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Pfarrbibliothek

Adresse. Kirchstr. 10, 01900 Großröhrsdorf [Karte]
Telefon. (035952) 8374

Unterhaltsträger. Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Großröhrsdorf
Funktion. Pfarrbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Regionalgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbenutzung der historischen Bestände. Einsichtnahme nach Voranmeldung beim Pfarramt. Leihverkehr: nicht angeschlosssen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (nur im Ausnahmefall für jüngere, kleinformatige Vorlagen).
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahnverbindung ab Dresden. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 20 Minuten), ab Bushaltestelle Freiheitsstraße (10 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Pulsnitz oder Ohorn; B 6, Abfahrt Goldbach. Begrenzte Parkmöglichkeiten in der Nähe der Kirche.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Zur Geschichte der Bibliothek ist nichts Näheres bekannt. Die Sammlung der vorwiegend theologischen Werke verdankt ihr Entstehen vermutlich den Schenkungen und Nachlaßverfügungen der Pfarrer, die in der Vergangenheit in Großröhrsdorf gewirkt haben. Nach dem beachtlichen Anteil von Titeln des 16. und 17. Jhs zu schließen, gehören dazu wohl auch die Nachlässe der sieben namentlich bekannten Geistlichen, die noch vor und seit der Annahme der Reformation 1557 bis zur Einweihung des 1731 bis 1736 errichteten Kirchenbaues das Pastorat verwalteten.

1.2 Vorrangig nach chronologischen Gesichtspunkten erfolgte 1942 die geordnete Aufstellung, numerische Kennzeichnung und Erfassung der Bestände durch Pfarrer Richard Hahn (1878-1962). Seither nur um wenige historische Titel erweitert, befindet sich die Pfarrbibliothek nach verschiedenen Standortwechseln gegenwärtig im Kirchengebäude.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtumfang von ca. 275 Titeln enthält die Pfarrbibliothek 225 historische Titel. Die 10 Sammelbände umfassen bis zu 24 eingebundene Drucke. Zum Bestand gehören eine Inkunabel, 55 Titel aus dem 16. Jh, 43 aus dem 17. Jh, 30 aus dem 18. Jh und 90 aus dem 19. Jh. Sechs ältere Titel sind nicht datiert. Mit 201 Titeln überwiegt der Anteil deutschsprachiger Werke, 22 Titel erschienen in Latein und je einer in Französisch und Hebräisch.

Systematische Übersicht

2.2 Zur Kirchengeschichte liegen 19 Titel vor, darunter 3 Werke des 16. Jhs, 2 des 17. Jhs, 4 des 18. Jhs und 10 des 19. Jhs, die mit einer Ausnahme in deutscher Sprache sind. Aus dem Todesjahr Luthers stammt als ältester Titel der Bericht Wahrhafftiger und Erschrecklicher Auffruhr in der Churfürstlichen Stadt Leipzig (gegen Hubert von Wittenberg) auff das Christliche Absterben des heiligen Theologen Doctoris Martini Lutheri (Wittenberg 1546) des Dichters Johann Stigelius (1515-1562); in einer Ausgabe des Jahres 1592 liegt die Schreckliche Prophezeiung D. Martin Luthers (aus seinen Schriften) (Wittenberg) vor. Ein Neudruck (Dresden 1629) der Straßburger Veröffentlichung von 1566 begründet, ... warum die Churfürsten Augsb. Confession das Konzil zu Trient nicht besuchen konnten, und 1630 folgte die Hauptvertheidigung des Augapfels der Augsb. Confession von Kurfürstl. Sächs. Theologen (Leipzig). Die Titel des 18. Jhs betreffen vorwiegend die Reformations- und Papstgeschichte. Aus dem 19. Jh stammen eine Kurzgefaßte Geschichte der christlichen Religion und Kirche (Plauen 1827) von dem Plauener Stadtdiakon Moritz Erdmann Engel (1767-1836) sowie Historien sächsischer Kirchenorgane und Darstellungen zum einhundertfünfzigjährigen Kirchenjubiläum (1886) in Großröhrsdorf. Das Handbuch der Kirchenstatistik für Sachsen existiert in 10 Ausgaben (Dresden 1882 bis 1910).

2.3 Von 16 Bibeldrucken sind 3 in Latein und einer in Hebräisch. In Dresden erschienen 1594 die Tabulae Bibliae von David Heilwagen (1561-1626). Erwähnenswert ist auch eine Ausgabe der Heiligen Schrift in Latein von Matheus Paulus Londinensi (Frankfurt a. M. 1678-1679). Der Exegetische Bestand enthält 16 Titel des 16. bis 19. Jhs. Die älteste Veröffentlichung ist die Erläuterung der Prophezeiungen aus dem Alten und Neuen Testament durch den ehemaligen Piemonteser und späteren Reformationsanhänger Jacobus Brocardus († nach 1594), Mystica et Prophetica. Libri Genesos Interpretatio (Bremen 1585). Die Bawaren Postilla. Einfältige Auslegung der Epistel und Evangelien gab 1597 Lucas Osiander (1539-1604) heraus.

2.4 Zur Dogmatik sind 5 lateinische Titel aus dem 16. Jh und ein deutscher aus dem 18. Jh vorhanden, darunter zwei Exemplare des Corpus Doctrinae Christianae (Leipzig 1560) von Philipp Melanchthon. Von ihnen weist eines die handschriftliche lateinische Eintragung des Votum Clarissimi Melanchthons durch den 1557 bis 1610 in Großröhrsdorf wirkenden Pfarrer M. Johann Micael Piscator (Fischer, *1529) auf. Zum Bestand zählen je eine apologetische Schrift in deutscher Sprache aus dem 16., 18. und 19. Jh.

2.5 Von den Titeln zur Moraltheologie beschäftigen sich 5 lateinische aus dem 16. Jh mit den Fragen des Ehestandes, so die Schriften des Freiberger Predigers Georg Agricola (1554-1630), Dialogus Nuptialis Patris et filii (Freiberg 1596) und Qualis sit Ducenda Uxor Virtutes Conjugales (Freiberg 1596). Zu Jugenderziehung und christlichem Verhalten in Kirchengemeinden liegen je ein Titel in deutscher Sprache aus dem 18. und 19. Jh vor.

2.6 Das Gedankengut des mystischen Spiritualismus repräsentieren 5 Schriften von Sebastian Franck (1490-1543), einem Anhänger der Wiedertäufer, so Paradoxa ducenta octoginta ( o. O. 1534) und Das Gott das ainig ain, und höchstes gut ... in aller menschen herzen sey ... (Ulm 1534). Von dem ihm geistig verbundenen Caspar Schwenckfeld (1490-1561) liegt ein Epistolar, d.i. Christliche Lehrhaffte Missionen oder Sendbrieff ( o. O. 1566) vor.

2.7 Zur Liturgik gehören 10 Titel des 17. bis 19. Jhs, darunter vier Vollständige Kirchenbücher (Leipzig 1681 und 1707-1712, beide aus dem Verlag Friedrich Lanckischs Erben; Leipzig: Junius 1771 und Dresden: Hofbuchdruckerei 1812). Mehrere Agenden der Landeskirche Sachsen für gottesdienstliche Handlungen stammen aus den achtziger Jahren des 19. Jhs.

2.8 Gesangbücher und Psalmen beschränken sich auf 4 Titel, davon 2 aus dem 16. Jh (Centum et quinquaginta psalmi cum expositione, Lyon 1512, mit Singstimmen von Jacobus Perez de Valentia; Der deutsche Psalter, Leipzig 1560, von Martin Luther). Ein erwähnenswertes musikgeschichtliches Werk ist Fritz Oehmes Handbuch über ältere und neuere berühmte Orgelwerke im Königreich Sachsen 1640-1850 (Dresden 1897). Nur 9 Gebet- und Andachtsbücher sowie Erbauungsschriften sind vorhanden, beginnend mit Auserlesenen Lehr- und Trostsprüchen der Schrift von den Artickeln unseres Christlichen Glaubens und von einem Gottseligen Leben und Wandel ( o. O. 1592) der Charitas Funckin.

2.9 Zur Homiletik liegen 3 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs vor, so der Grundriß einer biblischen Keryktik (Halle 1830) von Rudolf Stier (1800-1862). Die Sammlung von Predigten bildet die umfangreichste Bestandsgruppe mit 105 Titeln, die insbesondere aus dem 16. Jh (31 Titel), 17. Jh (36) und 19. Jh (27) stammen; 6 Titel erschienen im 18. Jh; 5 sind nicht datiert. Neben 15 Titeln mit Leichenpredigten und 6 mit Traupredigten aus dem 16. und 17. Jh finden sich Predigtsammlungen einzelner Pfarrer (35), Predigten zu bestimmten Anlässen des Kirchenjahres (11), zu verschiedenen Kapiteln des Alten und des Neuen Testaments und über einzelne Psalmen (15) sowie zu anderen Ereignissen des kirchlichen und weltlichen Lebens (14). Mit mehreren Titeln und Sammlungen sind vertreten Georg Fürst von Anhalt (1507-1553; Wittenberg 1555), Samuel Huber (1547-1624; Wittenberg 1593, 1594, 1595), Martinus Mirus (1532-1593; Dresden 1593, 1594, 1597, 1604), Georgius Weinrich (1579-1634; Leipzig 1597-1605, 1599, 1600, 1605), Gregorius Strigenitius (1548-1603; Leipzig 1592, 1597), Polycarp Leyser d. Ä. (1552-1610; Leipzig 1597, Bamberg 1602), Martin Hyller (1575-1651; Leipzig 1613, 1616, 1620, 1621) und andere. Luthers Tischreden nebst merkwürdigen Prophezeiungen und Belehrung, hrsg. von Benjamin Lindner (1694-1754), liegen in einer Ausgabe von 1745 (Saalfeld) vor, die vorhandene Ausgabe der Kirchen-Postille erschien 1888 in Dresden.

2.10 Zur Katechetik sind nur je ein Titel aus dem 17. und 18. Jh sowie 4 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs verzeichnet. Mit der Wirksamkeit der Inneren Mission beschäftigen sich 2 Titel aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 2 weitere enthalten Übersichten über soziale Stiftungen und Hinterbliebenenpensionen in Sachsen. Zum Kirchenrecht erschien 1580 in Leipzig die älteste vorhandene Kirchenordnung des Churfürst Augustus von Sachsen (reg. 1583-1586); die Ausgabe der erstmals 1527 in Wittenberg veröffentlichten Visitation Artickel, im gantzen Churkreyß Sachsen sampt der Caluinisten stammt vermutlich vom Anfang der neunziger Jahre des 16. Jhs ( o. O. o. J.). Zwei weitere kirchenrechtliche Publikationen gehen auf das 19. Jh zurück.

2.11 Unter den geschichtlichen Werken findet sich die Römische Geschichte als Teil 10 der aus dem Englischen übertragenen Allgemeinen Welthistorie (Halle 1765). Kleinere Arbeiten des 19. Jhs gelten der Pflege der Altertumskunde und dem Verhältnis der preußischen Oberlausitz zu Sachsen. Die bis heute maßgebliche Chronik von Großröhrsdorf publizierte der Lehrer und Chronist des Rödertales, Friedrich Ehregott Praßer (1819-1888), 1869 in Großröhrsdorf. Diese Bestandsgruppe enthält auch den ersten Teil der Mantzfeldischen Chronik (Eisleben 1572) des Cyriacus Spangenberg (1528-1604).

2.12 Aus weiteren Disziplinen ist hinzuweisen auf eine Werkausgabe mit den neben der Geographie sieben wichtigsten Schriften des Claudius Ptolemäus, hrsg. von Erasmus Oswald Schrekhenfuchs (Basel 1551); angebunden sind die 8 Bücher Geographia und der Appendix Geographica (beide 1540) von Sebastian Münster (1489-1552), sämtlich gedruckt bei Heinrich Petri (1528-1579) in Basel. Ein Prognosticon Astrologicon Historicon auff die himmlische Revolution des 1588. Jahres (Erfurt 1588) stellte der Mediziner Bartholus Huber auf. Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sind ein Titel über Erkennung und Verhütung der Taubstummheit (1840 von Ed. Scl) sowie 2 pädagogische Titel erwähnenswert, darunter die Zeitschrift Der Volksschulfreund (1825 ff., 30 Bde). Drei kunstgeschichtliche Titel des Jahres 1837 gelten dem Aufbau und der Ausstattung der Zittauer Hauptkirche St. Johannis. Der französische Memoirenband La Lais, Philosophie ou mémoire de Mme D. Bouillon stammt von 1761. Drei Titel mit Gedichten und erzählender deutscher Literatur erschienen in den Jahren 1742, 1856 und 1867.

3. KATALOGE

  Verzeichnis der Bücher der Pfarrbibliothek von Großröhrsdorf

[aufgestellt von Pfarrer Richard Hahn, August 1942; grob chronologische Ordnung mit den wichtigsten Daten der 208 historischen und 36 Titel des 20. Jhs. Der spätere Zugang von 11 historischen Titeln wurde durch Autopsie festgestellt.]

Stand: April 1995

Waltraut Guth


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.