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Musikaliensammlung der Grafen von Schönborn-Wiesentheid

Adresse. Schloß, 97351 Wiesentheid [Karte]
Telefon. (09383) 801
Telefax. (09383) 7001

Unterhaltsträger. S. E. Dr. Karl Graf von Schönborn
Funktion. Bewahrung zweier historischer Musikalienbestände - als Eigentum des gräflichen Hauses am Ort ihrer Entstehung.
Sammelgebiete. Geistliche und weltliche Musik des späten 17. und der ersten Hälfte des 18. Jhs (Älteres Repertoire) sowie der Zeit um 1800 (Jüngeres Repertoire).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand. Besuch der Sammlung nur nach vorheriger Anmeldung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Nicht vorhanden. Kopien und Mikrofilme können über das Deutsche Musikgeschichtliche Archiv in Kassel erworben werden; dort ist der gesamte Bestand mikrofilmiert.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Terminabsprache erforderlich. Bahnstation Kitzingen; von dort Bahn- oder Busverbindung nach Wiesentheid. - A 3 Frankfurt-Nürnberg, Ausfahrt Wiesentheid. Parkplatz ausreichend vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Musikalienbestände der Grafen von Schönborn gliedern sich in das sogenannte Ältere und das Jüngere Repertoire. Das Ältere Repertoire umfaßt die Musikalien, die Rudolf Franz Erwein von Schönborn ein leidenschaftlicher Musikliebhaber, der selbst Violoncello spielte während seines langen Lebens (1677-1754) zum eigenen Gebrauch oder aus persönlichem Interesse zusammengetragen hat. Der Bestand spiegelt somit, aus der Sicht eines fränkischen Adligen, die Musikgeschichte rund eines halben Jahrhunderts wider.

1.2 Das Jüngere Repertoire ist mit den Namen Hugo Damian Erwein (1738-1817) und Franz Erwein von Schönborn (1774-1840), Enkel und Urenkel von Rudolf Franz Erwein, verbunden. Über Anlaß oder Art des Zustandekommens dieses Repertoires gibt es so gut wie keine Hinweise.

1.3 Das Ältere Repertoire wurde offenbar bald nach dem Tod Rudolf Franz Erweins in Kisten verpackt und nach dem im Besitz der Familie befindlichen Schloß Weiler bei Aschaffenburg transportiert. 1899 erschien es wieder in Wiesentheid und wurde zusammen mit dem Bestand des Jüngeren Repertoires von dem Wiesentheider Max Schmitt, Musiklehrer am Königlichen Lehrerseminar in Würzburg, als Ganzes gesichtet und alphabetisch geordnet. Seit den zwanziger Jahren des 20. Jhs betreute Fritz Zobeley († 1969) die Sammlung. Er stellte die Musikalien getrennt nach Repertoires sowie getrennt nach Drucken und Hss. auf, gab den ersten Katalogband heraus und leistete grundlegende Vorarbeiten für die weiteren Bände.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Musikaliensammlung verfügt über einen historischen Bestand von 149 Drucken und 497 Hss. des Älteren Repertoires sowie 141 Drucken und 98 Hss. des Jüngeren Repertoires. Unter den Drucken des Älteren Repertoires entfallen, erwiesenermaßen oder vermutet, ca. 50 ein Drittel auf das 17. Jh; die anderen zwei Drittel gehören dem 18. Jh an. Eine chronologische Ordnung der Drucke des Jüngeren Repertoires ist schwieriger: nur in 4 Fällen sind die Drucke datiert. Ca. 90 Drucke könnten dem 18. Jh, ca. 20 dem 19. Jh zuzuordnen sein. Etwa 20 geben für eine Datierung keinen Anhaltspunkt.

2.2 Im Bereich des Älteren Repertoires verwenden die Vokalwerke in 38 Fällen die lateinische, in 8 Fällen die italienische und einmal die französische Sprache. Bei den Vokalwerken des Jüngeren Repertoires sind 11 in deutscher, 7 in italienischer, eines in französischer Sprache; einer Komposition ist italienischer und französischer, 3 Kompositionen italienischer und deutscher Text unterlegt.

2.3 Das Ältere Repertoire weist, nach Gattungen geordnet, folgende Drucke auf: 12 Messensammlungen, 38 Bde Motetten, geistliche Kantaten, Offertorien, Hymnen und Psalmen, 7 Bde mit weltlichen Vokalwerken, 21 Bde Concerti, Sinfonien, Orchester-Ouverturen, 66 Bde Kammermusik (Triosonaten, Duos, Sonaten für Streich- oder Blasinstrumente und Basso continuo), 2 Bde Musik für Tasteninstrumente.

2.4 Unter den Drucken des Jüngeren Repertoires sind 27 Bde mit Sinfonien, Ouverturen und Tänzen für Orchester, 6 Bde mit Solo-Konzerten, 63 Bde mit Kammermusik (besonders Streichquartette, aber auch weitere Gruppierungen ohne und mit Tasteninstrumenten), 18 Bde Klaviermusik, 20 Musikalien mit Arien, Duetten und Liedern, 3 mit Opern und Kantaten und ein Band mit geistlicher Musik.

3. KATALOGE

Die Sammlung ist durch folgende Kataloge erschlossen:

Die Musikalien der Grafen von Schönborn-Wiesentheid. Thematisch bibliographischer Katalog, bearbeitet von Fritz Zobeley.

I. Teil: Das Repertoire des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn (1677-1754). Band 1: Drucke aus den Jahren 1676 bis 1738. Tutzing 1967

Band 2: Handschriften. Hrsg. von Frohmut Dangel-Hofmann. Tutzing 1982

Die Musikalien der Grafen von Schönborn-Wiesentheid. Thematischer Katalog, vorgelegt von Frohmut Dangel-Hofmann. II. Teil: Der Notennachlaß der Grafen Hugo Damian Erwein (1738-1817) und Franz Erwein (1776-1840). Drucke und Handschriften aus den Jahren 1768 bis ca. 1825. Tutzing 1992

Die Bestände des Älteren Repertoires sind im Répertoire international des sources musicales (RISM) verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Zobeley, Fritz: Rudolf Franz Erwein Graf von Schönborn und seine Musikpflege. In: Neujahrsblätter, hrsg. von der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Heft 21. Würzburg 1949

Stand: Oktober 1994

Frohmut Dangel-Hoffmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.