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  2.Bestandsbeschreibung: 2.56 - 2.432; 3. Kataloge  
  Universitaetsbibliothek (Heidelberg) 1. Bestandsgeschichte   
  [Universitätsbibliothek 2]: 2.Bestandsbeschreibung: 2.1 - 2.256 
  [Universitätsbibliothek 4]: 4.Quellen zur Geschichte der Bibliothek; 5. Veröffentlichungen zu den Beständen  

Universitätsbibliothek Heidelberg

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Medizin (P)

2.256 Der historische Bestand medizinischer Druckschriften besteht aus ca. 77.600 Titeln. Davon stammen 10.078 aus dem Zangemeister-Katalog und geschätzte 67.522 Titel aus dem Broschürenkatalog (Nr. 4: Dissertationes medicae Heidelbergenses und Nr. 5: Medizin). Da der umfangreiche Bestand aus dem Broschürenkatalog sachlich noch nicht erschlossen ist, wird im folgenden allein der Zangemeister-Bestand in 19 Sachgruppen berücksichtigt.

2.257 Etwa 90 Prozent des Schrifttums (9063 Titel) fallen ins 19. Jh. Von den 1015 vor 1800 publizierten Titeln sind im 18. Jh 655, im 17. Jh 188, im 16. Jh 128 und im 15. Jh 44 Titel verfaßt. Es überwiegen die 6593 deutschsprachigen Titel (65,4 Prozent), gefolgt von Französisch mit 1539 Titeln (15,3 Prozent), Latein mit 966 Titeln (9,6 Prozent), Englisch mit 677 Titeln (6,7 Prozent) und sonstigen Sprachen mit 303 Titeln (3,0 Prozent). Die in deutscher Sprache verfaßten Werke machen im 19. Jh mehr als zwei Drittel (6218 Titel) des Bestandes aus (18. Jh 333 Titel, 17. Jh 26, 16. Jh 15 und 15. Jh ein Titel). Die meisten der französischsprachigen Werke stammen ebenfalls aus dem 19. Jh (1477 Titel, 16. bis 18. Jh 62 Titel). Sie dokumentieren die bedeutende Rolle der französischen Medizin in diesem Jahrhundert. Bis auf 8 Titel des 18. Jhs sind alle englischsprachigen Werke im 19. Jh erschienen (669), während das Lateinische hier mit 407 Titeln anteilmäßig im Vergleich zu früheren Jahrhunderten abgenommen hat (4,5 Prozent; 255 Titel im 18. Jh, 38,9 Prozent; 151 im 17. Jh, 80,3 Prozent; 110 im 16. Jh, 85,9 Prozent und 43 im 15. Jh, 97,7 Prozent). In anderen Sprachen erschienen im 19. Jh 292 Titel, im 18. Jh 4, im 17. Jh 6 und im 16. Jh ein Titel.

2.258 Zu den Titeln im Zangemeister-Katalog zählen auch die Werke aus drei Ärztebibliotheken. Es sind die Sammlungen von Johann von Boecler, Kaiserlich russischer Leibarzt († 1808; s. u. 2.333 f.), und die der beiden Heidelberger Universitätsmediziner Maximilian Joseph Chelius, Professor für Chirurgie und Augenheilkunde († 1876; s.u. 2.388 f.), und Nikolaus Friedreich, Professor der Pathologie und Therapie († 1882; s.u. 2.362 ff.). Während die Friedreichsche Bibliothek gesondert aufgestellt ist, wurden die Boeclersche und die Cheliussche Bibliothek aufgelöst und in die systematische Aufstellung der Universitätsbibliothek eingegliedert.

2.259 In der Sachgruppe Allgemeines liegen 754 Werke vor (7,5 Prozent). Neben Lexika, Enzyklopädien, Bibliographien usw. sind hier auch Werkausgaben einzelner Autoren insbesondere früherer Jahrhunderte eingeordnet. Dazu gehören die Hauptvertreter der hoch- und spätmittelalterlichen sowie der frühneuzeitlichen Medizin, darunter Konstantin von Afrika mit einer Ausgabe der »Opera« (Basel 1536) und Paracelsus mit seinen »Opera omnia medico-chirurgica« (Genf 1658).

2.260 Die Werke der griechischen, griechisch-römischen sowie der frühmittelalterlichen und der mittelalterlich-arabischen Medizin im Zangemeisterschen System werden zu den Sachgebieten 'Classische Philologie' und 'Poesie (Einschliesslich Nationallitteraturen u. Musik)' gerechnet. Darunter sind die »Opera omnia, graece et latine« (Leiden 1665) von Hippokrates, die »Opera omnia« (Leipzig 1821--1823) von Galen, die »Libri medicinales« (Basel 1533) von Aëtios von Amida und das »Liber canonis totius medicinae« Lyon 1522) von Avicenna.

2.261 Die Sachgruppe Medizingeschichte und -biographie umfaßt mit 238 Titeln 2,4 Prozent des historischen medizinischen Bestandes. Bemerkenswert ist ein hoher Anteil von Ärztebiographien, und zwar sowohl von Einzel- als auch Sammelpublikationen. Unter diesen befindet sich auch das »Medicinische Schriftsteller-Lexikon« (Kopenhagen und Altona 1830--1845) von Adolph Carl Peter Callisen.

2.262 Die Sachgruppe Anatomie zählt 782 Titel (7,8 Prozent) und enthält u.a. die allgemein-anatomische Literatur sowie das Schrifttum zur speziellen, topographischen, chirurgischen und vergleichenden Anatomie. Sie umfaßt auch die embryologischen und histologischen Werke sowie die tieranatomische Literatur. Von den Werken namhafter Anatomen sind hervorzuheben die »Tabulae anatomicae« (Amsterdam 1722) von Bartolomeo Eustachio und das »Theatrum anatomicum« (Frankfurt a. M. 1605) von Caspar Bauhin.

2.263 Die Sachgruppe Physiologie enthält 733 Titel (7,3 Prozent). In ihr sind neben allgemeinen Arbeiten auch Werke zu speziellen physiologischen Bereichen vertreten, wie z.B. zum Stoffwechsel, zur Atmung und zur Neurophysiologie. Unter den Schriften bedeutender Physiologen sind die »Executatio anatomica de motu cordis et sanguinis in animalibus« (Frankfurt 1628) von William Harvey, in dem erstmals der große und kleine Blutkreislauf beschrieben wird, sowie die »Elementa physiologiae corporis humani« (Lausanne und Bern 1757--1766) von Albrecht von Haller.

2.264 Die Sachgruppe Pharmakologie und Pharmazie besitzt mit 417 Werken einen Anteil von 4,1 Prozent am medizinischen Bestand. Sie enthält neben den pharmakologischen und pharmazeutischen auch die toxikologischen Titel. Hervorzuheben ist innerhalb dieses Bestandes eine umfangreiche, geschlossene Gruppe von Pharmakopöen der meisten europäischen Länder und Nordamerikas. Genannt sei das »Lehrbuch der Arzneimittellehre« (Leipzig 1853--1856) von Rudolf Buchheim, dem Begründer des ersten Instituts für Pharmakologie in Dorpat.

2.265 In der Sachgruppe Klinische Medizin (2824 Titel, 28 Prozent) wurde die diagnostische, pathologische und therapeutische Literatur des Zangemeister-Bestandes zusammengefaßt -- unter teilweiser Auslassung von Publikationen über systemische Erkrankungen, wie z.B. die des Nervensystems. Hier finden sich Werke namhafter Kliniker und Pathologen, wie die »Universa medicina« (Hannover 1610) von Jean Fernel, der die Bedeutung anatomischer Kenntnisse für den praktischen Arzt betonte, oder die »Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft« (Leipzig 1778--1785) von William Cullen, bekannt durch seine neuropathologische Krankheitslehre.

2.266 Die Sachgruppe Balneologie (804 Titel, 8 Prozent) enthält die Literatur über die Heilquellen und Bäder allgemein sowie das Schrifttum über mehrere und einzelne Bäder. Der verhältnismäßig hohe Anteil der balneologischen Literatur stellt eine beachtenswerte, geschlossene Gruppe innerhalb des medizinischen Zangemeister-Bestandes dar. Ein frühes balneologisches Werk ist Friedrich Hoffmanns »Gründlicher Bericht von dem Selter-Brunnen« (Leipzig 1748).

2.267 In der Sachgruppe Neurologie und Psychiatrie finden sich insgesamt 495 Werke (4,9 Prozent des medizinischen Bestandes). Unter den Werken namhafter Psychiater befindet sich der »Traité de la manie« (Paris 1801) von Philippe Pinel, einem der Erneuerer des Heil- und Pflegewesens für geistig und psychisch Kranke, sowie die »Allgemeine Pathologie der Seele« (Frankfurt a. M. 1859) des Klinikers Adolf Wachsmuth.

2.268 Die unter Dermatologie zusammengefaßte Literatur enthält 134 Werke (1,3 Prozent). Vom Begründer der pathologischen Dermatologie, Ferdinand Hebra, einem der Repräsentanten der Zweiten Wiener Schule, ist beispielsweise vorhanden die »Diagnostik der Hautkrankheiten in tabellarischer Ordnung« (Wien 1845). Der namhafte französische Dermatologe Pierre Antoine Erneste Bazin ist vertreten mit den »Leçons théoretiques et cliniques sur les affections cutanées parasitaires« (Paris 1862).

2.269 Die Sachgruppe Chirurgie umfaßt 398 Werke (3,9 Prozent). Diese Zahl betrifft sowohl die chirurgischen als auch die wehrmedizinischen Werke. Als Werk von großer historischer Bedeutung ist die »Chyrurgia« (Lyon 1499) des mittelalterlichen Chirurgen Guy de Choliac zu nennen. Unter den kriegschirurgischen Werken befinden sich die »Mémoires de chirurgie militaire, et campagnes« (Paris 1812--1817) des bekannten französischen Militärarztes Dominique Jean de Larrey.

2.270 Die Sachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe enthält 436 Titel (4,3 Prozent). Zum Bestand gehören z.B. die »Analyse des trois procès-verbaux faits à l'occasion de l'opération de la symphyse« (Paris 1778) von Jean René Sigault, der als erster eine Symphyseotomie ausführte, und die Schrift »Über den Mechanismus der Geburt« (Heidelberg 1822) von Franz Karl Nägele, in der erstmals der Geburtsmechanismus beschrieben wird.

2.271 Die Sachgruppe Kinderheilkunde umfaßt 135 Titel (1,3 Prozent), unter denen auch Gebiete wie die Kinderernährung vertreten sind. Hierzu gehört »Die Kinderernährung im Säuglingsalter« (Stuttgart 1880) von Philipp Biedert. -- Die Sachgruppe Rechtsmedizin (188 Titel, 1,9 Prozent) enthält die Literatur zum Medizinalwesen und zur Gerichtsmedizin.

2.272 Die Gruppe Sozialmedizin umfaßt 604 Werke (6 Prozent). Sie enthält u.a. die Literatur zu Krankenpflege, medizinischer Statistik und öffentlicher Gesundheitspflege, darunter auch Städtereinigung und Wasserreinigung. Zu den erzieherischen Schriften dieses Faches zählen »Die Kunst, eine blühende Gesundheit zu erhalten« (Mannheim 1811) von dem für eine volksgesundheitliche Gesetzgebung wirkenden Heidelberger Mediziner Franz Anton Mai und »Beziehungen der Luft zur Kleidung, Wohnung und Boden« (Braunschweig 1872) des ersten Inhabers eines Lehrstuhls für Hygiene in Deutschland, Max Pettenkofer.

2.273 Die Sachgruppe Tierheilkunde umfaßt nur 138 Titel (1,4 Prozent). -- Die Gruppe Orthopädie (502 Titel, 5 Prozent) wurde inhaltlich weit gefaßt und umgreift z.B. auch Literatur über Rachitis. -- Die zahnheilkundliche Literatur zählt nur 29 Titel (0,3 Pro-zent). Der geringe Bestand kann darauf zurückgeführt werden, daß sich die Zahnheilkunde erst sehr spät als Universitätslehrfach etablierte. Unter den bemerkenswerten Titeln dieser Sachgruppe befindet sich »Le chirurgien dentiste, ou traité des dents« (Paris 1746) von Pierre Fauchard, der die Zahnheilkunde erstmals als eigenes Fach einrichtete.

2.274 Das Schrifttum der Gruppe Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde umfaßt 130 Werke (1,3 Prozent). Erwähnenswert sind u.a. »The diseases of the ear, their nature, diagnosis and treatment« (London 1860) von Joseph Toynbee, dem bedeutende Fortschritte auf dem Gebiet der Ohrenheilkunde zu verdanken sind, und »Die acute Entzündung des häutigen Labyrinthes des Ohres irrthümlich für Meningitis cerebro-spinalis epidemica gehalten« (Breslau 1882) von Friedrich Eduard Rudolph Voltolini, der die Galvanokaustik in die Laryngologie einführte.

2.275 Zur Augenheilkunde gehören 338 Titel, 3,3 Prozent des historischen medizinischen Bestandes. Werke namhafter Augenheilkundler sind u.a. »Die Anomalien der Refraction und Accomodation des Auges« (Wien 1866), eine deutsche Übersetzung des ursprünglich in niederländisch geschriebenen Werkes von Frans Cornelis Donders mit entscheidenden Untersuchungen zu diesem Thema, und das »Handbuch der gesammten Augenheilkunde« (Leipzig 1874--1880) von Albrecht von Graefe und Edwin Theodeor Sämisch.

Wilfried Willer

Theologie (Q)

2.276 Der Gesamtbestand der Abteilung Theologie beläuft sich auf 36.670 Titel ohne die Titel zur Ethik, die bei der Philosophie eingeordnet sind (Religionsgeschichte unter C; Religionsphilosophie unter M). Davon entfallen auf den Zangemeister-Katalog 22.730 Titel, auf den Broschürenkatalog Nr. 1 und 1a (Kleinschrifttum) 13.942 Titel. Vom Gesamtbestand stammen 14.830 Titel aus dem 19. Jh (Zangemeister-Katalog 9220; Broschürenkatalog 5610); aus der Zeit vor 1800 stammen 21.840 Titel (13.510 und 8330). Dem 18. Jh gehören 8710 Titel an (4620 und 4090), dem 17. Jh 6170 (4230 und 1940), dem 16. Jh 6280 (3990 und 2290), dem 15. Jh 680 Titel (Zangemeister-Katalog 656). Den beiden Hauptsprachen Latein und Deutsch folgen in weitem Abstand Französisch (19. Jh: 2380 Titel; vor 1800: 710) und Englisch (19. Jh: 1215; vor 1800: 350). In sonstigen Sprachen sind 1010 (19. Jh) und 370 Titel (vor 1800) verfaßt.

2.277 Die Biblica umfassen 5080 Titel (Q 254 ff.; 3169 ff.; zur hebräischen Sprache s.o. 2.116). Von diesen stammen 2300 aus dem 19. Jh, wobei die deutschen Titel überwiegen (1540), gefolgt von 280 lateinischen, 220 englischen und 135 französischen. Die 120 Titel in sonstigen Sprachen sind vorwiegend bestimmt durch Textausgaben. Bei den vor 1800 erschienenen Titeln (2780) führt das Lateinische; von 2100 Titeln stammen 72 aus dem 15. Jh, 732 aus dem 16. Jh, 840 aus dem 17. Jh und 462 Titel aus dem 18. Jh. Das Deutsche ist vornehmlich im 16. Jh mit 130 und im 18. Jh mit 330 Titeln vertreten. Dagegen geht im 17. Jh das Deutsche mit 45 Titeln nur knapp dem Französischen (42 Titel) voraus.

2.278 Unter den zahlreichen Bibelausgaben unterschiedlichster Sprachen sind besonders bemerkenswert die Londoner Polyglotte (1653--1657, hrsg. von Brian Walton) und das griechisch-lateinische Neue Testament (1516) des Erasmus und anderer Gelehrter. Von 1751/52 stammt die richtungweisende kritische Ausgabe des Neuen Testaments durch Johann Jakob Wettstein. Als Repräsentanten einer sich langsam entwickelnden Bibelwissenschaft sind neben Lorenzo Valla, Faber Stapulensis, Reuchlin und Sebastian Münster auch J. Drusius, J. Piscator, die Buxtorfs, J. Morinus, J. Cocceijus, A. Calov und A. Pfeiffer zu nennen. Dazu kommen aus dem 18. und beginnenden 19. Jh J. Clericus, C. Vitringa, J. A. Danz, J. A. Bengel, A. Calmet, A. Schultens, J. S. Semler, Johann David Michaelis, J. S. Vater, J. G. Eichhorn, E. F. K. Rosenmüller und W. M. L. DeWette.

2.279 Zur Kirchen- und Dogmengeschichte liegen 10.070 Titel vor (Q 916 ff.; 7377 ff.). Davon stammen 4000 Titel aus dem 19. Jh, überwiegend in Deutsch (2340), gefolgt von 610 lateinischen, 415 englischen und 380 französischen Titeln. In anderen Sprachen erschienen 250 Titel. Schriften Heidelberger Professoren sind erst nach 1800 umfassend vorhanden. Von den 6080 vor dem Jahr 1800 veröffentlichten Titeln sind 3880 in Latein (320 aus dem 15. Jh, 1310 aus dem 16. Jh, 1430 aus dem 17. Jh, 818 aus dem 18. Jh) und 1450 in Deutsch. Von diesen stammen die meisten (850) aus dem 18. Jh und 350 aus dem 16. Jh. Von 420 französischen Titeln stammen 330 aus dem 18. Jh. Die 130 englischen Titel haben ihren Schwerpunkt mit 110 Titeln im 17. Jh.

2.280 Eine geschlossene Untergruppe bilden 2200 Titel zum Thema Mönchtum und Hagiographie (Q 6918 ff.). Der Schwerpunkt liegt mit 1000 Titeln im 18. Jh; es folgen das 17. Jh mit 530 und das 19. Jh mit 460 Titeln. Die häufigsten Sprachen sind Latein mit 850, Deutsch mit 780 und Französisch mit 380 Titeln. Zur Geschichte von Papsttum und Hierarchie samt Konziliengeschichte sind aus dem 19. Jh über 300, aus der Zeit vor 1800 über 500 Titel vorhanden.

2.281 Die nicht unbedeutenden Bestände zum Reformationsjahrhundert werden gegenwärtig durch Mikrofiches der römischen Palatina ergänzt. Besondere Beachtung verdienen 1800 deutsche und 500 lateinische Flugschriften des 16. Jhs aus dem Broschürenkatalog. Darunter sind allein 850 zeitgenössische Lutherdrucke. Zur Allgemeinen Kirchengeschichte der (Kur-)Pfalz sind aus der Zeit vor 1800 rund 150, für Baden aus dem 19. Jh annähernd 100 Titel nachgewiesen (Q 4769 ff.; 5390 ff.). Im Bereich der Ketzergeschichte ist zu erwähnen die »Bibliotheca Fratrum Polonorum quos Unitarios vocant« (Amsterdam 1656--1692) sowie aus dem umfangreichen Œuvre des C. W. F. Walch der »Entwurf einer vollständigen Historie der Ketzereien, Spaltungen und Religionsstreitigkeiten« (Leipzig 1762--1785).

2.282 Die Schriften Heidelberger Professoren aus der Zeit vor 1800 sind umfangreich, allerdings nicht vollständig, vertreten. Aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs liegen je rund 30 Titel vor von Johann Heinrich Hottinger (in Heidelberg 1655--1661) und Friedrich Spanheim d. J. (1655--1670), einige von Johann Ludwig Fabricius, der bei der Zerstörung Heidelbergs (1688/89, 1693) seine Habe verbrennen ließ, um das Universitätsarchiv zu retten. Im 18. Jh, das bis in die siebziger Jahre durch Professoren der Jesuiten und danach durch Professoren anderer Orden geprägt war, sind mit mehr als 10 Titeln die Jesuiten Johannes Rupp (in Heidelberg 1750--1769), Ignaz Hartung (1758--1763), Joseph Kleiner (1763--1786) und Johannes Jung (1767--1783) vertreten. Von Christoph Kirn (1735--1759), Lothar Helling (1749--1755) und Jakob Maciejowsky (1757--1761) sind jeweils 4 Titel vorhanden. Die meisten dieser theologischen Arbeiten werden durch den Broschürenkatalog erschlossen. Dies gilt auch für die Schriften der Franziskaner aus der Kölner Franziskanerprovinz (seit 1770). Zwischen 3 und 6 Titel liegen vor von Borromäus Theisen, Hermelius Müller und Friedrich Theopist Hertwich.

2.283 Von den während des 18. Jhs an der Universität Heidelberg nur sehr eingeschränkt geduldeten reformierten Theologen sind mit über 20 Titeln vertreten: Ludwig Christian Mieg († 1740), Johann Christian Kirchmeier († 1743) und Karl Büttinghausen († 1784). Mit über 10 Titeln folgen Johann Heinrich Hottinger († 1750), Philipp Ludwig Pastoir († 1760) und Friedrich Peter Wundt († 1805). Dazu treten mit einzelnen Titeln weitere Mitglieder der pfälzisch-reformierten Gelehrtenfamilie Wundt sowie Jakob Fauth († 1807).

2.284 Die Gruppen Dogmatik und Konfessionskunde (Symbolik) umfassen 3220 Titel (Q 7160 ff.; 7317 ff.; 7405 ff.). Nur 960 Titel stammen aus dem 19. Jh, wobei die deutsche Literatur mit 870 Titeln dominiert. Von den 2260 vor dem Jahr 1800 publizierten Titeln erschienen fast Dreiviertel in Latein (1670 Titel). Hier sind am stärksten vertreten das 16. Jh (610), das 17. Jh (540) und das 18. Jh (440 Titel). Daneben sind nur deutsche Titel in größerer Zahl vorhanden. Von den 490 vor 1800 erschienenen Titeln stammen 185 aus dem 16. und 210 aus dem 18. Jh.

2.285 Bemerkenswert ist der gut 100 Titel umfassende Bestand an Textausgaben des Heidelberger Katechismus (Q 7188 ff.; im Katalog auch unter 'Kurpfälzisches Museum' und 'Stadtarchiv'). Neben 70 deutschen finden sich rund 30 niederländische und 7 lateinische Titel. Außerdem liegen einzelne englische, französische, rätoromanische, italienische, spanische, griechische und japanische Ausgaben vor.

2.286 Zur Abendmahlsfrage (Q 7601 ff.) gibt es neben 30 Titeln aus dem 19. Jh rund 200 Titel aus der Zeit vor 1800; davon allein aus dem 16. Jh ca. 150 Titel. Liturgik, Homiletik und Erbauung zählen 3060 Titel (Q 7216 ff.; 8105 ff.; 8470 ff.). Im 19. Jh (1330 Titel) überwiegt die deutsche Literatur mit 1060 Titeln. Neben nur 56 lateinischen gibt es 100 englische und 60 französische Titel. Von den 1730 Titeln, die vor dem Jahr 1800 erschienen, sind fast 984 in Latein verfaßt; Schwerpunkte sind das 16. Jh mit 350 und das 17. Jh mit 290 Titeln. Von den 605 deutschen Titeln dieser Zeit stammt mehr als die Hälfte aus dem 18. Jh. Ins 18. Jh gehören weitere 60 französische Titel. Im einzelnen entfallen je rund 1000 Titel auf Liturgik (530 Titel vor 1800), Homiletik (610 vor 1800) und Erbauung (590 vor 1800).

Walter Henß

Sondersammlungen

Inkunabeln

2.287 Die Inkunabelsammlung der Bibliothek umfaßt 1699 gedruckte Bücher aus der Zeit von 1454 bis 1500. Erwartungsgemäß ist die Zahl der Drucke bis 1480 wesentlich geringer als die der letzten beiden Jahrzehnte (265 gegenüber 1228; die übrigen sind ohne Datierung). Besonders zahlreich sind die Erzeugnisse aus Druckorten des deutschsprachigen Südwestens und Südens (Straßburg 145, Basel 144, Nürnberg 91, Augsburg 84, Ulm 24 Drucke). Nimmt man aus dem rheinischen Raum Köln (79), Mainz (24) und Speyer (23) hinzu, so ergibt sich, daß die Zentren des Buchdrucks in Deutschland meist angemessen vertreten sind.

2.288 Einen besonderen Platz nimmt Heidelberg mit 23 Inkunabeln ein. Heidelberger Drucke bis zum Jahre 1700, auch die nicht in der Bibliothek vorhandenen, sind in einem Sonderverzeichnis erfaßt s.u. 3.1). Nach Möglichkeit wurde der Bestand in den letzten Jahrzehnten durch Käufe ergänzt. -- Im Verhältnis zu gering sind Bamberg (ein Druck) und Leipzig (11 Drucke) repräsentiert. Mehr als 5 Drucke liegen aus den freien Reichsstädten Memmingen (15), Reutlingen (12), Esslingen (9) und Hagenau (7) sowie aus den Universitätsstädten Tübingen (9) und Freiburg (6) vor.

2.289 Eindrucksvoll ist der Anteil einiger italienischer Druckorte (Venedig 285, Mailand 22, Bologna 20, Pavia 19, Rom 19, Brescia 14, Padua 9, Treviso 6 Drucke). Unter den französischen sind Paris (39) und Lyon (18) gut belegt. Die Niederlande sind lediglich durch Deventer (9) nennenswert vertreten. Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, daß die Drucke ohne Angabe des Erscheinungsorts bisher nur z. T. ihrer Herkunft nach bestimmt sind und daher hier meist weggelassen werden mußten.

2.290 Die Verteilung nach Sachgebieten läßt sich aufgrund der Eingliederung der meisten Inkunabeln in das Zangemeister-System ermitteln. 656 Inkunabeldrucke gehören zur theologischen Literatur, 305 zur Jurisprudenz, 282 zur Klassischen Philologie, 63 zur Geschichte, je 54 zur Philosophie und Medizin, 26 zur Mathematik. 23 Bde enthalten poetische Werke; die übrigen Bereiche sind mit weniger als 10 Titeln gering vertreten. Der Bestand umfaßt mehr als zehnmal soviel Werke in lateinischer wie in deutscher Sprache (1549 gegenüber 134). Die inhaltliche und sprachliche Aufgliederung läßt bereits vermuten, daß die Inkunabeln nicht aus der Sammlung der Heidelberger Kurfürsten stammen. Mit deren Bibliothek wurden 1623 auch fast alle Inkunabeln nach Rom verbracht, sofern sie nicht an sonstige Interessenten verschenkt wurden. Das gilt auch für die Universitätssammlungen, einschließlich der Heiliggeistbibliothek.

2.291 Herkunftsvermerke, soweit sie erhalten und in das handschriftliche Inkunabelverzeichnis übernommen sind, sagen aus, daß ein großer Teil des Bestandes im Zuge der Säkularisation aus badischen Klöstern und geistlichen Herrschaften nach Heidelberg gelangt ist; von 775 Bdn mit alten Besitzvermerken kamen 394 aus dem Zisterzienserkloster Salem, 120 -- zugleich mit diesen -- aus der Benediktinerabtei Petershausen, 73 aus Schuttern, 22 aus Lichtenthal, 16 aus Gengenbach, 12 aus Schwarzach, 10 aus Allerheiligen und 10 aus Ettenheimmünster. Eine größere Anzahl stammt aus privaten Schenkungen. 14 der Heidelberger Inkunabeln sind Unica.

Graphische Sammlung

2.292 Die Graphische Sammlung der Bibliothek umfaßt Zeichnungen, Holzschnitte, Kupfer- und Stahlstiche, Radierungen und Fotografien. Die Ansichten- und die Porträtsammlung sind durch Kataloge (s. u. 3.1) erschlossen. Beide haben ihre Schwerpunkte im Heidelberger und Kurpfälzischen Raum.

2.293 Die insgesamt 1026 Blätter der Karten- und Ansichtensammlung enthalten 142 Gesamtdarstellungen oder Teilansichten der Stadt Heidelberg, dazu 66 Bilder einzelner Gebäude, Plätze und Sehenswürdigkeiten. Das Schloß erscheint auf 159, die Heidelberger Umgebung auf 26 Blättern; 11 davon zeigen das Stift Neuburg. Geschichtliche Ereignisse werden in 21 Darstellungen festgehalten; Genre-Szenen sind mit 39 Beispielen vertreten; Gebäude der Universität erscheinen auf 40 und Motive des Studentenlebens auf 56 Bildern. Das Thema Heidelberg ist insgesamt 549mal behandelt. Unter den 444 übrigen Städteansichten, insbesondere der Pfalz, befinden sich 130 Darstellungen von Mannheim.

2.294 Zu den namhaften oder besonders häufig vertretenen Zeichnern und Stechern zählen Peter Aubry d. J., Nicolas-Marie-Joseph Chapuy, Ferdinand Denis (20), Jacques Foucquier, Carl Philipp Fohr, Ernst Fries (21), Friedrich Gauermann (14), Charles de Graimberg (46), Heinrich Martin Grape (14), Christian Haldenwang (13), Jacob von der Heyden, Johann Ulrich Kraus, Friedrich Karl Lang (18), Matthäus Merian d. Ä. (20), Sebastian Münster, Johann Georg Primavesi (15), Jakob Rieger (15), Friedrich Rottmann (16), Jakob Wilhelm Christian Roux, Abel Schlicht, Ludwig Friedrich Schnell (10), Peter Speeth, François Stroobant, Theodor Verhas (15) und Egid Verhelst d. J.

2.295 Die Porträtsammlung umfaßt 2913 Blätter; darunter sind 1972 Gelehrtenbildnisse (960 davon Heidelberger, von diesen wiederum 196 Theologen). Die übrigen Darstellungen zeigen Fürsten und Politiker (496), vor allem aus der Kurpfalz (170) und aus Baden (47), sowie Künstler (445, davon 362 deutsche).

2.296 Einige der oben genannten Namen von Malern, Stechern und Lithographen kehren in der Poträtsammlung wieder, darunter Aubry, Kraus, Merian und Roux (19); doch sind im allgemeinen beide Bereiche auch nach Künstlern getrennt. Mit mehr als 10 Bildern vertreten sind die Porträtisten Conrad (Dietrich) l'Allemand (17), (Johann) Karl Barth (12), Johann Martin Bernigeroth (16), Hermann Biow (26), Friedrich Wilhelm Bollinger (15), Johann Theodor de Bry (14), Etienne Desrochers (31), (Philipp) Hermann Eichens (18), Johann Jakob Haid (42), Anton Karcher (18), Wolfgang Philipp Kilian (60), Johann Daniel Laurens (12), (Johann) Heinrich Lips (11), Carl Mayer (13), Johann Georg Nordheim (12), Jakob von Sandrart, Mathys van Somer (15), Valentin Schertle (41), Georg Philipp Schmitt (14), Johann Schweizer (17), Alard Hendrik de Vos (11), August Weger (14) und Conrad Westermayr (13).

2.297 Wichtiger Teil der Graphischen Sammlung (Grupppe VII) ist eine Kollektion von Landkarten, wertvollen Zeichnungen und Kupferstichen aus dem Vermächtnis des 1839 in Weinheim verstorbenen Privatgelehrten und Heimatforschers Georg Anton Batt s.u. 2.338 ff.) mit insgesamt 330 Nummern, darunter alte Karten der Pfalz von Sebastian Münster, Gerhardus Mercator, Johannes Jansson, Cornelis Visscher und Christian Mayer. Die oben genannten Mannheimer Karten und Ansichten stammen sämtlich aus der 'Battschen Mappe'; zu ihr gehören aber auch 70 der Heidelberger Stücke und 30 Porträts pfälzischer Fürsten und Heidelberger Gelehrten s.u. 5 Högy 1969, S. 106--109).

Wilfried Werner

Inkorporierte Bibliotheken

2.298 Übernahmen von Gelehrten- und Klosterbibliotheken stellten für die Universitätsbibliothek vor allem bis ins 19. Jh eine der wenigen Möglichkeiten signifikanter Bestandsvermehrung dar. Schon kurz nach Gründung der Universität setzten Schenkungen von Gelehrtenbibliotheken ein. Diese frühen Bestände gingen 1622/23 als Teil der Bibliotheca Palatina fast vollständig verloren. Dem Pfälzischen Erbfolgekrieg fielen 1693 die zwischenzeitlich an die Universität gekommenen Bibliotheken von David Pareus (1548--1622) und Marquard Freher (1565--1614) zum Opfer. Erhalten geblieben sind, von wenigen Verlusten im Zusammenhang mit Auslagerungen im Zweiten Weltkrieg abgesehen, die Sammlungen, die nach 1693 an die Universität gelangten.

2.299 Die Universität erlebte nach den Zerstörungen des 17. Jhs erst wieder mit dem Übergang der rechtsrheinischen Pfalz an Baden 1802/03 einen Aufschwung. Die Behandlung der im 19. Jh übernommenen Gelehrtenbibliotheken zeigt, welch großen Wert ihnen die Universität zumaß. Diese Schenkungen wurden, dem Willen der Geber entsprechend, noch häufig mit einer Sondersignatur versehen und separat aufgestellt. Dubletten blieben erhalten.

2.300 Zeitgleich mit der Vermehrung der finanziellen Ressourcen der Bibliothek verloren die Schenkungen an Bedeutung. Zum 20. Jh hin setzte sich mehr und mehr ihre Einarbeitung in den Hauptbestand durch. Zudem machte man eine rigorose Dublettenausscheidung zur Vorbedingung für die Übernahme. Betroffen waren unter anderem die Bibliothek von Maximilian Joseph und Franz von Chelius (1906) oder die Broschürensammlung von Ernst Otto Adalbert Merx (1932). Von den 3300 Bdn der Bibliothek Chelius wurden 1800 nicht aufgestellt. Von Nutzen für die Universitätsbibliothek waren dagegen auch im 20. Jh Spezialsammlungen, beispielsweise die Schenkungen von Eduard Böhmer und Rudolf Drescher oder die Bibliothek Max Freiherr von Waldbergs (u.a. mit Erstausgaben der Barockzeit).

2.301 Zumindest die klassischen Gelehrtenbibliotheken haben auch einen Eigenwert als Teil der Heidelberger Gelehrtengeschichte. Beispiele sind die Sammlungen der Historiker Friedrich Christoph Schlosser und Ludwig Häusser oder des Juristen Karl Joseph Anton Mittermaier. Einen regionalen Schwerpunkt bilden hier die Spezialbibliotheken mit Literatur zu Geschichte und Topographie der Kurpfalz von Georg Anton Batt, Christian Friedrich Johann Barth und Albert Mays.

2.302 Völlig anders wurde mit den zu Beginn des 19. Jhs übernommenen Klosterbibliotheken verfahren. Mit Ausnahme der Salemer Büchersammlung, die 1826 gekauft wurde, erhielt die Heidelberger Bibliothek nur Anteile von begrenztem Umfang und Wert zugewiesen. In der Regel stand der Karlsruher Hofbibliothek das Recht der Vorauswahl zu. Nur der für eine wissenschaftliche Bibliothek z. T. wertlose Rest kam den beiden Universitätsbibliotheken des Landes zugute, wobei Freiburg insgesamt großzügiger bedacht wurde, da die Transportkosten nach Heidelberg meist zu hoch waren. Zu verdanken sind die Heidelberger Erwerbungen vor allem dem Oberbibliothekar Friedrich Wilken (1777--1840).

2.303 Die aus Klöstern übernommenen Büchersammlungen wurden in keinem Fall, sieht man von einem kleinen Fonds Salemer Broschüren ab, separat aufgestellt und katalogisiert. Die Universität versuchte, möglichst viele Bücher zu erwerben, auch über den direkten Nutzen für die eigenen Bestände hinaus. 1829 und 1832 fanden zwei Dublettenauktionen statt, in denen vor allem Zugänge aus Salem versteigert wurden. Sicher wurde mit den anderen Klosterbibliotheken ähnlich verfahren, da die Verwertung des zugewiesenen Gutes im Gegensatz zu den Gelehrtenbibliotheken nicht an testamentarische oder sonstige Verfügungen geknüpft war.

Bibliothek Graevius

2.304 Bei der frühesten nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg faßbaren Sondersammlung handelt es sich um Teile der Bibliothek des Utrechter Philologen und Historikers Johann Georg Graevius (1632--1703; s.o. 1.27). Die Werke wurden in den Hauptbestand eingereiht; ein separater Katalog liegt nicht vor. Einige wenige Titel mit handschriftlichen Bemerkungen stehen bei den Codices Heidelbergenses. Sie lassen sich aufgrund von Notizen im Zettelkatalog dieses Bestandes der Bibliothek Graevius zuweisen. Der ursprüngliche Zustand von Graevius' Bibliothek ist allerdings rekonstruierbar, da nach seinem Tode ein Verkaufskatalog erstellt wurde (»Catalogus Bibliothecae luculentissimae ... qua usus est .. Jo. Georgius Graevius«, s. u. 3.3). Insgesamt umfaßte die fast ausschließlich lateinische Druckschriftensammlung neben etwa 90 Broschürenfaszikeln und 119 Hss. 4900 einzelne Werke oder Sammelbände. Größte Gruppe war die Theologie mit 1073 Titelnummern. Es folgten die Literatores (Literaturwissenschaft, Reden, Briefe etc.) mit 963 Nummern, die Historici mit 707 Nummern, die Poetae mit 520 und die Philosophi mit 419 Nummern. Alte Geschichte (Antiquarii) war mit 389 Titeln vertreten. Kleinere Gruppen bildeten die Sammlungen medizinischer und juristischer Literatur. Im Zweiten Weltkrieg sind erhebliche Teile der Bibliothek am Auslagerungsort verbrannt.

Bibliotheken säkularisierter Klöster und anderer geistlicher Institutionen

Allerheiligen, Schwarzach

2.305 Bereits 1802 waren das Prämonstratenserstift Allerheiligen, das Zisterzienserinnenstift Lichtental und die Benediktinerabtei Schwarzach von Baden in Besitz genommen worden. Bestehen blieb letztlich nur der Lichtentaler Konvent, während die anderen beiden Klöster aufgehoben wurden.

2.306 Nachdem die Hofbibliothek zweimal anhand eines Verzeichnisses der Bücher aus Allerheiligen geprüft hatte, welche Werke ihr wünschenswert erschienen, stand der Heidelberger Universitätsbibliothek die Nachauswahl zu. Erhalten hat sich neben dem Allerheiligener Bibliothekskatalog (Badische Landesbibliothek Karlsruhe, Cod. Allerheiligen 1, s.u. 3.3) ein 'Verzeichniss der Bücher, welche die Universität Heidelberg aus der Bibliothec des Klosters Allerheiligen zu haben wünschet' mit etwa 2100 Titeln s.u. 3.3). Es ist wahrscheinlich identisch mit dem Verzeichnis, das der Hofbibliothek zur zweiten Auswahl zugeschickt wurde, da in ihm die Werke dieser Auswahl vermerkt sind. Eine handschriftliche Notiz teilt mit, daß viele dieser Bücher bereits nach Heidelberg gelangt seien.

2.307 Die Schwarzacher Bibliothek wurde 1803 katalogisiert, um die Verteilung der Bücher überhaupt erst möglich zu machen. Das Verzeichnis nennt über 1900 Werke, allerdings nur die wichtigeren; der Rest ist summarisch aufgeführt. Nach Karlsruhe gelangten gemäß einer zweiten Liste etwa 650 Werke. Der gesamte Rest, einschließlich 10 Kisten völlig unkatalogisierter Bücher, fiel Heidelberg zu. Im August 1804 erhielt die Universität in 86 Kisten insgesamt 3242 Bde aus Schwarzach, 1184 aus Allerheiligen und 203 aus Lichtental.

Reichenau, Gengenbach

2.308 Während alle Hss. der schon im 18. Jh aufgelösten Benediktinerabtei Reichenau der Hofbibliothek zufielen, erhielt die Universität Heidelberg den Rest der Drucke, der nach der weitgehenden Karlsruher Vorauswahl übriggeblieben war. 1806 gelangten die Bücher in 6 Kisten nach Heidelberg. Faßbar sind diese Werke in einem 'Katalog der noch übrigen merkwürdigen Bücher in der Kloster-Bibliothek zu Reichenau' s.u. 3.3), der allerdings nur 110 Titel detailliert aufführt (20 Titel Kirchenväter, 30 juristische und 25 historische Titel), daneben aber über 3000 summarisch (Betrachtungsbücher, Breviere, Predigten, minder wichtige theologische, juristische und philosophische Abhandlungen u.a.).

2.309 Das Reichsstift Gengenbach (Katalog s.u. 3.3) kam 1802/03 unter badische Oberhoheit und wurde 1807 endgültig aufgehoben. 1808 erhielt zuerst die Heidelberger, dann die Freiburger Universität die Aufforderung, sich nach der Hofbibliothek, der 654 Titel zufielen, aus dem 'noch übrigen Vorrathe' Bücher auszusuchen; der Rest sollte 'Local-Unterrichts-Anstalten' zugute kommen. Im März 1809 merkte Friedrich Wilken an, daß sich die Hofbibliothek die besten Bücher angeeignet habe und der Rest vielleicht durch unsachgemäße Lagerung verdorben sei. Da sich die Auswahl der beiden Universitätsbibliotheken weitgehend überschnitt, traf Wilken im Oktober 1809 in Gengenbach mit dem Freiburger Abgesandten, Bibliothekar Johann Caspar Ruef, zusammen, um die Büchersammlung aufzuteilen. Die Heidelberg zustehenden Druckschriften gelangten 1809/10 an die Universitätsbibliothek, insgesamt 738 Werke in 870 Bdn. Es handelte sich neben zwei Hss. um 18 Titel aus dem Bereich der Literaturgeschichte, 177 theologische Titel (Patristik, Auseinandersetzung mit dem Protestantismus, Predigten), 79 kirchengeschichtliche, 194 juristische (vor allem Kirchenrecht; Sammlungen von Rechtsentscheidungen, feudales und regionales Recht), 67 Werke 'alter Classiker' (weit überwiegend Werke von und über Aristoteles), 75 historische Monographien und 126 Miscellanea.

Bruchsal

2.310 Im Mai 1810 hatte Friedrich Wilken die zwischenzeitlich vom Oberhofgericht verwendeten Reste der Bibliothek der Speyrer Bischöfe zu Bruchsal (Katalog s.u. 3.3) besichtigt. Obwohl die Hofbibliothek bereits 5000 Bde ausgewählt hatte, fand Wilken noch für die Heidelberger Bibliothek nützliche Werke. Ihr wurde es zugestanden, nach dem vorläufigen Bruchsaler Bücherverzeichnis vor allem historische Titel auszusuchen. Juristische Literatur, Abhandlungen zu Kirchenrecht und Kirchengeschichte sowie Werke für den gewöhnlichen Schulgebrauch waren anderen Empfängern zugedacht. Im Juli 1810 wandte sich Wilken noch einmal mit Erfolg an den Kabinettsminister Sigismund Freiherr von Reitzenstein, um weitere, bisher unkatalogisierte Bände aus Bruchsal zu bekommen.

2.311 Insgesamt erhielt die Universitätsbibliothek aus den Bruchsaler Beständen 749 Werke in 1434 Bdn. Die größte Abteilung ist die der historischen Bücher (407 Werke in 663 Bdn, zumeist in lateinischer oder französischer Sprache). Es folgen mit weitem Abstand klassische Literatur (69 Titel), Theologie (68 Titel) und Literaturgeschichte (53 Titel).

2.312 Die Sammlung historischer Werke ist an Territorien und Ländern orientiert; übergreifende Darstellungen fehlen. Zur Geschichte fast jeder europäischen Herrschaft sowie vieler Regionen und Städte sind Abhandlungen belegt (z.B. zu Italien, den Niederlanden, der Schweiz; zu Brabant, Thüringen); relativ gut ist die französische Geschichte vertreten. Einzelne Geschichtswerke behandeln außereuropäische Länder, so Persien, Japan und China. Ergänzt wird der Bestand durch geographische Landes- und Ortsbeschreibungen (mit Reiseberichten) sowie durch Schriften zu einzelnen Fürstengeschlechtern und zur Genealogie.

Meersburg, Ettenheimmünster

2.313 Wenig erfolgreich waren die Heidelberger Bemühungen, Reste der ehemaligen Bibliothek der Bischöfe von Konstanz in Meersburg und der Benediktinerabtei Ettenheimmünster zu erwerben.

2.314 Im Oktober 1810 erhielt die Heidelberger Universität zwei Katalogbände der Meersburger Büchersammlung zugesandt. Die Auswahl, die die Karlsruher Hofbibliothek getroffen hatte, war bereits vermerkt. Heidelberg sollte sich wegen der Transportkosten nur auf das Nötigste beschränken, der Rest sollte Freiburg zufallen. Spätere Bitten Wilkens um Dubletten waren erfolglos. Die Versendung der Bücher verzögerte sich bis 1812, als die Heidelberger Bibliothek in 3 kleinen Kisten 23 Folio-, 7 Quart- und 15 Oktavbände erhielt (aufgeführt in: Univ.Archiv, K-Ia, 111/9, fol. 56), z. T. von Feuchtigkeit verdorben. Wilken merkte an, daß gerade die wertvollsten Stücke fehlten. Nachforschungen ergaben, daß die Meersburger Bibliothek bereits vor der Säkularisation große Verluste erlitten hatte.

2.315 Aus den Beständen der Ettenheimmünsterer Bibliothek (Katalog s.u. 3.3) -- das Kloster war schon 1803 aufgelöst worden -- fielen der Heidelberger Universität nur noch Reste zu. Die Hofbibliothek hatte, wie üblich, das Recht der Vorauswahl; die übrigen Bücher wurden 1804 Heidelberg in Aussicht gestellt. Wohl wegen fehlender Kataloge gelangte zunächst die gesamte Bibliothek des Klosters 1806 nach Karlsruhe. Nach Darstellung des ersten Bibliothekars Friedrich Molter bestand die Büchersammlung ursprünglich aus Werken der Kirchenväter und älteren Editionen klassischer Literatur, zum geringeren Teil aus historischen Abhandlungen. Zudem sei es bereits früher zu 'Entfremdungen' aus dem Kloster durch Lahrer Schullehrer gekommen. Die Hofbibliothek habe in großem Umfang Bücher ausgewählt, um sich für die Transportkosten schadlos zu halten.

2.316 Die Reste der Ettenheimmünsterer Bibliothek trafen nach langen Auseinandersetzungen erst 1821 in Heidelberg ein. Es handelte sich z.T. um wertlose Bände; einiges mußte makuliert werden. Katalogisiert wurden 1229 Werke in 1318 Bdn aus den Bereichen Theologie (349 Werke, mit den Schwerpunkten Bibelkommentare und -ausgaben, Kirchengeschichte, katholische Bekenntnisschriften und Auseinandersetzungen mit dem Protestantismus), Geschichte und Geographie (272 Werke), Jurisprudenz (248 Werke), Philologie (160 Werke, mit den Schwerpunkten Grammatik, Rhetorik, Fremdsprachen, Wörterbücher) u.a.

Klosterbibliothek Salem

2.317 Die für die Bestände der Bibliothek bedeutendste Klosterbibliothek (darunter 450 Hss.) war die Büchersammlung des 1134 gegründeten Zisterzienserklosters Salem (Kataloge s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Jank). Anfang des Jahres 1802 nahm Baden den Salemer Konvent in Besitz. Der badische Markgraf löste ihn im November 1804 auf. Bald nach der Säkularisation muß die Bibliothek der 983 gegründeten Benediktinerabtei Petershausen (Kataloge s.u. 3.3) mit der Salemer vereinigt worden sein.

2.318 1808 erhielt die Universitätsbibliothek Freiburg aus Salem eine Kiste mit astronomischen Werken. Spätestens 1824 plante die Heidelberger Bibliothek den Kauf der vereinigten Salemer und Petershausener Büchersammlungen gegen den Widerstand des Bibliotheksdirektors Friedrich Christoph Schlosser (1776--1861). Ende 1826 kam ein Kaufvertrag zu einem Preis von 20.000 Gulden zustande. 1827 wurde der Großteil der Bibliothek nach Heidelberg geschafft. Die seit spätestens 1825 in Karlsruhe verwahrten Inkunabeln erhielt die Universität erst 1831 zugesprochen. 1839 bot die badische Domänenkanzlei der Bibliothek noch einmal Restbestände aus Salem an, an denen jedoch kein Interesse bestand.

2.319 Der genaue Umfang der Salemer Bibliothek läßt sich nicht mehr feststellen. Den Ankaufsverhandlungen im Jahre 1826 wurde eine Gesamtzahl von 60.000 Bdn einschließlich Broschüren und der Petershausener Bestände zugrunde gelegt. Nach der Übernahme der Salemer Bibliothek durch die Universitätsbibliothek wurden weder für die Broschüren noch für die Monographien, die meist noch durch Provenienzvermerke identifizierbar sind, Sonderkataloge angelegt. Das im Jahre 1825 angelegte Verzeichnis Heid. Hs. 2679 nennt in drei Abteilungen insgesamt 1575 Salemer Inkunabeln und Frühdrucke (bis 1517). Für Petershausen ist der Bibliothekskatalog Heid. Hs. 2680 maßgebend. Er führt 3700 Werke auf, einschließlich einer eigenen Inkunabelabteilung mit 421 Titeln.

2.320 Verläßliche Angaben über 23.000 Salemer Monographien und Broschüren (ohne Inkunabeln) bietet nur der zu Beginn des 19. Jhs angelegte Schilteggersche Katalog (Cod. Sal. XI 27--41, s. u. 3.3). In 4 Hauptgruppen verzeichnet er etwa 7500 Titel Historica (mit den Unterabteilungen Hierographia, Hermeneutica Sacra, Synodica, Patres, Liturgia, Historia Litteraria, Cultura Linguarum, Diplomatica, Antiquitates, Numismatica, Historiae Subsidia, Historia Universalis, Historia Ecclesiastica, Historia Romanorum Pontificum, Historia Sanctorum, Historia Ordinum, Historia Religionum und Historia Particularis), 5500 Philosophica (mit den Unterabteilungen Philosophia Universalis, Philosophia Theoretica, Aesthetica, Poesis, Rhetorica, Artes Liberales, Philosophia Practica, Jus Naturae, Politica, Paedagogica, Historia Naturalis, Mathematica, Physica, Chimia und Medicina), 4200 Theologica (mit den Unterabteilungen Theologia Scholastica et Dogmatica, Theologia Polemica, Theologia Pastoralis, Theologia Mystica et Ascetica und Theologia Heterodoxorum) und 4800 Juridica (mit den Unterabteilungen Jus Universale, Jus Ecclesiasticum Universale et Nationale, Jus Civile et Feudale, Jurisprudentia Heroica, Jus Publicum Germaniae, Jus Camerale, Jus Criminale, Jus Germaniae Privatum und Jura Regnorum). Einen Anhang bildet die Abteilung Polymathia (1100 Titel vor allem Klassische Literatur).

2.321 Die Werke in der Klasse der 'Historica', die bisher als einzige eingehender untersucht wurde (Jank 1985), gehören zur Theologie (vor allem 740 Titel Hermeneutica Sacra, daneben auch Bibelausgaben, Konzilsliteratur, Patristik, Liturgie), zur Bibliotheks- und Wissenschaftsgeschichte, zur Sprachwissenschaft und Klassischen Philologie, den Hilfswissenschaften, der Universalhistorie und Kirchengeschichte (vor allem 400 Titel zur Ordensgeschichte). Hier findet sich auch eine Sammlung von biographischen, topographischen und anderen Nachschlagewerken (Historia Particularis).

2.322 Nach einem Verwaltungsbericht des Oberbibliothekars Karl Zangemeister von 1875 besaß die Bibliothek zu diesem Zeitpunkt die sehr hoch erscheinende Zahl von 30.000 Salemer Broschüren in 425 Faszikeln. Möglicherweise gelangten in diesen Fonds, der einige Broschüren aus den dreißiger Jahren des 19. Jhs enthält, auch Druckschriften anderer Provenienz. Die genaue Anzahl der Broschüren läßt sich heute nur noch mit sehr hohem Aufwand feststellen, da große Teile in Sammelbänden oder einzeln in den Hauptbestand eingegliedert worden sind. Übrig ist heute nach geringen Kriegsverlusten eine Sammlung von 4879 gesondert aufgestellten Salem-Broschüren.

2.323 Der Salemer Broschürenbestand setzte sich aus Druckschriften vom 15. Jh bis zum ersten Drittel des 19. Jhs zusammen (Theatertexte, Verordnungen, Politica, Leichenpredigten). Gesondert katalogisiert sind über 1300 Flugschriften der Reformationszeit (1517--1555, ohne Lutherschriften; s.u. 3.3). Etwa 40 Kleindrucke bis 1500 sind mit SALEM-Signatur in die Inkunabelsammlung eingereiht worden.

2.324 Die einzelnen Abteilungen des Salemer Broschürenbestandes weisen deutliche Überschneidungen auf. Faszikel 1--11 (134 Titel) enthalten Schriften zur Bibelexegese, zu Auseinandersetzungen mit anderen Religionsgemeinschaften, Werke zur Kirchen- und Religionsgeschichte, Denkschriften (z.B. über den Nuntiaturstreit und zum Emser Kongreß 1786) sowie Oster-, Pfingst- und Weihnachtsprogramme theologischen Inhalts von verschiedenen Universitäten. In Faszikel 12 finden sich 14 theologische Titel der Zeit vor der Reformation.

2.325 Faszikel 13--19 (167 Titel) enthalten Schriften zu Religionsauseinandersetzungen zwischen Katholiken und Protestanten vom 16. bis zum 19. Jh. Bereits hier finden sich zeitgenössische Reformationsschriften. Der jüngste belegte Titel stammt aus dem Jahr 1836. Weiter liegen hier Auseinandersetzungen mit dem Calvinismus, Denkschriften, Lebensbeschreibungen u.a. vor. Überwiegend sind die Broschüren in deutscher, seltener in lateinischer Sprache verfaßt. Aus dem 19. Jh sind wieder einige Universitätsprogramme belegt.

2.326 Faszikel 20--70 enthalten eine umfangreiche Sammlung von 1014 originalen Lutherschriften (einschließlich Dubletten). Ein Teil (Faszikel 20--46) ist gesondert katalogisiert (Heid. Hs. 3381).

2.327 Faszikel 71--162 umfassen 1928 Schriften der Reformationszeit. Darunter sind etwa 500 Schriften von bedeutenden Reformatoren und ihren Gegnern. Diesen Salemitani stehen nur etwa 100 Broschüren der gleichen Autoren anderer Provenienz im allgemeinen Broschürenfonds der Bibliothek gegenüber. Der Salemer Bestand umfaßt u.a. 13 Titel des Reformators Nikolaus von Amsdorf, 15 Titel von Jakob Andreae, Kanzler der Universität Tübingen, 12 Titel des württembergischen Reformators Johannes Brenz, 20 Titel des Wegbereiters der norddeutschen Reformation, Johannes Bugenhagen, 32 Titel des Lutherschülers, Philologen und Historikers Matthias Flacius Illyricus, 10 Titel des von Ottheinrich nach Heidelberg berufenen Lutheraners und Generalsuperintendenten der Pfalz, Tilemann Heßhusen, 67 Titel des von Luther so genannten 'Schwärmers' Andreas Karlstadt (Bodenstein), 75 Titel Philipp Melanchthons, 10 Titel von Justus Menius, 20 Titel des Nürnberger Reformators Andreas Osiander und 30 Titel Huldrych Zwinglis. Von den Luthergegnern sind Johannes Eck mit 14 und Hieronymus Emser mit 10 Titeln vertreten.

2.328 Faszikel 163--212 enthalten 1011 theologische Broschüren, darunter einzelne Reformationsschriften, evangelische und katholische Bekenntnisschriften, Schriften der Gegenreformation und Abhandlungen zu religiösen Streitigkeiten sowie eine große Zahl von Predigten.

2.329 Faszikel 275--429 umfassen 604 politische, historische und juristische Titel. Am Anfang stehen Broschüren aus den Jahren 1755 bis 1757, vorwiegend zur Anfangsphase des Siebenjährigen Krieges, darunter Denkschriften, Schlachtenberichte, literarische Verarbeitungen der Zeitgeschichte und Untersuchungen juristischer Probleme des Krieges. Eine weitere Gruppe umfaßt juristische Abhandlungen und Dissertationen vom 16. Jh an, beginnend mit Broschüren zum Reichskammergericht, juristischen Gutachten und Prozeßberichten. Es folgen Schriften zum Kirchenrecht und theologische Rechtsgutachten, Werke zu Reichsrecht, Königswahl, Sukzessionsfolge, Kurfürstentum und Reichsvikariat sowie Abhandlungen zu Natur- und Völkerrecht. Das letzte Faszikel enthält juristische Satiren.

Gelehrtenbibliotheken und andere Büchersammlungen

Bibliothek der Staatswirthschafts Hohen Schule

2.330 Einen bedeutenden Zuwachs erfuhren die Bücherbestände der Universität 1804/05 mit der Inkorporation der Bibliothek der Staatswirthschafts Hohen Schule s.o 1.47; Kataloge s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Willer). Diese Büchersammlung, die unter anderem aus Eintrittsgeldern, Mitgliedsgebühren, kurfürstlichen Zuwendungen und dem Verkauf von Lehrbüchern und der Zeitschrift der Gesellschaft finanziert wurde, setzte sich 1778 aus etwa 940 Werken zusammen; 1787 lagen 2594 Bde, 1789 schon 6021 und 1804/05 schließlich 9145 Bde vor, denen etwa 5600 Werke entsprachen (nach Willer 5235 Werke).

2.331 Zu Beginn der Lehrtätigkeit enthielt die Bibliothek der Schule in erster Linie landwirtschaftliche Werke. Später dominierten die Kameralwissenschaften, Natur- und Gewerbewissenschaften. Schwerpunkte waren Naturgeschichte mit 828 Titelnummern, Mathematik und Baukunst mit 582, Land- und Forstwirtschaft mit 553, Geographie mit 514, Polizei (vor allem Verordnungen und Statuten) mit 419, Geschichte mit 355, Staatswirtschaft und Politik mit 346, Naturlehre mit 324, Philosophie mit 281 und Handlungswissenschaft mit 272 Nummern. Weitere Erwerbungsgebiete waren Technologie, Finanzwissenschaft, Rechnungswesen, Vieharzneikunde und Bergbau.

2.332 1809 erbte die Universität die Bibliothek des im gleichen Jahr gestorbenen Professors für Kirchenrecht, Matthäus Kübel (1742--1809; Katalog s.u. 3.3). Nach Aussonderung der Dubletten wurden 1253 Werke in 1389 Bdn katalogisiert. Deutlicher Schwerpunkt war die Jurisprudenz mit 781 Titeln. Es folgten Kirchengeschichte mit 157 Titeln, Theologie mit 113, Geschichte mit 73 und Mathematik mit 39 Titeln. Schwerpunkte innerhalb der juristischen Abteilung waren das Kirchenrecht sowie Werke, die sich mit dem Verhältnis von Staat und Kirche beschäftigen. In erheblichem Umfang fanden sich Abhandlungen zum Römischen Recht, zum Feudalrecht und zu regionalen Rechten.

Bibliothek Boecler

2.333 Im Mai 1810 erwarb Friedrich Wilken in Straßburg im Auftrag der Universität die umfassende medizinische Bibliothek des Mediziners Johann von Boecler (1737--1808; Kataloge s.u. 3.3) von den Erben Christian Friedrich Froereisen, Johann Leonhard Froereisen, Caroline Barothée Hermann und Johann Friedrich Hermann. Boecler, Leibarzt des polnischen Königs, später einer russischen Prinzessin, hatte große Teile der medizinischen Bibliotheken seines Vaters und seines Oheims erworben und, wie er selbst sagt, 'a teneris ... unguiculis Bibliophilae addictus', beständig vermehrt. Faßbar ist seine Sammlung im Zustand von 1806 im »Catalogus Bibliothecae ... quam in proprios usus collegit Jo. de Boecler, Medicinae Doctor«, Hamburg 1806 (2. Aufl. Straßburg 1809, mit französischem Titel, s.u. 3.3). Es handelte sich hierbei um einen Verkaufskatalog. Boecler wollte seine Bibliothek, wie er im Vorwort mitteilt, unter anderem aufgrund seines hohen Alters als Einheit verkaufen. Er nannte einen Gesamtumfang von 16.000 Bdn; vertreten seien neben der Medizin auch Naturwissenschaften, 'Jurisprudentia et Politia Medica', daneben griechische, lateinische, deutsche und französische Literatur, weiter historische, politische, philosophische und theologische Werke.

2.334 Die Universitätsbibliothek erhielt den gesamten medizinischen Teil mit Ausnahme der Abteilung Mineralische Wasser und Bäder, die bereits verkauft war. Der Bestand gliedert sich in die Abteilungen Anatomica, Physiologica, Chirurgica; Pathologica, Semiologica, Systematici, Consultatores, Commentatores, Observatores; Clinici particulares et Monographi; Pestis, Morbi Pestilentiales, Epidemici et Contagiosi; Morbi Mulierum et Infantum, Nervorum, Hysteria et Hypochondriasis, Geneanthropologica, Embryulcia etc.; Methodologia, Historia, Litteraria, Bibliographia, Lexica et Miscellanea Medica etc.; Politia et Jurisprudentia Medica etc. und Chymia omnis generis, Materia Medica, Dispensatoria, Formulae, Diaetetica etc. Von den etwa 7000 Titeln des Verkaufskataloges existieren aufgrund hoher Kriegsverluste heute nur noch ca. 1250. \pagebreak

Bibliotheca Schwarziana

2.335 1835 wurde zum Gedenken an den Theologen und Pädagogen Friedrich Heinrich Christian Schwarz (1766--1837; Katalog s.u. 3.3) von ehemaligen Mitgliedern des pädagogischen Seminars, Schülern und Freunden eine pädagogische Bibliothek mit dem Namen 'Bibliotheca Schwarziana' gestiftet. Sie wurde der Universität unter der Bedingung überlassen, daß die Bücher besonders gekennzeichnet, in einem eigenen Katalog erfaßt und nie veräußert werden sollten. Aus der Stiftungssumme von 450 fl. wurde ein Betrag von 250 fl. zur Anschaffung von Schwarz' eigener Bibliothek verwendet. Hierbei handelt es sich um den Grundbestand der Bibliotheca Schwarziana, der separat aufgestellt und mit einer Sondersignatur versehen ist.

2.336 Diese Büchersammlung besteht aus 404 Werken, überwiegend in deutscher Sprache. Etwa 110 Titel beziehen sich auf allgemeine Pädagogik und Erziehungstheorie (darunter 6 Schriften Pestalozzis und einige Abhandlungen über sein Erziehungssystem). Die zweitgrößte Gruppe mit über 90 Titeln umfaßt die Bereiche praktische Theologie und Religionsunterricht mit dem Schwerpunkt der Katechismusvermittlung. Schul- und Lehrbücher (deutsche Sprache, Mathematik u.a.) sind mit fast 50 Titeln belegt. 20 Werke behandeln einzelne Schultypen, 15 einzelne Schulen, 5 Sonderanstalten, je 10 Lehrerausbildung (mit Lehrplänen) und Schulreform. Den Abschluß bilden etwa 10 Erziehungsratgeber, 15 Monographien zu Anthropologie und Physiologie sowie etwa 20 Zeitschriftenreihen und Jahrbücher. Die einzelnen Titel sind in der Zeit vom 16. Jh bis zum Jahr 1836 erschienen.

2.337 Der Restbetrag der Stiftung wurde auf Zinsen angelegt. Diese sollten 'admassiert werden, bis sich das Bedürfnis zu weiteren Anschaffungen ergibt'; die Verwaltung oblag der Theologischen Fakultät. Erst 1908 trat eine Vereinbarung zwischen der Theologischen Fakultät und der Universitätsbibliothek über die Verwendung der Gelder in Kraft. Die Universitätsbibliothek erhielt jährlich 100 Mark zur Anschaffung pädagogischer Werke. Von 1909 bis 1921/22 wurden insgesamt 193 Titel aus Zinserträgen erworben und in den Hauptbestand der Bibliothek eingereiht. In der Folge unterblieb die Ablieferung der Zinsen bis 1931. Von 1931 bis 1963/64 (mit einer Lücke von 1943 bis 1947) wurden 142 pädagogische Titel angeschafft, davon 91 in der Zeit von 1932/33 bis 1941/42. Im Jahre 1964 ordnete das Kultusministerium die Aufhebung der Stiftung an, da sie den größten Teil ihres Kapitals verloren habe. Das Restvermögen wurde dem 'Louis-Jacobson-Nachlaß' zugeführt; die Zinserträge stehen bis heute der Universitätsbibliothek zur Verfügung.

Bibliotheca Battiana

2.338 Die zweitälteste Sondersignatur trägt die Bibliotheca Battiana, benannt nach dem Privatgelehrten, Erzieher der Söhne eines kurpfälzischen Geheimrates, Heimatforscher und Herausgeber der Werke Maler Müllers, Georg Anton Batt (1775--1839; Kataloge s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Högy). Dieser hinterließ der Universität 1839 aus einer erheblich größeren Bibliothek die Werke, die für die Kurpfalz von Bedeutung waren. Neben Büchern handelte es sich um Hss. (heute etwa 70 Einheiten), Urkunden, Karten und um die graphische Sammlung (Karten und Stiche einzelner Städte, Dörfer und Sehenswürdigkeiten der Kurpfalz). Kataloge der ursprünglichen Battschen Bibliothek sind nicht mehr nachweisbar.

2.339 Der Umfang der Bibliotheca Battiana wurde 1839 mit 1048 Werken in 773 Bdn angegeben (einschließlich Hss.). Ohne die 110 Dubletten oder Nachauflagen liegen nach dem Katalog Heid. Hs. 3373 ca. 870 selbständige Monographien und Broschüren vor, die überwiegend aus dem 17. und 18. Jh stammen; etwa 80 Titel sind noch im 16. Jh erschienen.

2.340 Etwa 20 Titel der Bibliothek beziehen sich auf die Regierungszeit Friedrichs III. (1559--1576), 60 auf Friedrich IV. (1583--1610), 65 auf Friedrich V. (1610--1632), 35 auf Karl Ludwig (1649--1680), je 25 auf Johann Wilhelm (1690--1716) und Karl Philipp (1716--1742) und 115 auf Karl Theodor (1742--1799).

2.341 Belegt sind unter anderem Werke von Johann Heinrich Andreae, Karl Büttinghausen, Georg Christian Crollius, Philipp Wilhelm Ludwig Fladt, Marquard Freher, Daniel Pareus, Johannes Trithemius und Friedrich Peter Wundt. Daneben liegen in Form von gedruckten Reden, Denkschriften, Berichten, Vereinbarungen, Vergleichen und Protokollen relativ seltene, meist lokale Quellen vor.

Bibliothek Nägele

2.342 1852 wurde die Bibliothek des Juristen und Privatdozenten an der Universität Heidelberg, Max Naegele (1818--1852; Katalog s.u. 3.3) von seiner Mutter der Universitätsbibliothek unter der Bedingung gesonderter Aufstellung und Unveräußerlichkeit geschenkt. Die Sammlung besteht neben Broschüren aus 265 juristischen Werken, die zwischen 1555 und 1852 (überwiegend im 19. Jh) erschienen sind, und aus 160 Werken vor allem zur Klassischen Philologie aus der Zeit von 1684 bis 1849.

2.343 Die juristische Abteilung enthält neben Standardwerken mehr als 50 Quellen und Abhandlungen zum Römischen Recht. Etwa 15 Titel beziehen sich auf badische Rechtsverhältnisse (Landrecht, Prozeßordnung, einzelne Gesetze oder Johann N. F. Brauers »Erläuterungen über den Code Napoléon und die großherzoglich badische bürgerliche Gesetzgebung«, Karlsruhe 1809--1812). Vertreten sind außerdem Abhandlungen zum Prozeßrecht, vor allem zum Zivilprozeß, sowie einige Werke zum deutschen Zivilrecht und zum kanonischen Recht. Schließlich ist je eine Druckausgabe des Sachsen- und des Schwabenspiegels zu erwähnen.

2.344 Die zweite Abteilung enthält 30 Titel lateinische Klassiker und 30 Werke zur römischen Geschichte. Griechische Literatur ist dagegen nur in geringem Umfang belegt. Zu Frankreich, Italien und England liegen jeweils einige Reiseführer, Wörterbücher und Sprachlehren vor, daneben wenige Literatur in der Landessprache. Kleinere Schwerpunkte sind Heidelberg, deutsche Literatur und Geschichte sowie Heerwesen. Daneben gehören zu der Bibliothek 45 juristische Dissertationen der Zeit von 1700 bis 1852 und 30 sonstige Dissertationen der Zeit von 1803 bis 1850.

Bibliotheca Barthiana

2.345 Am 12. Februar 1859, dem 300. Todestag des Kurfürsten Ottheinrich, wurde durch den Maler Christian Friedrich Johann Barth (1827--1859; Katalog s.u. 3.3) die Christian-Barth-Stiftung zum Gedenken an den Reformator Heidelbergs und der Kurpfalz errichtet. Nach dem Tode Barths fielen seine Sammlungen an die Universitätsbibliothek, die Stadt und das Lyzeum. Sie umfaßten neben Büchern auch Siegel, Münzen, Urkunden, Kupferstiche (Porträts und Ansichten) und Zeichnungen von Barths Hand mit dem Schwerpunkt Pfalz und Baden.

2.346 Das Bücherlegat hat einen Umfang von 113 Werken, die zwischen 1518 und 1859 erschienen sind. Daneben bewahrt die Universitätsbibliothek die Urkunden und die graphische Sammlung auf. Hessische Archivalien, die sich im Nachlaß Barths fanden, wurden dem Hessischen Haus- und Staatsarchiv zurückgegeben, aus dem sie stammten.

2.347 Die Bibliotheca Barthiana enthält in erster Linie theologische und historisch-geographische Monographien mit besonderem Bezug zur Kurpfalz. Unter den 23 Titeln aus dem Bereich der Theologie (mit Predigten) sind 5 Lutherschriften, eine Luthersche Bibelübersetzung (Heidelberg 1568, die erste deutsche Bibel mit Verszählung) und eine Ausgabe der »Confessio Augustana« (Heidelberg 1558). Speziell Heidelberg, die Pfalz und Baden betreffen 11 weitere kirchengeschichtliche und theologische Werke (z.B. 2 badische Katechismen von 1833 und 1856, 2 kurpfälzische Gesangbücher von 1793 und 1796 oder eine Geschichte der Reformation zu Heidelberg). 10 Werke behandeln allgemeine Geschichte, 40 Geschichte und Topographie Heidelbergs, der Kurpfalz und Badens. Im Vordergrund stehen der Neckar, das Schloß, die Heiliggeistkirche, der Heiligenberg, Handschuhsheim u.a. Zu diesem Bereich gehören Johann Goswin Widders »Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der Kurfürstlichen Pfalz am Rhein« (Frankfurt und Leipzig 1786--1788) oder Eduard Johann Josef Mühlings »Historische und topographische Denkwürdigkeiten von Handschuhsheim« (Mannheim 1840). Zu den übergreifenden geographischen Werken zählt Merians »Topographia Austriae, Bavariae, Alsatiae, Franconiae etc.« (Frankfurt 1644--1688). Schließlich enthält die Bibliothek kleinere Sammlungen der Bereiche Literatur und historische Hilfswissenschaften. Über 30 Titel sind in Heidelberg selbst gedruckt.

Bibliotheca Mittermaieriana

2.348 Eine bedeutende Erweiterung erfuhren die Bestände der Universitätsbibliothek im Jahre 1867 durch die Bibliotheken Karl Joseph Anton Mittermaiers (1787--1867; Kataloge s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Jammers) und Ludwig Häussers s.u. 2.352 ff.). Beide Sammlungen wurden separat aufgestellt und mit Sondersignaturen versehen.

2.349 Der Jurist, Strafrechtsreformer und Politiker Mittermaier lehrte vom Jahre 1821 bis zu seinem Tode an der Universität Heidelberg und baute im Laufe der Zeit eine umfangreiche Bibliothek auf. Kurz vor seinem Ableben schenkte Mittermaier der Universität seine gesamte Bibliothek unter der Auflage, sie als Ganzes aufzustellen. Die Bibliotheca Mittermaieriana setzt sich aus ca. 4400 Werken in 8019 Bdn und aus etwa 6000 Broschüren und Dissertationen zusammen.

2.350 Über ein Viertel der Monographien gehört zu den Bereichen Privatrecht und Rechtsgeschichte. Fast 600 Schriften beziehen sich auf deutsches Privatrecht und deutsche Rechtsgeschichte, 550 auf ausländisches, besonders italienisches und französisches Recht. Ein weiterer Sammelschwerpunkt Mittermaiers war das Prozeßrecht. In diesen Bereich gehören 433 Werke zum Zivilprozeß, 354 Titel zum Strafverfahren (darunter 210 über deutsches Recht), Abhandlungen zu Todesstrafe, Gefängniswesen, Jugendkriminalität und Gerichtsmedizin. Die Büchersammlung zum Strafrecht setzt sich aus 313 deutschen und 252 ausländischen Titeln (mit den Schwerpunkten Italien, Frankreich, Holland und Belgien) zusammen. Die letzte große Gruppe bilden die Parlamentaria und Gesetzentwürfe mit etwa 300 Titeln. Darüber hinaus enthält die Broschürensammlung eine große Zahl von gedruckten Landtagsverhandlungen. Kleinere juristische Sammlungen innerhalb der Monographien betreffen das Kirchenrecht, das öffentliche Recht und die Rechtsphilosophie. Weitere Interessenschwerpunkte Mittermaiers waren Statistik, Geschichte, Philosophie, Theologie, Nationalökonomie, Landwirtschaft und die Soziale Frage.

2.351 Neben den Landtagsverhandlungen enthält der gesondert katalogisierte Teil der Broschürensammlung u. a. 364 Arbeiten zum in- und ausländischen Privatrecht und zur Rechtsgeschichte, 209 Arbeiten zum Zivilprozeß, 222 strafrechtliche Abhandlungen, 208 Schriften zum Strafverfahren, 898 Broschüren zur Todesstrafe und zu anderen kriminalpolitischen Themen.

Bibliothek Häusser

2.352 Der Historiker und nationalliberale Politiker Ludwig Häusser (1818--1867; Kataloge s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Paimann) studierte ab 1835 in Heidelberg, dann in Jena, habilitierte sich 1840 in Heidelberg und lehrte dort bis zu seinem Tode. Bekannt wurde Häusser vor allem als Verfasser einer pfälzischen Landesgeschichte (»Geschichte der rheinischen Pfalz nach ihren politischen, kirchlichen und literarischen Verhältnissen«, Heidelberg 1845, 2. Aufl. Heidelberg 1856).

2.353 Häussers Bibliothek wurde nach dem Tode ihres Besitzers von der Häusser-Stiftung, die von Freunden des Verstorbenen ins Leben gerufen worden war, der Familie abgekauft und noch im gleichen Jahr unter der Bedingung gesonderter Aufstellung und Signatur der Universitätsbibliothek geschenkt.

2.354 Die Häussersche Bibliothek umfaßt 1391 Werke und 868 Broschüren und Dissertationen. Sie läßt sich auf der Basis von Häussers eigener Einteilung in 9 Gruppen gliedern. Den weitaus umfangreichsten Fonds bilden 880 Titel zu Geschichte und Politik. Sie unterteilen sich u. a. in 558 Titel zur neueren, 125 Werke zur mittelalterlichen Geschichte und 41 Abhandlungen über die Revolution von 1848. 728 Werke sind in deutscher Sprache verfaßt, 109 in französischer. Weitere Gruppen sind Philologie (22 Titel), griechische (43 Titel) und lateinische Autoren (50), Philosophie (58), Theologie und Kirchengeschichte (109) mit Schwerpunkt im deutschen Sprachraum, Belletristik (55) und Literaturgeschichte (48 Titel). Den 1391 Werken entsprechen 3154 Bde. 80 Prozent der Bücher sind im 19. Jh (bis 1867) erschienen. Von den Broschüren gehören 358 Titel mit dem Schwerpunkt neuere Geschichte und 1848er-Bewegung zum Bereich Geschichte und Politik, 79 zu Theologie und Kirchengeschichte, 46 zur Jurisprudenz.

Bibliotheken Schlosser, Hecker

2.355 1871 erhielt die Universitätsbibliothek die Bibliothek des Historikers Friedrich Christoph Schlosser (1776--1861; Katalog s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Haar). Schlosser selbst beabsichtigte wohl keine Schenkung. Nach seinem Tode ging die Büchersammlung an seine Frau über, 1862 an ihren Neffen Adolf Helmrich. Auf ihn sind wohl einige Lücken innerhalb der Bibliothek und Neuerwerbungen zurückzuführen. Nach dem Ableben Adolf Helmrichs erbte sein Halbbruder Ernst Heinrich Carl Helmrich 1871 die Bibliothek; er schenkte die Sammlung der Universität unter der Bedingung, daß sie unter dem Namen Schlossers separat aufgestellt werde.

2.356 Die Bibliothek Schlosser umfaßt heute etwa 1240 Monographien und 19 Broschüren. Ihr wichtigster Teil ist mit 661 Titeln die Geschichtswissenschaft mit dem Schwerpunkt neuere Geschichte, insbesondere französische. In erheblichem Umfang liegen Werke zur Geschichte der Großmächte der Zeit sowie Darstellungen vor, die mehrere Großepochen umfassen. 56 Prozent dieser Titel sind in deutscher, 30 Prozent in französischer Sprache verfaßt.

2.357 An zweiter Stelle stehen 143 vor allem französische Memoiren historisch-politischen und geistesgeschichtlichen Inhaltes. Es folgen 107 geographisch-ethnographische Titel, in erster Linie Reisebeschreibungen und Expeditionsberichte überwiegend in deutscher Sprache, 47 Titel aus den Bereichen Theologie und Kirchengeschichte, 54 Ausgaben der Werke klassischer Autoren und 117 Titel Literaturgeschichte, Dichtung und Belletristik. Drei Viertel aller Werke sind nach 1800 erschienen.

2.358 1879 erhielt die Universitätsbibliothek als Vermächtnis des Freiburger Chirurgieprofessors Karl Friedrich Hecker (1812--1878) dessen medizinische Bibliothek. Dubletten sollten gegen andere, in der Universitätsbibliothek nicht vorhandene medizinische Werke eingetauscht werden. Katalogisiert wurden schließlich 370 Titel der Schenkung mit den Schwerpunkten Chirurgie, Augenheilkunde, Physiologie, Pathologie u.a.

Spruchkollegium, Bibliothek Köchly

2.359 Mit dem Inkrafttreten der Reichsjustizgesetze am 1. Oktober 1879 wurde das Spruchkollegium der Universität Heidelberg (Kataloge s.u. 3.3) aufgelöst; Bibliothek und Archiv fielen der Universitätsbibliothek zu. Nach dem gedruckten Bücherverzeichnis bestand die Bibliothek aus 205 Titeln in 568 Bdn. Sie setzte sich aus Gesetzessammlungen, Prozeßverordnungen, Landesordnungen, einzelnen Rechtsentscheiden und Zeitschriften der Zeit von 1603 bis 1867 zusammen.

2.360 1880 erwarb die Universitätsbibliothek Bücherbestände aus dem Nachlaß des klassischen Philologen, Gymnasialreformers und Teilnehmers an der Revolution von 1848, Hermann Köchly (1815--1876; Katalog s.u. 3.3). Nach dem Tode Köchlys wurde seine eigentliche Bibliothek verkauft. Freunde des Verstorbenen schieden jedoch die mit handschriftlichen Randbemerkungen und Kollationen versehenen Bände aus. Diese Bücher wurden 1880 neben 20 Faszikeln mit Manuskripten für die Universitätsbibliothek erworben. Die Bestände wurden erst 1942 katalogisiert und zu den Codices Heidelbergenses gestellt.

2.361 Die Bibliothek Köchly setzt sich aus 177 Monographien und 154 Broschüren und Dissertationen der Klassischen Philologie in 19 Sammelbänden zusammen. Bei den Monographien handelt es sich vor allem um Textausgaben lateinischer und griechischer Klassiker sowie um Abhandlungen zur Altertumswissenschaft.

Bibliothek Friedreich

2.362 1882 erbte die Universitätsbibliothek die Bibliothek des im gleichen Jahr verstorbenen Mediziners Nikolaus Friedreich (1826--1882; Katalog s.u. 3.3). Sie wurde dem Wunsch des Erblassers entsprechend gesondert aufgestellt. Die Sammlung besteht aus einem kleineren Teil von etwa 220 Werken vor allem zu medizinischen Hilfswissenschaften aus der Zeit von 1525 bis 1882 (überwiegend 19. Jh) und aus der eigentlichen medizinischen Bibliothek.

2.363 In der ersten Abteilung befinden sich 15 Werke aus dem Bereich der Klassischen Philologie (u.a. medizinische Autoren in lateinischer Sprache), 10 geographische Werke und 30 Titel Biographien, Literatur- und Universitätsgeschichte. Die Naturwissenschaften sind vertreten mit Abhandlungen zu Psychologie, Anthropologie, Geologie, Botanik, Zoologie, Physik und Chemie.

2.364 Die medizinische Bibliothek mit 3650 Werken der Zeit von 1565 bis 1883 (überwiegend aus dem 19. Jh) enthält 175 Titel allgemeine Medizin (darunter Standardwerke und Periodika), 530 Titel Anatomie und Physiologie, 70 Titel Arzneimittelkunde, 400 Titel Heilquellen und Bäder, 300 Titel allgemeine Pathologie und Therapie, 1300 Titel spezielle Pathologie und Therapie (darunter 100 Werke zu Ernährungsstörungen, 250 zu Nervenkrankheiten, 140 zu Herzkrankheiten, 200 zu Krankheiten der Atemorgane) und etwa je 100 Monographien zu Gynäkologie und Pädiatrie.

Bibliothek Trübner

2.365 1885 schenkte Cornelie Trübner, Witwe des Londoner Buchhändlers Nikolaus Trübner (1817--1884; Kataloge s.u. 3.3), der Universitätsbibliothek 140 Hss. und 2320 Drucke aus dem Besitz ihres Mannes. Trübner hatte ursprünglich beabsichtigt, einen Teil seiner Privatbibliothek der Universität zum fünfhundertjährigen Jubiläum 1886 zu schenken und ihr das übrige testamentarisch zu vermachen. Etwa 510 Bde stammen aus dem Verlag Trübners, darunter eine vollständige Sammlung der 'Oriental Series' und die Veröffentlichungen der 'Holbein Society' sowie alte Drucke, die den Grundstock für ein von Trübner geplantes Antiquariat bilden sollten. Weitere Geschenke Cornelie Trübners aus dem Nachlaß ihres Mannes sind für das Jahr 1896 belegt; sie wurden vermittelt von Trübners Neffen Karl Ignaz Trübner (1846--1907), dem auch die Wiedergewinnung der Manesseschen Liederhandschrift für Heidelberg zu verdanken ist.

2.366 Die Bibliothek Trübner umfaßt, einschließlich der Schriften der 'Philobiblon Society' und der 'Scott's Series', etwa 2100 Werke. Erscheinungszeitraum sind die Jahre von 1484 bis 1885; der größte Teil stammt aus dem 19. Jh. Die Schwerpunkte sind weit gestreut: Geschichte, deutsche Philologie, Altertumskunde, deutsche, englische, französische und lateinische Literatur, Schrift- und Buchwesen, Ethnologie, Kunst, Theologie, Sprachwissenschaft. Zum Teil liegt Literatur in englischer und französischer Sprache vor. Hervorzuheben sind eine Sammlung meist französischer satirischer Zeitschriften und ein seltener Bestand französischer Flugblätter und Karikaturen aus dem Paris der Jahre 1870/71.

Bibliothek Bulmerincq

2.367 1893 erhielt die Universitätsbibliothek die Bibliothek des Juristen August von Bulmerincq (1822--1890; Kataloge s.u. 3.3). Nach Aussonderung von Dubletten enthält die Sammlung 950 katalogisierte Monographien und etwa 470 Broschüren. Erscheinungszeitraum der Monographien ist überwiegend das 19. Jh; der älteste Titel stammt aus dem Jahre 1548.

2.368 Die Sammlung enthält 35 Titel Philosophie (Schwerpunkt Rechtsphilosophie), 15 Titel Rechtsgeschichte und 70 Titel Geschichte und Politik (deutsche und europäische, besonders auch livländische oder allgemein osteuropäische Geschichte, Universitätsgeschichte und Kriegsgeschichte). Etwa 60 Titel gehören den Bereichen Politik und Staatslehre an, weitere 20 beschäftigen sich mit wirtschaftlichen und sozialen Fragen. Das deutsche Recht ist mit 50 Titeln vertreten, der Zivilprozeß mit 10, die Bereiche Strafprozeß und Kriminalrecht mit 35. Zu Kirchenrecht sowie Handels- und Wechselrecht finden sich je 20 Abhandlungen. Der Bereich des Staatsrechtes wird von 80 Titeln abgedeckt. Gemeinde-, Provinzial- und Städteordnungen liegen in 25 Druckschriften vor. Zu Natur- und Völkerrecht existieren 60 Monographien, zum Bereich des internationalen Rechtes 80. 10 Titel beschäftigen sich mit dem Ausländerrecht. Spezialsammlungen Bulmerincqs betreffen das Seerecht (40 Titel), Gesandschaftswesen, -recht und Diplomatie (50 Titel) und das Kriegsrecht (50 Titel). Etwa 20 Werke enthalten Gesetze oder Gesetzessammlungen. 15 Titel stammen von Bulmerincq selbst (vor allem zum Völkerrecht), 12 von Johann Caspar Bluntschli.

2.369 Schwerpunkt der Broschüren ist ebenfalls die Rechtswissenschaft. Die größte Gruppe bilden mit über 100 Titeln livländische Verordnungen, Informationsschriften, Danksagungen u.a. Sie sind zu 3 Sammelbänden zusammengebunden und stehen bei den Monographien. Von der eigentlichen Broschürensammlung gehören 50 Titel dem Bereich des internationalen Rechtes an, 30 behandeln das (See-)Kriegsrecht und 10 das Ausländerrecht. Das Staatsrecht wird von 20 Schriften abgedeckt. 20 Titel beziehen sich auf das Strafrecht, 10 auf das Handelsrecht und 15 auf das juristische Studium. Größere Gruppen außerhalb des eigentlichen Schwerpunktes sind Theologie, Staat und Kirche, die soziale und wirtschaftliche Frage, Politik, Konsularwesen und Diplomatie, Biographien und Gedenkschriften und schließlich Heidelbergensia.

Bibliothek Mays

2.370 Von großer Bedeutung für die Landesgeschichte ist die Druckschriftensammlung zur pfälzischen Geschichte von Albert Mays (1818--1893; Kataloge s.u. 3.3), die 1893 in die Bibliothek gelangte. Testamentarisch vermachte Mays, Rechtsanwalt, Lokalhistoriker, Stadtpolitiker und Landtagsabgeordneter, der Universität seine Broschürensammlung und die Hss. (22 Einheiten). Die Stadt erhielt die illustrierten Drucke und sonstige Bücher, die sich für Ausstellungen eigneten; aus dem Rest fielen der Universitätsbibliothek diejenigen Werke zu, die sie noch nicht besaß. Der Stadt sollte das übrige gehören, zudem die graphische Sammlung Mays' sowie Münzen, Medaillen und Antiquitäten.

2.371 Die Monographien in der Universitätsbibliothek setzen sich aus 166 selbständig katalogisierten Werken sowie 75 Beibänden (z. T. Broschüren) der Zeit von 1485 bis 1892 zusammen. Weitere 126 Broschüren (unter anderem pfälzische Verordnungen) wurden zu 3 Sammelbänden zusammengefaßt. Von einigen versprengten Titeln (z.B. von Franz Mehring) abgesehen, handelt es sich um ältere Werke zu Geschichte und Topographie der Kurpfalz und um neuere Sekundärliteratur. Neben einer Inkunabel (Johannes von Dalberg, »Gratulatio Innocentio VIII. dicta«, 1485) liegen etwa 30 Titel des 16. Jhs vor, darunter die »Kirchen-Ordnung in Otthainrichs, Pfalzgrauen bei Rhein Fürstenthumb« (1554) sowie Kirchenordnungen von Friedrich III. (1559--1576) und Ludwig VI. (1576--1583) aus den Jahren 1569 und 1577.

2.372 20 Abhandlungen beziehen sich auf die Geschichte Heidelbergs und der Kurpfalz, 25 auf die Topographie desselben Gebietes, 20 Werke enthalten Verordnungen und Privilegien der Kurfürsten und 20 weitere beschäftigen sich mit der pfälzischen Kirchengeschichte. Das Wildfangrecht wird von 6 Druckschriften untersucht. Etwa 25 Reden, Huldigungen, Predigten und Lieder haben meist pfälzische Jubelfeste zum Anlaß. Darüber hinaus liegen etwa 10 Leichenpredigten vor, weiter 25 Denkschriften, Berichte und Verträge, schließlich einige Karten. 10 Titel sind in französischer Sprache verfaßt. Einen Bezug zur Pfalz haben auch die meisten der 10 Biographien. Größere Gruppen außerhalb des Sammlungsschwerpunktes sind allgemeine Geschichte sowie deutsche, englische und lateinische Literatur.

2.373 Erheblich umfangreicher ist die eigentliche Broschürensammlung mit insgesamt 1165 gesondert aufgestellten und systematisch geordneten Titeln der Zeit von 1500 bis 1892. Inhaltliche Schwerpunkte sind, wie bei den Monographien, Geschichte und Kulturgeschichte der Kurpfalz sowie Werke anderer Wissensgebiete mit Bezügen zur Pfalz oder zu Heidelberg.

2.374 Greifbar ist die Sammlung in: »Pfälzische Bibliographie. Verzeichniß der pfälzer Broschüren aus der Sammlung des Herrn Albert Mays« s.u. 3.3). Dieser Katalog führt 860 Titel auf. Die Sammlung selbst umfaßt 291 weitere Abhandlungen, die in dem Exemplar der Bibliographie in der Handschriftenabteilung nachgetragen sind. Der Katalog ist weitgehend chronologisch aufgebaut. In 17 Abteilungen werden die Broschüren einzelnen Zeitabschnitten meist der kurpfälzischen Geschichte der Zeit von vor 1200 bis nach 1830 zugeordnet. Weitere selbständige Abteilungen sind Topographie und Geschichte der Universität (mit Universitätsreden) sowie Schriften vermischten Inhalts. U. a. enthält die Broschürensammlung Schriften von Philipp Wilhelm Ludwig Fladt, Marquard Freher, Johann Friedrich Mieg, Abraham Scultetus und Jakob Wimpfeling.

Bibliotheken Moos, Heuck

2.375 1895 vermachte der Mediziner Salomon Moos (1831--1895; Katalog von 1896 s.u. 3.3) seine Sammlung medizinischer Werke der Universitätsbibliothek. Die Schenkung enthielt 250 Monographien der Zeit von 1779 bis 1895 mit dem Schwerpunkt Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. Etwa ein Fünftel des Bestandes ging im Krieg verloren. Zu der Sammlung gehören auch 30 Titel meist medizinischer Zeitschriften und Periodika, z. T. jedoch nur Einzelstücke, 37 Monographien anderer Wissensgebiete, vor allem zu medizinischen Hilfswissenschaften und 400 nicht gesondert katalogisierte Dissertationen und Broschüren medizinischen und nichtmedizinischen Inhalts. 300 Heidelberger Dissertationen der Bibliothek Moos, wohl Dubletten, sind nicht mehr nachweisbar.

2.376 1897 erhielt die Universitätsbibliothek durch testamentarische Verfügung die medizinische Bibliothek des Arztes Otto Heuck (1831/32--1897). Das Vermächtnis umfaßte 494 Bde, wovon jedoch nach Abzug der Dubletten nur 214 Bde aufgestellt wurden. Ein separater Katalog existiert nicht.

Bibliothek Schaible

2.377 1899 erbte die Bibliothek die Sammlung des im gleichen Jahr verstorbenen Mediziners Karl Heinrich Schaible (1824--1899; Katalog s.u. 3.3). Die Sammlung setzte sich aus ursprünglich etwa 750 Monographien der Zeit von 1483 bis 1897 und aus 450 zwischen 1808 und 1898 erschienenen Broschüren zusammen. Aufgrund von Kriegsverlusten existieren von den Monographien heute nur noch etwa 600 Titel.

2.378 Die Bibliothek spiegelt das bewegte Leben Schaibles wider. Als Teilnehmer an den badischen Revolutionen von 1848 und 1849 war er gezwungen, französisches und ab 1853 englisches Exil aufzusuchen. Obwohl er 1853 in Basel den Doktorgrad in Medizin und Chirurgie erwarb, betätigte er sich in England als Lehrer nicht nur der Naturgeschichte, Physiologie und Hygiene, sondern auch der Sprachen und der Literaturgeschichte. 1883 kehrte Schaible nach Deutschland zurück und ließ sich 1897 endgültig in Heidelberg nieder.

2.379 Schaibles Studienfach Medizin ist mit über 100 Titeln vertreten. Schwerpunkte sind Chirurgie, Pharmazie, Hygiene und Leibesübungen. Auch in der Abteilung Kriegsgeschichte und Heerwesen mit 35 Titeln liegt der Schwerpunkt auf der Militärhygiene. Geschichte (z. T. auch französische) und Politik sind mit 50 Abhandlungen belegt, wirtschaftliche und soziale Fragen mit 15 Titeln, darunter Schriften Pierre-Joseph Proudhons.

2.380 Schaibles Exil und seine Lehrtätigkeit in England erklären die große Zahl von Schul- und Sprachlehrbüchern. 50 Titel betreffen die deutsche Sprache (darunter einige Lehrbücher in Englisch). Deutsche Literatur ist mit 35 Titeln (z.T. Schulbücher) vertreten, englische Sprache und Literatur mit 60 und französische mit 25 Titeln. Nur in geringem Umfang sind Werke zu Italienisch, Hebräisch und Griechisch belegt. Aus der Lehrtätigkeit Schaibles erklären sich auch 55 Titel zu Pädagogik und Schulwesen.

2.381 Besonderes bibliophiles Interessengebiet Schaibles war die lateinische Literatur mit fast 70 Titeln. Zu einem nicht geringen Teil handelte es sich, abgesehen von einigen Inkunabeln, um Textausgaben des 16. Jhs, darunter Quintilian (Florenz 1515) und Tacitus (Antwerpen 1589). Daneben sind Lutherdrucke der Zeit von 1519 bis 1546, Werke Ulrich von Huttens (1488--1523) und einige Titel von Jakob Wimpfeling (1450--1528) vorhanden. Die Kriegsverluste betragen jedoch über die Hälfte dieses wertvollen Fonds. Mit der lateinischen Sprache und Literatur beschäftigen sich weitere 20 Titel.

2.382 Kleinere Abteilungen der Sammlung Schaibles sind Theologie (25 Titel, z.T. Drucke des 16. Jhs), Geographie und Reisen (40 Titel), Biographien, Judentum, Philosophie, Psychologie, Strafwesen und Mathematik. 7 Titel stammen von Schaible selbst. 75 Druckschriften sind im 16. Jh erschienen. Je etwa ein Drittel ist in deutscher und englischer Sprache abgefaßt, 20 Prozent sind lateinisch und 13 französisch.

2.383 Schwerpunkte der 450 Broschüren sind Geschichte und Politik (60 Titel, vor allem zu Deutschland), Medizin (130, Stadtentwässerung, Hygiene, Seuchen, Augenkrankheiten, Gymnastik), Pädagogik (50), Geographie (15), Biologie (10), Heerwesen und Hygiene (15), Nationalökonomie und die Soziale Frage (10) sowie Theologie (10). Besonders zahlreich liegen Broschüren vor von Karl (Charles) Blind (1826--1907), der wie Schaible nach England fliehen mußte (15 Titel, vor allem zur deutschen Politik), sowie von dem Arzt Moritz Roth (14). 46 Prozent der Broschüren sind in englischer Sprache verfaßt, 40 in deutscher und 12 in französischer.

Sammlungen Mittermaier, Böhmer

2.384 Im Jahre 1900 erhielt die Universitätsbibliothek durch den Heidelberger Arzt Karl Mittermaier (1823--1917) zwei Sammlungen von Literatur zur Reinhaltung und Hygiene der Städte. Es handelt sich zum einen um Werke aus der Sammlung seines Bruders, des badischen Baurats Philipp Mittermaier (1817--1899). Die Schenkungsakten verzeichnen unter dem Datum des 7. Februar 1900 ca. 250 Bücher und Broschüren zu Fragen der Städtekanalisation, Seuchenhygiene, Wasserversorgung, Abfallbeseitigung, des Friedhofswesens u.a. der Zeit von 1850 bis 1899.

2.385 Unter dem Datum des 30. August 1900 ist eine weitere Sammlung von etwa 90 Titeln der Zeit von 1852 bis 1888 verzeichnet, die vor allem Fragen der Kanalisation und der Abfallbeseitigung behandeln (z.T. in französischer und englischer Sprache). Diese Sammlung wurde der Universitätsbibliothek vom 'Internationalen Verein für Reinhaltung der Flüsse, des Bodens und der Luft' sowie von Karl Mittermaier geschenkt. Der Mediziner, demokratischer Politiker und Teilnehmer an der Revolution von 1848/49, engagierte sich auch für die Verbesserung der öffentlichen Hygiene seiner Heimatstadt und wirkte u. a. bei der Einführung von Wasserleitung und Kanalisation mit.

2.386 1906 erhielt die Universität als Legat des Romanisten und früheren Straßburger Universitätsprofessors Eduard Böhmer (1827--1906; Kataloge s.u. 3.3) aus seiner Bibliothek diejenigen Werke, die sich auf die Geschichte der spanischen Reformation und Inquisition beziehen, sowie seine Pindar-Sammlung. Der Pindar-Teil zählt, abgesehen von den Broschüren, etwa 520 Titel. Der Erscheinungszeitraum umfaßt die Jahre von 1521 bis 1906; 30 Titel gehören noch dem 16. Jh an. Neben den Pindarica (Werkausgaben und Sekundärliteratur) liegen andere Abhandlungen zur griechischen Sprache und Literatur sowie einige Werkausgaben neuzeitlicher Schriftsteller vor. Auch die 160 Broschüren (Dissertationen, Vorträge, Programme, Sonderdrucke) befassen sich vornehmlich mit Pindar und der griechischen Sprache und Literatur. Einige Dubletten unter den Broschüren, vor allem Pindarica, wurden an das Seminar für Klassische Philologie überwiesen.

2.387 Der zweite Teil der Sammlung umfaßt 360 Monographien und 40 Broschüren mit dem Schwerpunkt Kirchen- und Reformationsgeschichte Spaniens. Der Erscheinungszeitraum liegt zwischen 1520 und 1903; etwa 40 Drucke stammen aus dem 16. Jh.

Bibliothek Chelius

2.388 Die Bibliothek des Mediziners Maximilian Joseph von Chelius (1794--1876) und seines Sohnes Franz von Chelius (1821--1899) gelangte in 2 Teilen in die Universitätsbibliothek. Im Todesjahr Maximilians erhielt sie als Geschenk 81 Monographien und 88 Dissertationen. Zu den Dissertationen ist nur verzeichnet, daß sie die Augenheilkunde betreffen; die Monographien sind einzeln aufgeführt. Schwerpunkt ist auch hier die Augenheilkunde; die Werke erschienen zwischen 1615 und 1853. Da Kriegsverluste eingetreten sind, existieren heute nur noch etwa 70 Titel.

2.389 1906 schenkte Wilhelm von Chelius, Sohn von Franz von Chelius, die medizinische Bibliothek seines Vaters und Großvaters der Universitätsbibliothek (Katalog s.u. 3.3). Da es sich vielfach nur um Werke von historischem Wert handelte, wurde die Aussonderung der Dubletten zur Bedingung für die Übernahme gemacht. Von 3300 Bdn und 900 Dissertationen wurden 1800 Bde und 100 Dissertationen zurückgewiesen. Katalogisiert sind heute etwa 940 medizinische Werke der Zeit von 1549 bis 1893 (ohne Broschüren). Aufgrund von Kriegsverlusten existieren nur noch ca. 720 Titel. Etwa 250 Titel gehörten dem Bereich der allgemeinen und speziellen Pathologie an. Weitere 50 beschäftigten sich mit Augenheilkunde, 70 mit Urologie, fast 200 mit Chirurgie, 60 mit Wundbehandlung und Wundarzneikunde. Weitere größere Sammlungen fanden sich zu den Bereichen Kriminalmedizin (60 Titel) und Heilbäderkunde (70 Titel). Maximilian Joseph von Chelius' »Handbuch der Chirurgie« lag in deutscher Fassung und in Übersetzungen vor. Etwa 55 Prozent der Werke waren in deutscher, 20 Prozent in französischer, 15 Prozent in lateinischer und 10 Prozent in englischer Sprache abgefaßt.

Bibliotheken Waltz, Kneucker, Merx

2.390 1910 schenkte der Mediziner, Übersetzer und Schriftsteller Gustav Adolf Waltz (1842--ca. 1910; Katalog s.u. 3.3) der Universitätsbibliothek eine ältere medizinische Bibliothek. In erheblichem Umfang wurden Dubletten und unvollständige Werke (340 Bde) aussortiert. Von den ca. 200 katalogisierten Werken sind bis zu 70 Prozent Kriegsverluste. Schwerpunkt der Sammlung war die Medizin mit ursprünglich 140 Titeln (Chirurgie, Pathologie etc.). Je etwa 10 Werke handelten Physiologie, Heilbäder und Arzneimittelkunde ab. Daneben lagen einige naturwissenschaftliche Monographien vor (medizinische Hilfswissenschaften, Chemie etc.). Weitere 20 Titel gehörten zur Abteilung Literatur (meist lateinische Autoren). Die Bücher erschienen zwischen 1531 und 1827 (über 10 Werke im 16. Jh, 60 im 17. Jh).

2.391 Ebenfalls 1910 erhielt die Universitätsbibliothek eine unbekannte Anzahl orientalischer Werke des Theologen Johann Jakob Kneucker (1840--1909). Die Erben des Theologen und Orientalisten Ernst Otto Adalbert Merx (1838--1909; Kataloge s.u. 3.3) überwiesen 1910 gemäß dem Wunsch des Verstorbenen 11 Hss. und diejenigen Titel seiner Sammlung, die in der Universitätsbibliothek nicht vorhanden waren. 1919 folgte eine weitere Schenkung orientalischer Hss. und Drucke aus Merx' Nachlaß.

2.392 Die Sammlung enthält heute fast 400 Monographien der Zeit von 1556 bis 1907. Inhaltliche Schwerpunkte sind Orientalistik (z. T. mit besonderem Bezug zum Alten Testament, daneben Grammatiken, Wörterbücher, Literatur in orientalischen Sprachen, orientalische Geographie) und Theologie (wiederum besonders Altes Testament, dann auch jüdische Exegese der alttestamentlichen Schriften), daneben verstreute Werke anderer Wissensgebiete.

2.393 1932 ging die Broschürensammlung Merx in den Besitz der Universitätsbibliothek über, wo sie bis dahin als Depot gelagert hatte. Katalogisiert wurden etwa 500 Broschüren der Zeit von 1825 bis 1909 mit den Schwerpunkten Theologie, Orientalistik und Geschichte. Weitere 1000 Broschüren wurden verkauft, da die Bibliothek die einzelnen Titel bereits besaß.

Bibliotheken Kahle, Buhl, Kiefer

2.394 1911 erwarb das Badische Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts auf Anregung der Universitätsbibliothek einen Teil der Bibliothek des Altnordisten Bernhard Kahle (1861--1910; Katalog s.u. 3.3) von seinen Erben für die Universitätsbibliothek. Es handelt sich um etwa 500 Titel zur jüngeren und älteren nordischen Sprache und Literatur. Der Erscheinungszeitraum umfaßt die Jahre von 1772 bis 1910. Etwa 220 Werke neuerer nordischer Literatur sind vorhanden, u.a. von Hans Christian Andersen, Björnstjerne Björnson, Knut Hamsun, Henrik Ibsen, Alexander Kielland, ferner Editionen verschiedener Sagas, 170 Titel Sekundärliteratur in nordischen Sprachen, 50 Titel deutsche Sekundärliteratur und 10 Übersetzungen. Inhaltliche Schwerpunkte der Sekundärliteratur sind neben nordischer Literatur Geschichte, Sprachwissenschaft und Reiseberichte.

2.395 1912 schenkte Franz Buhl (1867--1921; Katalog s.u. 3.3), Weingutbesitzer, Mitbegründer und Präsident des deutschen Weinbauverbandes, der Bibliothek eine volkswirtschaftliche und literarische Büchersammlung im Umfang von 3000 Bdn. Katalogisiert wurden jedoch nur 700 Monographien und 190 Broschüren; bei dem Rest handelte es sich vermutlich um nicht übernommene Dubletten.

2.396 Schwerpunkte innerhalb der zwischen 1799 und 1912 erschienenen Monographien sind Schöne Literatur (z.T. französische), Orts- und Landeskunde, Reisen, Weinbau, Landwirtschaft, Politik und Staat. 210 Werke wurden nach 1900 veröffentlicht. Die Broschüren stammen, abgesehen von 49 Titeln des 20. Jhs, aus dem 19. Jh. Schwerpunkte sind hier Weinbau (Reblausbekämpfung, Düngung), Landwirtschaft, Staat, Politik und Recht.

2.397 1912 wurde der Universitätsbibliothek von Marie Kiefer eine kleinere Bibliothek geschenkt (Katalog s.u. 3.3). Es handelt sich um 77 Monographien und 231 Broschüren überwiegend theologischen Inhalts, die zwischen 1841 und 1898 erschienen sind. Marie Kiefer war die Frau des Landgerichtspräsidenten und Politikers Friedrich Kiefer (1830--1895). Dem Erscheinungszeitraum nach könnte es sich um einen Teil seiner Bibliothek handeln. Schwerpunkte der Monographien sind aktuelle kirchliche Probleme und das Verhältnis von Staat und Kirche, Luther und der Protestantismus, Religionsphilosophie und Kirchengeschichte. Von den Broschüren beschäftigen sich 50 Titel mit Kirchenpolitik (preußischer Kulturkampf, Baden, Jesuitentum, Altkatholizismus), 30 mit Politik, weitere 30 mit Luther und dem Protestantismus, je 15 mit Kirchengeschichte und Schulwesen und 10 mit Steuer- und Zollfragen.

Bibliothek Leser

2.398 1914 erhielt die Universitätsbibliothek große Teile der Bibliothek des Heidelberger Nationalökonomen Emanuel Leser (1849--1914; Katalog s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Coing). Bedingungen für die Schenkung durch seine Söhne waren die gesonderte Aufstellung unter dem Namen Lesers, geeignete Katalogisierung und die Abgabe von Dubletten an das Volkswirtschaftliche Seminar der Universität Heidelberg und an die Handelshochschule Mannheim.

2.399 Die Bibliothek Leser gliedert sich in 4 Abteilungen. Die erste Abteilung setzt sich aus etwa 1400 vorwiegend englischen Monographien zusammen. Dieser Teil der Sammlung enthält Quellentexte zur Wirtschaftsgeschichte (256 Titel) und Sekundärliteratur (128 Titel), 230 Werke der theoretischen Nationalökonomie, 143 Titel zur Sozialen Frage, 141 historische Werke, 139 Abhandlungen zu Wirtschaftskunde und Statistik und 110 Titel zum Bereich der Volkswirtschaftspolitik. Kleinere Untergruppen sind Recht und Philosophie. Es handelt sich fast ausschließlich um Literatur des 19. Jhs.

2.400 Die 3 übrigen Abteilungen enthalten den Broschürenbestand. Unter der Bezeichnung 'Leser Broschüren' werden etwa 1000 chronologisch geordnete Schriften des 17. bis 19. Jhs in 42 Kästen aufbewahrt. Die älteren Titel behandeln bank- und handelspolitische Themen (überwiegend in englischer Sprache), die jüngeren beschäftigen sich mit sozialpolitischen Fragen. Die Gruppe der 'Leser Tracts' setzt sich aus ca. 3500 politischen und wirtschaftspolitischen englischen Abhandlungen des 18. und 19. Jhs zusammen. Themen sind die irische Frage, kirchenpolitische Probleme und der Streit um die Corn Laws. Wahrscheinlich wurde diese geschlossene Sammlung in England selbst erworben. Die 'Leser Sammelbände' enthalten 675 überwiegend kleinere wirtschafts- und sozialpolitische Schriften des 19. Jhs meist in deutscher Sprache.

Bibliotheken Holzer, Bekker, Brauer, Beer

2.401 1923 wurde der Bibliothek eine kleinere Büchersammlung von dem Oberrealschullehrer und Anglisten Gustav Holzer (1843--1925) geschenkt. Da es sich z. T. um Titel mit handschriftlichen Zusätzen handelt, wurde die Sammlung, alphabetisch geordnet, zu den Codices Heidelbergenses gestellt. Die über den Katalog des Fonds faßbare Bibliothek setzt sich zusammen aus etwa 200 Werken und 12 unvollständigen Zeitschriftenreihen, einigen Zeitungsausschnitten und Broschüren. Schwerpunkt ist die Frage der Verfasserschaft der Werke Shakespeares; als möglicher Autor wird vor allem Francis Bacon (1561--1626) genannt. Von Holzers Engagement in dieser Frage zeugen 32 von ihm selbst verfaßte Schriften; ein Teil seines handschriftlichen Nachlasses beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Themenkomplex. Außer Abhandlungen zur Shakespeare-Bacon-Frage enthält die Bibliothek einzelne literarische, historische und naturwissenschaftliche Werke. Der Erscheinungszeitraum umfaßt die Jahre von 1846 bis 1922; der Schwerpunkt liegt bereits im 20. Jh.

2.402 1924 erhielt die Universitätsbibliothek 1652 Bde und etwa 4000 Broschüren aus der Bibliothek des Juristen Ernst Immanuel Bekker (1827--1916). Die Bibliothek Bekker war Anfang 1924 von der Juristischen Fakultät für das Juristische und das Rechtswirtschaftliche Seminar erworben worden. Die dort nicht benötigten Bücher wurden der Universitätsbibliothek im Bestand vom 15. Juli 1924 überlassen. Bedingung war die vollständige Übernahme der Widmungsexemplare aus Bekkers Besitz. Bei Dubletten wurde das jeweils schlechtere Exemplar ausgeschieden; diese überzähligen Bücher sollten 1930 verkauft werden. Ein Katalog fehlt. Die Bibliothek wird auf Bekkers Forschungsschwerpunkt Römisches Recht und weitere Spezialgebiete wie Völkerrecht, Strafrecht, Todesstrafe u.a. zugeschnitten gewesen sein.

2.403 1928 bekam die Bibliothek die Bismarck-Sammlung des badischen Politikers und Vorsitzenden des Staatsministeriums von 1901 bis 1905, Karl Ludwig Wilhelm Arthur von Brauer (1845--1926; Katalog s.u. 3.3), als Schenkung seiner Witwe. Die Bibliothek setzt sich nach Brauers eigener Aufschlüsselung aus etwa jeweils 700 Büchern und Broschüren zusammen. Schwerpunkte sind Otto von Bismarck und seine Zeit.

2.404 1929 erhielt die Bibliothek ein Büchervermächtnis des Germanisten und Schriftstellers Ludwig Beer (1862--1929). Seine Sammlung bestand 1929 noch aus 2300 Bdn, obwohl schon Teile fehlten. Sie setzte sich aus Werken Schöner Literatur, englischen Autoren der Jahre 1830 bis 1860, deutschen Klassikern, französischer, weniger russischer Literatur und einigen historischen Monographien zusammen. 966 Titel kamen in die Universitätsbibliothek, 1066 wurden Seminarbibliotheken angeboten. 1932 wurde ein Restbestand von etwa 550 Titeln antiquarisch verkauft. Die gesamte Bibliothek war katalogisiert worden; der Katalog ist jedoch verloren.

Bibliotheken Bähr, Neumann, Baur

2.405 Der Pfarrer Karl Johann Bähr (1861--1942) schenkte der Bibliothek im Jahre 1934 eine Sammlung von ca. 40 Ausgaben oder Teilausgaben des Heidelberger Katechismus und 40 Titel theologischer Literatur, vor allem Sekundärliteratur zum Heidelberger Katechismus. Bald nach dem Tode Bährs erhielt die Bibliothek 120 weitere Werke aus dem Besitz des Verstorbenen, die jedoch erst 1971 katalogisiert wurden. Die einzelnen Titel sind im sogenannten T-Journal der Akzession aufgeführt. Schwerpunkte dieses Teiles sind Theologie (20 Titel), Kirchengeschichte (15 Titel) sowie historische und theologische Abhandlungen zu den Bereichen Reformation und Katholizismus (20 Titel). Daneben liegen 15 historische Werke vor sowie einige Biographien, Bibeln, Bibelkommentare u.a. Erscheinungszeitraum sind die Jahre von 1560 bis 1938; der Schwerpunkt liegt im 19. Jh. Werke aus der Bibliothek Bährs können an seinem Exlibris identifiziert werden.

2.406 1934 ging die Bibliothek des Romanisten Fritz [Friedrich Heinrich Georg] Neumann (1854--1934) in den Besitz der Universitätsbibliothek über. Die Büchersammlung war bereits 1927 erworben worden, blieb aber zu Lebzeiten Neumanns diesem als Leihgabe überlassen. 1927 wurde die Größe der Bibliothek mit etwa 10.000 bis 12.000 Bdn angegeben. Schwerpunkte waren romanische Philologie, englische, amerikanische und wenige deutsche Literatur. Daneben umfaßte der Bestand eine große Zahl wissenschaftlicher Zeitschriften, Lexika und Nachschlagewerke. Die Dubletten zu den Beständen der Universitätsbibliothek (570 Werke) gelangten bis 1937 an das Romanische Seminar. Ein Katalog der Bibliothek Neumann existiert nicht.

2.407 1938 schenkte Wilhelm Baur de Betaz der Universitätsbibliothek einige hundert Bände aus dem Nachlaß seines Großvaters, des Theologen und Superintendenten der Rheinprovinz Wilhelm Baur (1826--1897). Eine unbekannte Zahl dieser Bücher wurde bald darauf in den Hauptbestand eingereiht; der Rest wurde erst 1971 katalogisiert.

2.408 Der 1971 katalogisierte Teil der Bibliothek läßt sich im zeitweilig geführten T-Journal der Akzession nachweisen. Es handelt sich um 254 Titel der Zeit von 1692 bis 1907, vorwiegend aus dem 19. Jh. Die größte Gruppe bilden die über 50 Biographien und Autobiographien vor allem von Geistlichen und Theologen. Daneben umfaßt der Bestand die Bereiche Theologie (45 Titel), Bibel, Bibelkunde und -kommentare (25), Kirchengesang und Kirchenlied (15), allgemeine, vor allem deutsche Geschichte (10), Kirchengeschichte (15) und Reformationsgeschichte (etwa 10 Titel). Weitere kleine Schwerpunkte sind Kirchenrecht, Predigtkunde, Christologie, Mystik und die evangelische Mission.

Bibliothek Waldberg

2.409 1938/39 fiel der Universitätsbibliothek die Bibliothek des Germanisten Max Freiherr von Waldberg zu (1858--1938; Kataloge s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Bergstraesser). Waldberg hatte sich eine bibliophile Gebrauchsbibliothek aufgebaut, die in erster Linie auf seine Arbeitspläne und seine Vorlesungstätigkeit zugeschnitten war; als Gelehrtenbibliothek ist sie noch im 19. Jh verwurzelt.

2.410 Waldberg wurde durch die Inflation und durch die Tatsache, daß ihm die Universität seine Arbeit nur gering honorierte, 1926 dazu gezwungen, sein Haus dem Badischen Ministerium des Kultus gegen eine jährliche Leibrente zu übertragen; die Bibliothek wurde gegen Zusicherung eines Lehrauftragshonorars testamentarisch der Universitätsbibliothek übereignet. Dabei machte Waldberg zur Bedingung, daß die Sammlung als geschlossenes Ganzes erhalten bleiben und jedes Werk mit einem Exlibris versehen werden sollte. Dubletten zum Bestand der Universitätsbibliothek durften nicht veräußert werden. Nach Waldbergs Tod wurde seine Büchersammlung Anfang 1939 in die Universitätsbibliothek gebracht. Ab 1952 lassen sich Katalogisierungsmaßnahmen nachweisen; sie fanden erst 1971 ihren Abschluß.

2.411 Die Bibliothek Waldberg umfaßt, unter Einschluß von ca. 230 Reclam-Bändchen, etwa 4750 Werke. Die Bandzahl liegt erheblich höher. Nach Stichproben gehört etwa ein Drittel der Bibliothek zum Bereich Belletristik vor 1800, 27 Prozent lassen sich den Bereichen Belletristik, Lyrik und Drama nach 1800 zuordnen und 12 Prozent zählen zu Literaturgeschichte und Sprachkunde. Weitere Schwerpunkte sind Geschichte, Geographie, Kunst, Musik, Theologie und Philosophie. Breiten Raum nehmen in der Bibliothek Goethe und seine Zeit ein. Neben den Schwerpunkten im 18. und 19. Jh ist jede literarische Epoche vom Barock bis ins 20. Jh vertreten, z.T. auch mit zweitrangigen Autoren. Als Gattung steht der Roman im Vordergrund (mit Unterhaltungsroman und französischen und englischen Romanen). Ein wichtiges Sammelgebiet Waldbergs waren Erstausgaben von der Barockzeit an.

2.412 Seine Sammlung enthält gemäß dem chronologischen Katalog 25 Titel des 16. Jhs, unter anderem von Christian Friedrich Hunold, Pietro Bembo, Eobanus Hessus, Johann Fischart und Hans Sachs; 9 Titel sind in deutscher, je 8 in lateinischer und italienischer Sprache abgefaßt. Von den 210 Ausgaben des 17. Jhs (u. a. von Bacon, Melchior Goldast, Gryphius, Hofmann von Hofmannswaldau, Daniel Casper von Lohenstein, Johann Michael Moscherosch, Opitz, Petrarca, Christian Weise und Philipp von Zesen) sind 123 in deutscher, 46 in französischer, 26 in lateinischer und 13 in italienischer Sprache erschienen.

 2.413 Das 18.  Jh ist mit 800 Titeln belegt.  Vor der
Jahrhundert-Mitte gedruckte Werke stammen u.a. von Pierre Bayle, Jakob Bidermann, Defoe, Gottsched, Christian Friedrich Hunold, Daniel Casper von Lohenstein, Racine, Richardson, Swift, Tasso und Christian Thomasius. Aus der zweiten Hälfte sind bemerkenswert u. a. Johann Christoph Adelungs »Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der hochdeutschen Mundart« (Leipzig 1774--1786), Christian Friedrich von Blankenburgs »Versuch über den Roman« (Leipzig und Liegnitz 1774), ferner Werke von François de Baculard d'Arnaud (23 Titel), Henry Fielding (5), Johann Wilhelm L. Gleim (3), Johann Timotheus Hermes (9), Friedrich Nicolai (6), Laurence Sterne (6) und Johann Karl Wezel (4). Das 19. Jh weist 1630 Titel Literatur und 290 Titel Sekundärliteratur auf, das 20. Jh 1070 und 270 Titel.

Bibliotheken Heerwagen, Mombert, Goldschmidt

2.414 Der Kulturhistoriker und Bibliothekar Heinrich Heerwagen (1874--1942) hinterließ der Universitätsbibliothek mit geringen Ausnahmen seine gesamte Bibliothek. Dubletten sollte in erster Linie die Stadtbibliothek Nürnberg erhalten. Die Büchersammlung im Umfang von einigen tausend Bänden setzte sich aus germanistischen, volks- und heimatkundlichen, kunsthistorischen und naturwissenschaftlichen Werken sowie fremdsprachiger Literatur zusammen. Die Universitätsbibliothek wählte 1943 aus diesem Bestand etwa 2000 Bücher aus. Ein separater Katalog existiert nicht.

2.415 Im Dritten Reich erhielt die Universitätsbibliothek in mindestens zwei Fällen Teile von jüdischen Privatbibliotheken, deren Besitzer verschleppt worden waren oder nicht mehr lebten. Die Bibliothek des Dichters Alfred Mombert (1872--1942) wurde nach seiner Deportation im Oktober 1940 beschlagnahmt und 1942 an die Universitätsbibliothek verkauft. Nach Kriegsende wurde der größere Teil der Büchersammlung, der noch nicht katalogisiert worden war, an das Archival-Depot der amerikanischen Militärregierung in Offenbach als Treuhänder abgegeben; den kleineren Teil bereits katalogisierter Bände erhielten die Vertreter der Erben direkt. Die rechtmäßigen Besitzer verkauften die Büchersammlung 1950 an die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe.

2.416 Der Mineraloge Victor Mordechai Goldschmidt (1853--1933) war Begründer des Heidelberger 'Mineralogisch-kristallographischen Institutes' und der 'Josephine und Eduard von Portheim-Stiftung für Wissenschaft und Kunst'. Seine Frau Leontine verübte 1942 in Heidelberg Selbstmord, um der Deportation zu entgehen. Nach ihrem Tode wurde die gesamte Wohnungseinrichtung von der Gestapo beschlagnahmt. Aus diesem Bestand erhielt die Universitätsbibliothek im Januar 1943 neben Kunstgegenständen 275 Drucke; hierbei handelte es sich allerdings nur noch um Reste der Bibliothek Goldschmidts. Nach Kriegsende forderten die rechtmäßigen Erben die Bücher zurück; das Verfahren zog sich bis 1955 hin, da die einzelnen Titel ohne gesonderte Katalogisierung in den Hauptbestand eingearbeitet worden waren. Erst 1956 wurden 5 griechische und orientalische Hss. wiederaufgefunden, die die Universitätsbibliothek noch vor dem Tode von Leontine Goldschmidt eingelagert hatte.

Verein Museum, Sammlung Drescher

2.417 1949 wurde der Universitätsbibliothek die Büchersammlung des Vereines Museum geschenkt. Dieser Verein war 1828 als Institution für geselliges Leben gegründet worden. Seit 1829, erneuert 1874, bestand zwischen der Universitätsbibliothek und dem Museum ein Vertrag, nach dem die Bibliothek dem Verein eine Reihe Zeitschriften zur Auslage überließ und im Gegenzug gelesene Zeitschriften erhielt. Außer Zeitungen und Journalen verfügte das Museum über Werke für allgemeine geistige Bildung, aber auch über Trivialliteratur. Faßbar ist die Büchersammlung im 1892 gedruckten »Katalog der Bibliothek der Museums-Aktien-Gesellschaft« s.u. 3.3). Gemäß diesem Verzeichnis besaß der Verein 8470 Titel, darunter 6560 deutsche (einschließlich Übersetzungen fremdsprachiger Literatur), 950 französische und 830 englische, weiter 30 Zeitschriften.

2.418 Aus Platzgründen wandte sich 1947 der Präsident des Museums wegen einer Überlassung der Bibliothek im Umfang von 14.000 Bdn an die Universitätsbibliothek. Die Sammlung sollte geschlossen aufgestellt werden, was aus Mangel an Personal und Platz nicht sofort geschah. Teile der Museumsbibliothek wurden 1948/49 an die Badische Landesbibliothek Karlsruhe abgegeben, die 1942 fast alle Bestände verloren hatte. Die in Heidelberg verbliebenen Bücher wurden notdürftig in einem benachbarten Abrißgeviert eingelagert und erst erheblich später unter Aussonderung mittlerweile schimmelgeschädigter Bände katalogisiert.

2.419 Die Bibliothek Museum umfaßt heute 1975 Werke. Neben deutschsprachigen Titeln liegen knapp 400 englische und gut 100 französische vor. Erscheinungszeitraum ist in den meisten Fällen das 19. Jh. Inhaltliche Schwerpunkte sind Unterhaltungsliteratur, Reiseberichte, Geographie, Schöne Literatur, Kriegsliteratur und populärwissenschaftliche Darstellungen.

2.420 1958 erhielt die Universitätsbibliothek die James-Fenimore-Cooper-Sammlung des Hanauer Prokuristen und Cooper-Spezialisten Rudolf Drescher (1869--1939; Katalog s.u. 3.3) als Vermächtnis seiner Schwester Elisabeth. Die Sammlung sollte geschlossen aufgestellt, gesondert katalogisiert und der wissenschaftlichen Auswertung zugänglich gemacht werden.

2.421 Die Sammlung Drescher enthält heute 75 Ausgaben der Werke Coopers in deutscher Sprache, 85 in englischer und 20 in anderen Sprachen. Vor allem aufgrund mehrerer umfangreicher Gesamtausgaben liegt die Bandzahl erheblich höher (etwa 770 Einheiten). Daneben existieren über 30 Titel vor allem Sekundärliteratur. Nach Dreschers eigener Aussage handelt es sich bei seiner Bibliothek um die größte deutsche Cooper-Sammlung, die im Bereich älterer deutscher Ausgaben fast vollständig ist.

Bibliotheken Schreiber, Radbruch, Tschižweskij

2.422 1966 kaufte die Universitätsbibliothek von den Erben Robert Hugo Arndt Schreibers (1904--1956) mit dem handschriftlichen Nachlaß Schreibers Bibliothek zu Wilhelm von Humboldt. Es handelt sich um 250 Werke von und über Humboldt und Zeitgenossen. Etwa ein Fünftel der Titel ist vor 1900 erschienen.

2.423 1974 wurde eine etwa 200 Monographien und Dissertationen umfassende Sammlung des ehemaligen Reichsjustizministers und Juristen Gustav Radbruch (1878--1949) übernommen. Diese Bibliothek enthält unter anderem Werke Radbruchs in verschiedenen Auflagen mit handschriftlichen Randbemerkungen.

2.424 1977 erwarb die Universitätsbibliothek die etwa 12.000 Titel umfassende Bibliothek des Literaturwissenschaftlers, Slawisten und Kulturhistorikers Dmitrij Ivanović Tschižewskij (1894--1977; Katalog s.u. 3.3; Literatur s.u. 5 Lapp) von seiner Erbin, Tatjana Tschižewska. Die Sammlung, deren Kern in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jhs entstanden war, gliedert sich heute in vier Gruppen. Die erste Gruppe (A) setzt sich aus 604 überwiegend vor 1900 erschienenen Titeln zusammen und enthält alte Drucke -- Barockliteratur, Emblembücher, Comeniusdrucke -- im Original sowie Faksimileausgaben und Sekundärliteratur zur Emblematik. Die zweite Abteilung (S) umfaßt 4291 fast ausschließlich nach 1900 erschienene Titel. Inhaltliche Schwerpunkte sind Werke russischer Literatur (Biblioteka poeta, symbolistische Literatur, im Ausland erschienene russische Literatur), Abhandlungen zur slawischen Literatur- und Sprachwissenschaft, Übersetzungen klassischer und neuzeitlicher europäischer Literatur ins Russische, Abhandlungen zu Geschichte, Naturwissenschaften und Kunst, schließlich Literatur in anderen osteuropäischen Sprachen.

2.425 Die dritte Gruppe (V) mit 4847 Titeln (davon etwa 150 vor 1900) enthält Abhandlungen aus den Bereichen slawische und nichtslawische Literaturwissenschaft, deutsche, französische, englische und spanische Literatur, Linguistik, Philosophie, Theologie, Kunst, Naturwissenschaften u.a. Schwerpunkte sind Literatur zum Idealismus, zu den Epochen Barock und Romantik und zu den evangelischen Autoren des 17. und 18. Jhs (Schwabenväter). Die letzte Abteilung (Z) bilden 2460 Taschenbücher, Dissertationen u.a. Die Katalogisierung der Bibliothek Tschižewskij ist noch nicht abgeschlossen.

Armin Schlechter

Alter Dissertationen- und Broschürenkatalog

2.426 Der Broschürenkatalog enthält etwa 586.000 Titel broschürtes Kleinschrifttum (Dissertationen, Programme u.a.) bis 1935. Die Zahl der Titel bis 1900 beträgt etwa 183.000 (31 Prozent). Davon wurden 93.755 Titel (51 Prozent) ausgezählt, 88.845 (49 Prozent) auf der Grundlage von Stichproben hochgerechnet.

2.427 Der Bestand ist in 2 alphabetischen Katalogen erfaßt (Standort: Zweigstelle im Neuenheimer Feld). Er setzt sich sachlich zusammen aus einem Kapselkatalog und einem Zettelkatalog. Von den 93.755 ausgezählten Titeln stammen ca. 68,5 Prozent (64.200 Titel) aus dem 19. Jh, 18,5 Prozent (17.455) aus dem 18. Jh, 9,5 Prozent (8800) aus dem 17. Jh und 3,5 Prozent (3300) aus dem 16. Jh.

2.428 Führende Wissenschaftssprache ist Deutsch mit ca. 45 Prozent (42.155 Titeln) vor Latein mit 40,6 Prozent (38.100). Mit Abstand folgen Französisch mit 6,4 Prozent (6000), Englisch mit 4,6 Prozent (4300) und sonstige Sprachen mit 3,4 Prozent (3200).

2.429 Analog zum Zangemeister-Bestand dominiert in den frühen Jahrhunderten Latein mit ca. 72,4 Prozent (16. Jh 85,3, 17. Jh 73,6 und 18. Jh 78,6 Prozent), während es im 19. Jh auf ca. 26 Prozent zurückgeht. Deutsch tritt im 19. Jh mit ca. 56,4 Prozent hervor. Es hat im 18. Jh nur einen Anteil von ca. 14,3 Prozent, kommt dagegen ganz überraschend im 16. Jh auf ca. 61,5 Prozent (17. Jh 17,4 und 18. Jh 14,3 Prozent). Englisch hat in den frühen Jahrhunderten mit ca. 3,8 Prozent (16. bis 18. Jh) einen etwas größeren Anteil als Französisch mit 2,8 Prozent; im 19. Jh ist jedoch der Anteil des Französischen mit ca. 8 Prozent wesentlich höher als der des Englischen mit 5 Prozent. Schwach vertreten sind die anderen Sprachen vom 16. bis 18. Jh mit ca. 0,6 Prozent; im 19. Jh steigt deren Anteil auf 4,7 Prozent.

2.430 Der Broschürenkatalog ist in insgesamt 44 Fächer aufgeteilt, von denen 5 nicht besetzt sind. Den Anfang bildet die Theologie mit den Dissertationes theologicae Heidelbergenses (insgesamt 13.943 Titel), es folgen die Dissertationes juridicae Heidelbergenses und die Jurisprudenz allgemein (insgesamt 30.315 Titel). Die Dissertationes medicae Heidelbergenses zählen 525 Titel; dazu kommen die übrigen medizinischen Broschüren in den Gruppen A--J (34.710 Titel) und K--Z (27.675). Die philosophischen (361) und mathematisch-naturwissenschaftlichen (474) Heidelberger Dissertationen werden gefolgt von den Gruppen Philosophie (3617 Titel), Pädagogik und Bildungswesen (3273), Literaturgeschichte (3314), Bibliotheken (551) sowie Literarische Streitigkeiten (500).

2.431 Zur Geschichte der Akademien und Universitäten im Allgemeinen liegen 194 Titel vor, zur Geschichte der Universitäten im Einzelnen 4058 Titel (vor allem Personal- und Vorlesungsverzeichnisse). Die Geschichte der Schulen im Allgemeinen (außerhalb Badens) umfaßt 2193 Titel, die der Schulen in Baden 345 Titel. Die Gelehrtengeschichte zählt 231 Titel, die Sprachforschung 2224, die Grammatik der orientalischen Sprachen 237, die Auctores orientales 316, die Grammatik der griechischen und lateinischen Sprache 1516 Titel. 189 Dissertationes ad auctores Graecos et Latinos spectantes sind den Auctores Graeci (4978 Titel) und Auctores Latini (4379 Titel) vorangestellt. Es folgen Antiquitäten, Mythologie, Kunst und Musik (1500 Titel); Poesie und Curiosa (1100); Geschichte (9895); Diplomatik, Paläographie, Heraldik und Numismatik (1300); Geographie und Ethnographie (700).

2.432 Die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer gliedern sich in Mathematik (800 Titel), Astronomie (600), Naturkunde im Allgemeinen und physikalische Geographie (1300), Physik (2410), Chemie (8775), Mineralogie und Geologie (1216), Botanik (1879) sowie Zoologie (1541 Titel). Den Abschluß bilden 9360 Broschüren zur Politischen Ökonomie (einschließlich Cameralia) sowie 70 Dissertationes Karlsruhenses.

Manfred Stange

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetische Kataloge:

EDV-Katalog ab Erscheinungsjahr 1986, der auch zunehmend eine Auswahl älterer Literatur vor 1986 erschließt

Alphabetischer Hauptkatalog bis Erscheinungsjahr 1985
[Zettelkatalog; durchgehend zweigeteilt nach den Erscheinungsperioden 1936--1985, nach PI; und 1447--1935, Hausregeln in Anlehnung an PI]

Gesamt-Katalog der Dissertationen und Broschüren bis Erscheinungsjahr 1935
[alphabetischer Zettelkatalog; Kopie des noch erhaltenen Alten Broschürenkatalogs, der ursprünglich aus 44 jeweils alphabetisch geordneten Sachgruppen bestand, s. 2.426 ff. und 3.2]

Ergänzungsreihen zum Gesamt-Katalog der Dissertationen und Broschüren
[5 alphabetische Zettelkataloge, geordnet nach Orten und innerhalb der Orte nach Institutionen jeweils chronologisch nach Erscheinungsjahren]:

Verzeichnis der Schulprogramme und Broschüren zur Geschichte der Bibliotheken bis Erscheinungsjahr 1925

Verzeichnis der Schulprogramme und Broschüren zur Geschichte der Schulen außerhalb des ehemaligen Landes Baden ('Sch.a.B.')

Verzeichnis der Schulprogramme und Broschüren zur Geschichte der Schulen innerhalb des ehemaligen Landes Baden ('Sch.i.B.')

Verzeichnis der Universitätsschriften bis Erscheinungsjahr 1925

Verzeichnis der Universitäts-, Bibliotheks- und Schulschriften der Erscheinungsjahre 1926--1980

Heidelberger Gesamtkatalog
[Zettelkatalog nach RAK-WB; weist den Bestand anderer Heidelberger Bibliotheken nach]

Heidelberger Zeitschriftenverzeichnis (HZV) 1992
[Mikrofiche-Ausgabe; weist die Zeitschriften der Universitätsbibliothek und anderer Bibliotheken Heidelbergs sowie der Region nach]

Sachkataloge:

Neuer Sachkatalog
[Zettelkatalog; Regionen-, Personen- und Systematischer Katalog; löst den Alten Sachkatalog seit Anfang 1960 ab]

Alter Sachkatalog, auch Alter Realkatalog oder Zangemeister-Katalog genannt
[systematischer Bandkatalog mit Schlagwortregister, 877 Bde, bis 1962 geführt]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg und seit 1978 (1990 online) in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen. Die Universitätsbibliothek ist seit 1986 dem Südwestverbund (SWB) angeschlossen.

Sonderkataloge:

Die Titel der mit '*' versehenen Sonderkataloge sind im Alphabetischen Hauptkatalog enthalten. Kataloge zu den Gelehrten- und Klosterbibliotheken: s.u. 3.3

Katalog der Alten Karten und Pläne
[sogenannter Kreuzkatalog, in Zettelform; weist einen großen Teil der im Besitz der Universitätsbibliothek befindlichen gedruckten und handgezeichneten alten Karten und Pläne -- Erfassungszeitraum bis in die erste Hälfte des 19. Jhs -- nach. In einem Alphabet werden Kartentitel, Namen der Verfasser, Zeichner, Stecher und Drucker verzeichnet sowie der auf den Karten dargestellte Raum. Die in diesem Katalog nachgewiesenen Bestände sind nur vereinzelt auch im Alphabetischen Hauptkatalog verzeichnet; Universitätsbibliothek (UB), Katalogsaal]

Katalog von Ansichten, Karten und Plänen Heidelbergs und der Umgebung, sogenannter Ansichtenkatalog
[alphabetischer Zettelkatalog und Standortkatalog; UB, Handschriftenabteilung]

Katalog der Deutschen Jugendbewegung
[alphabetischer Zettelkatalog und Standortkatalog; UB, Handschriftenabteilung]*

Alphabetischer Katalog von Drucken mit handschriftlichen Bemerkungen
[alphabetischer Bandkatalog, 2 Bde; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der Heidelberger Drucke
[chronologischer Zettelkatalog der bis 1700 in Heidelberg entstandenen Drucke; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der Heidelberger Handschriften (Heid.Hs.)
[alphabetischer Bandkatalog, 9 Bde; verzeichnet auch gedrucktes Material, besonders aus Nachlässen; UB, Handschriftenabteilung]

Katalog der Heidelberger Handschriften (Heid.Hs.)
[Standortkatalog; UB, Handschriftenabteilung]

Katalog der Inkunabeln der Heidelberger Universitätsbibliothek
[alphabetischer Bandkatalog, 5 Bde; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der Inkunabeln der Heidelberger Universitätsbibliothek
[chronologischer Bandkatalog, 4 Bde; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der Inkunabeln der Heidelberger Universitätsbibliothek
[alphabetisches Register nach Druckorten und innerhalb der Druckorte chronologisch nach Druckern, ein Bd, 1904 abgeschlossen; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der Kriegsverluste 1939--1945
[Alphabetischer und Systematischer Katalog in Zettelform; ohne Rechtswissenschaft (J) und Wirtschaftswissenschaften (K); deren Verlusttitel sind im Alten Sachkatalog (Zangemeister-Katalog) verzeichnet; UB, Titelaufnahme]

Katalog der Maler, Stecher, Lithographen usw., sogenannter Kupferstichkatalog
[alphabetischer Zettelkatalog; UB, Handschriftenabteilung]

Katalog der Porträtsammlung
[alphabetischer Zettelkatalog; UB, Handschriftenabteilung]

Reproduktionen-Katalog der in der Universitätsbibliothek Heidelberg vorhandenen Vollfaksimile-Editionen von Handschriften und seltenen Drucken
[alphabetischer Bandkatalog, 6 Bde, und Standortkatalog, 2 Bde; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der Sammlung Kalbus
[alphabetischer Zettelkatalog und Standortkatalog; Quellenliteratur zur Geschichte, Technik und Wirtschaft des Films im weitesten Sinn; UB, Katalogsaal]*

Katalog der Sammlung 'Künstlerische Drucke'
[alphabetischer Zettelkatalog und Standortkatalog; UB, Handschriftenabteilung]*

Katalog der 'Schönsten Bücher' 1951--1977
[alphabetischer Zettelkatalog und Standortkatalog; UB, Handschriftenabteilung]*

Gedruckte Sonderkataloge:

Katalog der Handschriften und Altdrucke (Ms.) des Slavischen Instituts der Universität Heidelberg. Hrsg. von Timo Haapanen. Heidelberg 1987 (Heidelberger Bibliotheksschriften 27)

Die Briefe der Heidelberger Wunderhorn-Sammlung. Katalog. Hrsg. von Michael Rother. Heidelberg 1989 (Heidelberger Bibliotheksschriften 37)

Die Lieder und Sinnsprüche der Heidelberger Wunderhorn-Sammlung. Katalog. Hrsg. von Michael Rother und Armin Schlechter. Heidelberg 1992 (Heidelberger Bibliotheksschriften 49)

Zeitschriftenverzeichnis Ägyptologie, Klassische Archäologie, Mittlere und Neuere Kunstgeschichte. Stand: September 1983. Heidelberg 1983 (Heidelberger Bibliotheksschriften 11)*

Fachkataloge:

Fachkatalog Ägyptologie. Hrsg. von Günter Burkard und Günter Rudnitzky. Heidelberg 1982 (Heidelberger Bibliotheksschriften 1)'*'

Fachkatalog Ägyptologie. Supplement. Hrsg. von Günter Burkard. Heidelberg 1988 (Heidelberger Bibliotheksschriften 31)*

3.2 Historische Kataloge

Handschriftliche Verzeichnisse:

Registrum librorum omnium librarium totius universitatis
[Katalog der beiden älteren Bibliotheken der Universität Heidelberg (Universitätsbibliothek und Artistenfakultät) sowie der Bibliothek des Heilig-Geist-Stiftes (Stiftsbibliothek); angelegt von Erhard Knab († 1480) 1466; UB, Heid. Hs. 47 und 47a (im allgemeinen Abschrift von Heid. Hs. 47, ergänzt um eine Urkundensammlung mit 60 Nummern; alte Signatur: Heid. Hs. 358, 47 und 47a)]

Katalog der Schloßbibliothek
[10 Bde, systematisch geordnet, um 1556 angelegt; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. 1929, 1932--1935, 1937, 1940, 1942, 1944, 1946; Kopien: 1936, 1941, 1943]

Katalog der Stiftsbibliothek
[5 Bde, systematisch geordnet, 1581 von Konrad Lautenbach und Joachim Strupp von Gelnhausen angelegt; Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. Lat. 1927, 1930, 1939, 1945, 1956; Kopien: 1931, 1938]

Catalogus librorum Bibliothecae universitatis Heidelbergensis
[zusammengestellt von Carl Ludwig Tollner 1710; UB, Heid. Hs. 3374]

Copia Catalogi Bibliothecae Universitatis Heidelbergensis
[systematisch geordnet, 1758 von Franz Joseph von Oberkamp angelegt; Karlsruhe, Bad. Generallandesarchiv, 205/77]

Catalogus auctorum veterum Graecorum et Romanorum
[6 Bde, alphabetisch geordnet, von Johann Christoph Pflaum um 1790 angelegt; UB, Cod. Sal. XI 17--22]

Catalogus dissertationum Juridicarum
[18. Jh, 2 Bde; UB, Heid. Hs. 2675 und 2676]

Catalogus alphabeticus bibliothecae academiae Heidelbergensis. Codices manuscripti Palatini
[19. Jh, 2 Bde; UB, Heid. Hs. 3371]

Codices Palatini Germanici. Catalogus alphabeticus; Real-Katalog
[2 Bde; UB, Heid. Hs. 3327]

Register über die Schränke der Philosophie. 1821
[Schrank 145: Allgemeine Werke; Schrank 146: Lehrbücher; Schrank 147: Praktische Philosophie; UB, Heid. Hs. 2674]

Schrankkatalog der Universitätsbibliothek. Literatur seit 1800
[bis Mitte des 19. Jhs; angelegt von Karl Thibaut; 4 Bde. Bestandsverzeichnis von 335 Bücherschränken; UB, Heid. Hs. 2677]

Inkunabelkataloge
[2 chronologische Verzeichnisse der in der Heidelberger Universitätsbibliothek vorhandenen Inkunabeln; angelegt um die Mitte des 19. Jhs von Karl Thibaut; UB, Heid. Hs. 3944]

Pfälzische Bibliographie
[1. Alphabetischer Katalog, 1884; 2. Realkatalog, 1884; 3. Alphabetischer Katalog in Zettelform; UB, Heid. Hs. 3977]

Alter Alphabetischer Hauptkatalog
[in Bandform, ganz überwiegend hschr. Einträge, 734 Bde; 1978 abgeschlossen; erfaßt die Erscheinungsjahre 1447--1935; noch benutzbar im Katalogsaal]

Gesamt-Katalog der Dissertationen und Broschüren bis Erscheinungsjahr 1935 [s.o. 3.1]

Gedruckte Verzeichnisse:

Alphabetisches Verzeichnis (hrsg. von Joseph Eiselein) der sämtlichen auf der Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg im Jahre 1832 und großenteils in dem noch zunächst folgenden Zeitraume vorkommenden Bücher-Fortsetzungen. Heidelberg 1832

Ein Verzeichniß von Grundschriften der ehemaligen Heidelberger (Universitäts-)Bibliothek. Hrsg. von F. L. Hoffmann. Leipzig 1850

Katalog der Handschriften der Universitätsbibliothek in Heidelberg. Bd 1: Die Altdeutschen Handschriften. Verzeichnet und beschrieben von Karl Bartsch. Heidelberg 1887. Bd 2: Die deutschen Pfälzer Handschriften des XVI. und XVIII. Jahrhunderts. Mit einem Anhang: Die Handschriften der Batt'schen Bibliothek. Verzeichnet und beschrieben von Jakob Wille. Heidelberg 1903

Katalog der 'Bibliothek der Museums-Aktien-Gesellschaft' in Heidelberg. Heidelberg 1892 [dazu ein alphabetischer Zettelkatalog und Standortkatalog; Originalausgaben deutscher, englischer, französischer und italienischer Belletristik hauptsächlich des 19. Jhs]

Verzeichniss der Zeitschriften, welche von der Universitätsbibliothek Heidelberg gehalten werden. Hrsg. von Karl Zangemeister. Heidelberg 1893

Heidelberger Zeitschriftenverzeichnis (HZV). Alphabetisches Verzeichnis aller von der Universitätsbibliothek, den Universitätsinstituten, der Badischen Landessternwarte und dem Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung laufend gehaltenen Zeitschriften und Reihen. Hrsg. von der Universitätsbibliothek. Heidelberg 1933

Neues Heidelberger Zeitschriftenverzeichnis (NHZV). Seit 1930 im Universitätsbereich gehaltene Zeitschriften nach dem Stand von 1963. Bearb. und hrsg. von der Universitätsbibliothek Heidelberg. Heidelberg [um 1965]

Heidelberger Zeitschriftenverzeichnis (HZV). Heidelberg 1988 [weist die Zeitschriften der Universitätsbibliothek und 122 anderer Bibliotheken Heidelbergs sowie 17 der Region nach]

Dublettenverzeichnisse:

Dupletten-Auction. Verzeichniß der am 20ten November 1809 versteigerten Dupletten der Heidelberger Universitäts-Bibliothek. Heidelberg 1809

Verzeichniß dupletter Bücher der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg, welche, vom 16ten November 1829 an, öffentlich daselbst versteigert werden. Heidelberg 1829

Verzeichniß dupletter Bücher der Universitäts-Bibliothek in Heidelberg, welche, vom 3ten Dezember 1832 an, öffentlich daselbst versteigert werden. Heidelberg 1832

3.3 Kataloge der Gelehrten- und Klosterbibliotheken (überwiegend historische Sonderkataloge in hschr. Form)}

Katalog der Bibliothek des Klosters Allerheiligen und der Klosterpfarreien
[Prämonstratenserstift Allerheiligen, Alphabetischer und Systematischer Katalog, 1787/88 angelegt; Bad. Landesbibliothek Karlsruhe, Allerheiligen 1]

Verzeichniss der Bücher, welche die Universität Heidelberg aus der Bibliothec des Klosters Allerheiligen zu haben wünschet
[Prämonstratenserstift Allerheiligen, alphabetisch geordnet, um 1803 angelegt; Bad. Landesbibliothek Karlsruhe, K 2986,1]

Catalogus bibliothecae Barthianae
[Christian Friedrich Johann Barth, alphabetisches Verzeichnis u.a., um 1859 angelegt; UB, Heid. Hs. 563a]

Katalog der Bibliotheca Battiana
[Georg Anton Batt, Standortkatalog, um 1839 angelegt; UB, Heid. Hs. 3373]

Bibliotheca Battiana
[Georg Anton Batt, alphabetischer und materiell-chronologischer Katalog, um 1839; UB, Heid. Hs. 3383]

Catalogus Boeclerianus
[Johann von Boecler, um 1800; UB, Heid. Hs. 2662, 1--2]

Verzeichnis der Pindarsammlung von Eduard Boehmer. 2. Aufl., vermehrt
[von Eduard Böhmer selbst angefertigtes, nach Erscheinungsjahren geordnetes Verzeichnis der Sammlung, zwischen 1891 und 1905 entstanden; UB, Heid. Hs. 2382]

Katalog der Bibliothek Eduard Böhmer
[systematisch und alphabetisch geordnet, um 1906 erstellt; UB, Heid. Hs. 2771]

Verzeichnis der Bismarck-Bibliothek
[Karl Ludwig Wilhelm Arthur von Brauer, 5 von ihm selbst erstellte Faszikel, Standortkatalog, alphabetisches Verzeichnis u.a.; UB, Heid. Hs. 3788]

Verzeichniss der aus der ehemaligen fürstlichen Bibliothek zu Bruchsal in die Universitäts-Bibliothek zu Heidelberg gekommenen Bücher, August und November 1810
[Bibliothek der Bischöfe von Speyer in Bruchsal, systematisch geordnet, um 1810 angelegt; Univ.Archiv, K-Ia, 521/7]

Verzeichnis der von Franz Buhl geschenkten Werke
[alphabetisch geordnet, um 1912; UB, Heid. Hs. 2772]

August von Bulmerincq: Katalog der Bibliothek
[2 Bde, von Bulmerincq selbst erstellt, systematisch geordnet; UB, Heid. Hs. 1251--1252]

Katalog der Bibliothek August von Bulmerincq
[alphabetisch geordnet, um 1893 angelegt; UB, Heid. Hs. 2773]

Katalog der Bibliothek Maximilian Joseph und Franz von Chelius
[alphabetisch geordnet, um 1906 angelegt; UB, Heid. Hs. 2774]

Verzeichnis der Cooper-Sammlung von Rudolf Drescher, Hanau a. M.
[Katalog der James-Fenimore-Cooper-Sammlung, mschr., systematisch geordnet, 1940 angelegt; DRESCHER 271, Kopie: 88 B 1506]

Erwerbungen der Universitäts-Bibliothek aus der säkularisirten Benediktiner-Abtey Ettenheim-Münster im Breisgau. Aufgeliefert im Sommer 1821. Bücherverzeichnis
[systematisch geordnet, 1821/22 angelegt; Univ.Archiv, K-Ia, 521/9]

Katalog der Bibliothek Nikolaus Friedreich
[systematisch geordnet, um 1882 angelegt; UB, Heid. Hs. 2775]

Verzeichniß der aus der aufgehobenen Reichsprälatur Gengenbach im Jahr 1809 und 1810 in die Großherzogliche Universitätsbibliothek zu Heidelberg gekommenen Bücher
[systematisch geordnet, um 1810 angelegt; Univ.Archiv, K-Ia, 521/5]

[Ludwig Häusser:] Katalog meiner Bibliothek
[von Ludwig Häusser selbst angelegt, systematisch geordnet, wohl vor 1860 entstanden; UB, Heid. Hs. 1742]

Bibliotheca Haeusseriana. Verzeichniß der Broschüren und Dissertationen
[Ludwig Häusser, alphabetisch geordnet, zwischen 1867 und 1869 angelegt; UB, Heid. Hs. 2776]

Katalog der Bibliothek Ludwig Häusser (Broschüren)
[inhaltlich identisch mit Heid. Hs. 2776 und wohl dessen Vorlage; UB, Heid. Hs. 2777]

Catalogus alphabeticus Bibliothecae Haeusserianae
[Ludwig Häusser, Monographien, alphabetisch geordnet, zwischen 1867 und 1869 angelegt; UB, Heid. Hs. 2778]

Verzeichniss der vom Grossherzoglichen Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts \ldots angekauften und der Grossherzoglichen Universitaets-Bibliothek überwiesenen Werke aus der Bibliothek des [gestorbenen] Professor Dr. Bernhard Kahle
[alphabetisch geordnet, um 1911 angelegt; UB, Heid. Hs. 2779]

Katalog der Bibliothek Marie und Friedrich Kiefer
[alphabetisch geordnet, um 1912 angelegt; UB, Heid. Hs. 2780]

Katalog der mit handschriftlichen Eintragungen versehenen Bücher, Dissertationen und Broschüren aus der Bibliothek Hermann Köchlys
[2 Schachteln, wohl 1876/77 angelegt; UB, Heid. Hs. 2372, 1--2]

Verzeichniß der durch das Legat des Geistlichen Raths Kübel in die Universitäts-Bibliothek gekommenen Bücher
[Matthäus Kübel, systematisch geordnet, 1809 angelegt; Univ.Archiv, K-Ia, 521/3]

Katalog der Bibliothek Emanuel Leser
[alphabetisch geordnet, wohl 1915 angelegt; UB, Heid. Hs. 3382]

Katalog der Bibliothek Albert Mays
[Hss. und Monographien, alphabetisch geordnet, um 1893 angelegt; UB, Heid. Hs. 3943]

Verzeichnis der Broschüren der Sammlung Albert Mays
[2 Schachteln, Satzvorlage für die Pfälzische Bibliographie s.u.), um 1886; UB, Heid. Hs. 4047, 1--2]

Katalog der Bibliothek Ernst Otto Adalbert Merx
[Monographien, alphabetisch geordnet, um 1910 angelegt; UB, Heid. Hs. 2781]

Verzeichnis der am 8. Juli 1932 von den Erben des Professors Dr. Adalbert Merx in Heidelberg aus dem Depot in den Besitz der Universitätsbibliothek übergebenen Broschüren und Sonderabdrucke
[1932/33 angelegt; UB, Heid. Hs. 2782]

Bibliotheca Mittermaieriana. Dissertationen und Broschüren
[Karl Joseph Anton Mittermaier, systematisch geordnet, zwischen 1867 und 1869 angelegt; UB, Heid. Hs. 2790]

Realkatalog der Bibliotheca Mittermaieriana
[Karl Joseph Anton Mittermaier, Monographien und Broschüren, 2 Bde Katalog und ein Bd Signaturenkonkordanz, systematisch-alphabetisch geordnet, Bde 1--2 zwischen 1867 und 1869 angelegt; UB, Heid. Hs. 2791, 1--3]

Dissertationes Mittermaierianae Catalogus
[Karl Joseph Anton Mittermaier, z. T. von ihm selbst erstellt, z. T. systematisch geordnet; UB, Heid. Hs. 4042]

Verzeichnis der von Herrn Hofrat Prof. Dr. Salomon Moos geschenkten Werke
[alphabetisch geordnet, um 1896 angelegt; UB, Heid. Hs. 2783]

Catalogus alphabeticus Bibliothecae Naegelianae
[Max Naegele, systematisch-alphabetisch geordnet, um 1852 angelegt; UB, Heid. Hs. 2784]

Katalog der Petershausener und Salemer Inkunabeln und Frühdrucke
[überwiegend nach Druckjahren geordnet, wohl 1825 angelegt; UB, Heid. Hs. 2679]

Catalogus librorum Bibliothecae Petrihusianae
[Reichsstift Petershausen, systematisch geordnet, Ende 18. Jh angelegt; UB, Heid. Hs. 2680]

Katalog der noch übrigen merkwürdigen Bücher in der Kloster-Bibliothek zu Reichenau
[Benediktinerabtei Reichenau, Verzeichnis des nach Vorauswahl der Hofbibliothek übrigen Restes, systematisch geordnet, 1804/05 angelegt; Bad. Generallandesarchiv Karlsruhe, 205/84, fol. 6--16]

Specificatio illorum librorum, quibus sub gratioso regimine reverendissimi, et excellentissimi D.D. Anselmi Abbatis Salemitani II. munificentissime ditata est Bibliotheca maior Salemitana ab anno MDCCXLVI
[Reichsstift Salem. Katalog der in der Amtszeit des Abtes Anselm II. Schwab (1746--1778) angeschafften Bücher; UB, Cod. Sal. X 43]

Alphabetischer Bibliothekskatalog des Reichsstiftes Salem
[4 Bde, zweite Hälfte des 18. Jhs; UB, Cod. Sal. XI 23--26]

Systema Catalogi Bibliothecae Salemitanae
[Bibliothekssystematik des von Matthias Schiltegger erarbeiteten Salemer Katalogs Cod. Sal. XI 27--41, um 1800; UB, Cod. Sal. XI 26a, Abschrift: Cod. Sal. XI 26b]

Catalogus Bibliothecae Salemitanae
[Reichsstift Salem, 15 Bde, systematisch geordnet, um 1800 angelegt; UB, Cod. Sal. XI 27--41]

Catalogus Bibliothecae Salemitanae
[Reichsstift Salem, 2 Bde, systematisch geordnet, um 1740; UB, Cod. Sal. XI 42--43]

Supplementum Catalogi Librorum in Bibliotheca Salemitana existentium
[Reichsstift Salem, alphabetisch geordnet, zweite Hälfte des 18. Jhs; UB, Cod. Sal. XI 44]

Catalogus librorum prohibitorum
[Reichsstift Salem, Katalog der verbotenen Bücher, zweite Hälfte des 18. Jhs; UB, Cod. Sal. XI 45]

Numerus-currens-Bibliothekskatalog des Reichsstiftes Salem
[45 Faszikel, systematisch geordnet, um 1800; UB, Cod. Sal. XI 46]

Catalog über die Salem'sche Bibliothek nach der Reihe der Kaesten
[11 Faszikel, systematisch geordnet, um 1800; UB, Cod. Sal. XI 47]

Realkatalog der Bibliotheca abbatialis
[Reichsstift Salem, 3 Faszikel, systematisch geordnet, zweite Hälfte des 18. Jhs; UB, Cod. Sal. XI 48]

Verzeichnis der Salemer Druckschriften, Faszikel \mbox{1--46 [Teilverzeichnis der Salemer Broschürensammlung, Standortkatalog; UB, Heid. Hs. 3381]

Flugschriften aus der Reformationszeit 1517--1555
[Verzeichnis der Reformationsschriften aus dem Bestand des Reichsstiftes Salem und anderer Klöster mit Ausnahme der Lutherschriften, nach Erscheinungsjahren geordnet, 1880 erstellt; UB, Heid. Hs. 3891]

Verzeichniss der Bibliothek Schaible
[Karl Heinrich Schaible, alphabetisch geordnet, um 1899 angelegt; UB, Heid. Hs. 2785]

Catalogus alphabeticus bibliothecae Schlosserianae
[Friedrich Christoph Schlosser, alphabetisch geordnet, um 1871 angelegt; UB, Heid. Hs. 2786]

Bibliotheca Schwarziana
[Friedrich Heinrich Christian Schwarz, Systematischer und Alphabetischer Katalog u.a., z. T. 1835 angelegt; UB, Heid. Hs. 2787]

Verzeichniß der Bücher des Spruch-Collegiums in Heidelberg
[Spruchkollegium der Universität Heidelberg, um 1840; Univ.Archiv, H-II, 156/3]

Verzeichniß der Bücher des Spruch-Collegiums der Universität Heidelberg
[um 1840 angelegt; Univ.Archiv, H--II, 156/4]

Verzeichnis derjenigen zum Spruchkollegium gehörigen Bücher, welche in der Universität aufgestellt sind
[Spruchkollegium der Universität Heidelberg, etwa 1840/50 angelegt; beigebunden: Gedrucktes Verzeichniss der dem Spruchkollegium angehörigen Bücher, um 1867; Univ.Archiv, H--II, 156/5]

Inventar der Physikalisch-ökonomischen Gesellschaft von 1778
[später Staatswirthschafts Hohe Schule, systematisch geordnet, 1778 angelegt; UB, Heid. Hs. 135]

Katalog der Staatswirthschaftlichen Hohen Schul-Bibliothek. Erster Theil. Schriften, deren Verfasser sich genannt haben ...Zweiter Theil. Schriften, deren Verfasser sich nicht genannt haben
[2 Bde, alphabetisch geordnet; UB, Heid. Hs. 2660, 1--2]

Alphabetischer Katalog der Bibliothek der Staatswirthschafts Hohen Schule
[3 Bde, Bd 3 Desiderataverzeichnis etc., nach 1784 bis 1805; UB, Heid. Hs. 2663, 1--3]

Systematischer Katalog der Bibliothek der Staatswirthschafts Hohen Schule
[9 Bde, etwa 1789 bis 1805; UB, Heid. Hs. 2664--2672]

Akzessorischer Standortkatalog der Staatswirthschafts Hohen Schule
[2 Bde, nach 1784 bis 1805; UB, Heid. Hs. 2673, 1--2]

Katalog der Bibliothek Nikolaus Trübner (Monographien)
[alphabetisch geordnet, um 1885 angelegt; UB, Heid. Hs. 2788, 1]

Katalog der Bibliothek Nikolaus Trübner (Handschriften und Drucke)
[um 1885 angelegt; UB, Heid. Hs. 2788, 2, 1. und 2. Exemplar]

Katalog der Bibliothek Max Freiherr von Waldberg
[3 Kästen, Standortkatalog, um 1900 von Waldbergs Ehefrau angelegt; UB, Heid. Hs. 3789a]

Katalog der Bibliothek Max Freiherr von Waldberg
[4 Kästen, alphabetisch umgeordnete Kopien von Heid. Hs. 3789a; UB, Heid. Hs. 3789b]

Verzeichnis der von Gustav Waltz geschenkten Werke
[alphabetisch geordnet, um 1910 angelegt; UB, Heid. Hs. 2789]

Neuere Standortkataloge:

Standortkatalog Museum
[1971--1985 erstellt; UB, Handschriftenabteilung]

Standortkatalog Tschižewskij
[1978 ff.; UB, Handschriftenabteilung]

Akzessionskartei der Bibliothek Max Freiherr von Waldberg
[2 Kästen, Standortkatalog, etwa 1955--1971; UB, Heid. Hs. 3789c]

Katalog der Bibliothek Max Freiherr von Waldberg
[3 Kästen, chronologisch und alphabetisch umgeordnete Kopien von Heid. Hs. 3789c; UB, Heid. Hs. 3789d]

Gedruckte Verzeichnisse:

Catalogus Bibliothecae luculentissimae, et libris rarissimis instructae, qua usus est, dum viveret vir summus Jo. Georgius Graevius, regis M. Britanniae historiographus, politices, historiarum et eloquentiae in Academia Ultrajectina professor etc., cuius auctio habebitur, in aedibus defuncti, ad diem. Utrecht 1703

Catalogus Bibliothecae quoad maximam partem Physico-Medicae quam in proprios usus collegit Jo. de Boecler, Medicinae Doctor ... 1. Aufl. Hamburg 1806; Catalogue de la bibliothèque de feu M. de Boecler ... 2. Aufl. Straßburg 1809

Pfälzische Bibliographie. Verzeichniß der pfälzer Broschüren aus der Sammlung des Herrn Albert Mays in Heidelberg zur 500jährigen Jubelfeier der Ruperto-Carola hrsg. von der Universitätsbibliothek in Heidelberg. Heidelberg 1886

Katalog der Bibliothek der Museums-Aktien-Gesellschaft in Heidelberg. Heidelberg 1892

Armin Schlechter

Gerda Schmitt

Manfred Stange




Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.