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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Markt 1, 09496 Marienberg [Karte]
Telefon. (03735) 602-28
Telefax. (03735) 2 23 07

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Marienberg
Funktion. Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Marienberg, Landkreis Marienberg, Westerzgebirge, Sachsen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Ausleihe teilweise möglich. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-12 Uhr, Donnerstag außerdem 14-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). Bushaltestelle am Markt. A 4 (E 40), Ausfahrt Chemnitz-Nord, B 174.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der weitaus größte Teil der Buchbestände des Stadtarchivs stammt aus der alten Ratsbibliothek. Die Sammlung wurde durch Schenkungen, Stiftungen und Käufe vermehrt. Privatpersonen und Vereine, insbesondere der Erzgebirgsverein, übergaben ihre Nachlässe der Bibliothek.

1.2 Ein verheerender Brand zerstörte 1610 die meisten Gebäude im Stadtinnern. Der historische Buchbestand aus dem 16. Jh fiel fast völlig den Flammen zum Opfer. Zwischen 1802 und 1875 existierte in Marienberg eine Kirchen- und Schulbibliothek. Nach ihrem Verkauf 1880 gelangten einige Restbestände in das Stadtarchiv, wurden 1965 aber zumeist an die Kirche zurückgegeben. 1945 ging eine größere Anzahl von Druckwerken aus dem Archiv an das Sächsische Staatsarchiv über. Mehr als 300 Titel sächsischer und Erzgebirgsliteratur befinden sich ferner als Dauerleihgaben im Erzgebirgsmuseum Seiffen, da sie nach dem Umzug des Marienberger Heimatmuseums in das sogenannte Zschopauer Tor nicht mehr unterzubringen waren.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand umfaßt einschließlich der Sondersammlung 193 Titel. Aus dem 16. Jh stammen 2 Titel, aus dem 17. Jh 4, aus dem 18. Jh 25 Titel. 159 Titel entfallen auf das 19. Jh. Außerdem sind 3 Werke ohne Jahresangabe vorhanden. Der Bestand ist bis auf wenige Ausnahmen deutschsprachig. 6 Werke sind in lateinischer Sprache, davon 2 Titel des 16. Jhs und 4 Titel des 18. Jhs. Ein Werk aus dem 17. Jh liegt in hebräischer Sprache vor. Systematische Übersicht

2.2 Der Bestand gliedert sich in die Gruppen Marienbergica, Landkreis Marienberg, Erzgebirge und Sachsen. Hinzu kommen Zeitungen und Zeitschriften sowie Atlanten und Landkarten.

2.3 Die Gruppe Marienbergica enthält 48 Drucke vor 1900; davon entfallen je 13 Titel auf die Geschichte der Stadt und auf spezifische örtliche Gesetze; 9 Titel betreffen Belange des Schulwesens und der Kirche. Wertvollstes Stück ist die lateinische, in Briefform abgefaßte Stadtbeschreibung Marienbergi descriptio (Leipzig 1541) des Humanisten Johann Rivius (1500-1533), etwa 15 Jahre nach der Stadtgründung verfaßt. Das vorliegende Exemplar gelangte vermutlich aus dem Nachlaß des gebürtigen Marienberger Oberbergmeisters Christian Wilhelm Friedrich Schmid 1807 an die Lateinschule Marienberg und ab 1888 in den Besitz des Stadtarchivs. Dem testamentarischen Willen Schmids entsprechend, wurde die Schrift übersetzt und in den Marienberger Schulprogrammen sowie in der Zeitschrift Glückauf veröffentlicht. Die pädagogischen Schriften von Rivius liegen unter dem Titel De iis disciplinis, quae de sermone agunt, ut sunt Grammatica, Dialectica, Rhetorica, libri XVIII in der Ausgabe von 1551 vor.

2.4 Mit der Stadtbeschreibung zusammengebunden sind in 5 Sammelbänden weitere sogenannte " Gelehrtenschriften": Arbeiten Marienberger Bürger des 17. und 18. Jhs, wie Samuel Friedrich Punschel, Ernst Struntz, Tobias Schmidt u. a. zu theologischen, mathematischen, juristischen und historischen Themen in lateinischer und hebräischer Sprache. Christian W. F. Schmid versuchte mit Kleinen Bruchstücken eine Gelehrtengeschichte geborener Marienberger (1800). Vom Wirken der Nachfolgeeinrichtungen des bereits 1537 begründeten Lyzeums liegen gedruckte Berichte, Programme und Schulordnungen aus den ersten Jahren des 19. Jhs vor. Waisenhausnachrichten berichten zwischen 1802 und 1884 über die 1771 von Pastor Johann Ehrenfried Wagner initiierte Einrichtung sowie den dortigen, mit einer Sonntagsschule verbundenen Unterricht. Carl Leberecht Scheffels Kurtze Nachricht von dem Marienberger Bade (1767) behandelt die ab 1555 genutzte temperierte Mineralquelle.

2.5 Die Hälfte der Druckschriften zum Landkreis Marienberg entfallen auf Industrie und Handwerk. Die älteste Historie der Serpentinstein-Industrie im seinerzeit weit bekannten Städtchen Zöblitz stammt aus dem Jahre 1750. Ortsgeschichten und Führer stellen von der zweiten Hälfte des 18. Jhs an das Thermalbad Wolkenstein und andere Touristenziele vor.

2.6 26 Titel der Gruppe Erzgebirge beinhalten Werke zu Geschichte und Kulturgeschichte sowie zur Geologie des westerzgebirgischen Raumes. Einige Titel dokumentieren den Bau der durchgehenden Eisenbahnlinie bis Flöha-Chemnitz. Einflußreichen Persönlichkeiten des Westerzgebirges wie Barbara Uttmann (1514-1575) und Karl Stülpner (1767-1841) sind 7 Titel gewidmet ( s. u. 2.11, Sondersammlung).

2.7 In der Bestandsgruppe Sachsen sind ca. 100 Titel vor 1900 erschienen. Auf der Basis des Corpus iuris Saxoniae (1672), des Codex Augusteus (1724-1819) sowie Einzelwerken ist die sächsische Gesetzgebung einschließlich Verfassung, Stadt- und Landgemeindeordnungen sowie Anordnungen für Einzelbelange von Handwerk, Gewerbe, Armeedienst, Volksschulwesen u. a. von 1482 bis 1918 dokumentiert. Seit Beginn des 19. Jhs liegen die Gesetz- und Verordnungsblätter des Königreiches Sachsen (1818 ff.), des engeren erzgebirgisch-vogtländischen Kreisgebietes Zwickau (1836-1904) sowie die Landtagsmitteilungen (1827-1920) vor. Mit Ausnahme der Merian-Topographie Sachsen und Thüringen (1610) sowie Friedrich Gottlob Leonhardis Erdbeschreibung (1790) stammen die Gesamtbeschreibungen und die Nachschlagewerke über Sachsen aus der ersten Hälfte des 19. Jhs.

2.8 Den seit Anfang des 16. Jhs bis Ende des 19. Jhs betriebenen Silbererzbergbau, der 1521 zur Stadtgründung Marienbergs geführt hatte, behandeln 22 Titel bergbaulicher Literatur. Von dem technischen Erneuerer des Marienberger Silberbergbaues im 18. Jh, Friedrich Wilhelm Heinrich von Trebra (1740-1819), liegen die Erläuterungen der Bergwerkskarte von dem wichtigsten Teil der Gebirge im Bergbaurevier Marienberg (1770) vor sowie die Erfahrungen vom Inneren der Gebirge (1785). Der zeitweilige Bergassessor in Marienberg, Sigismund August Wolfgang von Herder (1776-1838), ist mit dem posthum erschienenen Tiefen Meißner Erbstollen (1838) vertreten. Zu Berggerichtsbarkeit und -gesetzgebung liegen von 1808 an 5 Werke vor, weitere 4 Titel sind dem Arbeitsschutz sowie sozialen und gewerkschaftlichen Belangen gewidmet. Aus dem 18. Jh stammen 3 Werke mit Berggebeten und -predigten. 21 Bergkalender für Marienberg seit 1773, ein Freiberger Bergkalender, Sammlungen erzgebirgischer und Bergmannssagen sowie geschichtliche Darstellungen des sächsischen Bergbaues aus der ersten Hälfte des 19. Jhs runden den Bestand ab. Einzeldarstellungen betreffen darüber hinaus Themen aus Handwerk und Gewerbe, Bauwesen, Denkmalspflege, Schulgeschichte, Kirchenrecht, Armenwesen u. a., vorwiegend aus dem 19 Jh.

2.9 Das Stadtarchiv besitzt fast lückenlos seit dem ersten Erscheinen 1823 das zunächst als Nützliches und unterhaltendes Wochenblatt, ab 1907 täglich erschienene Erzgebirgische Nachrichten- und Anzeigeblatt, den damit konkurrierenden Erzgebirgischen General-Anzeiger (1861-1944) sowie die Zeitschrift des Erzgebirgsvereins Glückauf (1881-1943, lückenlos).

2.10 Die Kartensammlung umfaßt 13 gedruckte Karten und 6 Atlanten vor 1900. Zwei Atlanten gehen auf das 18. Jh zurück. Die Landkarten aus dem 19. Jh beziehen sich auf das sächsische Territorium mit Stadt und Umgebung Marienberg. Sondersammlung

2.11 Im Heimatmuseum " Zschopauer Tor" besitzt die Stadt Marienberg eine Karl-Stülpner-Sammlung (Wildschütz im Erzgebirge). Sie umfaßt u. a. 12 literarische Werke aus dem 19. Jh und einen Titel aus dem 18. Jh. Zwei Werke des 19. Jhs über Karl Stülpner befinden sich noch im Stadtarchiv (s. o. 2.6). Der Bestand behandelt das Leben des Wildschützen in den Wäldern des Erzgebirges im 18. Jh.

3. KATALOGE

Findbuch der Archivbibliothek

[ab 1978, sachlich geordnet]

Findbuch der Kartensammlung

[Erfassung erstmals 1790; Erweiterung 1889; Ergänzung und Vervollständigung 1967]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Roitzsch, Paul: Übersicht über die Bestände des Stadtarchivs Marienberg. Karl-Marx-Stadt 1970 (Bestandsübersichten der Stadt- und Kreisarchive im Bezirk Karl-Marx-Stadt 1)

Wiefel, Bernd: Johann Rivius und seine Stadtbeschreibung von Marienberg. In: Sächsische Heimatblätter 31 (1985) Heft 1, S. 11-13

Wiefel, Bernd: Zur Geschichte des bürgerlichen Pressewesens im Bereich von Marienberg und seiner Umgebung (1824-1924). In: Erzgebirge (1985) S. 43-47

Stand: Oktober 1992

Karin Ullmann

Martina Schönherr


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.