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Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek

Adresse. Augustinerstr. 1, 1015 Wien [Karte]
Telefon. (0222) 53 410-307
Telefax. (0222) 53 410-310

Unterhaltsträger. Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
Funktionen. Spezialsammlung der Österreichischen Nationalbibliothek für musikbezogene Materialien einschließlich der dazugehörenden Fachliteratur.
Sammelgebiete. Musikhandschriften, Musikdrucke, Musikliteratur, Archivalien, Photogramme und Tonträger.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Lesesaal. - Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Freitag 9-13 Uhr, Dienstag 12-15.45 Uhr, Donnerstag 12-18.45 Uhr (16. Juli bis 31. August: 12-15.45 Uhr). Vom 1. bis 21. September ist die Sammlung geschlossen. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr über die Fernleihe-Stelle der ÖNB, Heldenplatz.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Readerprinter, Wasserzeichen-Lesegerät, Phonoabteilung.
Gedruckte Informationen. Grasberger, Franz: Die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Funktion und Benützung. Wien 1980
'Hinweise für anreisende Benutzer.' Verkehrsverbindungen s. Druckschriftensammlung der ÖNB.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Musiksammlung zählt hinsichtlich ihrer handschriftlichen Bestände zu den bedeutendsten einschlägigen Institutionen der Welt. Sie besitzt neben einem Fundus an spätmittelalterlichen Chorbüchern reichhaltiges Material zur Musik des Barock und Autographen aus allen Epochen der Musikgeschichte, wobei die Schwerpunkte bei Mozart, Beethoven, Bruckner, Hugo Wolf, Richard Strauß, Hans Pfitzner und Alban Berg liegen. Diese kostbaren Hss. bilden den sammlungsspezifischen Rahmen für die im folgenden im Mittelpunkt stehenden Druckwerke. Österreichische Nationalbibliothek: Musiksammlung 1.1

1.2 Musikbestände wurden bereits seit der Gründungszeit der kaiserlichen Hofbibliothek gesammelt, wie Belege für den Ankauf von Musikhandschriften und -drucken aus der Zeit Kaiser Ferdinands I. (reg. 1556-1564) dokumentieren. Als Zuwachs von außerordentlicher Bedeutung ist die 1655 für Friedrich III. erworbene Bibliothek Albert Fuggers (1624-1692) zu nennen, die auch die Fuggersche Musikaliensammlung enthielt. All diesen kostbaren Objekten wurde zunächst keine gesonderte Behandlung zuteil; nach dem Konzept einer wissenschaftlichen Universalbibliothek waren die Musikalien dem gesamten Bestand beigeordnet.

1.3 Ansätze zu einer gezielten Pflege der Musikalien in der Hofbibliothek sind erst unter dem Präfekten Gottfried van Swieten (1777-1803) festzustellen. Seine 1785 gegründete Gesellschaft der associirten Cavaliers bildete mit ihren Oratorienaufführungen einen wichtigen Faktor im Musikleben Wiens. Van Swieten veranstaltete auch in seiner Dienstwohnung in der Hofbibliothek (heute Räume der Handschriftensammlung) und - vermutlich - im Prunksaal Aufführungen vor allem von Werken Georg Friedrich Händels, die Joseph Starzer und nach 1787 Wolfgang Amadeus Mozart für diese Gelegenheit bearbeiteten und dirigierten. Unter van Swieten wurde 1792 erstmals ein Musiker zur Bearbeitung der Musikalienbestände in die Bibliothek aufgenommen; Carl Leopold Röllig (1745-1804) begann, die bis dahin verstreuten Materialien zusammenzufassen, zu ordnen und systematisch aufzustellen.

1.4 Die Zusammenführung der sowohl in der Hofbibliothek als auch im Archiv der Wiener Hofmusikkapelle angesammelten Musikalienbestände in der Wiener Hofburg ist das Verdienst von Moriz Graf von Dietrichstein, der von 1818 bis 1826 als Hofmusikgraf für die Hofmusik verantwortlich war. Als er 1826 das Amt des Präfekten der Bibliothek übernahm, ließ er die für den Kirchendienst der Hofmusikkapelle nicht mehr benötigten Musikalien in die Bibliothek überstellen. Hier wirkte seit 1818 Anton Schmid (1787-1857) als wissenschaftlich versierter musikalischer Sachbearbeiter. Er gilt als der eigentliche Begründer der Musiksammlung. Innerhalb von 3 Jahren gelang es ihm, aus dem Fundus der Hofbibliothek und dem Zuwachs des Hofmusikarchivs eine Musikbibliothek zu schaffen, die nach zeitgenössischen Urteilen zu den reichsten in Europa zählte.

1.5 1906 erhielt die Musiksammlung einen Lesesaal und drei Depoträume, die sich jedoch bald als unzureichend erwiesen. Als sie 1920 in das Palais Friedrich (Albertina-Gebäude) umzog, wo sie sich noch heute befindet, umfaßte die Sammlung 8000 Bde Musikhandschriften, 14.000 Bde Notendrucke und 4000 Bde Musikliteratur (Grasberger, s. u. 4.2). Am 12. März 1945 zerstörte ein Bombentreffer ein Drittel dieser Räumlichkeiten, doch blieben die Bestände und Kataloge im Keller des Hauses erhalten. 1954 wurde die Musiksammlung mit einem neuen Lesesaal und der zur Freihandbenützung bestimmten Handbibliothek wieder eröffnet. In 24 Räumen konnte sie sich zur modernen musikwissenschaftlichen Gebrauchsbibliothek entwickeln. Sammlungsrichtlinie ist die möglichst lückenlose Dokumentation des österreichischen Musikschaffens. Der Bestandszuwachs aus der Pflichtablieferung von musikbezogenen Objekten österreichischer Verlagsproduktion wird durch systematische Ankäufe historischer Bestände sowie Legate (Nachlässe) ergänzt. Unter den Ankäufen von Musikdrucken ist die 1974 an die Österreichische Nationalbibliothek gekommene Sammlung von ca. 8000 Erst- und Frühdrucken vorwiegend der Wiener Klassik aus dem Besitz von Anthony van Hoboken (1887-1983) als bedeutendste zu nennen, in die auch Teile der berühmten Sammlungen Erich Prieger (1849-1913), Werner J. Wolffheim (1877-1930) und Wilhelm Heyer (1849-1913) eingingen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Musiksammlung verwahrt 112.001 Notendrucke (s. u. 2.8 ff.), 51.960 Bücher (sie sind in den Druckschriftenkatalogen der Österreichischen Nationalbibliothek durch den Signaturenzusatz M gekennzeichnet), die Textbuchsammlung (s. u. 2.7), 48.393 Hss. sowie einen reichen Bestand an Photogrammen (Reproduktionen von Meisterhandschriften), Archivalien und Tonträgern.

2.2 Von den ca. 11.000 bis 1900 erschienenen Büchern musikalischen Inhalts entfallen ca. 300 auf das 16. Jh, ca. 600 auf das 17. Jh, ca. 3000 auf das 18. und ca. 7000 auf das 19. Jh. Der Bestand des 16. und 17. Jhs verteilt sich vorwiegend auf Publikationen in lateinischer und italienischer Sprache. Bei den Werken des 18. und 19. Jhs überwiegt das Deutsche, Französisch und Italienisch sind gleich stark, mit je ca. 20 Prozent im Bestand aus dem 18. Jh und etwa 10 Prozent bei den Werken des 19. Jhs, vertreten. Diese Angaben stammen aus einer Hochrechnung, der die Auszählung von 10 Prozent des Buchbestandes zugrundeliegt, zu berücksichtigen ist jedoch die schwierige Grenzziehung zwischen Buch und Musikdruck (Theoretica mit Beispielsammlungen, Lehrwerke, Gesangbücher).

Systematische Übersicht

2.3 Ca. 1000 Titel sind den Theoretica zuzuordnen, die Publikationen zur Musiktheorie, zur Harmonie- und Kompositionslehre, Instrumental- und Gesangsschulen einschließen. Die Kompositionslehre des 16. Jhs ist mit Werken vor allem des italienischen Raums vertreten. Neben den grundlegenden Schriften Nicola Vicentinos (L'antica musica ridotta alla moderna prattica, 2. Aufl. Rom 1557) und Gioseffo Zarlinos Le istitutione harmoniche (Venedig 1558) finden sich u. a. Giovanni-Maria Artusis L'arte del contrapunto (Venedig 1598) und Lodovico Zacconis Prattica di musica (Venedig 1592). Als frühes deutsches Lehrwerk sei Martin Agricolas Musica instrumentalis deudsch (Wittenberg 1529) erwähnt.

2.4 Auch die musiktheoretischen Publikationen des 17. Jhs sind mit allen wichtigen Beispielen vertreten, wie Michael Prätorius' Syntagma musicum (Wolfenbüttel 1614-1619), Athanasius Kirchers Musurgia universalis (Rom 1650), Marin Mersennes Harmonie universelle (Paris 1636) und Andreas Werckmeisters Musicae Mathematicae Hodegus (Frankfurt 1687). Für den umfangreichen Bestand des 18. Jhs seien die epochemachenden Lehrwerke von Jean Philippe Rameau (Traité de l'Harmonie, Paris 1722) und Johann Joseph Fux hervorgehoben, dessen Kontrapunktlehre Gradus ad Parnassum (Wien 1725) auch in zeitgenössischen englischen, französischen und italienischen Übersetzungen vorhanden ist. Sodann gibt es ca. 150 Instrumentalschulen, wie Carl Philipp Emanuel Bachs Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen (Berlin 1753). Neben den musiktheoretischen Werken Johann Matthesons, Friedrich Wilhelm Marpurgs und Johann Philipp Kirnbergers sind auch die Publikationen der Theoretiker des 19. Jhs nahezu vollständig vorhanden.

2.5 Ca. 5000 Titel entfallen auf Musikgeschichte und Musikerbiographien. Zu den frühen Darstellungen zählt Wolfgang Caspar Printz' Historische Beschreibung der Edelen Sing- und Kling-Kunst (Dresden 1690), die - wie Johann Walthers Musikalisches Lexicon (Leipzig 1732) und Johann Matthesons Biographiensammlung Grundlage einer Ehrenpforte (Hamburg 1740) - der späteren biographischen Musikgeschichtsschreibung als Quelle diente. Zahlreiche Studien aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs dokumentieren das wachsende historische Interesse an der Musik im europäischen Raum. Damals entstanden Padre Giovanni Battista Martinis Storia della musica (Bologna 1757), Charles Burneys A General History of the Science and Practise of Music (London 1776), die ersten historisch orientierten Quellensammlungen (Martin Gerberts De Cantu et Musica sacra, St. Blasien 1774) und deutschsprachigen zusammenfassenden Darstellungen (Friedrich Wilhelm Marpurgs Kritische Einleitung in die Geschichte und Lehrsätze der Musik, Berlin 1759). Das umfangreiche musikhistorische Schrifttum des 19. Jhs enthält die ersten, nach wissenschaftlichen Kriterien erarbeiteten Komponistenbiographien und biographischen Grundlagenwerke, wie François-Joseph Fétis' Biographie universelle (Paris 1835-1844).

2.6 Von den insgesamt 4000 Musikzeitschriften und Periodika kann Johann Matthesons Critica musica (1722-1725) als älteste unter den ca. 30 Titeln des 18. Jhs hervorgehoben werden. Die Zeitschriften des 19. Jhs aus dem deutschen Sprachraum sind nahezu vollständig vertreten.

Sondersammlungen

Textbuchsammlung

2.7 Die um 1920 aus dem Gesamtbestand der Druckschriftensammlung ausgegliederte Textbuchsammlung bildet eine gesondert aufgestellte und katalogisierte Bestandsgruppe. Von den insgesamt ca. 12.000 Textbüchern sind ca. 5000 bis 1900 erschienen (5 im 16. Jh, ca. 200 im 17. Jh, ca. 1500 im 18. Jh und 4000 im 19. Jh). Die Sammlung enthält Texte der Opernliteratur und anderer Vokalgattungen (Oratorien, Kantaten etc.). Der Schwerpunkt liegt auf der Barockoper des 17. und 18. Jhs. Die einigen Textbüchern beigefügten Kupferstiche, z. B. in den Drucken zu Marcantonio Cestis Festoper Il pomo d'oro (Wien 1668) und Johann Joseph Fux' Oper Costanza e fortezza (Wien 1723), sind auch als Hinweise auf die zeitgenössischen Inszenierungen von Interesse.

Notendrucke

2.8 Unter den 112.001 Notendrucken befindet sich eine Inkunabel, ca. 600 Titel entfallen auf das 16. Jh, ca. 500 auf das 17. Jh, ca. 6000 auf das 18. und 30.000 auf das 19. Jh. Die Angaben über die Drucke des 15. bis 17. Jhs basieren auf einer Auszählung der historischen Inventare. Die Anzahl der Drucke des 18. und 19. Jhs wurde aufgrund von Stichproben aus Katalogen und an den im Magazin verwahrten Beständen erhoben, wobei jedoch die für das Musikverlagswesen dieser Zeit charakteristische Produktion von undatierten Musikdrucken eine präzise chronologische Zuordnung relativiert.

2.9 Der reichhaltige Bestand an Notendrucken des 16. Jhs ist vor allem der 1655 angekauften Bibliothek der Augsburger Fugger zu verdanken. Sie thielt 28 Drucke aus der Offizin des Ottaviano Petrucci in Venedig. Die Musiksammlung besitzt damit eine der bedeutenden Sammlungen von ersten Notendrucken in Mensuralnotation mit beweglichen Lettern. Auch der erste bekannte Typendoppeldruck in Mensuralnotation in Deutschland, Petrus Tritonius' Melopoiae sive harmoniae tetracenticae (Augsburg: Erhard Oeglin 1507), ist vorhanden, ferner Wiener Choraldrucke aus der Druckerei des Johannes Winterburger, z. B. Graduale Pataviense (Wien 1511) und Missale Pataviense (Wien 1512). Zu den Besonderheiten gehört ein kolorierter Einblattdruck auf Pergament (Wien: Raphael Hofhalter 1560), der eine Motette von Jacob Vaet im Erstdruck mit Haultinschen Typen thält. Zahlreiche Musiksammelwerke des 16. Jhs aus den Offizinen Ottaviano Petruccis, Antonio Gardanos, Tilman Susatos u. a. tragen Unikatvermerke.

2.10 Von den im weiteren Sinne dem gesellschaftlichen Musizieren zuordbaren Musikdrucken ist Hans Judenkünigs Lautenschule Ain schone kunstliche underweisung (Wien: Hans Singriener 1523) einer der ältesten. Die Literatur für Laute und Gitarre in der für das 16. Jh typischen Tabulatur-Notenschrift (Grifftonschrift) liegt in französischen, deutschen, italienischen und spanischen handschriftlichen und gedruckten Exemplaren vor. Von den Drucken der bei Inszenierungen lateinischer Humanistendramen verwendeten Musik mit Choreinlagen seien - mit Blockdruck in Partituranordnung - jene zu Konrad Celtis' Ludus Dianae (Nürnberg 1501) und Benedictus Chelidonius' Voluptatis cum virtute disceptatio (Wien 1515) erwähnt, außerdem Petrus Tritonius' Odenvertonungen, die Harmonie super odis Horatii Flacci (Augsburg 1507). Auch bei den Gesangbüchern ist der Bestand des 16. Jhs besonders bemerkenswert. Hier finden sich sowohl seltene evangelische, wie Johann Walters Geystliche Gesangbüchlin (Wittenberg 1525, als zweite Auflage des 1524 erschienenen Werkes ein Unikat), als auch zahlreiche katholische Drucke; Michael Vehes Ein New Gesangbüchlin geystlicher Lieder (Leipzig 1537) ist das älteste Exemplar.

2.11 Seltene Notendrucke liegen ferner für die Frühgeschichte der Oper vor, z. B. der Stimmendruck zu Intermedii e Concerti fatti nelle Nozze del Don Ferdinando Medici e Madama Christiana di Lorena von Mavezzi, Marenzio, Cavalieri u. a. (Venedig 1591). Auch Orazio Vecchis Madrigalkomödie L'Amfiparnasso (Venedig: Gardano 1597), Ottavio Rinuccinis Euridice mit Musik von Giulio Caccini (Florenz 1600) und Caccinis Le nuove musiche (Florenz 1601), das Grundwerk der Arienmonodie, zählen zu den Besonderheiten. Der Schwerpunkt der Notendrucke des 18. und 19. Jhs liegt bei den Komponisten des deutschen Sprachraums. Nahezu vollständig repräsentiert ist die Produktion der Alt-Wiener Musikverlage vom Ende des 18. und aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, vor allem von Artaria & Co., Cappi & Diabelli, Torricella, Mollo, Steiner, Haslinger.

Sammlung Hoboken

2.12 Die 1974 erworbene Musiksammlung Anthony van Hobokens (1887-1983) stellt den wohl umfassendsten Bestand an Erst- und Frühdrucken dar, der jemals mit privaten Mitteln aufgebaut wurde. Bei den ca. 8000 Titeln liegt der Akzent auf den Erstdrucken der Wiener Klassik, daher war Wien Fundort für einen beträchtlichen Teil des Bestandes, die Provenienzen verweisen jedoch auch auf die Sammlungen Erich Prieger, Werner J. Wolffheim und Wilhelm Heyer (s. o. 1.5).

2.13 Zu Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen liegen 283 Original- und Erstausgaben sowie seltene Frühdrucke vor. Das Konvolut der 802 Beethoven-Drucke nimmt im Vergleich mit den Sammlungen des Beethoven-Hauses Bonn und der Sammlung Hirsch der British Library den ersten Rang ein. Bei den 161 Brahms-Ausgaben und bei den Drucken der Werke Chopins ist nahezu Vollständigkeit erreicht. 13 Opernpartituren von Gluck, denen größter Seltenheitswert zukommt, und fast alle Werke Händels, die zu seinen Lebzeiten erschienen, stellen wichtige Einzelbestände dar. Haydn nimmt mit 1170 Erst- und Frühdrucken eine Sonderstellung ein; dieser Bestand diente Anthony van Hoboken als Grundlage für sein Haydn-Werkverzeichnis.

2.14 Von prachtvoller äußerer Gestaltung und hohem Seltenheitswert sind 26 Titel der Werke Lullys in Ausgaben des Pariser Verlegers Ballard (erschienen zwischen 1684 und 1719). Auch die Bestände zu Mendelssohn, Mozart und Schubert kommen der Vollständigkeit sehr nahe, die Drucke der Werke Schumanns und Webers aus der Hoboken-Sammlung können als wichtige Grundlagen für bibliographische Arbeiten dienen. Hinzu kommt eine nahezu komplette Sammlung der Erstdrucke der Wiener Tanzmusik (Joseph Lanner, Johann Strauß Vater und Sohn, Joseph und Eduard Strauß). Der Sammlung Hoboken entstammt überdies der älteste Musikdruck der Musiksammlung, das Processionarium ordinis Praedicatorum (Sevilla: Meynardus Ungut und Stanislaus Polonus 1494).

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Neuer Autorenkatalog

[mschr. Zettelkatalog nach PI, für die seit 1949 erschienenen Werke]

Neuer Sachkatalog

[mschr. Zettelkatalog für die seit 1949 erschienenen Werke]

Alter Autoren- und Sachkatalog

[teils hschr., teils mschr. Zettelkatalog; nach Instruktionen der Hofbibliothek, für den bis 1949 erschienenen Bestand]

In den Katalogen zum Gesamtdruckschriftenbestand der Österreichischen Nationalbibliothek sind die Bestände der Musiksammlung mit dem Signaturenzusatz M gekennzeichnet.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Fortsetzungskatalog

[hschr. Zettelkatalog zu Musik-Zeitschriften und Periodika, nach Instruktionen der Hofbibliothek]

Textbücher-Titelkatalog

[hschr. und mschr. Zettelkatalog, nach hauseigenen Regeln]

Textbücher-Autorenkatalog

[teils hschr., teils mschr. Zettelkatalog, verzeichnet Textbücher nach Komponisten]

Musikhandschriften-Autorenkatalog

[hschr. Zettelkatalog]

Mikrofiche-Katalog der Handschriften; Alter Katalog der Musikdrucke; Katalog der Libretti. Hildesheim 1984 (Publikationsbereich III: Microform) [Mikrofiche-Kataloge zu den Zettelkatalogen, dazu gedrucktes Beiheft]

Fonds-Katalog

[teils hschr., teils mschr. Zettelkatalog zu den geschlossen aufgestellten Nachlässen von Komponisten und Interpreten, verzeichnet vor allem Hss.]

Autorenkatalog der Freihandbestände

[mschr. Zettelkatalog nach PI]

Systematischer Katalog der Freihandbestände

[mschr. Zettelkatalog, über Signaturenkonkordanz mit Autorenkatalog verknüpft]

Autoren- und Interpretenkataloge der Phono-Abteilung [mschr. Zettelkataloge, nach PI]

Ziffer, Agnes: Katalog des Archivs für Photogramme musikalischer Meisterhandschriften. Widmung Anthony van Hoboken. Wien 1967 (Museion N. F., 3.3) [gedruckter Bandkatalog, erster Teil, zum Photogrammarchiv der Musiksammlung]

Kataloge zu den Notendrucken:

Neuer Autorenkatalog der Musikdrucke

[mschr. Zettelkatalog nach PI zu Erwerbungen ab 1949]

Neuer Sachkatalog der Musikdrucke

[mschr. Zettelkatalog zu Erwerbungen nach 1949]

Alter Autoren- und Sachkatalog der Musikdrucke [teils hschr., teils mschr. Zettelkatalog, zu Erwerbungen bis 1949]

Fortsetzungskatalog der Musikdrucke

[teils hschr., teils mschr. Zettelkatalog, zu Gesamtausgaben und Reihen]

Brosche, Günter (Hrsg.): Katalog der Sammlung Anthony van Hoboken in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Musikalische Erst- und Frühdrucke. Bearbeitet von Karin Breitner und Thomas Leibnitz. Tutzing 1982 ff.

[gedruckter Bandkatalog, laufend ergänzt, mschr. Inventar des Gesamtbestandes verfügbar]

Die Notendrucke sind im Répertoire international des sources musicales (RISM) nachgewiesen.

3.3 Historische Kataloge

Katalog der Sammlung Hoboken

[hschr. Zettelkatalog, nach hauseigenen Regeln erstellt um 1930]

Catalog der Sammlung alter Musik des k.k. Hofrathes Raphael Georg Kiesewetter in Wien. Wien 1847 [gedruckter Bandkatalog zur 1850 übernommenen Sammlung]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Sammlungsbezogene Archivalien sind im Hausarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt.

4.2 Darstellungen

Brosche, Günter: Die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Hrsg.): Die Österreichische Nationalbibliothek. Wien 1983 (Österreichs Museen stellen sich vor, 17) S. 7-13

Brosche, Günter: Meine Sprache versteht die ganze Welt (J. Haydn). Die Musiksammlung. In: Otto Mazal (Hrsg.): Ein Weltgebäude der Gedanken. Die Österreichische Nationalbibliothek. Graz 1987, S. 155-202

Fuchs, Aloys: Die musikalischen Kunst-Sammlungen in Wien. In: Cäcilia 23 (1844) S. 40-53

Grasberger, Franz: Die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Wien 1978

Grasberger, Franz: Reproduktionszeitalter und Musiksammlung. In: Österreichische Musikzeitschrift 25 (1970) S. 50-54

Haas, Robert: Die Musiksammlung der Nationalbibliothek in Wien. In: Musikblätter des Anbruch 3 (1921) S. 236-240

ders.: Wichtigere Neuerwerbungen der Musiksammlung der Nationalbibliothek zu Wien und Bericht über das ihr angegliederte Meisterarchiv, Widmung A. Hoboken. In: Zeitschrift für Musikwissenschaft 11 (1928/1929) S. 577-581

ders.: Hundert Jahre Musiksammlung der Nationalbibliothek. Referat über einen Vortrag. In: Musica divina 17 (1929) S. 62

ders.: Die Musiksammlung der Nationalbibliothek. Ein Kapitel aus der Geschichte der musikalischen Denkmalpflege. In: Jahrbuch der Musikbibliothek Peters 37 (1931) S. 48-62

Lach, Robert: Die Musikaliensammlung der Nationalbibliothek. In: Der Merker 11 (1920) S. 526-531

Mantuani, Josef: Neue Erwerbungen für die Musiksammlung der k.k. Hofbibliothek. In: Mitteilungen des österreichischen Vereines für Bibliothekswesen 4 (1900) S. 88-90, 9 (1905) S. 109-110

Nowak, Leopold: Die Musiksammlung. In: Josef Stummvoll (Hrsg.): Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift Josef Bick. Wien 1948, S. 119-138

ders.: Die Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und ihr Wiederaufbau. In: Österreichische Musikzeitschrift 9 (1954) S. 356-357

ders.: Die Musiksammlung. In: Josef Stummvoll (Hrsg): Die Österreichische Nationalbibliothek. Geschichte-Bestände-Aufgaben. 2. Aufl. Wien 1958 (Biblos-Schriften, 19), S. 46-50

Schmid, Anton: Kurze Nachricht von dem Musikarchiv der k.k. Hofbibliothek zu Wien. In: Österreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie, Statistik und Naturkunde 1 (1844) Kunstblatt 3, S. 23

Trenkler, Ernst: Die Nationalbibliothek (1923-1967). In: Josef Stummvoll; Rudolf Fiedler (Hrsg.): Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. 2 Bde. Wien 1968-1973 (Museion N. F., 2,3)

[zur Musiksammlung Bd 2, S. 58-63, 223-230]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Grasberger, Franz: Zur Bibliographie und Katalogisierung der Textbücher. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 66 (1952) S. 206-219

Hoboken, Anthony van: Zur Entstehung meiner Sammlung musikalischer Erst- und Frühdrucke. In: Günter Brosche (Hrsg.): Beiträge zur Musikdokumentation. Franz Grasberger zum 60. Geburtstag. Tutzing 1975, S. 101-106

Kisser, Alois: Die Österreichische Nationalbibliothek und ihre Bestände. Eine Bibliographie (1945-1965) in Auswahl. In: Josef Mayerhöfer; Walter Ritzer (Hrsg.): Festschrift Josef Stummvoll. Wien 1970, S. 191-246 [zur Musiksammlung S. 225-230]

Stand: Dezember 1991

Thomas Leibnitz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.