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 Home > Europa > Tschechische Republik > Maehren > Moravská Trebová [Mährisch Trübau]

Knihovna kláštera františkán

Bibliothek des Franziskanerklosters


Adresse. Klášter františkán, 571 01 Moravská Trebová
Telefon. (0462) 6659

Unterhaltsträger. Ceskomoravská provincie rádu sv. Františka [Böhmisch-mährische Provinz des Franziskanerordens], Jungmannovo nám. 18, 110 00 Praha 1
Funktion. Historische Klosterbibliothek.
Sammelgebiet. Theologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek; Benutzung nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. - Regelmäßige Busverbindung von Brno [Brünn] nach Mährisch Trübau; Bahnverbindung von Prag oder Brünn nach Ceská Trebova [Böhmisch Trübau], von dort Busverbindung. - Von Brno E 461 bis Svitavy [Zwittau], dann Straßen Nr. 34, 35 nach Mährisch Trübau.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 20. April 1678 erhielt der Provinzial des Franziskanerordens P. Bernhard Sannig (1638-1706) vom Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein (1611-1684) die Erlaubnis, in Mährisch Trübau ein Kloster mit Kirche zu errichten. Er bekam zu diesem Zweck von dem Trübauer Bürger Johann Lehmann einen Garten und vom Stadtrat einige unbebaute Grundstücke geschenkt. Zuvor hatte das Olmützer Konsistorium dem vom Ordenskapitel als Guardian bestimmten P. Arnold Cipold und vier weiteren Ordensbrüdern erlaubt, bis zum Aufbau der Kirche in der örtlichen Spitalkirche den Gottesdienst abzuhalten. Der Bau des Klosters wurde im Jahre 1680 begonnen, 1683 war der Haupttrakt fertiggestellt. 1689 berichtet das Gedenkbuch des Konvents über den Bau der Bibliothek unter Guardian Martin Rock. Der Turmanbau bei der Klosterkirche, in dem sich heute die Bibliothek befindet, wurde 1712 vollendet.

1.2 Das älteste Buch, das den Klosterbesitzeintrag trägt, ist auf das Stiftungsjahr 1678 datiert. Die erste Schenkung erfolgte 1680 durch den Pfarrer in Nová Trnávka [Neu-Türnau] Paul Anton Skokan, der im Gedenkbuch als bonus amicus noster bezeichnet wird. Auf Anordnung der Provinzialen Bernhard Sannig und Amandus Hermann (†1700) steuerten einige andere Klöster (besonders die in Neiße, Olmütz und Brünn) Buchbestände bei. Aus eigenen Mitteln erwarb das Kloster hauptsächlich mehrbändige theologische Werke.

1.3 Zur kontinuierlichen Bestandserweiterung trugen vor allem Schenkungen und Nachlässe bei, die überwiegend von den Pfarrern der Trübauer Region stammten. Zu nennen sind neben Skokan die Pfarrer Thomas Franz Jurzitzka (†1707) in Moletín [Moletein]; Philipp Pusch (Schenkung 1693/94), Johann Schindler (†1736) und Johann N. Böhm (1744) in Krenov [Krönau]; Rudolf Foltinek (†1701) in Loštice [Loschitz] sowie Thomas Capitaneus in Ceská Trebová [Böhmisch Trübau] (1702). Weitere Stifter waren der Dechant Melchior Sünn in Svitavy [Zwittau] (1703), die Pfarrer in Kamenná Hora [Hermersdorf] Valentin Anton Schuster (†1711) und Franz Hancke (1762), der Trübauer Dechant Georg Bartholomäus Fischer (†1702, eine der größten Schenkungen); der Dechant Georg Adalbert Winckler in Mohelnice [Müglitz] (1744) und der Pfarrer Josef Edmund Tempes in Stará Ves [Altendorf] (1768, über 100 Bde).

1.4 Unter den sonstigen umfangreichen Schenkungen waren im Jahre 1706 ein Teil der Adelsbibliothek des Barons Johann Franz von Talmberg (†1730), Herr auf Rataje [Rattay] und ein Geschenk des Olmützer Kartäuserklosters (1710-1711) mit 4 mittelalterlichen Handschriften, weiteren Inkunabeln und wertvollen Drucken des 16. Jhs, darunter ein illuminiertes römisches Meßbuch (Venedig 1506).

1.5 Die Ausstattung des Bibliotheksraumes ist bemerkenswert. Ovalmedaillons in vergoldeten Schnitzrahmen krönen die Bücherschränke, und die Leinwände der Schranktüren sind mit bildhaften Darstellungen lateinischer Wortspiele ausgemalt. Die Malereien stammen wahrscheinlich von Christian David.

1.6 Nach 1871 blieben die Bestände weitgehend unbenutzt. Die wenigen Neuerwerbungen wurden meist nicht mehr im Bibliotheksraum, sondern in den Zellen der Ordensleute aufbewahrt. Im Jahre 1950 wurde die Bibliothek der Brünner Universitätsbibliothek übergeben, unter deren Verwaltung sie zunächst verblieb. 1992 wurde sie im Rahmen der Restitutionsmaßnahmen an den Franziskanerorden zurückgegeben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt 1954 Bde, davon sind 1751 Bde (87 Prozent) Alte Drucke. Aus dem 15. Jh stammen 12 Bde, aus dem 16. Jh 98, aus dem 17. Jh 714, aus dem 18. Jh 926 und aus dem 19. Jh 124. 80 Bde erschienen nach 1900. Die Titel liegen zum Großteil in lateinischer (70 Prozent) oder in deutscher Sprache (29 Prozent) vor. Der Rest verteilt sich auf 17 französische, 2 englische sowie 12 Titel aus dem 19. Jh in tschechischer Sprache.

2.2 Die 13 Inkunabeln in 12 Bdn sind theologische Werke, sämtlich in Latein. Sie stammen aus Venedig (4), Nürnberg (3), Straßburg und Basel (je 2), Köln und Speyer (je eine). Die älteste ist eine Bibel, die für den Nürnberger Anton Koberger mit Typen von Johann Amerbach gedruckt wurde (Straßburg oder Basel 1481, GW 4282). Die Inkunabeln sind in der Brünner Universitätsbibliothek deponiert.

2.3 Unter den 98 Drucken des 16. Jhs überwiegt die Theologie (76 Prozent). Der Rest verteilt sich auf Recht (10 Titel), Geschichte (4), Medizin (3), Philologie (3), Philosophie (2), Naturwissenschaften und Politik (je ein Titel). Darunter sind 17 Drucke in deutscher Sprache zur katholischen Theologie (12), lutherischen Theologie (einer), Geschichte (3) und Politik (einer). Sie stammen aus Köln (7), Mainz (3), Straßburg (3), Amberg, Konstanz, Neiße und Nürnberg (je einer). Lateinische Drucke aus dem deutschen Sprachgebiet sind ebenfalls vorhanden, so aus Köln (15), Basel (12), Straßburg (3), Frankfurt a. M. und Mainz (je 2), Augsburg, Breslau, Freiburg in der Schweiz, Hagenau, Ingolstadt, Oberursel und Prag (je einer).

2.4 Bei den Alten Drucken des 17. und 18. Jhs, die systematisch aufgestellt sind, überwiegt bei weitem die Theologie. Sie sind gegliedert in Bibelausgaben, exegetische Literatur und Schriften der Kirchenväter (Gruppen A-B); Kirchenrecht und die den Franziskanerorden und die Ordensregel betreffenden Schriften (C-D); Systematische Theologie, Moraltheologie und polemische Schriften (E-F); Aszetische und kontemplative Schriften (G-I). Die Gruppe Homiletik (Kg und Kl) ist die umfangreichste. Geschichte, Medizin und Zivilrecht (L-O), Philologie sowie andere humanistische Fächer und Schriften verschiedenen Inhalts (P-T) schließen sich an. Viele lateinische und deutsche Drucke stammen aus böhmischen oder mährischen Druckereien (zusammen etwa 400 Bde) sowie aus slowakischen (36 Bde).

3. KATALOGE

3.1 Moderner allgemeiner Katalog

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI; in Kopie auch als Bandkatalog]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Dokoupil, Vladislav: Soupisy prvotisk, spravovaných Universtní knihovnou v Brne. 9. Menší klášterní a zámecké knihovny [Verzeichnisse der von der Universitätsbibliothek in Brünn verwalteten Inkunabeln. 9. Kleinere Kloster- und Schloßbibliotheken]. Brno 1961 [vervielfältigt]

Dokoupil, Vladisav; Vobr, Jaroslav: Catalogus librorum saec. XVI typis impressorum, qui in bibliothecis Conventus Ord. Fr. Ref. S. P. Francisci Dacicensis et Moravotriboviensis, Conventus Ord. Fr. Min. Conv. Inglaviensis et in bibliotheca Episcopalis seminarii clericorum Brunensis asservantur. Brno 1973 [vervielfältigt; Alphabetischer Katalog; nach PI; mit vielen Registern]

Die Inkunabeln (13), Postinkunabeln 1501-1520 (10), Alten Drucke aus der Slowakei (36), Brünner Alten Drucke und Alten Musikdrucke sind in den entsprechenden Gesamtkatalogen der Mährischen Landesbibliothek in Brünn verzeichnet (s. Eintrag dort, 3.2).

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Gedenkbuch des Konvents

[im Mährischen Landesarchiv in Brünn, Archiv des Datschitzer Franziskanerklosters, Signatur: E 21, Fasz. 20]

Leges Bibliothecae Conventus Triboviensis ad S. Iosephum Ord. Minorum S. P. N. Francisci Reformatorum

[Bibliotheksordnung von Provinzial Bernhard Sannig; um 1685; hängt in der Bibliothek aus]

4.2 Darstellungen

Elvert, Christian d': Die Bücher-Sammlung der Franziskaner-Klöster in Datschitz, Hradisch und Trübau. In: Schriften der historisch-statistischen Sektion der k.u.k. mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Heft 3. Brünn 1852, S. 95

Volný, Rehor: Kloster der reformirten PP. Franziskaner. In: ders.: Kirchliche Topographie von Mähren. Abt. 1. Olmützer Erzdiözese. Bd 2. Brünn 1857, S. 454-455

Bohatta, Johann; Holzmann, Michael: Adressbuch der Bibliotheken der Oesterreich-ungarischen Monarchie. Wien 1900, S. 136-137 [Franciskanerkloster Mähr.-Trübau]

Minarík, Klement: Provinciál P. Bernard Sannig, ucenec, spisovatel a organisátor františkánské provincie [Provinzial P. B. Sannig - Gelehrter, Schriftsteller und Organisator der Franziskanerprovinz]. In: Casopis katolického duchovenstva [Zeitschrift für die Katholische Geistlichkeit] 64 (1923) S. 536-539 [zur Stiftung des Trübauer Klosters; ab Jg. 64 fortlaufend abgedruckt]

Lifka, Bohumír: Staré knihovny v Moravské Trebové [Die alten Bibliotheken in Mährisch Trübau]. In: Oliva Pechová: Moravská Trebová. Moravská Trebová 1957, S. 48

Horák; František: Klášterní knihovny v ceských zemích [Die Klosterbibliotheken in den böhmischen Ländern]. In: Knihovna. Vedecko-teoretický sbornik [Die Bibliothek. Wissenschaftlich-theoretischer Sammelband] 6 (1966) S. 248

Dokoupil, Vladislav: Knihovna klaštera františkán v Moravské Trebové [Die Bibliothek des Franziskanerklosters in Mährisch Trübau]. In: ders.: Dejiny moravských klášterních knihoven ve správe Universitní knihovny v Brne [Die Geschichte der mährischen Klosterbibliotheken unter der Verwaltung der Universitätsbibliotheken in Brünn]. Brno 1972, S. 279-288

[S. a. die Vorworte zu den Sonderkatalogen in 3.2]

Stand: Juni 1992

Jaroslav Vobr

Ergänzt: April 1998


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.