FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Vorwort zum Regionalteil

Nach langer und mühevoller Arbeit können wir jetzt für Norddeutschland den abschließenden Band des Handbuches der historischen Buchbestände} vorlegen. Wir waren ursprünglich davon ausgegangen, daß für die Beschreibung der Bibliothekslandschaft Niedersachsen ein Band ausreichen würde. Im Laufe der Arbeit mußten wir jedoch feststellen, daß vor allem die Beschreibung der historischen Buchbestände der Landesbibliotheken und der Wissenschaftlichen Bibliotheken - und hier insbesondere die reichen Bestände der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen als der größten Bibliothek der Region und einer der bedeutendsten der Bundesrepublik - mehr Raum beanspruchte, als von der ursprünglichen Planung her vorgesehen war. Da wir nicht auf eine detaillierte Beschreibung verzichten wollten, erscheint der Band für Niedersachsen in zwei Halbbänden.

Unser Ziel war die Beschreibung der Bibliothekslandschaft Niedersachsen. Wir sind uns bewußt, daß wir nicht alle Erwartungen erfüllen können, die potentielle Leser an uns stellen. Nicht jede Frage eines Forschers wird sich über das Register oder über den Textteil des Handbuches beantworten lassen. Wir sind uns auch bewußt, daß die Handbuch-Einträge nach Qualität und Umfang differieren. Das Niveau der einzelnen Beiträge hängt ab von Vorarbeiten, auf die bei ihrer Erarbeitung zurückgegriffen werden konnte, von der Tiefe der Erschließung durch Kataloge oder Aufstellung wie auch von der Möglichkeit der Bibliotheken, personelle Kapazitäten für die Abfassung der Beiträge freizustellen. Immer wieder mußte sich die Arbeit der Regionalredaktion auf die Koordination und die Einhaltung bestimmter formaler Vorgaben beschränken. Häufig sind kleinere und unbekanntere Sammlungen ausführlicher als bekannte und große Bibliotheken abgehandelt. Gerade für diese Bibliotheken ist aber der Handbuch-Beitrag die erste und auf absehbare Zeit wohl auch einzige Darstellung ihrer Geschichte und ihres Bestandes.

Seitens der Regionalredaktion war in hohem Maße Überzeugungsarbeit zu leisten. Gerade die großen und stark beanspruchten Bibliotheken sahen sich vor zusätzliche Aufgaben gestellt, die eine weitere Arbeitsbelastung mit sich brachten, während man sich in kleineren, meist nebenamtlich oder nicht von ausgebildetem Personal betreuten Bibliotheken den ungewohnten fachlichen Anforderungen kaum gewachsen sah und dem Projekt deshalb zunächst mit Bedenken begegnete. Bei den größeren und im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Bibliotheken lagen die Probleme häufig in ihrem Aufstellungsmodus und Erschließungsgrad. Oft sind die geretteten Teile nach dem Numerus currens aufgestellt, so daß die alte systematische Ordnung völlig verlorenging und die Ermittlung der quantitativen Daten für den Handbuch-Eintrag aufgrund von Hochrechungen oder Schätzungen erfolgen mußte. Besondere Schwierigkeiten lagen zudem in der unzulänglichen Katalogsituation vieler kleiner, aber nicht unbedeutender Bibliotheken. So waren vor der Erarbeitung des Handbuch-Beitrags teilweise erst die Kataloge einer Revision zu unterziehen. Einige Sammlungen verfügten entweder über gar keine oder über völlig unzureichende Kataloge. Hier hat in vielen Fällen die Handbuchredaktion die Initiative ergriffen, damit durch Katalogrevisionen oder Neukatalogisierungen die Voraussetzungen für die Bestandsbeschreibung geschaffen wurden. Insbesondere die Erschließung der lange Zeit in Vergessenheit geratenen Schulbibliotheken konnte im Zuge der Erarbeitung des Handbuches deutlich verbessert werden.

Wir erheben nicht den Anspruch, alle historischen Buchbestände in Niedersachsen beschrieben zu haben. Die Zahl der potentiell ins Handbuch aufzunehmenden Bibliotheken war erheblich größer als die hier vertretenen Sammlungen. Während es gelang, alle großen Bibliotheken für eine Mitarbeit am Handbuch zu gewinnen, mußte auf die Einbeziehung mancher kleinerer Sammlung verzichtet werden, da entweder die öffentliche Zugänglichkeit nicht gewährleistet war oder - gerade bei den vielen kleinen Pfarr- und Schulbibliotheken - die Sammlung kein ausgeprägtes Altbestandsprofil aufwies, das eine Aufnahme in das Handbuch gerechtfertigt hätte. Teilweise mußten wir auch respektieren, daß vor allem Adelshäuser einen Nachweis ihrer Sammlungen im Handbuch nicht wünschten. Es war leider auch nicht möglich, die Bibliotheken der Niedersächsischen Staatsarchive einzubeziehen, da sie als reine Dienstbibliotheken betrachtet werden; eine Ausnahme wurde einzig bei den dort aufgestellten Deposita gemacht. Schließlich verzichteten einige meist kleinere und unzureichend untergebrachte Sammlungen bewußt auf eine detaillierte Beschreibung ihrer Bestände, da sie aufgrund nicht gegebener Sicherungsmöglichkeiten Diebstähle befürchten. Nach Abwägung der Bestandsgröße, der Geschlossenheit der jeweiligen Sammlung, ihres Alters und ihrer Seltenheit sowie ihrer potentiellen Bedeutung für die Forschung fanden schließlich von den ca. 140 in Niedersachsen angesprochenen Sammlungen 71 Bibliotheken Aufnahme in das Handbuch.

Die ursprünglich an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel angesiedelte Regionalredaktion Norddeutschland nahm am 1. Januar 1985 als erste der regionalen Arbeitsstellen ihre Tätigkeit auf. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter war zunächst Hermann Staub tätig, der zum 1. April 1986 die Stelle des Archivars beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels in Frankfurt a. M. übernahm. An seine Stelle trat Dr. Alwin Müller-Jerina. Er wechselte 1990 an die Stadtbücherei Bochum und betreute von dort aus die weitere Abwicklung des Projekts. Die Regionalredaktion Norddeutschland bearbeitete die Bibliotheken in Schleswig-Holstein, Bremen, Hamburg, im Westteil Berlins und in Niedersachsen. Es handelte sich damit - bei einer Nord-Süd-Ausdehnung von Flensburg bis Göttingen und einer Ost-West-Erstreckung von Emden bis Berlin - um die räumlich größte Bibliotheksregion, die von einer Regionalredaktion betreut worden ist.

Seitens der Regionalredaktion wurden zusätzliche Aufgaben und Tätigkeiten übernommen, die sich - vor alle bei kleineren und mittleren Bibliotheken - auf die intensive Beratung und praktische Unterstützung in einer Vielzahl von bibliothekarischen Fragen erstreckten. Sie reichten von komplexen bibliographischen Ermittlungen über Hilfestellungen bei der Revision einer Bibliothek, Fragen der Restaurierung und der Präsentation von Altbeständen bis zur Initiierung von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und zu gutachterlichen Tätigkeiten. Gerade die kleineren und bisher oft zu Unrecht vernachlässigten Bibliotheken haben von ihrer Mitarbeit am Handbuch profitiert. Alle teilnehmenden Bibliotheken haben uns bestätigt, daß sie während der Erarbeitung des Artikels immer wieder überraschende Entdeckungen gemacht und ein wesentlich detaillierteres Bild ihrer historischen Bestände gewonnen haben.

Zu danken ist vor allem Dr. Alwin Müller-Jerina, der trotz beruflicher Belastung die schwierige und langwierige redaktionelle Arbeit mit Beharrlichkeit und Ausdauer auf sich genommen hat. Zum Gelingen des Unternehmens haben in erster Linie die vielen Kolleginnen und Kollegen in den angesprochenen Bibliotheken beigetragen, die meist bei laufendem Betrieb und teilweise in ihrer Freizeit den Vorgaben des Handbuches entsprechend statistische Erhebungen durchgeführt und, darauf aufbauend, detaillierte inhaltliche Bestandsanalysen erarbeitet haben. Nur in wenigen Fällen konnten dabei Vorarbeiten, wie rein mechanische Auszählungen, von Honorarkräften übernommen werden. Dennoch traf das Projekt trotz teilweise anfänglich geäußerter Skepsis letztlich auf breite Zustimmung.

Als wertvoll und hilfreich erwies sich die Förderung und Unterstützung durch Personen und Institutionen. So konnte das Projekt wiederholt auf Tagungen einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt werden. In der Phase der Ermittlung von den in das Handbuch aufzunehmenden Institutionen unterstützten eine Vielzahl von Personen die Planungen. Ihnen sei an dieser Stelle ebenso gedankt wie allen übrigen Bearbeitern. Von vielen Bearbeitern erhielten wir zudem wertvolle Anregungen und Hinweise auf weitere Sammlungen, die eine Aufnahme ins Handbuch rechtfertigten und die bisher nicht allgemein bekannt waren.

Auch wenn wir nicht alle Bibliotheken erfaßt haben sollten, können wir doch wohl für uns in Anspruch nehmen, daß wir ein umfassendes Nachschlagewerk über Bibliotheken mit historischen Buchbeständen im Bundesland Niedersachsen vorlegen. Wir würden uns freuen, wenn auch dieser letzte Band der Regionalredaktion Norddeutschland des Handbuches der historischen Buchbestände} als Nachweis des einstmals Vorhandenen und Führer zu den heutigen Beständen von der Forschung mit Wohlwollen aufgenommen würde.

Halle und Wolfenbüttel, Juli 1997

Paul Raabe


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.