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Pfarrbibliothek in der Propstei

Adresse. Lindenallee 44, 37308 Heilbad Heiligenstadt [Karte]
Telefon. (03606) 61 97 84

Unterhaltsträger. Katholisches Propstei-Pfarramt St. Marien
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie (16.-19. Jh), Kirchengeschichte (17.-19. Jh) und Philosophie (18.-19. Jh).

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung im Rahmen der Öffnungszeiten des Archivs: Mittwoch 8-12 Uhr und 13-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Bahnhof Heiligenstadt Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) Richtung Stadtmitte. A 7 (E 45), Ausfahrt Hedemünden, B 80 über Witzleben; A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, B 247 über Mühlhausen. Parkplätze in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die in der Heiligenstädter Propstei aufbewahrte Büchersammlung entstand im Laufe der Jahrhunder- te aus mehreren Quellen. Im aktuellen Bestand noch feststellbare Provenienzen lassen sich in ihrer Mehrheit einerseits dem schulischen und andererseits dem kirchlichen Bereich zuordnen. Die Geschichte der Bibliothek ist eng mit der Geschichte der Stadt verknüpft, die sich durch politische Zugehörigkeit, konfessionelle Bindungen und wirtschaftliche Gegebenheiten wesentlich von anderen Orten Thüringens unterscheidet. Die Schulbibliothek

1.2 Bereits gegen Ende des 10. Jhs wurde in Heiligenstadt eine Schule gegründet, die lange Zeit die einzige in der Region blieb. Im Zuge der Gegenreformation übernahmen die Jesuiten 1574 den Unterricht in dem Collegium, das Daniel Brendel von Homburg, von 1555 bis 1582 Kurfürst und Erzbischof von Mainz, gestiftet hatte. Mit der Schule entstand auch die für Unterrichtszwecke notwendige Bibliothek. Wie aus der Geschichte des Heiligenstädter Jesuitenkollegs hervorgeht ( s. u. 4.2), vermachte Heinrich Bonner, Kammerassessor in Speyer, der Schule 1592 " eine nicht unansehnliche Bibliothek".

1.3 Durch ein Schreiben des Kurfürsten vom 10. Oktober 1601 wurde dem Kolleg ein Teil der Bücher im Wert von 300 Gulden übereignet, die der Kommissarius Georg Wendt, der ohne Testament gestorben war, hinterlassen hatte. Das Unterrichtsangebot wurde im Laufe des 17. Jhs um Redekunst und Moral sowie Dialektik und Polemik (die im Dreißigjährigen Krieg wieder einging) erweitert, 1669 kam noch die Physik hinzu ( s. u. 4.2, Wolf, S. 255). Diese neuen Fächer wurden bei der Erwerbung von Büchern berücksichtigt. 1652 wird das Amt des Bibliothekars erstmals in der Chronik erwähnt, ab 1731 war es an das Rektorat gebunden.

1.4 Im Jahre 1667 wurde ein zweijähriges Philosophie-Studium nach der Vorschrift des Fuldaer Kollegs eingeführt, weil in der Umgebung von Heiligenstadt keine katholischen Universitäten und Akademien existierten. Die Moraltheologie war schon seit vielen Jahren Unterrichtsfach. Zur Verbesserung der Studienbedingungen wurden 1708 Bibliotheksraum und Museum renoviert. 1720 wurde der Bestand nach Sachgebieten geordnet und ein alphabetisches Verzeichnis angelegt, das heute nicht mehr auffindbar ist. Während des großen Brandes am 11. Januar 1725 wurden " die besten Bücher aus der Bibliothek zusammen mit dem Archiv, dem Silbergerät, Seide und Leinwand in den Keller gebracht" und gerettet. Am 11. März 1739 kam es zu einem weiteren Stadtbrand, der auch das Collegium in Mitleidenschaft zog. Bevor jedoch das Feuer in die unteren Räume eindringen konnte, wurde die Bibliothek in Sicherheit gebracht.

1.5 Der Neubau des Collegiums konnte schon im Herbst 1741 bezogen werden. Der Ausbau des geplanten Büchersaals wurde nachdem schon alle Vorbereitungen getroffen waren durch die Aufhebung des Jesuitenordens im Jahre 1773 verhindert. Bereits 1764 hatte Johann Degenhard von Bartlof, der Vater des Paters Georg Degenhard, dem Kolleg 1000 Reichstaler geschenkt, um die Bibliothek neu zu gestalten, 1765 war die Restsumme gefolgt ( s. u. 4.2, Wolf, S. 166).

1.6 Im Jahre 1754 stiftete [Christoph] Opfermann, Kapitelskanonikus in Nordhausen, der Kirche 12 Taler und der Bibliothek seine Bücher, allerdings mit der " belastenden Einschränkung", daß diejenigen Schriften, die seine studierenden Verwandten gebrauchen könnten, ihnen vom Kolleg überlassen werden sollten. Die Bibliothek kam zunächst nicht in den Besitz der Sammlung, da ein Verwandter des Verstorbenen aufgrund dieser Klausel den größten Teil der Bücher für sich beanspruchte. Erst 1756 notierte der Chronist, daß die vermachten Bücher geschickt worden seien. Die noch vorhandenen Bücher aus der Jesuitenbibliothek sind meist mit dem handschriftlichen Vermerk " Collegii Societatis Jesu Heiligenstadii" gekennzeichnet.

1.7 In dem bis 1773 bestehenden Jesuitenkolleg wurden in der Regel 200 bis 250 Schüler unterrichtet, aus deren Reihen im Laufe von zwei Jahrhunderten zahlreiche Gelehrte hervorgingen. Am 21. Juli 1773 hob Papst Klemens XIV. den Jesuitenorden für die Gesamtkirche auf. Der Mainzer Statthalter in Erfurt, Karl Theodor von Dalberg (1744-1817), überbrachte am 10. September 1773 dem Kolleg den Auflösungsbefehl. Die 17 Jesuitenpatres wurden auf die Klöster Reifenstein, Gerode, Worbis und Fritzlar verteilt, um später entweder in der Seelsorge oder im Schuldienst eingesetzt zu werden.

1.8 Die Schule wurde am 3. Januar 1774 als Kurfürstlich Emmerizianisches Gymnasium zu Heiligenstadt durch den mainzischen Statthalter neu eröffnet, wobei die " neue Schullehre", die aber nur kurze Zeit gültig war, vorgestellt wurde. Zu den Unterrichtsfächern zählten Philosophie (Logik, Metaphysik), Physik, Mathematik und Naturrecht. 1778 wurde auch eine " eigene Schule für künftige Lehrer in den Stadt- und Dorfschulen" eingerichtet (Normalschule), um die Gleichförmigkeit des Unterrichts im ganzen Erzstift zu gewährleisten. Unter Kurfürst Friedrich Carl Joseph (1719-1802) erhielt Heiligenstadt eine eigene Druckerei. Er ließ das nötige Druckgerät kaufen und erteilte Sigmund Gottl[ieb] Schmidt aus Erfurt das Privileg. Am 19. Dezember 1778 wurde die erste Ausgabe des Heiligenstädter Intelligenz-Blattes gedruckt.

1.9 Im Jahre 1777 wurde die Stadtschule in das Kollegiengebäude verlegt, weil das eigentliche Schulgebäude baufällig geworden war. Sie wurde später als Gymnasium weitergeführt. Zahlreiche Werke tragen den Stempel " Ex Bibliotheca Gymnasii Regii Heiligenstadiani". 1875 war der Bücherbestand des " Königlichen Katholischen Gymnasiums Heiligenstadt (Preuss. Sachs.)" auf ca. 7100 Bde und über 10.000 Schulprogramme angewachsen, die " außer von den Lehrern auch vom gebildeten Publikum benutzt werden" konnten. Zur Vermehrung der Lehrerbibliothek gewährte der Staat jährlich 120 Taler. Seit 1820 bestand eine eigene Schülerbibliothek, über die 1868 ein gedruckter Katalog erschien und die 1875 4000 Bde zählte. Für ihre Ergänzung standen jährlich 50 Taler zur Verfügung.

1.10 Im Jahre 1888 verzeichnete und beschrieb der Oberlehrer Adolf Knütgen in der Programmschrift des Königlichen Katholischen Gymnasiums zu Heiligenstadt (Programm-Nr. 222) die im Besitz des Gymnasiums befindlichen 294 Inkunabeln. Nach Schwenke (Adreßbuch 1893) umfaßte die Bibliothek des Königlichen Gymnasiums 1893 10.000 bis 12.000 Bde und 224 Bde Inkunabeln, außerdem 15.000 Schulprogramme. Der Vermehrungsetat betrug 500 Mark. Entleihungen fanden unter den üblichen Bedingungen statt. Erwähnt werden auch die übernommenen " Bestände aus Klöstern des Eichsfeldes und der Umgegend: der Benediktiner in Bursfelde, Gerode u. Reinhausen, der Cistercienser in Reifenstein u. Worbis (später Franziskaner)". Der aktuelle Bestand der Pfarrbibliothek enthält ferner Bände aus dem Königlichen Lehrerseminar zu Heiligenstadt.

1.11 Im Jahre 1907 wurde die " sehr reichhaltige und wertvolle Bibliothek [des Kollegs bzw. des Gymnasiums] von mehreren tausend Bänden" an die Königliche Bibliothek zu Berlin abgegeben. Es handelte sich um " 3641 Drucke des 15. bis 17. Jhs" (vgl. Handbuch, Bd 14, 1.62 und 2.259). Der Bestand des 18. und 19. Jhs verblieb offensichtlich in der Heiligenstädter Gymnasialbibliothek. Diese wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der zeitweilig in den Räumen der Landesbibliothek Gotha untergebrachten Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZWA; s. Eintrag Forschungs- und Landesbibliothek Gotha) zur Umsetzung in andere Bibliotheken übernommen.

1.12 Bei den in der Propsteibibliothek überlieferten Büchern aus den oben angeführten Provenienzen handelt es sich demnach um Restbestände, um die letzten Spuren ehemals bedeutender Heiligenstädter Schulbibliotheken. Gerade weil diese Bücher am Ort ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung verbleiben konnten, sind sie regionalgeschichtlich in vielerlei Hinsicht wertvoll. Die Kloster- und Kirchenbibliotheken

1.13 Über die Buchbestände der eichsfeldischen Klöster fehlen bislang nähere Angaben. Als erstes Kloster auf dem Eichsfeld wurde 1124 Gerode gegründet; von Volkenroda aus folgte um 1162 die Gründung des Zisterzienser-Klosters Reifenstein. Aus den mittelalterlichen Klosterbibliotheken scheint kaum etwas überliefert worden zu sein, denn der Eichsfelder Heimatforscher Johann Wolf (1743-1826) schrieb 1816 in seiner Kirchengeschichte ( s. u. 4.2, S. 85 f.): " Hätte uns der Bauernkrieg nicht alle Bibliotheken, mit den Klöstern selbst in die Asche gelegt, so würden wir noch manches schätzbare Manuscript aus Gerode und Reifenstein aufzuweisen haben." Nach der Säkularisierung der Klöster Gerode und Reifenstein " wurde die Gymnasialbibliothek durch einen Teil derselben vermehrt".

1.14 Im Jahre 1859 wurde die Pfarrkirche der Altstadt St. Marien, die eine eigene Kirchenbibliothek besaß, zur Propsteikirche erhoben. Wie aus Provenienzvermerken hervorgeht, wurde die Büchersammlung des Pfarrers Joseph Nolte (1781-1863) in ihren Bestand integriert. Dieser war von 1811 bis 1838 Pfarrer in Wingerode und Dechant des Dekanats Beuren, von 1838 bis 1863 Pfarrer zu Liebfrauen und provisorischer Komissarius in Heiligenstadt, seit 1859 außerdem Propst. Seine Bibliothek zählte vermutlich zu den Stiftungen, die nach seinem Tod wirksam wurden. Nolte war, wie das Exlibris beweist, ein großer Bücherfreund und sachkundiger Sammler, wie Provenienzvermerke belegen. Noltes Sammlung enthielt Bücher aus dem aufgelösten Kloster Reifenstein und aus der Bibliothek seines Zwillingsbruders Friedrich Nolte (1781-1837), der Pfarrer in Günterode und Struth war.

1.15 Vermutlich erst unter Noltes Amtsführung begann die schrittweise Zusammenführung der Bestände unterschiedlicher kirchlicher Provenienzen in der Bibliothek des Bischöflichen Commissariats Heiligenstadt, die 1843 schon bestand. 1963 fertigte der Lehrer i. R. Heinrich Wetter ein Verzeichnis der in der Kommissariatsbibliothek vorhandenen Bücher an ( s. u. 3), das 1369 Eintragungen umfaßt. Ende 1967 wurde Bibliotheksgut an das damalige Domarchiv Erfurt (s. Eintrag Dombibliothek im Bistumsarchiv) abgegeben. Betroffen waren größtenteils die im ehemaligen kurfürstlichen Schloß gelagerten Bestände, zu denen auch die Bücher der im 19. Jh säkularisierten Klöster des Eichsfeldes (Benediktinerkloster Gerode, Zisterzienserkloster Reifenstein und Franziskanerkloster Worbis) gehörten. Bei der Übergabe machten die Bücher aus dem ehemaligen Jesuiten-Kolleg den größten Anteil aus, nur wenige Bände stammten aus der Bibliothek des späteren Katholischen Gymnasiums.

1.16 Die Pfarrbibliothek ist Bestandteil des Pfarrarchivs, das seit einigen Jahren neu bearbeitet und erschlossen wird. Innerhalb der in Heiligenstadt noch aufbewahrten Buchbestände nimmt diese Sammlung mit den in ihr überlieferten Restexemplaren aus dem Jesuitenkolleg insofern eine Sonderstellung ein, als sie das Bindeglied ist, das die Gegenwart mit einer traditionsreichen Bildungsinstitution der Vergangenheit verbindet, die nicht nur für die Ortsgeschichte Heiligenstadts und die Geschichte des Eichsfeldes von Bedeutung war.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Vor dem Abschluß der Neubearbeitung der Bestände können keine verbindlichen Angaben gemacht werden. Wie eine vorläufige Auszählung an den Regalen ergab, umfaßt die ältere Bibliothek etwa 2000 Bde, von denen 1445 (72 Prozent) zum historischen Bestand gehören: 16. Jh 7, 17. Jh 29 (2 Prozent), 18. Jh 575 (39,8 Prozent), 19. Jh 834 (57,7 Prozent). Hinzu kommt eine Lesebibliothek mit etwa 2000 Bdn. Hier fällt der Anteil der Werke, die vor 1900 erschienen sind, nicht ins Gewicht. 955 Bde sind deutschsprachig (66,1 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 205, 19. Jh 746), 482 liegen in Latein vor (33,4 Prozent; 16. Jh 7, 17. Jh 25, 18. Jh 370, 19. Jh 80), 8 in weiteren Sprachen.

Systematische Übersicht

2.2 Die Gruppe " Geschichte und Kulturgeschichte einschließlich der Biographien" umfaßt 497 Bde (34,4 Prozent; 17. Jh 10, 18. Jh 210, 19. Jh 277), darunter Angelus Manriques Cisterciensium seu verius ecclesiasticorum annalium a condito Cistercio tomus tertius [quartus] (T. 3 und 4, Leiden 1649; Provenienz: Abbas Marinus 1723) und die Historia ecclesiastica (Bingen 1785-1790) von Natalis Alexander (Noël Alexandre). Der Codex ecclesiasticus Moguntinus novissimus (Bd 1,1: 1547/1700, Aschaffenburg 1802) wurde für das Pfarramt Breitenworbis erstanden und gelangte als Depositum in die Kommissariatsbibliothek. Die Geschichte der Religion Jesu Christi von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg ist vollständig vorhanden (Hamburg 1806-1818). Unter den biographischen Schriften befinden sich Die denckwürdigsten Geschichten des jüngstverstorbenen grossen Staats-Mannes und Cardinals Andreae Herculis von Fleury (Freiburg 1743) und Friedrich Wilhelm Rettbergs Thascius Cäcilius Cyprianus, Bischof von Carthago (Göttingen 1831).

2.3 Zur Theologie, einschließlich Dogmatik, Liturgik und Polemik, sind 330 Bde im Bestand (22,8 Prozent; 16. Jh 6, 17. Jh 13, 18. Jh 166, 19. Jh 145). Zu den frühesten Drucken gehören die Opera des Augustinus (Bd 3, 6, 8-10, Antwerpen 1576; Provenienz: Kloster Reifenstein) und die Opera des Hieronymus (Bd 6-9, Antwerpen 1578; Provenienz Kloster Worbis). Die Opera des Athanasius und des Epiphanias erschienen 1617 in Köln, die des Augustinus sind in einer weiteren Ausgabe aus dem Besitz von Nolte (Antwerpen 1700-1701) vorhanden. Die Universae theologiae summa (unvollständig, Köln 1622) des Alexander de Ales wurde für das St.-Antonius-Kloster Worbis 1684/85 erworben.

2.4 Zu nennen sind weiterhin die Meditata Concordia Protestantium cum Catholicis in una Confessione Fidei (Köln 1662) von Jacob Masenius, dessen Conclusio Meditatae Concordiae (Köln 1665) in demselben Band enthalten ist, die Betrachtungen über die fürnemsten Geheimnüssen unsers Glaubens (Köln und Frankfurt 1747) des Jesuiten Ludovicus de Ponte (Luis de la Puente), Robert Bellarmins De Gemitu Columbae sive De bono Lacrymarum libri tres (Mainz 1756) und Franz von Sales' Briefe (Bamberg und Würzburg 1785) aus der Provenienz von Johanna Ursula Vollmer, Äbtissin zu Kloster Meyendorf bei Magdeburg. Die Agenda ecclesiae Moguntinensis (Mainz 1599) stammt aus dem Vorbesitz von Mauritius Gudenus, der zunächst Pastor zu Abterode war, dann zum Katholizismus konvertierte und 1630 nach Heiligenstadt zu den Jesuiten kam. Das Rituale Romanum Pauli V. pont. max. (Antwerpen 1713; Provenienz Nolte) ist ein Plantin-Druck. Aus Noltes Provenienz stammt ebenfalls ein Pontificale Romanum Clementis VIII. ac Urbani VIII. Jussum editum (Venedig 1770).

2.5 Unter den polemischen Schriften befinden sich ein Alter Bestand Catholischer Warheiten Von dem Heiligen Sacrament Deß Altars (Duderstadt 1698) von dem thüringischen Franziskanerpater Edmund Baumann und dessen gegen den Mühlhäuser Superintendenten Johann Adolph Frohne gerichtete Schrift Apostolischer Beruff Der Römisch-Cath. Priester, Oder Richtigkeit Deß wahren, eigentlichen, Catholischen Priesterthums (Duderstadt 1700; " De Bibl. Gerodens."), ferner William Barclays Tractatus de potestate papae ([Amsterdam?] 1709), Auff die Waagschal der Wahrheit gelegter, und zu leicht befundener Hr. Arnold Hartman Scheibler, Lutherischer Prediger zu Volberg (Köln 1748) des Jesuiten Pantaleon Eschenbrender, C. D. Glerodts Antwort auf die Ursachen, die Herr D. Johann Friedrich Tenzeln vermeintlich nöthigen, von denen ...

Rede und Antwort zu fordern (Jena und Erfurt 1761) und F. W. J. Schellings Denkmal der Schrift von den göttlichen Dingen etc. des Herrn Friedrich Heinrich Jacobi (Tübingen 1812). Die Abhandlung Ueber den Primat des Apostels Petrus und seiner Nachfolger (Münster 1820) von Theodor Katerkamp diente zur Widerlegung der drei Beilagen im 3. Heft des Sophronizon.

2.6 Die Sachgruppe " Bibeln, Bibelkommentare, Exegese" zählt 127 Bde (8,8 Prozent; 17. Jh 4, 18. Jh 24, 19. Jh 99), darunter die Biblia Sacra Vulgatae Editionis (Leiden 1620), Das neue Testament (Wandsbeck bei Hamburg 1710), eine Sacra Biblia (Nürnberg und Frankfurt 1728; Provenienz: Joseph Nolte) in der neuen Ausgabe von Johann Dietenberger und eine Biblia sacra (Augsburg 1730), hrsg. von Thomas Erhard. Vorhanden ist auch eine Biblia, die der Hof-Buchdrucker Johann Georg Struck 1753 in Wernigerode herstellte. Der erste Teil der Historischen Bilder-Bibel (Augsburg 1705) ist von Johann Ulrich Kraus illustriert, die Bilder-Bibel für die katholische Jugend (Nürnberg 1844) gab Matthias Cornelius Münch heraus (Provenienz: Nolte). Ebenfalls aus Noltes Besitz stammen die Commentaria in omnis divi Pauli epistolas (Venedig 1740) von Cornelius a Lapide und die Dissertationes in Vetus et Novum Testamentum (Würzburg 1789) von Augustin Calmet (Provenienz: Nolte 1813, später Pfarrei Beatae Mariae Virginis). Vorhanden ist weiterhin das Psalterium Iob proverbia arabice (Göttingen 1876) von Paul de Lagarde.

2.7 Predigten, die sich bevorzugt an Bürger und Bauern richteten, sowie Schriften zur Erbauung und zur Katechetik machen 6,9 Prozent des Bestandes aus (99 Bde; 18. Jh 54, 19. Jh 45). Von Franciscus Borgia Götzenberger SJ ist eine Predigt mit dem Titel Römisch-Catholischer Päbstlicher Ablaß, Wider die Lutherische Einwürff (Augsburg 1751) im Bestand, von Franciscus Neumayr SJ die Frag: Ob der Probabilismus Oder Die gelindere Sitten-Lehr Catholischer Schulen Abscheulich Und zu vermaledeyen seye? (München und Ingolstadt 1759), ferner Predigten über den Göttlichen Zorn (1757), das Predigt-Amt (1759) sowie eine Lobrede auf Augustinus (1757). Hervorzuheben sind weiterhin die Predigten auf alle Sonn- und Festtage (Arnstadt 1776) von Gabriel Christoph Benjamin Mosche, die Anleitung zur geistlichen Beredsamkeit (München 1776) von Heinrich Braun, die Sammlung auserlesener Kanzelreden (Bamberg und Würzburg 1782-1790) von Georg Wedel, Katechetische Predigten über die ganze christliche Moral (Augsburg 1806-1809) von Edilbert Menne (eigentlich Bartholomäus Simpert Menne; 1750-nach 1826) und Volkspredigten und Homilien auf alle Sonn- und Festtage des katholischen Kirchenjahres (Bd 1, Landshut 1821) von Gottlieb Ackermann.

2.8 Der Erbauung dienten das Himmlisch Palm-Gärtlein (Köln 1728) von Wilhelm Nakatenus und Philotas oder Versuch zur Beruhigung und Belehrung für Leidende und Freunde der Leidenden (Karlsruhe 1786-1792; Provenienz: Friedrich Nolte) von August Hermann Niemeyer. Der Waltershäuser Superintendent Johann Adolph Jacobi veröffentlichte 1816 Die Geschichte Jesu und 1818 Die Apostelgeschichte in Gotha bei Steudel & Keil. Zum Gebrauch der Jugend war der Kleine Katholische Katechismus des saganischen Abtes Johan[n] Ignaz von Felbiger (Köln 1786) gedacht. Die Grosse Katechese eines Dorfpfarrers für das Landvolk (Augsburg 1796-1810; Provenienz: Friedrich Nolte) verfaßte der Franziskaner und Wallfahrtsprediger Edilbert Menne. Die Sprüche für den Religionsunterricht in der Schule und für die Sonntags-Christenlehre (Paderborn 1895) wurden von Martin Waldeck zusammengestellt. An Gesang- und Gebetbüchern einschließlich Musikalien sind 51 Bde vorhanden (3,1 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 10, 19. Jh 40), darunter ein Breviarium Romanum ad usum fratrum minorum S. Francisci (Köln 1776) und ein Katholisches Gesang- und Gebetbuch für das Fürstenthum Eichsfeld (Heiligenstadt 1852). Ein um 1700 entstandener Notendruck und ein undatierter Notenband zeigen Spuren häufiger Benutzung.

2.9 Zu Recht, Staat, Verwaltung sind 71 Bde im Bestand (4,9 Prozent; 16. Jh einer, 18. Jh 37, 19. Jh 33), darunter Antonius Fabers Codex Fabrianus (Genf 1669), Juris ecclesiastici universi (Leiden 1718) von Agostinho Barbosa (1590-1649), Fuldischer Lehnhof (Frankfurt a. M. 1726) von Johann Friedrich Schannat, Jurisprudentia Canonico-Civilis (Avignon 1738) von Franciscus Scer aus der Provenienz " Bischöfliches Comissariat Heiligenstadt 1843" und ein Allgemeines Landrecht für die Preussischen Staaten (Berlin 1804).

2.10 Unter den 59 Bdn zu Pädagogik und Schulwesen (4 Prozent; 18. Jh einer, 19. Jh 58) befinden sich das Noth- und Hülfs-Büchlein (Gotha 1790) von Rudolph Zacharias Becker, die Biblische Geschichte für Kinder, zum planmäßigen Unterricht in sämmtlichen deutschen Schulen Baierns (Teil 2, Bd 1, München 1811), eine Schullehrer-Bibel (Neustadt/Orla 1835) und Schulreden über Fragen der Zeit (Marburg 1846) von August Friedrich Christian Vilmar. Die Geschichte des Gymnasiums zu Heiligenstadt von 1575-1774 (Göttingen 1813) von Johann Wolf stammt aus dem Besitz von Joseph Nolte.

2.11 Sprache und Literatur einschließlich der Wörterbücher sind mit 49 Bdn vertreten (3,4 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 21, 19. Jh 27). Orationes, epistolae & poemata (Leipzig 1672; Provenienz Monasterium Reiffensteinense) stammen von dem Humanisten Marcus Antonius Muretus, die Pia desideria, das ist: Gottseelige Begierden, welche aus den Lateinischen Versen R. P. Hermanni Hugonis ... wie auch aus anderen geistlichen Büchern herausgezogen (Bamberg 1759; Provenienz Joseph Nolte) wurden durch Antonius Nicolaus Rhem ins Deutsche übersetzt. Vorhanden sind weiterhin C. F. Gellerts Moralische Vorlesungen (Bd 1, Leipzig 1770; Provenienz: Joseph Nolte) und Johann Friedrich Schleusners Novum Lexicon Graeco-Latinum in Novum Testamentum (Teil 2, Leipzig 1792). Der von Gustav Fluegel herausgegebene Corani textus arabicus ist in der Ausgabe Leipzig 1881 vorhanden.

2.12 Unter den Schriften zur Philosophie und Moraltheologie (43 Bde, 3 Prozent; 18. Jh 28, 19. Jh 15) befindet sich Der Unglückliche Jerosolymitanische Wanders-Mann Und Barmhertzige Samaritan (Nürnberg 1706) von dem Karmeliter Joseph à V. Maria (Besitzeintrag: " Liber Monasterii Gerodensis 1729"). Vorhanden sind die Theologia moralis, antehac ex probatis auctoribus breviter concinnata (Köln 1717) des Jesuiten Hermann Busenbaum, eine Vernunft- und schriftmäßige Abhandlung vom Aberglauben (Wernigerode 1757) mit einem Anhang zum Astral-Geist von Heinrich Carl Schütze, die Institutiones theologiae moralis (Leiden 1768; Provenienz: Nolte), bearbeitet von Pierre Collet, und Religionis naturalis et relevatae principia (Bamberg und Würzburg 1783) von Luke Joseph Hooke.

2.13 Anzuführen sind auch Matthias von Schönbergs Schriften Der christliche Philosoph im widrigen Schicksale (Meiningen 1778; Köln 1781) und Vom widrigen und glücklichen Schicksale des Menschen auf Erden (Köln 1785). Christian Garve verfaßte die Abhandlung über die Verbindung der Moral mit der Politik (Breslau 1788). Neben Kants Die Religion, innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (Frankfurt und Leipzig 1793) enthält der Bestand Sebastian Mutschelles Ueber das sittlich Gute (Pest 1794), Georg Friedrich Creuzers Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen (Leipzig und Darmstadt 1819-1823) und das von Jacob Frint herausgegebene Handbuch der Religions-Wissenschaft für die Kandidaten der Philosophie (Teil 4, Wien, Baden und Triest 1828). Carl Friedrich Göschel ist mit dem Titel Von den Beweisen für die Unsterblichkeit der menschlichen Seele im Lichte der spekulativen Philosophie (Berlin 1835) vertreten.

2.14 Lexika und Nachschlagewerke bilden mit 37 Bdn nur eine kleine Gruppe (2,6 Prozent; 18. Jh 5, 19. Jh 32). Zu nennen sind Wetzers und Weltes Kirchenlexikon oder Encyklopädie der katholischen Theologie und ihrer Hülfswissenschaften (Freiburg 1882-1903), 1000 gute Bücher, den Katholiken deutscher Zunge zu Festgeschenken empfohlen (Münster 1882) von Franz Hülskamp und ein Arabisch-Deutsches Handwörterbuch zum Koran von Thier und Mensch (Leipzig 1881) von Friedrich Dieterici. Geographie und Naturwissenschaften fehlen fast ganz (9 Bde; 18. Jh 2, 19. Jh 7). Vorhanden sind die Physica des Aristoteles, hrsg. durch Joannes Duns Scotus (unvollständig, Leiden 1639; Provenienz Stadtworbis 1694), die von Johann Christian Polykarp Erxleben entworfenen und von Georg Christoph Lichtenberg fortgeführten Anfangsgründe der Naturlehre (Göttingen 1794) und Heinrich Felix Paulitzkys Hausbuch, Anleitung für Landleute zu einer vernünftigen Gesundheitspflege (Gießen 1818).

2.15 Unter den Zeitschriften (73 Bde, 5,1 Prozent; 18. Jh 17, 19. Jh 56) sind einige seltene Titel, z. B. ein Fruchtbahrer Himmels-Thaw, hrsg. von Heinrich Venedien (Jg. 4, 1735), und der in Augsburg erschienene Negotiator Evangelicus, das ist Evangelischer Kauffmann, eine Sammlung der berühmtesten Predigten von Gervasius Bulffer (Jg. 3, 1762). Friedrich Nolte erwarb als Theologie-Student in Erfurt 1804 das Mainzer Religions-Journal oder Auszüge aus den beßten alten und neuen Schriftstellern und Vertheidigern der Christlichen Religion (Bd 1-10, 1776-1791, mit Lücken). Außerdem finden sich eine Reihe katholischer Zeitschriften, meist unvollständig, z. B. Johann Kaspar Müllers Mainzer Monatsschrift von geistlichen Sachen (Jg. 1-7, 1784-1790, mit Lücken).

2.16 Zur Schülerbibliothek des Gymnasiums gehörten u. a. die Versuche über verschiedene Gegenstände aus der Moral, der Litteratur und dem gesellschaftlichen Leben (Teil 2, Breslau 1796) von Christian Garve, die Reise nach dem heiligen Lande (Bd 1, Aachen 1837) von Joseph Maria von Geramb aus dem Trappistenorden, Libri Iosue, Iudicum, Ruth, Regum IV et Paralipomenon ( Wien 1760) als Teil 2 der Biblia sacra und Manassae oratio Esdrae liber III & IV ( Wien 1761).

3. KATALOGE

Bücherverzeichnis der Propsteipfarrei in Heiligenstadt

[in Bandform, 26 Sachgruppen; 1200 Titel]

Bischöfliches Kommissariat Heiligenstadt. Verzeichnis der bis zum Jahre 1945 im hiesigen ehemaligen kurfürstlichen Schloß in eigenen verschließbaren Räumen lagernden Bücher- und Akten-Bestände. Von Heinrich Wetter, Lehrer i. R. Oktober 1963

[in Bandform, Bücherliste; keine Akten verzeichnet; 1369 Eintragungen; im Bistumsarchiv Erfurt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

s. o. 3

4.2 Darstellungen Wolf, Johann: Geschichte und Beschreibung der Stadt Heiligenstadt. Göttingen 1800

Wolf, Johann: Eichsfeldische Kirchengeschichte. Göttingen 1816 Die Geschichte des Heiligenstädter Jesuitenkollegs. Teil 1 (1574-1685), hrsg. von Bernhard Opfermann. Teil 2 (1686-1772), hrsg. vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde. Duderstadt 1989-1992

Stand: Mai 1996

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.