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Bibliothek des Ikonenmuseums Schloß Autenried

Adresse. Schloß Autenried, 89335 Ichenhausen, [Karte] OT Autenried und Schloß Hofberg, 84103
Postau, OT Oberköllnbach
Telefon. Schloß Autenried: (08223) 862; Schloß Hofberg: (08774) 301

Unterhaltsträger. Slavisches Institut München e. V.
Funktion. Wissenschaftliche Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. Kunst-, Kulturgeschichte, Theologie und Volkskunde des christlichen Ostens.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach schriftlicher Terminvereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Bahnverbindung bis Günzburg, von dort Lokalbahn bis Ichenhausen, von dort 5 km zum Museum. Bei rechtzeitiger schriftlicher Anmeldung sorgt das Museum für den Transfer. - Nach Autenried: A 8, Ausfahrt Günzburg, B 16 nach Ichenhausen, von dort ca. 5 km. Nach Oberköllnbach: A 92 (München-Deggendorf), Ausfahrt Wörth/Isar, über Postau ca. 6 km nach Oberköllnbach.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1959 wurde im Autenrieder Schloß, Landkreis Günzburg, das Ikonenmuseum eröffnet. Es ist das einzige Museum für ostkirchliche Kunst im süddeutschen Raum. Der relativ kleine Museumsbestand der fünfziger Jahre wurde in der nachfolgenden Zeit durch großzügige Stiftungen, Legate und Zukäufe so erweitert, daß das Museum heute den größten Bestand an Ikonen außerhalb der orthodoxen Länder hat. Neben ostkirchlichen Kultbildern sind kunstgewerbliche Objekte (Elfenbeine, Holzschnitzereien, Goldscedearbeiten, Stickereien, aber auch Graphiken u. ä.) Sammelgebiet des Museums. Eine umfangreiche Spezialbibliothek, welche auch Hss. und frühe kirchenslavische Drucke umfaßt, ist angegliedert.

1.2 Ihrem Zweck entsprechend, ist die Bibliothek eine reine Fachbibliothek. Den Grundstock bildeten die in München lagernden Bücher theologischen und kunstgeschichtlichen Inhalts der Trägerinstitution, des Slavischen Instituts e. V. Seit der Museumsgründung wurden gezielt Neuerscheinungen der Ikonenliteratur und Kataloge von Ikonenausstellungen angekauft. Es wurde versucht, dieses spezielle Sammelgebiet durch Ankäufe antiquarischer Bestände aus dem 19. und aus der ersten Hälfte des 20. Jhs zu vervollständigen. In den Fächern Kunst- und Kulturgeschichte, Theologie und Volkskunde der orthodoxen Länder und des christlichen Ostens ist die Bibliothek ausreichend bestückt. Die neueste Literatur des Sammelgebietes wird laufend erworben, Bücher aus der Zeit vor 1900 werden nur gelegentlich gekauft.

1.3 Neben gezielten Einzelankäufen wurden auch kleine Bestände an Büchern aus dem Nachlaß von Privatbibliotheken, aufgelösten alpenländischen Pfarrbibliotheken sowie in Antiquariaten aus säkularisierten Klosterbibliotheken, vor allem Ausgaben des 16. bis 19. Jhs, erworben. Mitteleuropäische Werke bilden hier den Hauptteil. Neuerlich gelangten auch einige Bände aus der Privatbibliothek König Ottos von Griechenland (1815-1867) in die Bibliothek.

1.4 Raummangel im Autenrieder Schloß macht einen Umzug der Museumsbibliothek erforderlich. In Schloß Hofberg-Oberköllnbach, Landkreis Landshut, dem Kunst- und Kulturzentrum der Trägerorganisation, wo im Sommer Ikonenmalkurse und kunstgeschichtliche Vorträge abgehalten werden und Ausstellungen stattfinden, sind einige mit Stuck verzierte Säle für die Bibliothek vorgesehen. Vor 1998 ist jedoch mit einer Teilverlegung (vor allem des älteren Buchbestandes) nicht zu rechnen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 25.000 Bdn einschließlich gebundener Zeitschriftenjahrgänge besitzt die Bibliothek etliche Hss., 2 Inkunabeln, ca. 3500 Drucke aus dem Zeitraum von 1500 bis 1800 und ca. 4000 Titel aus dem 19. Jh.

2.2 Die Inkunabeln sind in lateinischer Sprache. Aus dem 16. Jh sind ca. 150 Titel vorhanden, vorwiegend in Latein. Bis 1700 sind ca. 350 Titel vorhanden, hauptsächlich in lateinischer, aber auch in deutscher, französischer, altgriechischer und kirchenslavischer Sprache. Aus dem 18. Jh besitzt die Bibliothek ca. 3000 Titel in Latein, Deutsch, Englisch, Französisch, Holländisch, Italienisch, Russisch, Altgriechisch und Kirchenslavisch. Bei den ca. 4000 Titeln aus dem 19. Jh sind die Sprachen die nämlichen wie im 18. Jh, ergänzt durch Chinesisch und Sanskrit.

2.3 Die Drucke des 16. Jhs sind hauptsächlich theologischen Inhalts oder Ausgaben der Werke antiker Schriftsteller. Das früheste russische Buch der Bibliothek stammt, laut Druckerangabe, aus dem Jahre 7063 (1555 nach Christi Geburt). Es ist ein Psalter mit einem Anhang von liturgischen Texten. Dieses Psalmenbuch zählt zu den frühesten kirchenslavischen Drucken im Zarenreich. (Die erste von Russen betriebene Druckerei, von Iwan Fedorow und Peter Mstislawez in Moskau, wurde 1564 errichtet. Vorher gab es nur ein einziges von Russen gedrucktes Buch, ein in Moskau hergestelltes Evangeliar aus dem Jahr 1556. Die wenigen kirchenslavischen Werke vor 1564 sind von Ausländern hergestellt und teilweise auch im Ausland gedruckt worden.) Es hat einige in Renaissanceformen gehaltene ornamentale Titelvignetten. Gebunden ist es in einen mit Renaissancemotiven versehenen Ledereinband, dessen Rücken später (im 19. Jh?) erneuert wurde. Aus dem späten 16. Jh sind, meist zweifarbig, Evangelienbücher für den liturgischen Gebrauch aus der Offizin des Kiewer Höhlenklosters vorhanden. Exemplarisch für das Sammlungsinteresse der Bibliothek ist auch die Missa D. Ioannis Chrysostomi secundum veterem usum ecclesiae Constantinopolitanae ..., ins Lateinische von Erasmus übersetzt (Colmar 1540).

2.4 Die Drucke des 17. Jhs umfassen die Gebiete Theologie, Liturgica und Geschichte. Im 18. Jh kommen zu diesem Themenkomplex noch Literatur, Philosophie, Reiseliteratur und Erbauungsbücher, im 19. Jh Kunst- und Kulturgeschichte hinzu. Als Beispiele seien genannt Sieur de Villefore, Les vies des SS. Peres d'occident et d'orient (Paris 1708-1711), mit zahlreichen Kupferstichen; John King, The Rites and Ceremonies of the Greek Church in Russia (London 1772), mit Kupferstichen von P. Mazell. Ein Moskauer Druck von 1787 enthält das umfangreichste im Druck erschienene kirchenslavische Nikolausleben sowie den Kanon, einen liturgischen Gesang zu Ehren des Heiligen. Altmeister der Ikonenforschung sind ebenfalls in der Bibliothek vertreten, wie Nikodim Kondakov, Ikonographie der Gottesmutter (2 Bde, russisch, St. Petersburg 1911). Sondersammlungen

2.5 Der Bibliothek angegliedert ist eine graphische Sammlung, welche Aquarelle, Handzeichnungen, Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen, Lithographien, Stahlstiche, Holzstiche und frühe Photographien umfaßt. Das Hauptgewicht liegt auf religiöser Graphik, aber auch Ansichten von Klöstern und Kirchen, Städten und Landschaften aus den orthodoxen Ländern sind vorhanden. Die Mehrzahl der Blätter ist abendländischer Provenienz. Ein spezielles Sammelgebiet sind Heiligenabbildungen auf kleinen Andachtsbildern. Kupferstichwerke religiösen Inhalts des 18. Jhs, welche ikonographisch seltene Darstellungen in der Illustration aufweisen, bilden ebenfalls eine Sondersammlung. Als Beispiel seien genannt die Biblia ectypa mit 666 Kupferstichen von Christoph Weigel ( o. O. u. J.; ca. 1700) und die Historiae Biblicae Veteris et Novi Testamenti mit 100 szenen- und detailreichen Kupferstichen von den Gebrüdern Klauber (Augsburg 1748).

2.6 Für die Ikonenforschung ist eine Katalogsammlung von Ikonenausstellungen und Ausstellungen ostkirchlicher Kunst sowie von Ikonenmuseen und Museen mit Ikonenabteilungen eingerichtet worden. Diese Sammlung ist ziemlich vollständig für den deutschsprachigen Raum (Kataloge seit 1929) und gut bestückt aus dem Gebiet anderer europäischer Länder. Aus außereuropäischen Ländern sind nur sporadisch Kataloge vorhanden.

3. KATALOGE

Eine Katalogisierung bzw. detaillierte Bestandsaufnahme erfolgte bisher nicht. Ein Alphabetischer Katalog ist in Arbeit. Eine umfassende Bibliographie der Ikonenliteratur anhand der vorhandenen Bestände wurde begonnen.

Stand: August 1995

P. Jakobus Puckett

Fr. Markus Loerke


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.