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     Hessen A - G

Bibliothek des Stadtmuseums

Adresse. Petriplatz 2, 3520 Hofgeismar [Karte]
Telefon. (05671) 888-59

Unterhaltsträger. Stadt Hofgeismar
Funktion. . Museumsbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Hugenottica, Judaica, Kunst, Orts- und Regionalgeschichte, Volkskunde. - 2. Besondere Sammelgebiete: Hugenottica und Judaica der Region.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag 10-12 Uhr, Mittwoch 15-18 Uhr, Freitag 17-19 Uhr, Sonntag 11-13 Uhr und 15-18 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (Eilzugstation Kassel - Dortmund). B 83 von Kassel Richtung Höxter; A 44, Ausfahrt Breuna.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das 1938 als " Städtische Sammlungen für Heimatkunde" (Heimatmuseum) gegründete heutige Stadtmuseum Hofgeismar verfügte bis 1977 von verschwindend geringen (Zufalls-)Beständen abgesehen kaum über nennenswerte thematische Sammlungen. Zu Diebstahlsverlusten der sechziger Jahre (besonders betroffen der Bereich " Zünfte") kam die Gesamteinbuße aller Gesetzessammlungen, Zeitungsbestände u. a. durch unsachgemäße Lagerung zwischen 1955 und 1974. Mit Amtsübernahme durch den jetzigen Museumsleiter (1977) erfolgten parallel die Sammlung unter Schwerpunktthemen (u. a. durch Absprache mit Nachbarmuseen im ersten hessischen Museumsverbund) und der Aufbau von thematischen Bereichsbibliotheken.

1.2 Im Rahmen der bis 1989 gewährten Bezuschussung der Museumsarbeit durch das Land Hessen wurden systematisch zunächst die Bereiche Regionalgeschichte, Militär- und besonders Garnisongeschichte, Geschichte der Hugenotten und Waldenser, ab 1980 auch Jüdische Kultur in Nordhessen gesammelt. Mit der Erweiterung des Museums um kunstgeschichtlich relevante Abteilungen kamen kunsthistorische Apparate (z. T. mit Beständen vor 1900, z. B. im Falle der Sammlung Theodor Rocholl) hinzu. Nebenbei wuchs eine Büchersammlung zum Thema Weimarer Zeit und NS-Zeit, jüngst auch zum Thema Flucht und Vertreibung nach 1945. Die Abteilungen Hugenottica und Judaica verdienen besondere Beachtung. Sie verfügen inzwischen in Ausstellung und Archiv über größere historische Bestände. Ein Schwerpunkt liegt bei der Sammlung französisch-reformierter (hugenottischer) Bibelausgaben, die zu den bedeutendsten überhaupt zählen dürfte.

1.3 Nach dem Museumsumzug in erweiterte Räumlichkeiten (1986) wurden beide Büchersammlungen in die Ausstellungsbereiche als vom Besucher jederzeit einsehbare (und auf Wunsch benutzbare) " workshops" integriert. In dem großzügigen, in der Fertigstellung befindlichen Erweiterungsbau des Museums werden auch die Bereiche Stadt- und Regionsgeschichte, Militär- und Garnisongeschichte und Kunstgeschichte eigene Bibliotheks-, Arbeits- und Studienräume erhalten.

1.4 Entstehung und Funktion der Bestände zur Geschichte der Hugenotten und Waldenser sowie zur Geschichte und Kultur des nordhessischen Judentums sind eng an den Aufbau und die Konzeption der Hugenotten- bzw. Judaica-Abteilung geknüpft. Entsprechend der stadtgeschichtlichen Bedeutung hat sich das Museum seit seiner Gründung mit den französischen Glaubensflüchtlingen beschäftigt. Die auf umfangreichen privaten Vorarbeiten basierende Errichtung einer ständigen Abteilung " Judaica Hassiaca", die der stadt- und regionalgeschichtlichen Bedeutung des nordhessischen Judentums bis 1945 Rechnung trägt, erfolgte erst 1983. Ausstellung und Buchbestand zur " Geschichte der Hugenotten und Waldenser" thematisieren und dokumentieren die Entwicklung der französischen Protestanten und Waldenser seit der ersten Hälfte des 16. Jhs in Frankreich und seit 1685 in den einzelnen Aufnahmeländern (u. a. Hessen-Kassel, Brandenburg-Preußen, Niederlande, Dänemark) unter politischen, religionsgeschichtlichen, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Aspekten. Die Dauerausstellung " Judaica Hassiaca" thematisiert nicht nur die tiefe, historisch begründete Verwurzelung des nordhessischen Judentums in einer mehrheitlich nichtjüdischen Umwelt, sondern auch das kultisch-religiöse Leben und die historische Entwicklung unter besonderer Berücksichtigung des 19. und 20. Jhs einschließlich der Ereignisse der NS-Zeit 1933 bis 1945.

Helmut Burmeister

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand ist fast ausschließlich in den Abteilungen Geschichte der Hugenotten und Waldenser und Judaica Hassiaca enthalten. Bei einem Gesamtbestand von 2000 Titeln beträgt er 561 Titel. Die chronologische und sprachliche Übersicht erfolgt für beide Abteilungen getrennt. Abteilung " Geschichte der Hugenotten und Waldenser" Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Die Abteilung hat einen Bestand von ca. 900 Titeln, davon 446 aus der Zeit vor 1900. Chronologisch gliedert er sich in 20 Titel aus dem 16. Jh, 83 aus dem 17. Jh, 167 aus dem 18. Jh und 176 aus dem 19. Jh auf. Es liegen 118 Werke in deutscher, 35 in lateinischer, 237 in französischer, 16 in englischer, 4 in niederländischer, 20 in dänischer, 9 in schwedischer und 7 in italienischer Sprache vor. Systematische Übersicht

2.3 Einen herausragenden Teil des Bestandes stellt das 91 Titel umfassende Sachgebiet " Bibeln" dar (zuzüglich Zweit- und Drittexemplaren aus jüngerer Auflage). Allein 76 Titel sind französisch-reformierte Bibelausgaben. Eine datiert aus dem 16. Jh, 14 stammen aus dem 17. Jh, 47 aus dem 18. Jh und 7 aus dem 19. Jh, eine ist ohne Jahresangabe. Die Sammlung bietet unter den Gesichtspunkten Übersetzung, Gestaltung und Verbreitung einen repräsentativen Überblick über die Entwicklung und die kirchlich-religiöse Bedeutung dieses Schrifttums. Es liegen Bibelausgaben vor in den Übertragungen oder Bearbeitungen von Pierre Robert Olivetan (1506?-1538), Théodore de Bèze (1519-1605), David Martin (1639-1721), im Utrechter Exil tätiger Pfarrer, Johann Friedrich Ostervald (1663-1747), Pfarrer in Neuchétel, Pierre de Rocques (1685-1748), Kanzelredner in Basel, und den beiden im Berliner Exil lebenden Pfarrern Isaac de Beausobre (1659-1738) und Jacques Lenfant (1661-1728). Darunter sind Ausgaben von Estienne (Genf), Elzevier (Amsterdam), Covens & Mortier (Amsterdam), Imhoff (Basel) und Korte (Flensburg, Altona).

2.4 Die " Politische Geschichte" weist mit 172 Titeln den größten Bestand auf. Davon sind 60 in deutscher und 82 in französischer Sprache; 9 sind im 16. Jh, 31 im 17. Jh, 61 im 18. Jh und 71 im 19. Jh erschienen. Neben deutschen Flugschriften zu besonderen historischen Ereignissen (Schlachten, Verhandlungen etc.) aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs umfaßt der Bestand Gesamtdarstellungen, darunter Jean Legers Histoire generale des eglises evangeliques des vallées de Piemont; ou Vaudoises (Leiden 1669) oder Arrigo Caterino Davilas (1576-1631) Histoire des guerres civiles de France (Paris 1666), weiterhin Monographien über die Bartholomäusnacht, die Camisardenkriege, die Verfolgung und Aufnahme der Hugenotten, Memoiren, Biographien (z. B. über Heinrich IV., Catharina von Medici, Admiral Coligny, Kardinal Richelieu) und satirische Schriften wie die von der Partei der " Politiques" verfaßte Satyre Menipée (Regensburg 1677).

2.5 54 Titel der 73 Titel zum Sachgebiet " Kirchen- und Religionsgeschichte" sind im 19. Jh erschienen, 8 im 18. Jh und 11 im 17. Jh. Von Bedeutung sind die Standardwerke von Vertretern verschiedener religiöser, philosophischer und wissenschaftlicher Richtungen. Erwähnenswert sind Karl Gottlob Ferdinand von Polenz' (1792-1870) Geschichte des französischen Calvinismus in seiner Blüthe (Gotha 1857), die Histoire de la religion des eglises reformées (Rotterdam, Den Haag 1725) des im niederländischen Exil lebenden Theologen Jacques Basnage (1653-1723), die Schrift des Calvinisten Philippe de Mornay (1549-1623) Le Mystere d'iniquité, c'est a dire, l'histoire de la papauté (Genf 1612) sowie anti-calvinistische Abhandlungen des Bischofs Jacques-Benigne Bossuet (1627-1704) wie die Avertissemen(s) aux protestans (Paris 1689).

2.6 Das Sachgebiet " Religiöse Abhandlungen und Streitschriften" weist mit 4 Titeln aus dem 16. Jh, 13 aus dem 17. Jh, 12 aus dem 18. Jh und 6 aus dem 19. Jh einen kleinen, aber bemerkenswerten Bestand auf. 7 Titel liegen in deutscher, 12 in lateinischer und 15 in französischer Sprache vor. Zu den religiösen Abhandlungen gehören Arbeiten von Jean Calvin (1509-1564, u. a. Harmonia: Ex tribus Euangelistis, 1563) und Théodore de Bèze. Die Streitschriften umfassen sowohl wissenschaftliche Abhandlungen als auch polemische und satirische Kontroversliteratur, Raritäten sind die anti-calvinistische Schrift Caluinische Rotte. Ein new lustig und gar nötiges Tractetlein wider die jetzigen Tockmeuser und Mum Caluinisten (Herborn 1598) und Johann Fischarts (um 1546-1590) Der Heylige Brotkorb (Straßburg 1601).

2.7 Das Sachgebiet " Predigt-, Psalm-, Gebet- und Märtyrerbücher" enthält einen Titel aus dem 16. Jh, 5 aus dem 17. Jh, 25 aus dem 18. Jh und 8 aus dem 19. Jh, überwiegend in französischer (22 Titel) und deutscher Sprache (15 Titel). Schwerpunkte bilden Predigtbücher, Psalm- und Gesangbücher, zu denen die von Clément Marot (1497-1544) und Th. de Bèze in Reime gesetzten Pseaumes de David gehören.

Michael Schmitt

Abteilung " Judaica Hassiaca" Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.9 Die im Aufbau befindliche Abteilung verfügt über einen Bestand von ca. 1100 Titeln, davon 115 vor 1900. Zwei Titel stammen aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 80 aus dem 19. Jh auf. Die nicht-deutschen Titel sind überwiegend in hebräischer Sprache verfaßt. Außerdem liegen lateinische, französische und wenige dänische und niederländische Titel vor. Systematische Übersicht

2.10 Lokal- und regionalhistorische Monographien über die jüdischen Gemeinden in Hessen bilden einen Schwerpunkt. 71 Werke gehören in den religiös-kultischen bzw. theologischen Bereich (34 religiös-theologische Abhandlungen und Vorträge, 19 Bibeln, 13 Gebet- und Andachtsbücher, 3 Haggadam, 2 Talmud-Traktate), 15 geschichtliche Darstellungen sowie 9 pädagogisch-katechetische Arbeiten. Die Bibliothek besitzt die Allgemeine Zeitung des Judenthums (1837-1890; u. a. Bd 1-8, 20-30, 41-54 in geschlossener Folge).

2.11 Das Sachgebiet " Religiös-kultische bzw. theologische Schriften" stellt im historischen Bestand einen Schwerpunkt dar. Unter den Bibeln ist die Ausgabe von Jablonski und Knebelius (1699) aus dem Bestand der früheren Israelitischen Gemeinde Hofgeismar zu erwähnen. Drei Ausgaben stammen aus dem 18. Jh, die übrigen aus dem 19. Jh; einige umfassen nur Teile (Psalter, Pentateuch, Jeremia), darunter ein Tenach (Sulzbach 1826) mit einer handschriftlichen Eintragung des Kasseler Oberlehrers Moses Büdinger (1784-1841), der nach 1830 benutzt wurde, wenn jüdische Bürger einen Schwur auf die hebräische Bibel ablegen mußten. Es liegen Bibelausgaben oder Übertragungen vor von Augustus Hahn, van der Hooght, Johann Henrich Maius und Georgius Bürcklin sowie C. G. G. Theile. Unter den 13 Gebet- und Andachtsbüchern, sämtlich aus dem 19. Jh, befinden sich mehrere Ausgaben des Siddur und des Machsor von W. Heidenheim, Rödelheim (u. a. 1832, 1864, 1884), Sachs (1855), Fürstenthal (1874) und Jacobson, Wollstein-Rogasen (1843). Von den beiden Talmud-Traktaten ist der von Michael Gottschalk herausgegebene Folioband (Frankfurt/Oder 1699) hervorzuheben. Regionalgeschichtlich bedeutsam sind die religiös-theologischen oder historisch-katechetischen Titel von Lazarus Levi Adler, Leo Munk und Moses M. Büdinger. Letzterer ist auch der Herausgeber der seltenen Ausgabe der Gesänge zur Erweckung der Andacht und des religiösen Gefühls bei der israelitischen Jugend (Cassel 1832).

3. KATALOGE

Judaica- und Hugenottenbibliothek:

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; hauseigene Regeln; wird z. Z. auf EDV umgestellt]

Bestands- und Neuerwerbungsbuch

Sachkatalog der Hugenottenbibliothek

[in Zettelform; hauseigene Regeln]

Alphabetischer Gesamtkatalog der Museumsbibliothek

[wird z. Z. auf EDV erstellt]

Die Bestände sind nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Burmeister, Helmut: Ein Blick in das neue Stadtmuseum Hofgeismar. In: Jahrbuch 1987 Landkreis Kassel, S. 183 f.

Burmeister, Helmut: Erweiterungsbau Stadtmuseum Hofgeismar. In: Mitteilungen des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde e. V., N. F. 20 (März 1990) S. 14-16

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Burmeister, Helmut: Auf Einladung des Landgrafen. In: ders. (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte der Hugenotten und Waldenser in Nordhessen. Kassel 1985, S. 82-87

Burmeister, Helmut: Lebendige Spuren Zur Darstellung der jüdischen Kultur im Regionalmuseum Hofgeismar. In: Helmut Burmeister, Michael Dorhs (Hrsg.): Fremde im eigenen Land - Beiträge zur Kultur- und Sozialgeschichte der Juden in den alten Kreisen Hofgeismar, Kassel, Wolfhagen und in der Stadt Kassel. Hofgeismar 1985, S. 113-118

Stand: Juli 1991

Michael Dorhs


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.