-Schiller-Universität. In: Reichtümer und Raritäten. Bd 2. Jena 1981, S. 31-43 (Jenaer Reden und Schriften 1981)

Schmidt, Harry: Der Hortus Elthamensis aus der Bibliothek Carl von Linnés. In: Feddes Repertorium 70 (1965) S. 69-108

Stand: März 1996

Hermann Manitz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.