FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Geleitwort

Bei der 34. Tagung der IFLA (International Federation of Library Associations) 1968 in Frankfurt am Main erhielten die Tagungsteilnehmer neben anderen Materialien ein Buch über die Geschichte der Bibliotheken mit dem tiefsinnigen Titel Gestapeltes Wissen. Das in den Regalen der Bibliotheken gesammelte Wissen ist der Bürge für die Reife einer Gesellschaft. Mit Recht behauptete der Humanist und Reformator Martin Luther, gebildete, kluge, ehrliche und erzogene Bürger seien Bürgen des Wohlstands und der Stärke von Städten, darum sollten die Städte an Geld für Bücher und Bibliotheken nicht sparen. Der russische Denker Alexander Herzen schließlich bezeichnete bei Eröffnung einer Bibliothek das Buch als geistiges Testament einer Generation für ihre Nachkommen.

Historiker werden unser Zeitalter unter anderem auch als Zeitalter der Büchervernichtung in Europa bezeichnen. Millionen Bücher wurden im Ersten und Zweiten Weltkrieg zerstört, weitere Millionen fielen politischer Willkür und der Zensur zum Opfer. Negative Auswirkungen auf die Wertschätzung des Buches haben in jüngerer Zeit auch die telesophischen Theorien eines Marshal McLuhan sowie andere Pseudoprophetien über das nahende Ende des Gutenberg-Zeitalters.

Deutschlands Bedeutung für die Buchgeschichte ist eine besondere. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs erschienen in Deutschland jährlich so viele Buchtitel, wie in Frankreich, Großbritannien und in den USA zusammen. Deutsche Bücher waren im Original und in Übersetzungen in Europa weit verbreitet und beeinflußten den Buchdruck und die Buchsammlungen der Bibliotheken anderer Länder. Andererseits hat besonders das deutsche Buch unter den verheerenden Ereignissen des 20. Jahrhunderts gelitten. Aus diesem Grund ist das Streben deutscher Wissenschaftler und Bibliothekare, historische deutsche Buchbestände sowohl in Deutschland als auch im weiteren Verbreitungsgebiet zu erfassen, verständlich und besonders wichtig. Die Bemühungen der Redaktion des Handbuches deutscher historischer Buchbestände in Europa und seines Herausgebers, Professor Dr. Bernhard Fabian, verdienen daher Anerkennung und Unterstützung. Das Handbuch wird Wissenschaftlern die Orientierung über Bibliotheksbestände in verschiedenen Ländern erleichtern und ebenso den Bibliothekaren und Bibliothekarinnen die Kooperation bei der Zusammenstellung historischer Gesamtkataloge.

Den Vorschlag, die Bestände litauischer Bibliotheken für das Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa zu beschreiben, haben wir dankbar und mit großem Interesse aufgenommen. Wir beschlossen, uns dabei nicht nur auf die historischen Buchbestände der wichtigsten Bibliotheken in Vilnius - die Litauische Martynas-Mazvydas-Nationalbibliothek, die Bibliothek der Universität Vilnius und die Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaften - zu beschränken. Historische Buchbestände werden, insbesondere seit dem vergangenen Jahrzehnt, auch in anderen litauischen Bibliotheken gesammelt und erforscht, vor allem in staatlichen Bibliotheken, in Regionalbibliotheken (Öffentlichen Kreisbibliotheken) und in den im 20. Jahrhundert gegründeten Hochschulbibliotheken. Für das Handbuch der historischen Buchbestände wird je eine Bibliothek aus jeder Gruppe präsentiert: die Litauische Bibliothek für Medizin in Vilnius sowie die Öffentliche Bibliothek und die Bibliothek der Medizinischen Akademie in Kaunas.

Die Beiträge wurden von den Leitern der Bibliotheken und von Spezialisten des litauischen Bibliothekswesens verfaßt. Besonderer Dank gilt Herrn Professor Dr. Klemensas Sinkevicius, Direktor des Zentrums für Bibliothekswissenschaft der Litauischen Nationalbibliothek, für die methodische Betreuung und die Koordination der Arbeiten des größten Teils der Beiträge. Gedankt sei an dieser Stelle auch Ona Bliudziute, Virginija Galvanauskaite, Irena Kriviene, Sigita Petrauskiene und Vilma Sidaraite für die Übersetzung der Beiträge.

Vilnius, Oktober 1997

Vladas Bulavas

Direktor der Litauischen Martynas-Mazvydas-Nationalbibliothek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.