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Stadtbibliothek

Adresse. Johannisplatz 18/20, 99817 Eisenach [Karte]
Telefon. (03691) 20 39 98
Bibliothekssigel. <112>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Eisenach
Funktion. Öffentliche Bibliothek. Sammelgebiet. Thüringisch-sächsische Geschichte, speziell zu Eisenach und Umgebung.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (ausgenommen historischer Buchbestand). Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag 10-18 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Vom Bahnhof Eisenach Fußwegnähe (ca. 10 Minuten) Richtung Karlsplatz, dann Richtung Johannisstraße. A 4 (E 40), Ausfahrt Eisenach-Ost oder -West. Parkmöglichkeiten in der Nähe des Gebäudes.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde 1926 gegründet, als der in den Jahren 1887 bis 1889 gebildeten Carl-Alexander-Bibliothek eine volkstümliche Bildungsbücherei als Abteilung angegliedert wurde. Die Carl-Alexander-Bibliothek war ihrerseits hervorgegangen aus einer Vereinigung der Gymnasial-Bibliothek (gegr. 1586), der Wartburg-Bibliothek (gegr. 1883), des nicht-juristischen Teils der Bibliothek des Appellationsgerichts und des Zieglerschen Vermächtnisses (Alexander Ziegler, 1822-1887, war Schüler des Eisenacher Gymnasiums und hinterließ ihm seine Sammlung geographischer und landeskundlicher Literatur). Die in eine Stiftung umgewandelte Carl-Alexander-Bibliothek sollte durch diese Kombination von wissenschaftlicher und allgemein öffentlicher Bibliothek ihre Wirksamkeit erhöhen. 1939 umfaßte die Bibliothek 60.000 Bde einschließlich der Schulprogramme und 60 Bde Hss.

1.2 Die Provenienzen spiegeln die bewegte Geschichte der beiden Sammlungsteile der ehemaligen Carl-Alexander-Bibliothek wider: In Verbindung mit der Gymnasialbibliothek Eisenach tauchen die in sie integrierte Fürstlich-Eisenachische Cammer-Bibliothek, das Funkhaenelsche Vermächtnis (Karl Hermann Funkhaenel, 1808-1874, war Gymnasialdirektor in Eisenach) und die Stiftung Alexander Ziegler ( s. o. 1.1) auf. Die Bibliotheca Serenissimae Domus Saxo-Isenacensis ging in der Fürstlichen Canzlei-Bibliothek (gegr. 1636) auf. Ihr Bibliothekar war Christian Friedrich Schnauß (1722-1797), dessen Exlibris ebenfalls in den Bänden begegnet. Sie wurde mit der Großherzogl. S. Regierungsbibliothek vereinigt. Außerdem kommen die Bibliothek des Appellationsgerichtes Eisenach, die Bibliothek der Sekundogenitur des Großherzogl.-Sächs. Hauses (mit gediegenen Ledereinbänden), die Bibliothek des Hauptfideikommisses des Großherzogl.-Sächs. Hauses und schließlich auch die Leihbibliothek der Hofbuchhandlung Johann Friedrich Baerecke (gegr. 1817) vor.

1.3 Im Jahre 1948 verselbständigte sich die Volksbücherei. Teile der Carl-Alexander-Bibliothek gingen 1955 (nachdem 1953 die Stiftung aufgelöst worden war) u. a. an die Stadt- und (seit 1954) Kreisbibliothek (SKB) Eisenach. Der größte Teil des Heimatkunde-Bestandes gelangte 1966 in die Stadt- und Kreisbibliothek, als die Carl-Alexander-Bibliothek endgültig aufgelöst wurde. Über die Frage, wie mit den wissenschaftlichen Buchbeständen der Carl-Alexander-Bibliothek verfahren werden sollte, hatte es entgegengesetzte Auffassungen gegeben. Das jahrelange Tauziehen um die Existenz der Bibliothek endete schließlich mit dem Auseinanderreißen der Sammlung. Um die vollständige Abgabe der Bücher zu verhindern, faßte die Stadt den Beschluß, " die für Eisenach wichtigen Bücher" in den Bestand der Stadt- und Kreisbibliothek zu überführen, die Wartburg erhielt ebenfalls die sie interessierenden Titel. Die Deutsche Staatsbibliothek Berlin (DSB) integrierte 1967 etwa 9000 Bde in ihren Bestand; 1000 Bücher wurden pauschal für 10.000 Mark vom Zentralantiquariat der DDR in Leipzig übernommen und rund 28.000 Bde " offensichtlich über die Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände [in Berlin] neben der DSB anderen Bibliotheken angeboten" (Brunner, s. u. 4).

1.4 Die heute in der Stadtbibliothek Eisenach vorhandenen ca. 6000 Bde aus der Carl-Alexander-Bibliothek gliedern sich in einen " Allgemeinen Teil" und den Regionalbestand " Thüringisch-sächsische Geschichte", der den Kern der Heimatkundlichen Abteilung bildet.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek besitzt 104.844 Medieneinheiten. Der am Standort ausgezählte historische Bestand umfaßt insgesamt (" Allgemeiner Teil" und " Thüringisch-sächsische Geschichte" zusammen) 3318 Bde (3,2 Prozent des Gesamtbestandes, 56 Prozent des Teilbestandes Carl-Alexander-Bibliothek). Aus dem 16. Jh stammen 26 Bde, aus dem 17. Jh 108 (3,3 Prozent), aus dem 18. Jh 757 (22,8 Prozent) und aus dem 19. Jh 2427 (73,1 Prozent). Der als geschlossene Sammlung geführte " Allgemeine Teil" enthält 2400 Bde, davon sind 1661 Bde (69,2 Prozent) historischer Bestand (16. Jh 4, 17. Jh 38, 18. Jh 323, 19. Jh 1296), der weiter fortgesetzte Teilbestand " Thüringisch-sächsische Geschichte" umfaßt 3538 Bde, davon sind 1657 (46,8 Prozent) historischer Bestand (16. Jh 22, 17. Jh 70, 18. Jh 434, 19. Jh 1131).

2.2 In deutscher Sprache sind 2965 Bde (89,3 Prozent; 16. Jh 23, 17. Jh 77, 18. Jh 500, 19. Jh 2365), in lateinischer 280 (8,4 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 31, 18. Jh 239, 19. Jh 7), in französischer 23 (18. Jh 2, 19. Jh 21), in englischer 12 (19. Jh) und 38 (18. Jh 16, 19. Jh 22) in weiteren Sprachen. Der " Allgemeine Teil" enthält 1322 Bde (79,6 Prozent) in deutscher Sprache, in lateinischer 276 (16,6 Prozent), in französischer 18, in englischer 11, in weiteren Sprachen 34. Der Teilbestand " Thüringisch-sächsische Geschichte" ist zu über 99 Prozent deutschsprachig (1643 Bde).

Systematische Übersicht

2.3 Zur Sprach- und Literaturwissenschaft (einschließlich der Belletristik) sind 813 Bde vorhanden (24,5 Prozent; 17. Jh einer, 18. Jh 15, 19. Jh 797). Die Minnesinger (Leipzig 1838) wurden von Friedrich Heinrich von der Hagen herausgegeben; von Johann Christoph Gottsched sind der Grundriß zu einer Vernunfftmäßigen Redekunst (Hannover 1729) und das Trauerspiel Sterbender Cato (Leipzig 1732) vorhanden. In der 4. Auflage ist die Sammlung von Johann Christian Günthers ... Gedichten (Breslau und Leipzig 1746) im Bestand, weiterhin Friedrich Matthissons Lyrische Anthologie (Zürich 1803-1806), die Sammlung historischer Volkslieder und Gedichte der Deutschen (Stuttgart und Tübingen 1830) von dem Jenaer Philologen Oskar Ludwig Bernhard Wolff in einem Dedikationseinband von dem Weimarer Buchbinder Martin Bauer an den Großherzog Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach -, und die Altschwedischen Balladen, Mährchen und Schwänke (Stuttgart und Tübingen 1836), übersetzt von dem Konsistorial- und Schulrat Gottlieb Mohnike.

2.4 Grimms Deutsches Wörterbuch ist vollständig im Bestand. Von dem in Jena lebenden Übersetzer Johann Diederich Gries (1775-1842) sind zahlreiche Arbeiten vorhanden, die mit dem Exlibris " Ex Bibliotheca Serenissimae Domus Saxo-Isenacensis" versehen sind. Dazu gehören u. a. Schauspiele (Berlin 1815-1829) von Calderón, Ariosts Rasender Roland, dem Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach gewidmet (Jena 1827-1828), und Gedichte und poetische Übersetzungen (Stuttgart 1829). Tassos Befreites Jerusalem (Jena 1837) enthält eine Zueignung an die Großherzogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach.

2.5 Lessings Sämmtliche Schriften (Leipzig 1853-1857) liegen in der Ausgabe von Karl Lachmann vor, Goethes Reineke Fuchs mit den Illustrationen Wilhelm von Kaulbachs (Stuttgart 1847). Hinzu kommt eine vollständige Sophienausgabe von Goethes Werken (Weimar 1887-1912).

2.6 Die Gruppe " Allgemeine Geschichte, Kulturgeschichte, Biographien" zählt 514 Bde (15,5 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 20, 18. Jh 63, 19. Jh 427), darunter die Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit (Leipzig 1823-1824) von Friedrich von Raumer, die Manßfeldische Chronica (Eisleben 1572) von Cyriacus Spangenberg und Rußlands und Deutschlands Befreiungskriege von der Franzosen-Herrschaft unter Napoleon Buonaparte in den Jahren 1812-1815 (Leipzig und Altenburg 1816-1819) von Carl Venturini. Die Diplomataria et scriptores historiae Germanicae medii aevi (Altenburg 1753-1760) von Christian Schoettgen und Georg Christoph Kreysig (Provenienz Herzog Johann Wilhelm bzw. Carl-Alexander-Bibliothek) wurden 1993 antiquarisch zurückerworben.

2.7 Mit der Hl. Elisabeth von Thüringen beschäftigen sich über 30 Titel (19. Jh). Dazu gehören die Histoire de Sainte Elisabeth de Hongrie Duchesse de Thuringe (Bd 2, Paris 1862) von Charles Forbes de Tyron, Comte Montalembert, eine illustrierte deutsche Übersetzung dieses Werkes, Leben der heiligen Elisabeth von Ungarn (Einsiedeln, New York, Cincinnatti, St. Louis 1880), und das von Johann Dieffenbach herausgegebene Leben der Hl. Elisabeth von Thüringen in Wort und Bild (Frankfurt a. M. 1884).

2.8 Unter den Biographien findet sich die Lebens- und Helden-Geschichte ...

Friedrichs des Streitbaren (Leipzig 1733) von Johann Gottlob Horn sowie Georg Arnolds ... Gründliche Beschreibung Lebens und Thaten ...

Herrn Moritzens ... ChurFürsten zu Sachsen (Gießen und Frankfurt 1719). Die Verhältnisse in Gotha nach dem Dreißigjährigen Krieg betrifft die Biographie Ernst der Fromme, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg (Weimar 1865) von August Beck.

2.9 Zur Geschichte Thüringens und Sachsens und zur Ortsgeschichte besitzt die Bibliothek 522 Bde (15,7 Prozent; 16. Jh 15, 17. Jh 16, 18. Jh 127, 19. Jh 364), darunter einige seltene ortsbezogene Gelegenheitsschriften. Über Thüringen berichten die Düringische Chronica (o. O. 1596) von Zacharias Rivander, die Newe Thüringische chronica (Mühlhausen 1691) von Johann Becherer, die Vollständige Beschreibung des uralten und weitberühmten Hochgräfl. Geschlechts der Herren Reichsgraf- und Burggrafen von Kirchberg in Thüringen (Frankfurt a. M. 1747) von Johann Gottfried von Meiern und die Geschichte Thüringens (Gotha und Dessau 1782-1785) von Johann Georg August Galletti. Ein Handbuch für Volksschulen war die Thüringische Heimathskunde (Erfurt 1851) von Joseph Herrtwich.

2.10 Zu Sachsen liegen vor die Saxonia (Leipzig 1582) von Albert Krantz, übersetzt von dem in Erfurt wirkenden Theologen und Luther-Übersetzer Basilius Faber, und die von dem Dresdner Oberbibliothekar Gustav Klemm herausgegebene illustrierte kulturgeschichtliche Zeitschrift Sachsengrün mit Beiträgen (in Jg. 1 und 2, 1860-1861) über sämtliche Lande " sächsischen Stammes".

2.11 Im Bereich der Ortsgeschichte finden die Städte des Herzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach besondere Beachtung. Vorhanden sind Gottfried Albin Wettes Historische Nachrichten Von der berühmten Residentz-Stadt Weimar (Weimar 1737), die Sammlungen zu der Geschichte Thüringens, besonders der Stadt Weimar (1. Sammlung, Weimar 1771) und Die Großherzogliche Haupt- und Residenz-Stadt Weimar (Erfurt 1830) von Karl Gräbner (Dedikations-Einband für die Großherzogin Maria Pawlowna). Jena betreffen der Geographus Jenensis (Jena 1673) und der Architectus Jenensis (Jena 1681) des Archidiakons und Stadtchronisten Adrian Beier, beide aus der Bibliothek Herzog Johann Wilhelms, und die Beschreibung der Stadt Jena (Jena 1785) von Johann Ernst Basilius Wiedeburg. Jena von seinem Ursprunge bis zur neuesten Zeit (Jena 1850) von Carl Schreiber (Maler) und Alexander Färber (Museums-Schreiber) enthält kolorierte Abbildungen. Auch über andere thüringische und sächsische Orte ist Literatur vorhanden, so Johann Peter Engelschalls Beschreibung der Exulanten und Bergstadt Johann Georgen Stadt (Leipzig 1723), die als Bestandteil des Funkhaenelschen Vermächtnisses in die Bibliothek gelangte.

2.12 Die Geschichte des Herzogtums und der Stadt Eisenach sowie die Geschichte der Wartburg sind thematische Schwerpunkte (89 Bde; 17. Jh einer, 18. Jh 10, 19. Jh 78). Der Eisenacher Gymnasialdirektor Christian Juncker (1668-1714) edierte ein Sammelwerk, das die drei Schriften Eines Anonymi Staat des Fürstenthums Eisenach, Andreas Toppius' Historie der Stadt Eisenach und Johann Michael Kochs Beschreibung des Schloßes Wartburg ob Eisenach (Eisenach und Leipzig 1710) enthält.

2.13 Der Arzt und Historiker Christian Franz Paullini (1643-1712), der seit 1689 wieder als Physikus in Eisenach lebte, gab eine Historia Isenacensis (Frankfurt a. M. 1698) heraus. Vermischte Nachrichten und Anmerkungen zur Erläuterung und Ergänzung der Sächßischen vornemlich der Eisenachischen Geschichte (Eisenach 1766-1772) veröffentlichte Carl Wilhelm Schumacher, die illustrierte Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Eisenach (Eisenach 1837) ist von Johann Wilhelm Storch.

2.14 Der Sängerkrieg auf der Wartburg liegt in der Ausgabe Der Wartburg-Krieg (Stuttgart und Augsburg 1858) von dem aus Gera gebürtigen Karl Simrock vor. Schloß Wartburg, ein Beitrag zur Kunde der Vorzeit von Johann Carl Salomo Thon, ist in der ersten Auflage (Gotha 1792), der zweiten (Gotha 1795) und in der vierten (Eisenach um 1826) vorhanden, überdies Die Wartburg (Leipzig 1826) von Carl Friedrich Goeschel, dem ersten Kommentator von Goethes Faust. Das Wartburgfest (1817) betrifft ein Sammelband, der auch das Lied die Burschenfahrt nach der Wartburg. Am 18. October 1817 und die Rede, gehalten am 19ten October 1817 zu denen auf der Wartburg versammelten deutschen Burschen (1817) von Friedrich Wilhelm Carove, dem späteren Publizisten, enthält.

2.15 Der Gruppe Schul- und Bildungswesen (einschließlich der Schulschriften) sind 451 Bde zuzuordnen (13,6 Prozent; 18. Jh 242, 19. Jh 209). Die Erneuerte Schulordnung für die deutschen Stadt- und Dorfschulen des Chur-Sächsischen Landes (Dresden 1773) ist einer der frühesten Titel. Die Schulschriften der Eisenacher Gymnasialdirektoren Johann Michael Heusinger (1690-1751) und Johann Friedrich Eckhardt (1723-1794) sind fast vollständig vorhanden. Die Schulprogramme des Eisenacher Carl-Friedrich-Gymnasiums umfassen den Zeitraum von 1839 an (mit Lücken), die Schulordnung des Gymnasiums liegt in der Fassung von 1867 vor. Die Schulprogramme des Weimarer Gymnasiums sind seit 1853 (mit Lücken) im Bestand. Vorhanden sind die Regesten zur Geschichte des Gymnasiums zu Weimar (Weimar 1887) von Otto Francke, die Geschichte der sächsischen Kirchen- und Schulvisitationen von 1524 bis 1545 (Leipzig 1879) von Carl August Hugo Burkhardt und die Statistik der ... Unterrichts- und Erziehungsanstalten im Großherzogtum Sachsen (Weimar 1883).

2.16 Die Gruppe " Religion, Theologie und Philosophie" umfaßt 177 Bde (5,3 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 12, 18. Jh 40, 19. Jh 121). Von dem aus Basel stammenden Reformator der Stadt Eisenach Jacob Strauss († nach 1527), der die erste evangelische Kirchenvisitation in Thüringen durchführte, sind drei Drucke von 1523 vorhanden: Haubtstuck und artickel Christenlicher leer wider den unchristlichen wucher, in der er abweichend von Luther die Meinung vertrat, daß nicht nur das Nehmen, sondern auch das freiwillige Geben von Zins Sünde sei, Ein kurtz Christenlich unterricht des grossen jrrthumbs, so im heiligthüm zu eren gehalten und Eyn new wunderbarlich Beychtpuchlin.

2.17 Im Bestand sind Leibniz' Kleinere Philosophische Schriften (Jena 1740), hrsg. von Caspar Jacob Huth, ferner Spinozas Über Heilige Schrift, Judenthum, Recht der höchsten Gewalt in geistlichen Dingen, und Freyheit zu philosophiren (Gera 1787), die Deutsche Mythologie (Göttingen 1835) von Jacob Grimm und die Geschichte der Philosophie nach den Hauptmomenten ihrer Entwicklung (Jena 1845) von Ernst Reinhold.

2.18 Die Gruppe " Staat, Recht, Verwaltung" enthält 351 Bde (10,6 Prozent; 16. Jh 3, 17. Jh 46, 18. Jh 213, 19. Jh 89). Die Mandate, Patente und Verordnungen des 18. Jhs betreffen hauptsächlich das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Aus dem 16. Jh stammen der Abdruck Der Röm. Keyserlichen May. etc. Mandat und befehls, an den Churfürsten zu Sachssen, etc. der Achts Execution halben wieder die Echtere ...

Anno 1566 und von dem sächsischen Kurfürsten Herzog August die Verordenungen und Constitutionen, des Rechtlichen Proces (Dresden 1598). Im Zusammenhang mit den Rechtsstreitigkeiten, die Herzog Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen (1687-1763, reg. seit 1746) wegen seiner nicht standesgemäßen Eheschließung auszufechten hatte, sind einige Deduktionen vorhanden, darunter die Gründliche Vorstellung und Deduction Die Sachsen-Meiningische Standes-Erhöhungs-Sache betreffend ...

Anno 1732. Eine weitere Deduktion von 1736 behandelt den Streit um die Ämter Salzungen und Lichtenberg. Weitere Mandate betreffen die Universität Jena zwischen 1640 und 1713.

2.19 Zu nennen sind die Ordnungen Hertzog Ernsten, Hertzog Albrechten, Hertzog Moritzen und Hertzog Augusten ... auffs newe übersehen (Dresden 1598), die Process Und Gerichts Ordnung Des Durchläuchtigsten ...

Herrn Johann Georgen (Dresden 1623), die Fürstlich Sächsische Landes-Ordnung Des ...

Herrn Ernsten, Hertzogen zu Sachsen (Gotha 1740) und die Sammlung Fürstlich Hessischer Landes-Ordnungen und Ausschreiben (Kassel 1767-1782), zusammengestellt von Christoph Ludwig Kleinscd, später von Christian Gerhard Apell. Auch das Sächsisch Lehenrecht unndt Weichbilt (Leipzig 1589) von Christoff Zobel, ein Saalfeldisches Receß-Buch, die Verfassung des Herzogl. Sachsen-Gothaischen Gesamthauses ... (Coburg 1783) und Jacob Grimms Deutsche Rechtsalterthümer (Göttingen 1828) sowie das General-Gouvernements-Blatt für Sachsen (Nr 1, 18. Dezember 1813 bis Nr. 125, 18. Juli 1815) sind im Bestand.

2.20 In der Gruppe " Wirtschaft, Handel, Verkehr" sind 49 Bde vorhanden (1,5 Prozent; 18. Jh 3, 19. Jh 46), darunter die Saxonia Numismatica (Dresden 1705) von Wilhelm Ernst Tentzel und die Erneuerte Fürstliche Sächßische Brau-Ordnung der Residenzstadt Eisenach (Eisenach 1760). Das Exemplar " der hochfürstl. Landes-Regierung allhier" enthält ein Sigel und die Unterschrift der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach (" Amélie HzS").

2.21 Die Geographie und die Naturwissenschaften betreffen 90 Bde (2,6 Prozent; 17. Jh 12, 18. Jh 30, 19. Jh 48). Martin Zeillers in Frankfurt a. M. erschienene Topographia mit den Kupferstichen von Matthäus Merian stammt ursprünglich aus der Gymnasial-Bibliothek, vorhanden sind die Bände Topographia Bavariae (1644), Topographia Palatinatus Rheni et Vicinarum regionum (1645), Topographia Archiepiscopatuum Moguntinensis, Trevirensis et Coloniensis (1646), Topographia Superioris Saxoniae Thüringiae (1650) und Topographia Germaniae Inferioris (1659).

2.22 Vorhanden ist die Anleitung zu der Geographie der mitlern Zeiten (Jena 1712) von Christian Juncker. Die Beschreibung Des gantzen Welt-Kreises (Frankfurt a. M. 1719) von Alain Manesson Mallet trägt auf dem Einband den Vermerk " In die Schul Bibliotheca zu Eisenach 1721". Ein Zuverläßiger Auszug der sichersten Nachrichten von der Vortreflichen und fruchtbaren Landschaft Süd-Carolina und dem Angräntzenden Georgia (Jena [1750]) hat den Jenaer Mediziner Emanuel Christian Löber zum Verfasser. Neben den Reisen durch Brandenburg, Pommern, Preußen, Curland, Rußland und Pohlen in den Jahren 1777 und 1778 (Leipzig 1779-1780) des Astronomen Johann Bernoulli ist, aus der Provenienz von Christian Friedrich Schnauß, Die Harzgegend (Leipzig 1785-1788) von Johann August Ephraim Goeze im Bestand.

2.23 Edouard Humberts Dans la forêt de Thuringe (Genf 1862) folgte Les villes de Thuringe (Paris 1869), mit Beschreibungen von Weimar, Erfurt, Jena, Gotha, Altenburg, Coburg und Meiningen. Der Bibliothek der Sekundogenitur entstammen die großformatigen Werke Album pittoresque de la frégate La Thétis et de la corvette L'Espérance des Vicomte Edmund Bigot de la Touanne (Paris 1827-1828) und Die bildende Gartenkunst in ihren modernen Formen von Rudolph Siebeck (Leipzig 1852). Von Buffons kolorierter Naturgeschichte der Vögel sind 6 Bde vorhanden (Berlin 1772-1777).

2.24 Die Gruppe " Kunst, Theater, Musik" zählt 215 Bde (6,5 Prozent; 18. Jh 13, 19. Jh 201), darunter den Bildband Scènes, paysages, moeurs et costumes du Caucase von Ernest Stackelberg mit Zeichnungen des Prinzen Grégoire Gagarine (Amsterdam 1845), der aus der Sekundogenitur in die Carl-Alexander-Bibliothek gelangte. Weiter findet sich die Geschichte der bildenden Künste bei den Griechen (und Römern) (Dresden 1824-1836) des Malers und Kunstschriftstellers Johann Heinrich Meyer. Die Abbildungen der Gemälde und Alterthümer in dem Königlichen Neapolitanischen Museo zu Portici (Augsburg 1793-1799) von Christoph Gottlieb von Murr gab neben anderen der Kupferstecher Georg Christoph Kilian heraus. Vorhanden sind auch W. Hogarth's Zeichnungen (1. Abteilung, Stuttgart 1840) von Georg Christoph Lichtenberg und die Geschichte der modernen Französischen Malerei seit 1789 (Leipzig 1867) von Julius Meyer.

2.25 Aus der Theater-Literatur sind zu nennen die Hamburgische Theater-Geschichte (Hamburg 1794) von Johann Friedrich Schütze, das Lebensbild Friedrich Ludwig Schröder (Teil 2, Hamburg 1819) von Friedrich Ludwig Wilhelm Meyer und Der wohlunterrichtete Theaterfreund. Handbuch für Buchhändler, Leihbibliothekare, Theaterdirektoren, Schauspieler und Theaterfreunde (Berlin 1830), eine Bibliographie von Leo Fernbach jun. Zur Musik sind vorhanden ein Geistliches Singen und Spielen: Das ist Ein Jahrgang von Texten (Gotha 1711), die in Eisenach musikalisch aufgeführt wurden; ferner Georg Philipp Telemanns (seit 1708 Kapellmeister in Eisenach) Für Freunde der Tonkunst (Leipzig 1830), Friedrich Rochlitz' Die Volkslieder der Deutschen (Mannheim 1834-1836), gesammelt von Friedrich Karl Freiherr von Erlach und die Deutschen Volkslieder mit ihren Original-Weisen (Bd 1, Berlin 1838), hrsg. von August Kretzschmer.

2.26 Die Gruppe " Allgemeines, Zeitungen und Kalender" (47 Bde; 18. Jh einer, 19. Jh 46) enthält u. a. ein Natürliches Zauber-Buch, Oder: Neu-eröffneter Spiel-Platz rarer Künste (Nürnberg 1740) und das Vollständige Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen (Zwickau 1814-1825) von August Schumann. Der Dedikations-Einband von Weimar's Album zur vierten Säcularfeier der Buchdruckerkunst am 24. Juni 1840 (Weimar 1840) ist eine Arbeit des Weimarer Buchbinders Adam Henß.

2.27 Die Bibliothek besitzt als illustrierte Handschrift ein durch einen " gelerttenn Kriegszverstenndigen" zusammengetragenes Feuerbuch (" Fewrbuech"; auf dem Einband: " Füier. Buech. 1562."); die Hs., ehemals in bayerischem Besitz, stammt aus der Bibliothek Herzog Johann Wilhelms.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog [in Zettelform, nach RAK]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, für den Regionalbestand nach KAB/Ter]

Schlagwortkatalog [in Zettelform]

EDV-gestützter Gesamtkatalog [im Aufbau]

Die Bestände werden an den Thüringer Zentralkatalog an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) gemeldet.

3.2 Historische Kataloge

Teil-Katalog [I] der Karl-Alexander-Bibliothek Eisenach. Gruppe: Thüringisch-sächsische Geschichte. Eisenach 1910 (Jahresbericht des Grossh. Karl Friedrich-Gymnasiums, Beil. 1910)

Teilkatalog II. Karl-Alexander-Bibliothek Eisenach. Abt. Wartburg-Bibliothek. Eisenach 1910

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Juncker, Christian: Historische Nachricht von der öffentlichen Bibliotheque des Fürstl. Gymnasii zu Eisenach. Eisenach 1709

Hirsching, Friedrich Karl Gottlob: Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands. Bd. 1. Erlangen 1786 [S. 105-121 über Bibliotheken in Eisenach]

Storch, Johann Wilhelm: Topographisch-historische Beschreibung der Stadt Eisenach. Eisenach 1837 [S. 215-217 über Bibliotheken]

Weber, Hugo: Eröffnung der Carl Alexander-Bibliothek in Eisenach. In: Centralblatt für Bibliothekswesen 6 (1889) S. 86-88

Brunner, Reinhold: " Verschwundene Bücher". Zur Geschichte der Eisenacher Carl-Alexander-Bibliothek. In: Eisenach-Jahrbuch 1 (1992) S. 62-76

Boblenz, Frank: Zur Biographie von Johann Wilhelm Neumair von Ramsla (1572-1641) und zur Geschichte seines Nachlasses. Abschlußarbeit Studiengang Archivwissenschaft. Berlin 1992 [Computerausdruck; S. 54-57 über Eisenacher Bibliotheken]

Stand: November 1995

Odgund Vogel

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.