FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Latvijas Nacionala biblioteka

Nationalbibliothek Lettlands


Adresse. K. Barona iela 14, 1423 Riga
Telefon. (02) 28 32 16 oder 28 98 74 (Direktion)
Telefax. (02) 28 08 51
e-mail. [lnb@ezis.lnb.lv]
Bibliothekssigel. <1>

Unterhaltsträger. Latvijas Kulturas ministrija [Kulturministerium Lettlands]
Funktionen. Öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek, Parlamentsbibliothek, Staatliches Zentrum für Leihverkehr und Schriftentausch.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissenschaftsgebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Lettonica.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag und Sonntag 10-17 Uhr; Baltische Zentrale Bibliothek (R. Vagnera iela 4, 1050 Riga): Montag, Mittwoch und Freitag 13-20 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9-16 Uhr, Samstag 10-17 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, Schallplatten- und CD-Abspielgeräte, EDV-gestützte Datenrecherche.
Gedruckte Informationen. Latvijas nacionala biblioteka. Latvian National Library. Riga 1992.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Vom Flughafen Busverbindung (Linie 22) zum Hauptbahnhof. Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (ca. 10-15 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Nationalbibliothek Lettlands wurde im Jahre 1919 unter dem damaligen Namen Staatsbibliothek Lettlands [Latvijas Valsts biblioteka] gegründet. In den Bestand ging eine Reihe ehemaliger Vereins- und Privatbibliotheken sowie antiquarischer Sammlungen ein. In den Jahren 1919 und 1920 inkorporierte die Bibliothek auch Sammlungen verschiedener Lehranstalten, u. a. mehrerer Rigaer Gymnasien, darunter des Gouvernements-Gymnasiums [Rigas gubernas gimnazija], das 1675 als Lyceum gegründet wurde, und des Rigaschen Seminars der Russisch-Orthodoxen Kirche [Rigas garigais seminars; gegr. 1846; ca. 18.000 Bde].

1.2 Die Bestände mehrerer Kreisschulen in Kurland kamen hinzu, so der Schulen von Aizpute [Hasenpoth], Kuldiga [Goldingen] und Jelgava [Mitau]. Als weitere Provenienzen sind zu nennen die Bibliothek der Kurländischen Ritterschaft, die Bibliothek des Statistischen Bureaus der Livländischen Ritterschaft sowie die Bibliotheken der Familie Pahlen in Tervete [Terwete] und des Fürsten Michael Lieven (1850-1909) in Pelci [Pelzen].

1.3 Im Jahre 1920 erhielt die Bibliothek das Pflichtexemplarrecht für Lettland. Ihr Bestand zählte in diesem Jahr ca. 250.000 Bde und wuchs bis 1940 auf 1.700.000 Bde. 1926 kaufte die Staatsbibliothek ca. 11.000 Bde von der Verlagsbuchhandlung Nikolai Kymmel (1816-1905) in Riga. Dem Gesetz über die Staatsbibliothek vom 24. Mai 1922 entsprechend erhielt die Bibliothek die Buchsammlungen der liquidierten Staats- und Ständebehörden sowie der aufgelösten Organisationen und Vereine. In den Jahren 1939 und 1940 übernahm die Staatsbibliothek im Zusammenhang mit der Umsiedlung der Deutschbalten u. a. die Büchereien folgender Institutionen: der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands in Riga (gegr. 1834), des Deutschen Frauenbundes in Riga (gegr. 1905) sowie des Deutschen Elternverbandes in Lettland (gegr. 1920).

1.4 Im Jahre 1995 wurde der Nationalbibliothek als Leihgabe die Baltische Zentrale Bibliothek übergeben. Die von Otto Bong (*1918) gegründete Sammlung zur Landeskunde, Geschichte, Volkskunde und Kulturgeschichte des Baltikums wurde als Sondersammlung aufgestellt (s. u. 2.16). Die Bestände der Nationalbibliothek sind heute in sechs Bibliotheksgebäuden untergebracht. Der gesamte Bestand ist durch Kataloge erschlossen (s. u. 3).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt mehr als 5 Millionen Drucke und Handschriften, in Buchform und auf anderen Informationsträgern. Ca. 20 Prozent des Bestandes sind in lettischer Sprache; der fremdsprachige Bestand macht ca. 80 Prozent aus.

2.2 Den historischen Buchbestand der Bibliothek schließen im wesentlichen zwei Sondersammlungen ein: die Abteilung für Rara und Handschriften und die Lettonica-Abteilung (s. u. 2.15). In der Abteilung für Rara und Handschriften werden lettische Drucke bis zum Erscheinungsjahr 1850 und fremdsprachige Drucke bis 1700 (russische bis 1800) aufbewahrt. Die Abteilung umfaßt ca. 5000 Bde aus dem 15. bis 17. Jh, darunter 61 Inkunabeln und ca. 1000 Bde aus dem 16. Jh. Etwa 65 Prozent des Bestandes wurden im deutschen Sprachgebiet gedruckt. Als weitere Sondersammlung mit historischem Bestand kommt die Baltische Zentrale Bibliothek (BZB) hinzu (s. u. 2.16).

Systematische Übersicht

Abteilung für Rara und Handschriften

2.3 Von den Inkunabeln wurden 24 Titel (30 Bde) im deutschen Sprachgebiet gedruckt. 10 Titel (16 Bde) stammen aus Nürnberg, davon 8 aus der Offizin von Anton Koberger und je einer von Kaspar Hochfeder und Georg Stuchs. In Augsburg erschienen 4 Drucke (bei Johann Bämler, Johann Schissler, Anton Sorg und Günther Zainer), in Straßburg 4 (Johann Prüss, Typographia libri Vitae Patrum und Operis Jordani de Quedlinburg, i. e. Georg Husner?). Basel stellt zwei Drucke von Michael Furter, Hagenau (Heinrich Gran), Mainz (Peter Schöffer), Memmingen (Albrecht Kunne) und Speyer (Peter Drach) stellen je einen. Acht Inkunabeln sind deutschsprachig, die übrigen in lateinischer Sprache. Erstere umfassen zumeist volksnahe Literatur, so Aesops Vita et fabulae (Augsburg: Günther Zainer, ca. 1477-1478), Ortolff von Beyrlandt, Arzneibuch (Augsburg: Anton Sorg 1479) und Heinrich Herpff, Spiegel der Vollkommenheit (Mainz: Peter Schöffer 1466?), die älteste Inkunabel der Bibliothek.

2.4 Theologische Werke herrschen im Inkunabel-Bestand eindeutig vor. Darunter sind die lateinischen Bibeln Biblia cum postillis Nicolai de Lyra (1493) und Biblia Latina (1478) sowie eine deutsche (1483), die alle bei Anton Koberger in Nürnberg gedruckt wurden. Weiterhin finden sich liturgische Werke (ein Missale Salisburgense, Nürnberg: Georg Stuchs 1498) sowie hagiographische, mystische, kirchenrechtliche und kirchengeschichtliche Schriften, insbesondere der Kirchenväter. Erwähnenswerte Beispiele sind Pseudomethodicus: Revelationes divinae a sanctis angelis factae (Memmingen: Albrecht Kunne, ca. 1499) und Thomas a Kempis, Opera et libri vitae (Nürnberg: Kaspar Hochfeder 1494). Historische Werke nehmen den zweiten Rang ein, so u. a. Hartmann Schedels Liber chronicarum, das in zwei lateinischen und einem deutschsprachigen Exemplar vorliegt (Nürnberg: Anton Koberger 1493), und Werner Rolewinck, Fasciculus temporum, ebenfalls doppelt vorhanden (Speyer: Peter Schöffer 1477; Straßburg: Johann Prüss, nicht vor 1490). Vereinzelt finden sich auch juristische Schriften (Modus legendi abbreviaturas cum aliis tractatibus iuridicis, Straßburg 1487) und Werke der klassischen Antike (Vergils Opera, Nürnberg: Anton Koberger 1492).

2.5 Als Provenienzen des Inkunabelbestandes sind zu nennen das Rigasche Seminar der Russisch-Orthodoxen Kirche (5 Titel), die Bibliotheken der Familie Pahlen in Terwete (7 Titel) sowie des Fürsten Michael Lieven in Pelzen und die Bibliothek der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Rußlands in Riga. Da die Nationalbibliothek erst 1919 gegründet wurde, kamen zahlreiche Inkunabeln durch Ankauf in die Bibliothek, u. a. süddeutscher Provenienz (z. B. Kloster Scheyern). Auch die Königliche Bibliothek in Berlin zählt zu den Vorbesitzern.

2.6 Etwa 1000 Bde stammen aus dem 16. Jh, darunter 289 Drucke des frühen 16. Jhs. Mindestens 75 wurden in Deutschland und 49 in der Schweiz gedruckt. Als Druckorte dominieren Basel (46 Bde), Wittenberg (18), Köln (11), Leipzig (10) und Augsburg (8). Als deutsche Buchdrucker treten hervor Johann Froben (23 Bde), Heinrich Petri (6) und Melchior Lotter (5). Die in Wittenberg publizierten Luther-Drucke nehmen einen bedeutenden Platz ein; darunter sind Den ausserwelten lieben Freunden Gottis, allen Christen zu Righe, Reuell und Tarbthe ynn Lieffland ... (Wittenberg 1523) und Eyne Christliche vormanung von eusserlichem Gottisdienste ...an die yn lieffland (Wittenberg 1525). Des weiteren sind zu erwähnen Otto Brunfels, Contrafeyt Kreuterbuch (2. Teil, Straßburg 1537), Erasmus, Adagiorum opus (Basel 1533), Sebastian Franck, Paradoxa (o. O. 1542) und Melanchthon, Loci communes (Leipzig 1540). Auch Erstausgaben sind im Bestand, so Albertus Krantz, Wandalia (Köln 1519) und Saxonia (Köln 1520) sowie Siegmund von Herberstein, Rerum Muscoviticarum commentarii (Wien 1549). Die 1550 in Basel gedruckte Cosmographei oder beschreibung aller Länder von Sebastian Münster enthält die älteste Stadtansicht Rigas und den ältesten gedruckten Text in lettischer Sprache, ein Vaterunser von Johann Hasentödter.

2.7 Unter den Werken der Sachgruppe Theologie finden sich im Rara-Bestand Georg Calixtus, Epitome theologiae (Helmstedt 1661) und Robert Bellarmino, Disputationes ...de controversiis Christianae Fidei (Ingolstadt 1588). Des weiteren sind Fausto Sozzini und Cornelius a Lapide vertreten. In der Sachgruppe Geschichte sind erwähnenswert Johannes Sleidanus, Commentariorum de Statu religionis et reipublicae, Carolo Quinto Caesare ... (Straßburg 1556), Paulus Jovius, Historiarum sui temporis (Basel 1560), Caspar Hennenberger, Kurtze und warhafftige Beschreibung des Landes zu Preussen (Königsberg 1584) und David Chytraeus, Vandaliae et Saxoniae Alberti Cranzii continuatio ... (Wittenberg 1586). Erwähnenswerte Titel der Gruppe Geographie sind Martin Zeiller, Itinerarium Italiae nov-antiquae (Frankfurt a. M. 1640) und Philippus Cluverius, Introductio in universam geographiam (Wolfenbüttel 1667). Nachrichten über Livland finden sich in bekannten Beschreibungen wie Augustin Mayer Baron von Mayerberg, Iter in Moschoviam (o. O., o. J.) und Adam Olearius, Offt begehrte Beschreibung der Newen orientalischen Reise (Schleswig 1647). Die livländische Chronistik der zweiten Hälfte des 16. Jhs ist vertreten durch Balthasar Rüssow, Chronica der Provintz Lyfflandt (Rostock 1578) und Salomon Henning, Liffländische, Churländische Chronica (Rostock 1590). Auch das älteste bekannte Buch in lettischer Sprache, ein lutherisches Handbuch (Königsberg 1586-1587), ist vorhanden.

2.8 Die Bibliothek besitzt im Rara-Bestand eine Reihe von Drucken aus der Verlagsproduktion des ersten Rigaer Druckers Nicolaus Mollyn. Darunter sind Titel wie Paulus Oderborn, Vier Predigten von dem Bogen Gottes (1591), Johann Briessmann, Korte Ordeninge des Kercken denstes (1592) und das erste in lettischer Sprache in Riga gedruckte Werk, Psalmen und geistliche Lieder oder Gesenge (1615), als einziges in Lettland erhaltenes Exemplar. Die Buchproduktion von Mollyns Nachfolger Gerhard Schröder ist hauptsächlich mit Gelegenheitsdrucken und Schriften geistlichen Inhalts vertreten, die zahlreich vorhanden sind. Unter diesen Ausgaben sind zu erwähnen Joannes Narsius, Riga devicta ab augustissimo principe Gustavo Adolpho (1625), Paul Einhorn, Wiederlegunge der Abgötterey und nichtigen Aberglaubens (1627), Rigisches Gesangbuch (1640) und Georg Manzel, Lettische Postill (1654).

2.9 Bemerkenswert ist die bedeutendste Grammatik der lettischen Sprache im 17. Jh, Erster Versuch einer kurtz-verfasseten Anleitung zur Lettischen Sprache von Heinrich Adolphi (Mitau: G. Radetzky 1685). Die Produktion der von 1675 bis 1713 in Riga tätigen Druckerei von Johann Georg Wilcken repräsentieren Johann Fischer, Wahrer Christen vernünfftiger Gottes-Dienst (1685), Johann Hornung, Grammatica esthonica (1693) und die erste, in Teilen veröffentlichte lettische Bibelausgabe (1685-1694). Im Rara-Bestand finden sich neben der ersten in Riga gedruckten Zeitung, Rigische Novellen (1697 ff.), auch einzelne in Deutschland gedruckte Periodika, wie Diarium Europaeum (Frankfurt a. M. 1659-1680), Miscellanea curiosa (Leipzig 1670-1702) und Nova literaria maris Balthici (Lübeck 1698-1707).

2.10 Die Abteilung für Rara und Handschriften thält auch den größten Teil der Verlagsproduktion Johann Friedrich Hartknochs, darunter die Erstausgaben der Werke Kants (z. B. Critik der reinen Vernunft, 1781) und Herders (Über die neuere Deutsche Literatur, 1767; Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, 1784-1791). Als Beispiele der deutschbaltischen Aufklärung seien erwähnt Heinrich Johann von Jannau, Geschichte der Sklaverey und Charakter der Bauern in Lief- und Ehstland (1786) und August Wilhelm Hupel, Topographische Nachrichten von Lief- und Ehstland (1774-1782). Außerdem ist Ludwig August Mellins Atlas von Liefland (1798) erwähnenswert. Hartknoch veröffentlichte auch die Schrift des radikalen deutschen Aufklärers Carl Friedrich Bahrdt, Vorschläge zur Aufklärung und Berichtigung des Lehrbegriffs unserer Kirche (1771).

2.11 Der Bestand des 18. Jhs ist auch reich an Drucken des Mitauer Verlegers Johann Friedrich Steffenhagen. So finden sich u. a. das Lettische Lexicon (1. Teil, 1789) von Pastor Gotthard Friedrich Stender; die Kuronia, oder Dichtungen und Gemälde aus den ältesten kurländischen Zeiten (1791) von dem Professor an der Academia Petrina in Mitau, Carl August Kütner; die Allgemeine Übersicht der neuern Chemie (1798) von dem Begründer der Pharmazeutisch-Chemischen Sozietät in Riga, David Hieronymus Grindel; und die Vollständige Bibliothek kurländischer und piltenscher Staatsschriften (1799) von dem Rigaer Bürgermeister Johann Christoph Schwarz.

2.12 Die Rara-Abteilung umfaßt ferner eine Reihe der von Jakob Friedrich Hinz verlegten Bücher, darunter die erste populärwissenschaftliche Enzyklopädie in lettischer Sprache, Augstas gudribas gramata no pasaules un dabas [Buch der hohen Weisheit von der Welt und Natur; Mitau und Hasenpoth 1776]. An weiteren Lettonica sind die Werke Gustav Bergmanns zu nennen, darunter die Sammlung livländischer Provinzialwörter (Salisburg 1785) und die Sammlung acht lettischer Sinngedichte (Rujen 1807). Vorhanden sind ebenfalls zahlreiche Periodika und Kalender, u. a. Rigische Anzeigen (ab 1761), Mitauische Zeitung (ab 1766), Kurländischer (später: Mitauischer) Kalender (ab 1693) und Livländischer Kalender (ab 1679).

2.13 Die Zahl der Titel des 18. und 19. Jhs im Gesamtbestand ist nicht bekannt. Es findet sich jedoch eine Reihe von Büchern aus dem 18. Jh, die außerhalb Lettlands publiziert wurden und für Lettlands Kulturgeschichte von Bedeutung sind. So erschienen in Kaliningrad [Königsberg] Karl Ludwig Tetsch, Kurländischer Kirchengeschichte erster Versuch (1743) und Christoph Georg von Ziegenhorn, Staats Recht der Herzogthümer Curland und Semgallen (1772); in Leipzig Gustav Bergmann, Geschichte von Livland (1776), Jakob Benjamin Fischer, Versuch einer Naturgeschichte von Liefland (1778) und Garlieb Merkels Hauptwerk Die Letten (1796); in Halle Der liefländischen Chronik erster (andrer) Theil (eine Übersetzung der Chronik Heinrichs von Lettland von Johann Gottfried Arndt, 1747-1753); in Jena Carl Philip Michael Snell, Beschreibung der russischen Provinzen an der Ostsee (1794). Im Bestand sind ferner Friedrich Nicolais Allgemeine Deutsche Bibliothek (Berlin und Stettin 1765-1792) und der von Wieland gegründete Deutsche Merkur (Weimar 1774-1789).

2.14 Drucke des 19. und 20. Jhs finden sich im Gesamtbestand sowie im Reserve- und Austauschbestand, der mehr als 700.000 Bestandseinheiten zählt. Auch hier sind genauere Angaben unmöglich, doch dürfte der Reservebestand zu ca. zwei Dritteln aus deutschen Drucken des 18. bis 20. Jhs bestehen.

Lettonica-Abteilung

2.15 Die Lettonica-Abteilung sammelt Literatur über Lettland und die Letten, unabhängig davon, in welcher Sprache sie verfaßt und wo sie gedruckt wurde. Besonders umfangreich ist in diesem Bestand Literatur über die Geschichte Lettlands und die ehemaligen baltischen Provinzen vertreten, soweit sie nicht im Rara-Bestand separiert wurde. Auch die von Deutschbalten verfaßten Werke des 18. bis 20. Jhs finden sich hier. Schwerpunkte sind regionale Rechts-, Kirchen- und Kulturgeschichte des Baltikums. Das deutsche Schrifttum vertreten u. a. Alexander von Richter, Geschichte der Ostseeprovinzen (Riga 1857-1858), Friedrich Bienemann, Briefe und Urkunden zur Geschichte Livlands in den Jahren 1558-1562 (Riga 1865-1876), Theodor Kallmeyer, Die evangelischen Kirchen und Prediger Kurlands (Riga 1910) und Jeannot Emil von Grotthuss, Das baltische Dichterbuch (Reval 1895).

Baltische Zentrale Bibliothek

2.16 Bei der Baltischen Zentralen Bibliothek handelt (s. o. 1.4) es sich um eine Sammlung zur Geschichte, Sprache und Landeskunde des Baltikums, mit deren Aufbau Otto Bong 1945 in Berlin begann. Über Göttingen, Ottobrunn, München, Lüneburg, Darmstadt und Frankreich gelangte die Sammlung 1994 nach Riga, wo sie am 10. November 1995 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Sammlung umfaßt eine Bibliothek (17.000 Einheiten Bücher, Periodika und Gelegenheitsdrucke des 17. bis 20. Jhs), ein Bildarchiv (ca. 54.000 Photographien und Postkarten), eine Kartensammlung (ca. 2000 Einheiten) und eine Graphiksammlung (ca. 950 Blätter).

2.17 Das deutsche Schrifttum macht ca. 50 Prozent des Bestandes aus, ca. 27 Prozent sind in lettischer Sprache. In die Sammlung gelangten u. a. Bücher aus ehemaligen deutschbaltischen Vereins- und Privatbibliotheken, so des Kurländischen Provinzialmuseums in Mitau, des Rigaer Kaufmännischen Vereins sowie des Archäologen Carl Löwis of Menar (1855-1930) und des Politikers Paul Schiemann (1876-1944). Die ursprüngliche Systematik, die geographische und sachliche Gesichtspunkte berücksichtigt, wurde bei der Aufstellung der Sondersammlung beibehalten. Ein Alphabetischer und ein Systematischer Katalog erschließen die Sammlung, die laufend ergänzt wird (s. u. 3.2).

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[beide Kataloge in Zettelform]

3.2 Sonderkataloge

Abteilung Rara und Handschriften:

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

Katalog der Periodika

Karteien der Einbände, Einträge, Stempel, Exlibris

Lettonica-Abteilung:

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Inkunabeln:

Apinis, Aleksejs; Šiško, Silvija: V. Laca Latvijas PSR Valsts bibliotekas inkunabuli. Katalogs. Incunabula in Bibliotheca RSS Latviensis de V. Lacis nominata. Catalogus. Riga 1981

Alle Sonderkataloge wurden nach Hausregeln in Anlehnung an die lettischen Normen der Katalogisierung zusammengestellt.

Baltische Zentrale Bibliothek:

Alphabetischer Katalog

Systematischer Katalog

[beide Kataloge in Zettelform; vom Sammlungsgründer nach eigenen Regeln zusammengestellt]

Das personale Gelegenheitsschrifttum im Bestand der Bibliothek wird im Rahmen eines von der Volkswagen-Stiftung geförderten Projekts verzeichnet und in Kürze auf Mikrofiche zugänglich gemacht.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Geschichte von Bibliothek und Beständen werden in der Abteilung für Rara und Handschriften der Bibliothek und im Staatsarchiv Lettlands aufbewahrt.

4.2 Darstellungen

Kluce, Margarita: Latvijas valsts bibliotekas darbiba burzuaziskas Latvijas laika (1919. g. aug. - 1940. g. jul.) [Die Tätigkeit der Staatsbibliothek Lettlands im Zeitalter des bürgerlichen Lettland (August 1919 - Juli 1940)]. In: Vila Laca Latvijas PSR Valsts bibliotekas raksti [Schriften der V. Lacis-Staatsbibliothek der Lettischen SSR] 4 (Riga 1973) S. 15-52

Petersone, Inta: Ieskats Latvijas nacionalas bibliotekas fondu veidošanas sakotne [Einblick in die Anfänge der Bestandsbildung der Nationalbibliothek Lettlands]. In: Latvijas nacionalas bibliotekas raksti [Schriften der Nationalbibliothek Lettlands] 19 (Riga 1994) S. 28-35 [Zusammenfassung in Englisch]

Petersone, Inta: Velreiz par Latvijas nacionalas bibliotekas dibinašanu [Noch einmal zur Gründung der Nationalbibliothek Lettlands]. In: Latvijas nacionalas bibliotekas raksti 19 (Riga 1994) S. 7-16 [Zusammenfassung in Englisch]

Zanders, Viesturs: Das deutsche Buch in der Nationalbibliothek Lettlands. In: Nordost-Archiv N. F. 4 (1995) Heft 1, S. 197-202

[Bong, Otto]: Baltische Zentrale Bibliothek (BZB). In: Mitteilungen aus baltischem Leben 33 [recte: 41] (1995) Nr. 4, S. 24-27

Stand: Januar 1996

Viesturs Zanders