FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Deutschland > NRW E - L > Köln
 Nordrhein-Westfalen A - D NRW M - Z

Fachbibliothek des Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde

Adresse. Ubierring 45, 5000 Köln [Karte]
Telefon. (0221) 31 10 65 oder 31 10 66
Bibliothekssigel. <Kn 21>

Unterhaltsträger. Stadt Köln
Funktion. Fachbibliothek für die wissenschaftliche Museumsarbeit.
Sammelgebiete. Allgemeine Völkerkunde und in eingeschränktem Maße Nachbarwissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-13 Uhr und 14-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät. Hinweise für anreisende Besucher. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 15 oder 16) bis Haltestelle Ubierring.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Rautenstrauch-Joest-Museum der Stadt Köln geht auf eine Bürgerstiftung zurück. Grundstock der ethnographischen Sammlung und der Fachbibliothek ist der wissenschaftliche Nachlaß des in Köln geborenen Völkerkundlers und Weltreisenden Prof. Dr. Wilhelm Joest, der 1897 während einer Südseereise starb. Seine Schwester Adele Rautenstrauch und ihr Gatte, Kommerzienrat Eugen Rautenstrauch, übergaben 1899 die über 3300 ethnographischen Objekte aus aller Welt und rund 100 völkerkundliche Bücher der Stadt Köln als Geschenk. 1900 erklärte sich Frau Rautenstrauch bereit, im Gedenken an ihren Bruder und ihren kurz zuvor verstorbenen Gatten die Kosten für das Gebäude eines künftigen Völkerkundemuseums zu übernehmen. Daraufhin wurde Dr. Willy Foy zum Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums berufen. Mit seinem Dienstantritt am 1. Oktober 1901 erhielt das Museum eine eigene Verwaltung.

1.2 Direktor Foy bemühte sich um den Aufbau einer Handbibliothek und konnte Ende des Etatjahres 1910/11 auf 2700 inventarisierte Titel mit rund 4200 Bdn verweisen, eingeschlossen etwa 50 Periodika. Diese Zahlen sind beachtlich, denn um diese Zeit dürfte das völkerkundlich relevante Schrifttum nicht viel mehr als 6000 Werke betragen haben. Rund 700 Titel stammen aus Schenkungen und Nachlässen. Eine entscheidende Erweiterung erfolgte 1911 durch den Zugang der Sammlung von Georg Küppers-Loosen, die neben einer großen Photosammlung zahlreiche Bücher enthielt. Im wesentlichen war Direktor Foy jedoch beim Aufbau der Bibliothek auf die Etatmittel der Stadt Köln angewiesen. Insgesamt konnte er in den ersten 10 Jahren 31.200 Mark für den Erwerb von Büchern ausgeben.

1.3 Wichtig für den weiteren Zuwachs der Bibliothek war die Gründung des Vereins zur Förderung des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln am 17. Mai 1904. Der Förderverein heute Gesellschaft für Völkerkunde Köln - entschloß sich bald zur Herausgabe einer museumseigenen Publikation, der Ethnologica, die seit 1909 in unregelmäßigen Abständen erscheint. Von Anfang an wurde die Schrift als Tauschexemplar an zahlreiche Völkerkundemuseen und verwandte Institutionen des In- und Auslands versandt.

1.4 Ab 1914 verringerte sich der Zuwachs der Bibliothek wegen der knapper werdenden Etatmittel merklich. In den Jahren der Wirtschaftskrise übertraf die Zahl der geschenkten und getauschten Bücher die der Ankäufe. Als das Museum 1944 vorübergehend geschlossen wurde, umfaßte die Bibliothek nicht ganz 8000 inventarisierte Titel mit insgesamt fast 10.000 Bdn. Die kriegsbedingten Verluste der Bibliothek waren relativ gering (ca. 200 Bde). Einen großen Anteil am jährlichen Zuwachs der Bibliothek haben die durch den Schriftentausch, in den seit einiger Zeit auch die Ausstellungskataloge einbezogen sind, erworbenen Publikationen (meist mehr als ein Drittel).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt etwa 20.600 Monographien in ca. 25.000 Bdn. Davon sind 1748 Titel (8,5 Prozent) vor 1900 erschienen. 3 Titel stammen aus dem 17. Jh, 42 aus dem 18. Jh und 1703 aus dem 19. Jh. Von den ca. 8400 Bdn der Zeitschriften und anderen Periodika stammen etwa 750 aus dem 19. Jh. Der historische Bestand wurde zu mehr als 90 Prozent zwischen 1901 und 1910 erworben. Willy Foy hatte die Absicht, den Gesamtbereich des völkerkundlichen Schrifttums zu erfassen, doch sind die Regionen, denen sein besonderes Interesse galt (z. B. Ozeanien), überdurchschnittlich repräsentiert.

2.2 Fast die Hälfte des historischen Bestandes sind Werke in englischer Sprache (mindestens 45 Prozent). In den Anfangsjahren der Bibliothek kaufte Foy gezielt die für die Objektbestimmungen der Museumssammlung wichtigen regionalen Ethnographien, die im 19. Jh meist in Großbritannien erschienen. Der Anteil deutschsprachiger Bücher liegt zwischen 30 und 35 Prozent. Nicht selten ist Wien als Verlagsort genannt. Die französischen Werke haben mit rund 10 Prozent einen relativ geringen Anteil. Ca. 10 Prozent machen die Werke in niederländischer Sprache aus, die meist Indonesien bzw. das frühere Niederländisch Ost-Indien betreffen. Wenige Werke sind in spanischer und italienischer Sprache oder anderen Sprachen. Die Zeitschriften sind etwa zu gleichen Teilen in deutscher, englischer, französischer und niederländischer Sprache. Die Zahl der spanischen und italienischen Titel ist gering. Systematische Übersicht

2.3 Die Region Ozeanien hat einen hohen Anteil am historischen Bestand (302 Werke, gut 14 Prozent). Fast alle wichtigen ethnographischen Werke, die im 19. Jh über Ozeanien erschienen sind, sowie 6 Werke aus dem 18. Jh sind vorhanden. Asien ist ebenfalls überdurchschnittlich vertreten (568 Werke, über 12 Prozent; davon 10 Titel aus dem 18. Jh). Vor allem Indien (ca. 120 Titel) und Indonesien (ca. 100 Titel) weisen eine hohe Zahl von Werken aus dem 19. Jh auf.

2.4 Afrika ist weniger gut repräsentiert (269 Titel, rund 6 Prozent). Neben 2 Werken aus dem 18. Jh sind 2 aus dem 17. Jh vorhanden: O. Dapper, Umbständliche und eigentliche Beschreibung von Africa (Amsterdam 1670) und Ludolfus Iobus, Historia Äthiopica (Frankfurt a. M. 1681). Der Anteil für Amerika ist noch geringer (155 Werke, 4 Prozent; davon 4 aus dem 18. Jh), da die Sammlung in den ersten 10 Jahren nur wenig Objekte indianischer Herkunft enthielt.

2.5 Europa gehört mit Ausnahme des Wohnbereichs der Lappen nicht zu den Sammelgebieten des Museums. Dementsprechend wurden für die Bibliothek allenfalls Handbücher und Standardwerke der Volkskunde und der Altertumswissenschaften angekauft. Die meisten Titel mit Ausnahme der Literatur über die Lappen - kamen durch Geschenk oder Tausch in die Bibliothek, so auch die Werke aus dem 19. Jh (65 Werke, 5 Prozent).

2.6 Die Abteilung Allgemeines (insgesamt 4500 Werke) umfaßt die theoretischen oder zusammenfassenden Werke der Ethnologie in den Bereichen Religion, Kunst, Technik etc. sowie Festschriften, Handbücher und Enzyklopädien. Der historische Bestand (389 Werke, 8,5 Prozent, davon 20 Werke aus dem 18. Jh und eines aus dem 17. Jh) entspricht dem Durchschnitt der Bibliothek. Vorhanden sind über 20 in der Gruppe " Reisen" stehende englische und französische Originalausgaben der großen Forschungsreisen und Weltumseglungen des späten 18. und frühen 19. Jhs (James Cook, Georg Forster, Sydney Parkinson, La Pérouse etc.). Zu dieser Abteilung gehört mit A. Rossaeo, Der gantzen Welt Religionen, oder Beschreibung aller Gottes- und Götzendienste (Amsterdam 1667) das älteste Buch der Bibliothek.

2.7 Die Periodika umfassen rund 400 völkerkundliche (oder verwandte) Zeitschriften und Publikationsreihen, von denen 70 im 19. Jh begannen (ca. 750 Bde, 8,5 Prozent). Vorhanden sind alle wichtigen nationalen Völkerkundezeitschriften wie z. B. die Zeitschrift für Ethnologie und der American Anthropologist, viele Museumspublikationen, aber auch Missions- und Kolonialzeitschriften. Die meisten Reihen sind vollständig, mehrere wurden nach einigen Bdn eingestellt.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[umfaßt die Titel der monographischen Werke, der Festschriften, Kongreßberichte und Zeitschriften; neuerdings werden auch Zeitschriftenartikel eingefügt; bis 1989 nach PI, ab 1990 nach RAK-WB]

Alphabetischer Katalog des Instituts für Völkerkunde der Universität Köln

Systematischer Katalog

[nach regionalen und sachlichen Gesichtspunkten geordnet; umfaßt nicht nur die Titel des Alphabetischen Katalogs, sondern auch Zeitschriftenartikel und die Bücher des Instituts für Völkerkunde der Universität Köln]

Standortkatalog

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Foy, Willy: Das städtische Rautenstrauch-Joest-Museum in Cöln. In: Ethnologica 1 (1909) S. 1-70 Völger, Gisela (u. a.): Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde Köln. München 1986 (museum Heft 10)

Stand: Juni 1989

Waldemar Stöhr


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.