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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Stadtplatz 55, 4600 Wels [Karte]
Telefon. (07242) 235-768 und 705
Telefax. (07242) 235-755

Unterhaltsträger. Magistrat der Stadt Wels
Funktion. Archivbibliothek für Mitarbeiter und Archivbenützer
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Stadtgeschichte, Kultur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. - 2. Besondere Sammelgebiete: Druckwerke mit Bezug auf die Stadt Wels und ihre Bewohner; ausgeschiedene Bestände der Amtsbibliothek des Welser Magistrats.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Voranmeldung erforderlich. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12.30 Uhr und Montag, Dienstag, Donnerstag 14-17.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benützer. Voranmeldung sinnvoll, da die Bereitstellung der Literatur aus den ausgelagerten Bestandsteilen großen Zeitaufwand erfordert. - Westbahn bis Wels, Fußwegnähe (15 Minuten). - A 1 bis Abfahrt Sattledt, A 25 bis Abfahrt Wels-Nord, B 1. Parkmöglichkeiten beim Messegelände (8 Minuten Fußweg).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Stadtarchiv Wels ist seit 1976 eine eigenständige Dienststelle. Mehr als 80 Jahre lang hatte das Städtische Museum und Archiv (seit 1964 Dienststelle Museums- und Archivverwaltung des Magistrates) die Archivalien und Bibliotheksbestände betreut und verwaltet. Die Gründung der Bibliothek liegt im dunkeln. Von der Existenz einer Stadt- oder Ratsbibliothek bereits im 16. Jh unterrichten erhaltene Rechnungen zu Ankäufen und Unterlagen zu Schenkungen und Zuwendungen. Diese Buchbestände kamen jedoch während des Bauernkrieges und der Wirren des Jahres 1626 abhanden.

1.2 Mit dem im Vormärz aufkommenden Geschichtsbewußtsein wuchs auch das Interesse an den Welser historischen Beständen, was zu sparsamen Ankäufen einschlägiger Literatur führte. Die wissenschaftlich fundierte Inventarisierung der archäologischen Funde aus der Region sowie das Sammeln historischer Quellen und Bücher setzten jedoch erst mit der Gründung des Städtischen Museums 1892 ein. 1904 wurden die Schauräume im damaligen Sparkassengebäude eröffnet, die Archivalien befanden sich im Gebäude des aufgelassenen Minoritenklosters. Die ehrenamtlich als Archiv- und Museumskustoden tätigen Stadtamtsleiter Franz von Benak (bis 1906) und Ferdinand Wiesinger (1906-1943) setzten sich für die geeignete Unterbringung und den Ausbau der Sammlungen ein. Schenkungen von Welser Bürgern, Ankäufe aus Antiquariaten und besonders die Übernahme des historischen Buchgutes der Welser Stadtbibliothek in den zwanziger Jahren des 20. Jhs bereicherten die Bestände der Museums- und Archivbibliothek. In den Vorkriegs- und Kriegsjahren war die Ankaufstätigkeit eingeschränkt, die Sammlungen erlitten jedoch keine wesentlichen kriegsbedingten Verluste.

1.3 Seit der Bestellung des ersten hauptamtlichen Museumsleiters im Jahre 1952, Gilbert Trathnigg, wurde die Sammlung alter Werke besonders in den Bereichen der Volkskunde und Welser Stadtgeschichte gezielt ausgebaut. Die Bibliothek gewann aber auch durch den intensiven internationalen Schriftentauschverkehr des Musealvereines Wels (seit 1954) wesentlich an Umfang. Nach der Neuordnung der Archivalien wurde daher aus Platzgründen die Trennung der Agenden von Museum und Archiv beschlossen und hinsichtlich der Bibliotheksbestände bis Mitte der achtziger Jahre auch durchgeführt. Die Bibliothek blieb dem Stadtarchiv zugeteilt, ihre provisorische Aufstellung im Hause Stadtplatz 55 mußte seither jedoch mehrmals verändert werden. Aus Raumnot befindet sich der Großteil der Bücher seit 1990 in einem Außendepot. Eine Zusammenführung der Buchbestände des Archivs ist geplant.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Das Bibliotheksinventar führt 6387 Bde an, davon bilden 691 vor 1900 erschienene Titel die sogenannte Historische Bibliothek. Einige ausgelagerte, nicht katalogisierte Titel aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs blieben unberücksichtigt. Die Historische Bibliothek thält 3 Inkunabeln, 7 Titel des 16. Jhs, 29 des 17. Jhs, 176 des 18. und 478 des 19. Jhs sowie eine Fragmentensammlung (s. u. 2.9).

2.2 59 Titel sind fremdsprachig. Mit 34 Titeln überwiegen dabei Publikationen in lateinischer Sprache, hinzu kommen ca. 10 zweisprachige Bibelausgaben (Latein und Deutsch). 10 Werke sind französisch und 5 italienisch.

Sytematische Übersicht

2.3 Die umfangreichste der 17 Sachgruppen, nach denen die Bestände der Historischen Bibliothek gegliedert und provisorisch aufgestellt wurden, beinhaltet Gesetzesausgaben und -kommentare (201 Titel). Staats- und Landesgesetze sowie Gemeinden betreffende Gesetze sind in vollständigen Ausgaben seit der Regierungszeit Maria Theresias bis ins 20. Jh hinein vorhanden. Dieser Bestand stammt aus der Amtsbibliothek der Welser Gemeindeverwaltung und wurde sukzessive übergeben.

2.4 Unter 139 Schulbüchern des 18. und 19. Jhs sind sowohl Lehrbücher für die Trivialschule als auch für das Universitätsstudium, z. B. Historischer Anfang oder kurze und leichte Weise, die Catholische Jugend in der Historie zu unterrichten (Augsburg 1736), das Rechenbuch für die Schüler der deutschen Schule in den k.k. Staaten (Linz 1777) und F. Fischers Lehrbuch des österreichischen Handelsrechtes (Wien 1849). Die Fachschwerpunkte liegen bei Geschichte, Sprachen, Mathematik und Unterrichtsmethodik. Die Bestände stammen z. T. aus der städtischen Schulverwaltung, z. T. aus privaten Spenden.

2.5 Die Sachgruppe Religion enthält 124 Titel. Unter 6 Protestantica aus dem 16. Jh sind Martin Luthers Hauspostill (o. O. 1566) mit zahlreichen Holzschnittillustrationen und die Kirchen Postillen (Wittenberg 1598) sowie Johannes Bugenhagens Psalter (Nürnberg 1563). Auf das 17. Jh entfallen 20 Titel, auf das 18. Jh 67. Es handelt sich um lateinisch-deutsche Bibelausgaben, christlich-katholische Hauspostillen und Lebensbeschreibungen, wie Das große Leben Christi (Steyr 1753), und zahlreiche Gebetbücher. Theologischen Inhalts ist auch der bei den Archivalien verwahrte älteste Druck der Bibliothek, Johannes Franciscus de Pavinis' Tractatus visitationum (Rom: Georg Lauer 1475). Im Einband des kanonistischen Traktates befinden sich derzeit nicht identifizierbare Druckfragmente aus der römischen Offizin Ulrich Han.

2.6 Von den restlichen Beständen entfallen 50 Titel des 18. und 19. Jhs auf Geschichte, vorwiegend Universalhistorien und Geschichtswerke über das Deutsche Kaiserreich und die Habsburgermonarchie. 20 Titel sind Kochbücher, darunter Der freiwillig aufgesprungene Granatapfel (1701), Ignaz Gartlers Wienerisches bewährtes Kochbuch (1786) und Das neue Linzer Kochbuch (1808). Lexika sind mit 13, die Sachgruppe Fremdsprachen mit 14 Titeln vertreten.

2.7 Unter den 15 Werken der Medizin sind die Schatzkammer rarer und neuer Kuriositäten (3. Teil, 1689) und Die königlich-Preußische und Khur Brandenburgische Hof-Wehe-Mutter (1741). Sie werden von 12 Titeln zur Pharmazie ergänzt, wozu ein Dispensatorium Pharmaceuticum universale (Frankfurt 1764) und ein Dispensatorium pharmaceuticum austriaco (Wien 1764) zählen. Die Sachgruppen Bank-, Kredit- und Finanzwesen, Geographie, Handwerk/Gewerbe, Naturwissenschaften, Reisebeschreibungen und Varia umfassen jeweils 5 bis 8 Titel, die Sachgruppe Belletristik 17 Titel des 19. Jhs.

Sondersammlungen

2.8 Die Sammlung Frühe Drucke enthält derzeit 47 Werke, vorwiegend aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, mit Bezug zu Wels und Oberösterreich. Darunter sind 22 Flugblattlieder und 2 Spielkartendrucke der ersten Hälfte des 19. Jhs, aber auch die Leichenpredigt auf Plazidus Buechauer von Kremsmünster des Kapuzinerpaters Wolfgang Haas (Linz: Maria Elisabeth Kürnerin 1670). Dieser Bestand soll erweitert werden.

2.9 Die Fragmentensammlung besteht aus 5 Fragmenten des 17. und 18. Jhs ohne Titelblatt, mehreren Kalenderfragmenten des 17. Jhs sowie einigen Kartendrucken des 16. und 17. Jhs, die sich nicht eindeutig zuweisen lassen. Hinzu kommen 2 Einblattdrucke aus den Jahren 1488 und 1490 sowie das Fragment eines Missales im Pergamentdruck des 15. Jhs, die zu den Buchdeckelfunden der Sammlung gehören.

Behelfskartei

[mschr. Zettelkatalog nach hauseigenen Regeln, ordnet Bestand der Historischen Bibliothek nach 17 Sachgruppen, innerhalb der Gruppen chronologisch, derzeit in Arbeit. Die 18. Sachgruppe, Inkunabeln, ist in den Archivbestand integriert. Die Herkunft des überwiegenden Teils der Historischen Bibliothek kann aus den Eintragungen in den Katalogen des Stadtmuseums erschlossen werden.]

Bibliotheksinventar des Stadtarchivs

[geführt seit 1980, listet Bestand von derzeit 6387 Bdn nach Numerus currens auf]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zu Schenkungen/Ankäufen der nicht mehr bestehenden Ratsbibliothek des 16. und 17. Jhs

[Stadtkammeramts-, Lichtamts- und Einnehmeramtsrechnungen im Stadtarchiv Wels]

4.2 Darstellungen

Holter, Kurt: Vom Welser Buchwesen (Spätmittelalter und Reformationszeit). In: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs 3 (1954) S. 87-103 [zur Ratsbibliothek S. 96-101]

Trathnigg, Gilbert: Beiträge zur Welser Kulturgeschichte des 16. Jahrhunderts. Der Buch- und Kunstbesitz nach den Inventaren im Stadtarchiv. In: Jahrbuch des Musealvereins Wels 6 (1959/1960) S. 106-151

Tuschner, Wolfram: Zur Geschichte der Fragmentensammlung im Welser Stadtarchiv. In: Jahrbuch des Musealvereines Wels 21 (1977/1978) S. 31-46

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Holter, Kurt: Unbekannte Wiegendrucke im Welser Museum. In: Jahrbuch des Musealvereins Wels 14 (1967/1968) S. 33-45

Holter, Kurt: Über einige unbekannte Wiegendrucke in oberösterreichischen Sammlungen. In: Gutenberg-Jahrbuch 45 (1970) S. 97-107

Trathnigg, Gilbert: Welser Flugblattlieder des 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch des Musealvereins Wels 15 (1968/1969) S. 164-172

Stand: Juni 1992

Günter Kalliauer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.