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Hudební archiv premonstrát na Strahove (ulozen v Muzeu ceské hudby)

Musikarchiv der Prämonstratenser in Strahov (im Museum der tschechischen Musik)


Adresse. Strahovské nádvorí 1/132, 118 00 Praha 1 - Hradcany
Telefon. (02) 20 51 66 71
Telefax. (02) 20 51 72 81
e-mail. [strahovprem@mbox.vol.cz]

Unterhaltsträger. Královská kanonie premonstrát na Strahove [Prämonstratenserchorherrenstift Strahov]
Funktion. Öffentlich zugängliche Ordensmusiksammlung.
Sammelgebiete. Kirchenmusik (meist Figuralmusik für liturgische Zwecke), weltliche Musik, Archivalien, Libretti, Musikikonographie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbestand. Benutzung nur nach Anmeldung und Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. S. Einträge zum Museum der tschechischen Musik [Muzeum ceské hudby].
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. Das Musikarchiv befindet sich als langfristiges Depositum im Museum der tschechischen Musik (s. Eintrag dort), das in der nächsten Zeit voraussichtlich in neue Räumlichkeiten umziehen muß. Informationen über die Zugänglichkeit und Benutzungsmöglichkeiten über das Kloster oder im Internet unter http://www.nm.cz (Nationalmuseum).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Literarische Quellen belegen, daß man die Musik im Kloster Strahov seit seiner Gründung im Jahre 1143 in den damals üblichen Formen pflegte. Musikquellen sind jedoch erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs systematisch bewahrt worden, ältere Musikquellen sind eher vereinzelt erhalten. Die berühmteste Persönlichkeit des musikalischen Lebens im Strahover Kloster war das Ordensmitglied Jan Lohelius Oehlschlägel (1724-1788), seit 1756 Direktor des Figuralchors und Verfasser von ca. 120 Vokalwerken verschiedener Art (Messen, Requien, Kantaten, Oratorien, Motetten, Responsorien). Seine Werke finden sich häufig auch in anderen Kirchensammlungen. Als Orgelbauer entwarf Lohelius die große Strahover Orgel und war auch an ihrem Bau beteiligt. Von 1778 bis 1807 war Bohumír Jan Dlabac (1758-1820) Direktor des Figuralchors und widmete sich später wissenschaftlichen Tätigkeiten. Er war Verfasser des Nachschlagewerks Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und Mähren und Schlesien (Prag 1815). Einen Bericht über seine Tätigkeit als Regens chori sowie ein Verzeichnis der von ihm angefertigten Musikalien trug Dlabac 1807 in die Annalen des Klosters ein. Die Eintragungen wurden von Romuald Perlík veröffentlicht (s. u. 4.2). Gerlach (Johann Nepomuk) Strnište (1784-1855) war ab 1807 sein Nachfolger als Direktor des Figuralchors. Er baute das Musikarchiv systematisch auf und stellte den Systematischen Katalog der Musiksammlung zusammen. Bemerkenswert ist, daß er für zahlreiche Kompositionen, insbesondere tschechischer Komponisten, Partituren ausarbeitete. Aus den Jahren 1815 bis 1844 sind Tagebücher über die jeweils gespielten Kompositionen erhalten, die das musikalische Leben im Strahover Kloster gut dokumentieren. Das Musikarchiv wurde ergänzt durch einige kleinere Teilsammlungen, die im Laufe der Jahre übernommen wurden.

1.2 In den fünfziger Jahren des 20. Jhs wurde das Musikarchiv als Kircheneigentum vom Tschechoslowakischen Staat konfisziert und in die Musikabteilung des Nationalmuseums in Prag überführt. Heute ist es in der Musikhistorischen Abteilung des zum Nationalmuseum gehörenden Museums der tschechischen Musik unter folgenden Signaturen aufgestellt: XLVI A1-586, XLVI B1-374, XLVI C1-237, XLVI D1-413, XLVI E1-549, XLVI F1-729, XLVII A1 531, XLVII B1-479, XLVII C1-487, XLVII D1-440, XLVII E1-440, XLVII F1-414, XLIX A1-349, XLIX B1-191. Die Sammlung wird zu wissenschaftlichen und interpretatorischen Zwecken genutzt. Sie ist katalogisiert, bislang jedoch inhaltlich kaum bearbeitet, und ihre Entstehungsgeschichte ist noch nicht ausführlich erforscht. Eine Rückgabe der Sammlung an das Strahover Kloster ist für die Zukunft geplant, sie wird jedoch vereinbarungsgemäß in den nächsten Jahren als langfristiges Depositum im Museum der tschechischen Musik verbleiben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Bestand gliedert sich in das Musikarchiv, eine Archivaliensammlung, eine Librettisammlung sowie eine Sammlung der Musikikonographie.

2.2 Das Musikarchiv umfaßt 6233 bearbeitete Einheiten und ca. 20 Kartons mit unbearbeiteten Musikalien. Vertreten sind geistliche und weltliche Kompositionen mit einem vielfältigen Genrerepertoire. Den Großteil machen Werke von der zweiten Hälfte des 18. Jhs bis in die vierziger Jahre des 20. Jhs aus. In der zweiten Hälfte des 18. Jhs überwiegen Handschriften, in der ersten Hälfte des 19. Jhs Drucke, und in der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind Drucke und Handschriften gleichermaßen vertreten. Besonders häufig finden sich Kompositionen von Franz Xaver Brixi (154 Signaturen), Brixi (ohne Vornamen, 249 Signaturen), Robert Führer (195 Signaturen), Michael Haydn (330 Signaturen), Mozart (165 Signaturen), Jan Lohelius Oehlschlägel (100 Signaturen), Bruno Sauer (210 Signaturen) und Gerlach Strnište (377 Signaturen).

2.3 Die Archivaliensammlung zur Musik des Strahover Klosters umfaßt 7 Kartons unbearbeiteter Archivalien, darunter Korrespondenz und Materialien der Musiker-Ordensmitglieder vom Anfang des 19. Jhs bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Zahlreich vertreten sind Materialien zur Tätigkeit von Romuald Perlík (1882-1947), der als Musikarchivar in Strahov sowie als Dozent für Kirchengesang und Kirchenmusik an der Theologischen Fakultät der Karls-Universität in Prag tätig war. Hier finden sich Korrespondenz, Notizen zu Vorlesungen, Handschriften der Arbeiten, Akten des Musikarchivs sowie ein Gedenkbuch (1920-1947). Bemerkenswert ist ferner die Sammlung der Konzertprogramme (vom Ende des 18. Jhs bis zum Anfang des 20. Jhs).

2.4 Wertvoll ist die Librettisammlung, die 99 handschriftliche und gedruckte Texte aus der Zeit von 1722 bis 1833 beinhaltet. Es handelt sich vor allem um Texte zu Oratorien, Osterspielen, Kantaten u. a., beispielsweise von A. Albrechtsberger, Beethoven, F. X. Brixi, F. Danzi, J. J. Fux, Händel, J. A. Hasse, J. Haydn, J. A. Kozeluh, A. Lotti, W. A. Mozart, J. Myslivecek, S. Neukomm, J. Lohelius Oehlschlägel, G. B. Sammartini, G. H. Stölzel, G. Strnište, M. Tauber und J. Triebensee, die in der Strahover Abtei, in anderen Prager Klöstern und in anderen Prämonstratenserklöstern in Böhmen aufgeführt wurden. In geringerer Zahl sind Libretti der Kompositionen, die in anderen Orden gespielt wurden, vertreten. Der Bestand wurde von Milan Poštolka erforscht und beschrieben (s. u. 3.1).

2.5 Die Sammlung der Musikikonographie umfaßt ca. 200 Einheiten. Hier finden sich neben Porträts, Graphiken und Photographien von Musikern und Komponisten aus dem 18. bis 20. Jh auch Darstellungen verschiedener Musikszenen, szenische Entwürfe oder Abbildungen von Musikinstrumenten.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog der Musikalien

[in Zettelform; angelegt von der Musikabteilung des Nationalmuseums in Prag]

Katalog der Libretti

[in Zettelform; angelegt von der Musikabteilung des Nationalmuseums in Prag]

Poštolka, Milan: Libreta strahovské sbírky. Libretti der Musiksammlung Strahow. In: Miscellanea musicologica 25/26 (Prag 1973) S. 91-149 [Katalog der Libretti, mit Registern]

Ryba, Bohumil: Soupis rukopis Strahovské knihovny [Verzeichnis der Handschriften der Strahover Bibliothek]. Bde 3-5, 6.2. Praha 1970-1979

Die Bestände sind im Gesamtmusikkatalog (Verzeichnis der Musikquellen auf dem Gebiet der Tschechischen Republik) in der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik verzeichnet.

Die Bestände sind ebenfalls im RISM verzeichnet.

3.2 Historische Kataloge

Strnište, Gerlach: Thematischer Catalog aller im königl. Prämonstratenser Stifte Strahov in Prag vorhandenen Kirchenstücke [hschr.; 3 Bde; verfaßt 1815-1833]

ders.: Materialien zur Ergänzung und zum Nachwachs Brixischer Messen [hschr. Bandkatalog; verfaßt 1838]

ders.: Nomina authorum, quorum Missae extant in Strahov [hschr. Bandkatalog; verfaßt 1846]

ders.: Catalog aller im königl. Stifte Strahov vorhandenen Kirchen in V. Abtheilungen [hschr. Bandkatalog; verfaßt 1847]

ders.: Supplement zum thematischen Katalog von Kirchenstücken [hschr. Bandkatalog; verfaßt 1852]

ders.: Catalog der im königl. Prämonstratenser Stifte Strahov in Prag vorhandenen Kirchen. Musikalien [hschr. Bandkatalog; verfaßt 1853-1854]

ders.: Katalog hudebnin [Musikkatalog]. [hschr.; 14 Bl.; verfaßt 1853]

ders.: Themata Michael Haydenscher Messen [hschr.; 6 Bl.; undatiert]

ders.: Soupis skladeb Roberta Führera [Verzeichnis der Kompositionen Robert Führers]. [hschr.; 5 Bl.; erstellt in den zwanziger Jahren des 20. Jhs]

ders.: Tagebuch der Kirchenmusik [hschr.; 2 Bde: I. 1815-1830, II. 1830-1844]

Perlík, Romuald: [Musikalienkatalog]. [hschr.; angelegt in den zwanziger Jahren des 20. Jhs]

3.3 Historische Sonderkataloge

Catalogus Musicalium Chori ...Urbe Zatecensis [hschr.; verfaßt 1793]

Verzeichnis der Musikwerke aus dem Eigentum von František Kricek, Lehrer und Musikdirektor in Radonice [hschr.; 1857]

Wowes, Jan: Verzeichnis der Musikalien aus dem Nachlaß von Tomáš Jirotka (1816-1908) [hschr.; 1920]

Wowes, Jan: Verzeichnis der Kompositionen aus dem Nachlaß von František Kneidl, des leitenden Lehrers und Musikdirektors in Mirošov [hschr.; 1920]

Aus diesen Sammlungen wurden wahrscheinlich Teilbestände in die Strahover Sammlung eingegliedert.

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Das Ordensarchiv des Prämonstratenserklosters in Strahov wird im Staatlichen Zentralarchiv Prag [Státní ústrední archiv Praha] aufbewahrt.

Einige Archivalien befinden sich außerdem im Archiv des Museums für böhmische Literatur in Prag [Archiv Památníku národního písemnictví v Praze].

4.2 Darstellungen

Perlík, Romuald: Bohumír Jan Dlabac. In: Cyril 47 (1921) S. 1-5, 22-23

ders.: Šimon Josef Truska. In: Cyril 49 (1923) S. 17-18, 38-39, 83-86

ders.: K dejinám zpevu a hudby na Strahove do první pol. XVIII. století [Zur Geschichte des Gesangs und der Musik in Strahov bis zur ersten Hälfte des 18. Jhs]. In: Cyril 50 (1924) S. 3-4, 26-27, 33-36, 57-61

ders.: Seznam skladeb Bruno Sauera [Verzeichnis der Kompositionen von Bruno Sauer]. In: Cyril 55 (1929) S. 81-82

ders.: Jan Lohel Oehlschlägel (1724-1788). In: Cyril 51 (1926) S. 1-3, 7-9, 49-51, 65-66; Cyril 55 (1929) S. 9, S. 32-34; Cyril 56 (1930) S. 7-8; Cyril 58 (1932) S. 16-17, 55-56, 75-77

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Poštolka, Milan: Libreta strahovské sbírky. Libretti der Musiksammlung Strahow. In: Miscellanea musicologica 25/26 (1973) S. 79-149 [S. 79-83 tschechischer Text, S. 84-90 deutscher Text, S. 91-149 Katalogteil mit Registern]

Stand: Februar 1999

Markéta Kabelková


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.